wiederum dies im Wege, daß sie selbst eine der andern Hülfe bedürfen, da z. B. Mineralogie, als ein Theil der Naturgeschichte nicht ohne Chymie, Chymie wiederum nicht ohne Naturgeschichte und Lehren der angewandten Mathematik gründlich erlernt werden kan. Es scheint, daß wir noch jetzt zufrieden seyn müssen, unsere Kenntnisse der Natur selbst durch Erfahrungen zu erweitern, bis einst ein Mann von hellem Blicke und philosophischem Geiste den ganzen Schatz derselben zu übersehen und in seine gehörigen Fächer zu ordnen vermögend seyn wird. Man kan nicht läugnen, daß die ältern Lehrbücher der Physik die Absonderung der Chymie zu weit getrieben und fast nichts als angewandte Mathematik vorgetragen haben. Die großen Erweiterugen, welche die neuere Physik dem jetzigen aufgeklärten Zustande der Chymie zu danken hat, musten die Physiker auf diesen Fehler aufmerksam machen, und so haben einige, vorzüglich Herr Karsten (Anl. zur gemeinnützlichen Kenntniß der Natur, bes. für angehende Aerzte, Cameralisten und Oekonomen, Halle, 1783 8.), mehr Chymie mit dem Vortrage der Naturlehre zu verbinden gesucht, auch hat Herr Lichtenberg in der neuesten Ausgabe der Erxlebenschen Anfangsgründe die unentbehrlichsten Grundkenntnisse aus der Chymie beygefügt. Man s. hierüber auch Hrn. Karsten Abhandlung (Vom eigenthümlichen Gebiet der Naturl. in den phys. chym. Abhandl. I Heft, Halle, 1786. 8. Num. 2.).
Man kan die Chymie in die reine, theoretische, welche von Zerlegung und Zusammensetzung der Stoffe an sich handlet, und die angewandte praktische eintheilen, welche die Kunst lehret, allerley für das menschliche Leben nützliche Auflösungen und Zusammensetzungen zu bewerkstelligen. Die letztere läst sich wiederum in pharmacevtische, ökonomische, metallurgische Chymie u. dgl. abtheilen. Von der eitlen Kunst der Alchymie ist in einem besondern Artikel geredet worden. Ueber den Ursprung und die Ableitung des Namens Chymie oder Chemie sind die Meinungen sehr getheilt. Man leitet ihn von [fremdsprachliches Material]xu/mos, [fremdsprachliches Material]xe/w, [fremdsprachliches Material]xh\ma. oder auch aus dem Arabischen
wiederum dies im Wege, daß ſie ſelbſt eine der andern Huͤlfe beduͤrfen, da z. B. Mineralogie, als ein Theil der Naturgeſchichte nicht ohne Chymie, Chymie wiederum nicht ohne Naturgeſchichte und Lehren der angewandten Mathematik gruͤndlich erlernt werden kan. Es ſcheint, daß wir noch jetzt zufrieden ſeyn muͤſſen, unſere Kenntniſſe der Natur ſelbſt durch Erfahrungen zu erweitern, bis einſt ein Mann von hellem Blicke und philoſophiſchem Geiſte den ganzen Schatz derſelben zu uͤberſehen und in ſeine gehoͤrigen Faͤcher zu ordnen vermoͤgend ſeyn wird. Man kan nicht laͤugnen, daß die aͤltern Lehrbuͤcher der Phyſik die Abſonderung der Chymie zu weit getrieben und faſt nichts als angewandte Mathematik vorgetragen haben. Die großen Erweiterugen, welche die neuere Phyſik dem jetzigen aufgeklaͤrten Zuſtande der Chymie zu danken hat, muſten die Phyſiker auf dieſen Fehler aufmerkſam machen, und ſo haben einige, vorzuͤglich Herr Karſten (Anl. zur gemeinnuͤtzlichen Kenntniß der Natur, beſ. fuͤr angehende Aerzte, Cameraliſten und Oekonomen, Halle, 1783 8.), mehr Chymie mit dem Vortrage der Naturlehre zu verbinden geſucht, auch hat Herr Lichtenberg in der neueſten Ausgabe der Erxlebenſchen Anfangsgruͤnde die unentbehrlichſten Grundkenntniſſe aus der Chymie beygefuͤgt. Man ſ. hieruͤber auch Hrn. Karſten Abhandlung (Vom eigenthuͤmlichen Gebiet der Naturl. in den phyſ. chym. Abhandl. I Heft, Halle, 1786. 8. Num. 2.).
