sodann in isolirten Leitern gesammlet und angehäuft. Sehrwahrscheinlich entsteht also die Elektricität der Gewitterwolken durch die Reibung der Lufttheilchen, oder durch die Abwechselung ihrer Wärme. Vielleicht hat man die gewöhnliche Abkühlung der Luft bey Gewittern nicht als Folge, sondern als Ursache der Gewitter anzusehen, die sich nur später in die niedern Regionen der Atmosphäre verbreitet. De Lüc (Reisen nach den Eisgebirgen von Faucigny, Leipzig 1777. 8. S. 173.) ward durch heftige Kälte von einem Berge herabgetrieben, und im Niedersteigen von einem Gewitter mit Hagel überfallen, da man während der Zeit in der Tiefe eine starke Hitze vor dem Gewitter gespürt hatte. Nach Gewittern im Winter pflegt die Wärme zuzunehmen (Reimarus vom Blitze, S. 255. Anm. 206.). Die Ausdünstung des Wassers erzeugt negative Elektricität, und zeigt dadurch, daß die aufsteigenden Dünste positiv elektrisirt seyn müssen. Auch dies ist eine Hauptquelle der Elektricität in der Atmosphäre. Daher zeigt sich die Luft, auch ohne Wolken, stets in einigem Grade elektrisch, s. Luftelektricität. Diese Elektricität theilt sich dann vielleicht den Wolken, als isolirten oder überall mit Luft umgebnen Leitern, mit, und häuft sich in denselben bis zu hohen Graden an. Wenn dicke Wolken herankommen, oder nur der Wind von entferntem Gewölke her bläset, so zeigt sich mehrentheils in der Luft eine negative Elektricität, wie auch geschieht, wenn es regnet. Durch geringe Veränderungen der Umstände kan beym Reiben ebendesselben Körpers, statt positiver, negative Elektricität hervorgebracht werden; daher sich auch die Entstehung negativ elektrisirter Wolken leicht erklärt. Ueberdies hat jeder elektrisirte Körper einen Wirkungskreis, innerhalb dessen andere nicht elektrisirte und mit der Erde verbundene Körper die der seinigen entgegengesetzte Elektricität erhalten, wenn sich ein isolirendes Mittel dazwischen befindet. Hierauf beruht die ganze Theorie der elektrischen Ladung, und so kan eine Wolke, blos durch den Wirkungskreis einer benachbarten positiven, negativ elektrisch werden.
ſodann in iſolirten Leitern geſammlet und angehaͤuft. Sehrwahrſcheinlich entſteht alſo die Elektricitaͤt der Gewitterwolken durch die Reibung der Lufttheilchen, oder durch die Abwechſelung ihrer Waͤrme. Vielleicht hat man die gewoͤhnliche Abkuͤhlung der Luft bey Gewittern nicht als Folge, ſondern als Urſache der Gewitter anzuſehen, die ſich nur ſpaͤter in die niedern Regionen der Atmoſphaͤre verbreitet. De Luͤc (Reiſen nach den Eisgebirgen von Faucigny, Leipzig 1777. 8. S. 173.) ward durch heftige Kaͤlte von einem Berge herabgetrieben, und im Niederſteigen von einem Gewitter mit Hagel uͤberfallen, da man waͤhrend der Zeit in der Tiefe eine ſtarke Hitze vor dem Gewitter geſpuͤrt hatte. Nach Gewittern im Winter pflegt die Waͤrme zuzunehmen (Reimarus vom Blitze, S. 255. Anm. 206.). Die Ausduͤnſtung des Waſſers erzeugt negative Elektricitaͤt, und zeigt dadurch, daß die aufſteigenden Duͤnſte poſitiv elektriſirt ſeyn muͤſſen. Auch dies iſt eine Hauptquelle der Elektricitaͤt in der Atmoſphaͤre. Daher zeigt ſich die Luft, auch ohne Wolken, ſtets in einigem Grade elektriſch, ſ. Luftelektricitaͤt. Dieſe Elektricitaͤt theilt ſich dann vielleicht den Wolken, als iſolirten oder uͤberall mit Luft umgebnen Leitern, mit, und haͤuft ſich in denſelben bis zu hohen Graden an. Wenn dicke Wolken herankommen, oder nur der Wind von entferntem Gewoͤlke her blaͤſet, ſo zeigt ſich mehrentheils in der Luft eine negative Elektricitaͤt, wie auch geſchieht, wenn es regnet. Durch geringe Veraͤnderungen der Umſtaͤnde kan beym Reiben ebendeſſelben Koͤrpers, ſtatt poſitiver, negative Elektricitaͤt hervorgebracht werden; daher ſich auch die Entſtehung negativ elektriſirter Wolken leicht erklaͤrt. Ueberdies hat jeder elektriſirte Koͤrper einen Wirkungskreis, innerhalb deſſen andere nicht elektriſirte und mit der Erde verbundene Koͤrper die der ſeinigen entgegengeſetzte Elektricitaͤt erhalten, wenn ſich ein iſolirendes Mittel dazwiſchen befindet. Hierauf beruht die ganze Theorie der elektriſchen Ladung, und ſo kan eine Wolke, blos durch den Wirkungskreis einer benachbarten poſitiven, negativ elektriſch werden.