nova. Lond. 1600. fol.), der Erste, der gründlich über den Magnet geschrieben, und keine Thorheiten mehr darüber vorgebracht hat, nahm an, die Erde sey ein Magnet das Wasser aber nicht; folglich müssen sich die Nadeln überall nach derjenigen Gegend kehren, nach welcher das meiste und nächste Land liege. Nach dieser Voraussetzung müßte in den Azorischen Inseln, welche von Afrika und Amerika beynahe gleich weit entfernt liegen, gar keine, von ihnen gegen Afrika zu eine östliche, und gegen Amerika zu eine westliche Abweichung statt finden. Am Vorgebirge der guten Hofnung müste wiederum gar keine oder nur eine sehr geringe Abweichung seyn, weil die Nadel von beyden Seiten des festen Landes gleich stark angezogen würde u. s. f. Dieses schien auch mit den damals bekannten wenigen Beobachtungen der Ostindienfahrer ziemlich übereinzustimmen; aber Halley setzt dieser Theorie das Beyspiel der brasilianischen Küste entgegen, an welcher sich die Nadel ganz vom Lande abwendet, und gegen Osten abweicht, da doch das Land der Küste westwärts liegt.
Descartes suchte die Ursache der Abweichung in den Eisenerzen und Magneten, welche im Innersten der Erde und im Meergrunde verborgen lägen; Auzout darin, daß der Strom der magnetischen Materie durch die in der Erde entstandenen natürlichen und künstlichen Aushöhlungen gestört, und von seinem eigentlichen Wege abgelenkt werde; Hevel in einem Schwanken der Erde, und dergleichen; aber alle diese Hypothesen sind von Halley und Musschenbroek gründlich widerlegt worden, und fallen von selöst zu Boden, wenn man nur einen Blick auf Halley's oder Lamberts Karte wirft und bemerkt, wie viel Regelmäßiges und welche geometrische Beziehung auf gewisse Punkte aus dem ganzen Abweichungssysteme unverkennbar hervorleuchte.
Halley setzte daher an die Stelle der vorigen eine neue Theorie (A theory of the variation of the magnetical compass by Mr. Edmund Halley, in Philos. Transact. num. 143. pag. 208), die er auf eine zahlreiche Sammlung von Beobachtungen baute, aus welchen er auch seine
nova. Lond. 1600. fol.), der Erſte, der gruͤndlich uͤber den Magnet geſchrieben, und keine Thorheiten mehr daruͤber vorgebracht hat, nahm an, die Erde ſey ein Magnet das Waſſer aber nicht; folglich muͤſſen ſich die Nadeln uͤberall nach derjenigen Gegend kehren, nach welcher das meiſte und naͤchſte Land liege. Nach dieſer Vorausſetzung muͤßte in den Azoriſchen Inſeln, welche von Afrika und Amerika beynahe gleich weit entfernt liegen, gar keine, von ihnen gegen Afrika zu eine oͤſtliche, und gegen Amerika zu eine weſtliche Abweichung ſtatt finden. Am Vorgebirge der guten Hofnung muͤſte wiederum gar keine oder nur eine ſehr geringe Abweichung ſeyn, weil die Nadel von beyden Seiten des feſten Landes gleich ſtark angezogen wuͤrde u. ſ. f. Dieſes ſchien auch mit den damals bekannten wenigen Beobachtungen der Oſtindienfahrer ziemlich uͤbereinzuſtimmen; aber Halley ſetzt dieſer Theorie das Beyſpiel der braſilianiſchen Kuͤſte entgegen, an welcher ſich die Nadel ganz vom Lande abwendet, und gegen Oſten abweicht, da doch das Land der Kuͤſte weſtwaͤrts liegt.
Descartes ſuchte die Urſache der Abweichung in den Eiſenerzen und Magneten, welche im Innerſten der Erde und im Meergrunde verborgen laͤgen; Auzout darin, daß der Strom der magnetiſchen Materie durch die in der Erde entſtandenen natuͤrlichen und kuͤnſtlichen Aushoͤhlungen geſtoͤrt, und von ſeinem eigentlichen Wege abgelenkt werde; Hevel in einem Schwanken der Erde, und dergleichen; aber alle dieſe Hypotheſen ſind von Halley und Muſſchenbroek gruͤndlich widerlegt worden, und fallen von ſeloͤſt zu Boden, wenn man nur einen Blick auf Halley's oder Lamberts Karte wirft und bemerkt, wie viel Regelmaͤßiges und welche geometriſche Beziehung auf gewiſſe Punkte aus dem ganzen Abweichungsſyſteme unverkennbar hervorleuchte.
Halley ſetzte daher an die Stelle der vorigen eine neue Theorie (A theory of the variation of the magnetical compaſs by Mr. Edmund Halley, in Philoſ. Transact. num. 143. pag. 208), die er auf eine zahlreiche Sammlung von Beobachtungen baute, aus welchen er auch ſeine
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nova. Lond. 1600. fol.), der Erſte, der gruͤndlich uͤber den Magnet geſchrieben, und keine Thorheiten mehr daruͤber vorgebracht hat, nahm an, die Erde ſey ein Magnet das Waſſer aber nicht; folglich muͤſſen ſich die Nadeln uͤberall nach derjenigen Gegend kehren, nach welcher das meiſte und naͤchſte Land liege. Nach dieſer Vorausſetzung muͤßte in den Azoriſchen Inſeln, welche von Afrika und Amerika beynahe gleich weit entfernt liegen, gar keine, von ihnen gegen Afrika zu eine oͤſtliche, und gegen Amerika zu eine weſtliche Abweichung ſtatt finden. Am Vorgebirge der guten Hofnung muͤſte wiederum gar keine oder nur eine ſehr geringe Abweichung ſeyn, weil die Nadel von beyden Seiten des feſten Landes gleich ſtark angezogen wuͤrde u. ſ. f. Dieſes ſchien auch mit den damals bekannten wenigen Beobachtungen der Oſtindienfahrer ziemlich uͤbereinzuſtimmen; aber Halley ſetzt dieſer Theorie das Beyſpiel der braſilianiſchen Kuͤſte entgegen, an welcher ſich die Nadel ganz vom Lande abwendet, und gegen Oſten abweicht, da doch das Land der Kuͤſte weſtwaͤrts liegt.
Descartes ſuchte die Urſache der Abweichung in den Eiſenerzen und Magneten, welche im Innerſten der Erde und im Meergrunde verborgen laͤgen; Auzout darin, daß der Strom der magnetiſchen Materie durch die in der Erde entſtandenen natuͤrlichen und kuͤnſtlichen Aushoͤhlungen geſtoͤrt, und von ſeinem eigentlichen Wege abgelenkt werde; Hevel in einem Schwanken der Erde, und dergleichen; aber alle dieſe Hypotheſen ſind von Halley und Muſſchenbroek gruͤndlich widerlegt worden, und fallen von ſeloͤſt zu Boden, wenn man nur einen Blick auf Halley's oder Lamberts Karte wirft und bemerkt, wie viel Regelmaͤßiges und welche geometriſche Beziehung auf gewiſſe Punkte aus dem ganzen Abweichungsſyſteme unverkennbar hervorleuchte.
Halley ſetzte daher an die Stelle der vorigen eine neue Theorie (A theory of the variation of the magnetical compaſs by Mr. Edmund Halley, in Philoſ. Transact. num. 143. pag. 208), die er auf eine zahlreiche Sammlung von Beobachtungen baute, aus welchen er auch ſeine
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/36>, abgerufen am 23.11.2024.
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