Man kan die Chymie in die reine, theoretiſche, welche von Zerlegung und Zuſammenſetzung der Stoffe an ſich handlet, und die angewandte praktiſche eintheilen, welche die Kunſt lehret, allerley fuͤr das menſchliche Leben nuͤtzliche Aufloͤſungen und Zuſammenſetzungen zu bewerkſtelligen. Die letztere laͤſt ſich wiederum in pharmacevtiſche, oͤkonomiſche, metallurgiſche Chymie u. dgl. abtheilen. Von der eitlen Kunſt der Alchymie iſt in einem beſondern Artikel geredet worden. Ueber den Urſprung und die Ableitung des Namens Chymie oder Chemie ſind die Meinungen ſehr getheilt. Man leitet ihn von [fremdsprachliches Material]xu/mos, [fremdsprachliches Material]xe/w, [fremdsprachliches Material]xh\ma. oder auch aus dem Arabiſchen
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wiederum dies im Wege, daß ſie ſelbſt eine der andern Huͤlfe beduͤrfen, da z. B. Mineralogie, als ein Theil der Naturgeſchichte nicht ohne Chymie, Chymie wiederum nicht ohne Naturgeſchichte und Lehren der angewandten Mathematik gruͤndlich erlernt werden kan. Es ſcheint, daß wir noch jetzt zufrieden ſeyn muͤſſen, unſere Kenntniſſe der Natur ſelbſt durch Erfahrungen zu erweitern, bis einſt ein Mann von hellem Blicke und philoſophiſchem Geiſte den ganzen Schatz derſelben zu uͤberſehen und in ſeine gehoͤrigen Faͤcher zu ordnen vermoͤgend ſeyn wird. Man kan nicht laͤugnen, daß die aͤltern Lehrbuͤcher der Phyſik die Abſonderung der Chymie zu weit getrieben und faſt nichts als angewandte Mathematik vorgetragen haben. Die großen Erweiterugen, welche die neuere Phyſik dem jetzigen aufgeklaͤrten Zuſtande der Chymie zu danken hat, muſten die Phyſiker auf dieſen Fehler aufmerkſam machen, und ſo haben einige, vorzuͤglich Herr <hirendition="#b">Karſten</hi> (Anl. zur gemeinnuͤtzlichen Kenntniß der Natur, beſ. fuͤr angehende Aerzte, Cameraliſten und Oekonomen, Halle, 1783 8.), mehr Chymie mit dem Vortrage der Naturlehre zu verbinden geſucht, auch hat Herr <hirendition="#b">Lichtenberg</hi> in der neueſten Ausgabe der Erxlebenſchen Anfangsgruͤnde die unentbehrlichſten Grundkenntniſſe aus der Chymie beygefuͤgt. Man ſ. hieruͤber auch Hrn. <hirendition="#b">Karſten</hi> Abhandlung (Vom eigenthuͤmlichen Gebiet der Naturl. in den phyſ. chym. Abhandl. <hirendition="#aq">I</hi> Heft, Halle, 1786. 8. Num. 2.).</p><p>Man kan die Chymie in die <hirendition="#b">reine, theoretiſche,</hi> welche von Zerlegung und Zuſammenſetzung der Stoffe an ſich handlet, und die <hirendition="#b">angewandte praktiſche</hi> eintheilen, welche die Kunſt lehret, allerley fuͤr das menſchliche Leben nuͤtzliche Aufloͤſungen und Zuſammenſetzungen zu bewerkſtelligen. Die letztere laͤſt ſich wiederum in <hirendition="#b">pharmacevtiſche, oͤkonomiſche, metallurgiſche</hi> Chymie u. dgl. abtheilen. Von der eitlen Kunſt der <hirendition="#b">Alchymie</hi> iſt