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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Bey diesen Untersuchungen kam der Name brechende Kraft auf. Man hat mit diesem Worte mancherley Bedeutungen verbunden. Lowthorp z. B. giebt an, die Quadrate der brechenden Kräfte bey Glas und Wasser verhielten sich beynahe, wie die eigenthümlichen Schweren dieser Materien; ingleichen die brechenden Kräfte der Luft und des Wassers, wie 36 zu 34400. Hier scheint das Verhältniß der brechenden Kräfte für das Verhältniß der Winkel, welche der einfallende und gebrochne Stral beym Ausgange aus dem brechenden Mittel in die eine oder die andere Materie mit einander machen, oder auch der Sinus dieser Winkel, genommen zu seyn. Andere nehmen es in andern Bedeutungen. Am bestimmtesten hat Newton (Opt. L. II. P. 3. prop. 10.) den Begrif von brechender Kraft festgesetzt. Er sieht sie nemlich als die Kraft an, mit welcher das brechende Mittel den Stral nach der Richtung des Einfallsloths anzieht, und gleichförmig beschleuniget. Um ihr Verhältniß zu bestimmen, nimmt er an, ein Stral EC mache (Taf. IV. Fig 72.) mit der brechenden Fläche AB einen unendlich kleinen Winkel, daß also der Sinus des Einfallswinkels ECR=1 sey. Er werde, wenn das Brechungsverhältniß m:n ist, nach CK gebrochen, so wird der Sinus von HCK=n/m, dessen Quadrat=(n/m), und das Quadrat des Cosinus von HCK, d. i. des Sinus von DCK=1--(n/m)=(m--n/m) seyn, woraus das Quadrat der Tangente von DCK= (m--n/n) folgt. Es läst sich aber die Geschwindigkeit durch CK in die zwo durch CD und DK zerlegen, deren erste der Stral schon hatte, ehe er auffiel, die letzte aber erst durch die brechende Kraft erhält. Beyde verhalten sich zu einander, wie der Sinustotus (oder 1) zur Tangente von DCK. Da sich nun gleichförmig-beschleunigende Kräfte, wie die Quadrate der Geschwindigkeiten verhalten, die sie längst gleichen Räumen erzeugen, so wird


Bey dieſen Unterſuchungen kam der Name brechende Kraft auf. Man hat mit dieſem Worte mancherley Bedeutungen verbunden. Lowthorp z. B. giebt an, die Quadrate der brechenden Kraͤfte bey Glas und Waſſer verhielten ſich beynahe, wie die eigenthuͤmlichen Schweren dieſer Materien; ingleichen die brechenden Kraͤfte der Luft und des Waſſers, wie 36 zu 34400. Hier ſcheint das Verhaͤltniß der brechenden Kraͤfte fuͤr das Verhaͤltniß der Winkel, welche der einfallende und gebrochne Stral beym Ausgange aus dem brechenden Mittel in die eine oder die andere Materie mit einander machen, oder auch der Sinus dieſer Winkel, genommen zu ſeyn. Andere nehmen es in andern Bedeutungen. Am beſtimmteſten hat Newton (Opt. L. II. P. 3. prop. 10.) den Begrif von brechender Kraft feſtgeſetzt. Er ſieht ſie nemlich als die Kraft an, mit welcher das brechende Mittel den Stral nach der Richtung des Einfallsloths anzieht, und gleichfoͤrmig beſchleuniget. Um ihr Verhaͤltniß zu beſtimmen, nimmt er an, ein Stral EC mache (Taf. IV. Fig 72.) mit der brechenden Flaͤche AB einen unendlich kleinen Winkel, daß alſo der Sinus des Einfallswinkels ECR=1 ſey. Er werde, wenn das Brechungsverhaͤltniß m:n iſt, nach CK gebrochen, ſo wird der Sinus von HCK=n/m, deſſen Quadrat=(n/m), und das Quadrat des Coſinus von HCK, d. i. des Sinus von DCK=1—(n/m)=(m—n/m) ſeyn, woraus das Quadrat der Tangente von DCK= (m—n/n) folgt. Es laͤſt ſich aber die Geſchwindigkeit durch CK in die zwo durch CD und DK zerlegen, deren erſte der Stral ſchon hatte, ehe er auffiel, die letzte aber erſt durch die brechende Kraft erhaͤlt. Beyde verhalten ſich zu einander, wie der Sinustotus (oder 1) zur Tangente von DCK. Da ſich nun gleichfoͤrmig-beſchleunigende Kraͤfte, wie die Quadrate der Geſchwindigkeiten verhalten, die ſie laͤngſt gleichen Raͤumen erzeugen, ſo wird

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[430/0444] Bey dieſen Unterſuchungen kam der Name brechende Kraft auf. Man hat mit dieſem Worte mancherley Bedeutungen verbunden. Lowthorp z. B. giebt an, die Quadrate der brechenden Kraͤfte bey Glas und Waſſer verhielten ſich beynahe, wie die eigenthuͤmlichen Schweren dieſer Materien; ingleichen die brechenden Kraͤfte der Luft und des Waſſers, wie 36 zu 34400. Hier ſcheint das Verhaͤltniß der brechenden Kraͤfte fuͤr das Verhaͤltniß der Winkel, welche der einfallende und gebrochne Stral beym Ausgange aus dem brechenden Mittel in die eine oder die andere Materie mit einander machen, oder auch der Sinus dieſer Winkel, genommen zu ſeyn. Andere nehmen es in andern Bedeutungen. Am beſtimmteſten hat Newton (Opt. L. II. P. 3. prop. 10.) den Begrif von brechender Kraft feſtgeſetzt. Er ſieht ſie nemlich als die Kraft an, mit welcher das brechende Mittel den Stral nach der Richtung des Einfallsloths anzieht, und gleichfoͤrmig beſchleuniget. Um ihr Verhaͤltniß zu beſtimmen, nimmt er an, ein Stral EC mache (Taf. IV. Fig 72.) mit der brechenden Flaͤche AB einen unendlich kleinen Winkel, daß alſo der Sinus des Einfallswinkels ECR=1 ſey. Er werde, wenn das Brechungsverhaͤltniß m:n iſt, nach CK gebrochen, ſo wird der Sinus von HCK=n/m, deſſen Quadrat=(n/m), und das Quadrat des Coſinus von HCK, d. i. des Sinus von DCK=1—(n/m)=(m—n/m) ſeyn, woraus das Quadrat der Tangente von DCK= (m—n/n) folgt. Es laͤſt ſich aber die Geſchwindigkeit durch CK in die zwo durch CD und DK zerlegen, deren erſte der Stral ſchon hatte, ehe er auffiel, die letzte aber erſt durch die brechende Kraft erhaͤlt. Beyde verhalten ſich zu einander, wie der Sinustotus (oder 1) zur Tangente von DCK. Da ſich nun gleichfoͤrmig-beſchleunigende Kraͤfte, wie die Quadrate der Geſchwindigkeiten verhalten, die ſie laͤngſt gleichen Raͤumen erzeugen, ſo wird

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/444>, abgerufen am 23.11.2024.