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0388"xml:id="P.1.374"n="374"/><lb/>ſodann in iſolirten Leitern geſammlet und angehaͤuft. Sehrwahrſcheinlich entſteht alſo die Elektricitaͤt der Gewitterwolken durch die Reibung der Lufttheilchen, oder durch die Abwechſelung ihrer Waͤrme. Vielleicht hat man die gewoͤhnliche Abkuͤhlung der Luft bey Gewittern nicht als Folge, ſondern als Urſache der Gewitter anzuſehen, die ſich nur ſpaͤter in die niedern Regionen der Atmoſphaͤre verbreitet. <hirendition="#b">De Luͤc</hi> (Reiſen nach den Eisgebirgen von Faucigny, Leipzig 1777. 8. S. 173.) ward durch heftige Kaͤlte von einem Berge herabgetrieben, und im Niederſteigen von einem Gewitter mit Hagel uͤberfallen, da man waͤhrend der Zeit in der Tiefe eine ſtarke Hitze vor dem Gewitter geſpuͤrt hatte. Nach Gewittern im Winter pflegt die Waͤrme zuzunehmen (Reimarus vom Blitze, S. 255. Anm. 206.). Die Ausduͤnſtung des Waſſers erzeugt negative Elektricitaͤt, und zeigt dadurch, daß die aufſteigenden Duͤnſte poſitiv elektriſirt ſeyn muͤſſen. Auch dies iſt eine Hauptquelle der Elektricitaͤt in der Atmoſphaͤre. Daher zeigt ſich die Luft, auch ohne Wolken, ſtets in einigem Grade elektriſch, <hirendition="#b">ſ. Luftelektricitaͤt.</hi> Dieſe Elektricitaͤt theilt ſich dann vielleicht den Wolken, als iſolirten oder uͤberall mit Luft umgebnen Leitern, mit, und haͤuft ſich in denſelben bis zu hohen Graden an. Wenn dicke Wolken herankommen, oder nur der Wind von entferntem Gewoͤlke her blaͤſet, ſo zeigt ſich mehrentheils in der Luft eine negative Elektricitaͤt, wie auch geſchieht, wenn es regnet. Durch geringe Veraͤnderungen der Umſtaͤnde kan beym Reiben ebendeſſelben Koͤrpers, ſtatt poſitiver, negative Elektricitaͤt hervorgebracht werden; daher ſich auch die Entſtehung negativ elektriſirter Wolken leicht erklaͤrt. Ueberdies hat jeder elektriſirte Koͤrper einen <hirendition="#b">Wirkungskreis,</hi> innerhalb deſſen andere nicht elektriſirte und mit der Erde verbundene Koͤrper die der ſeinigen entgegengeſetzte Elektricitaͤt erhalten, wenn ſich ein iſolirendes Mittel dazwiſchen befindet. Hierauf beruht die ganze Theorie der elektriſchen <hirendition="#b">Ladung,</hi> und ſo kan eine Wolke, blos durch den Wirkungskreis einer benachbarten poſitiven, negativ elektriſch werden.<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[374/0388]
ſodann in iſolirten Leitern geſammlet und angehaͤuft. Sehrwahrſcheinlich entſteht alſo die Elektricitaͤt der Gewitterwolken durch die Reibung der Lufttheilchen, oder durch die Abwechſelung ihrer Waͤrme. Vielleicht hat man die gewoͤhnliche Abkuͤhlung der Luft bey Gewittern nicht als Folge, ſondern als Urſache der Gewitter anzuſehen, die ſich nur ſpaͤter in die niedern Regionen der Atmoſphaͤre verbreitet. De Luͤc (Reiſen nach den Eisgebirgen von Faucigny, Leipzig 1777. 8. S. 173.) ward durch heftige Kaͤlte von einem Berge herabgetrieben, und im Niederſteigen von einem Gewitter mit Hagel uͤberfallen, da man waͤhrend der Zeit in der Tiefe eine ſtarke Hitze vor dem Gewitter geſpuͤrt hatte. Nach Gewittern im Winter pflegt die Waͤrme zuzunehmen (Reimarus vom Blitze, S. 255. Anm. 206.). Die Ausduͤnſtung des Waſſers erzeugt negative Elektricitaͤt, und zeigt dadurch, daß die aufſteigenden Duͤnſte poſitiv elektriſirt ſeyn muͤſſen. Auch dies iſt eine Hauptquelle der Elektricitaͤt in der Atmoſphaͤre. Daher zeigt ſich die Luft, auch ohne Wolken, ſtets in einigem Grade elektriſch, ſ. Luftelektricitaͤt. Dieſe Elektricitaͤt theilt ſich dann vielleicht den Wolken, als iſolirten oder uͤberall mit Luft umgebnen Leitern, mit, und haͤuft ſich in denſelben bis zu hohen Graden an. Wenn dicke Wolken herankommen, oder nur der Wind von entferntem Gewoͤlke her blaͤſet, ſo zeigt ſich mehrentheils in der Luft eine negative Elektricitaͤt, wie auch geſchieht, wenn es regnet. Durch geringe Veraͤnderungen der Umſtaͤnde kan beym Reiben ebendeſſelben Koͤrpers, ſtatt poſitiver, negative Elektricitaͤt hervorgebracht werden; daher ſich auch die Entſtehung negativ elektriſirter Wolken leicht erklaͤrt. Ueberdies hat jeder elektriſirte Koͤrper einen Wirkungskreis, innerhalb deſſen andere nicht elektriſirte und mit der Erde verbundene Koͤrper die der ſeinigen entgegengeſetzte Elektricitaͤt erhalten, wenn ſich ein iſolirendes Mittel dazwiſchen befindet. Hierauf beruht die ganze Theorie der elektriſchen Ladung, und ſo kan eine Wolke, blos durch den Wirkungskreis einer benachbarten poſitiven, negativ elektriſch werden.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/388>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.