in einem beſondern Artikel geredet worden. Ueber den Urſprung und die Ableitung des Namens <hirendition="#b">Chymie</hi> oder <hirendition="#b">Chemie</hi>ſind die Meinungen ſehr getheilt. Man leitet ihn von <foreignxml:lang="grc"><gapreason="fm"/><notetype="editorial">xu/mos</note></foreign>, <foreignxml:lang="grc"><gapreason="fm"/><notetype="editorial">xe/w</note></foreign>, <foreignxml:lang="grc"><gapreason="fm"/><notetype="editorial">xh\ma</note></foreign>. oder auch aus dem Arabiſchen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
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wiederum dies im Wege, daß ſie ſelbſt eine der andern Huͤlfe beduͤrfen, da z. B. Mineralogie, als ein Theil der Naturgeſchichte nicht ohne Chymie, Chymie wiederum nicht ohne Naturgeſchichte und Lehren der angewandten Mathematik gruͤndlich erlernt werden kan. Es ſcheint, daß wir noch jetzt zufrieden ſeyn muͤſſen, unſere Kenntniſſe der Natur ſelbſt durch Erfahrungen zu erweitern, bis einſt ein Mann von hellem Blicke und philoſophiſchem Geiſte den ganzen Schatz derſelben zu uͤberſehen und in ſeine gehoͤrigen Faͤcher zu ordnen vermoͤgend ſeyn wird. Man kan nicht laͤugnen, daß die aͤltern Lehrbuͤcher der Phyſik die Abſonderung der Chymie zu weit getrieben und faſt nichts als angewandte Mathematik vorgetragen haben. Die großen Erweiterugen, welche die neuere Phyſik dem jetzigen aufgeklaͤrten Zuſtande der Chymie zu danken hat, muſten die Phyſiker auf dieſen Fehler aufmerkſam machen, und ſo haben einige, vorzuͤglich Herr Karſten (Anl. zur gemeinnuͤtzlichen Kenntniß der Natur, beſ. fuͤr angehende Aerzte, Cameraliſten und Oekonomen, Halle, 1783 8.), mehr Chymie mit dem Vortrage der Naturlehre zu verbinden geſucht, auch hat Herr Lichtenberg in der neueſten Ausgabe der Erxlebenſchen Anfangsgruͤnde die unentbehrlichſten Grundkenntniſſe aus der Chymie beygefuͤgt. Man ſ. hieruͤber auch Hrn. Karſten Abhandlung (Vom eigenthuͤmlichen Gebiet der Naturl. in den phyſ. chym. Abhandl. I Heft, Halle, 1786. 8. Num. 2.).
Man kan die Chymie in die reine, theoretiſche, welche von Zerlegung und Zuſammenſetzung der Stoffe an ſich handlet, und die angewandte praktiſche eintheilen, welche die Kunſt lehret, allerley fuͤr das menſchliche Leben nuͤtzliche Aufloͤſungen und Zuſammenſetzungen zu bewerkſtelligen. Die letztere laͤſt ſich wiederum in pharmacevtiſche, oͤkonomiſche, metallurgiſche Chymie u. dgl. abtheilen. Von der eitlen Kunſt der Alchymie iſt in einem beſondern Artikel geredet worden. Ueber den Urſprung und die Ableitung des Namens Chymie oder Chemie ſind die Meinungen ſehr getheilt. Man leitet ihn von _ , _ , _ . oder auch aus dem Arabiſchen
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/522>, abgerufen am 22.11.2024.
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