Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Kepler, dessen Scharfsinn auch hier die Bahn gebrochen hat, war zwar schon vor Erfindung der Fernröhre mit Verbesserung der optischen Wissenschaften beschäftiget, wie seine 1604 herausgekommene Schrift (Paralipomena ad Vitellionem. Frf. 4.) beweiset; allein seine vornehmsten Entdeckungen in diesem Fache sind unstreitig erst durch diese Erfindung veranlasset worden. Er zeigt in seiner Dioptrik (Dioptrice s. demonstratio eorum, quae visui et visibilibus propter conspicilla non ita pridem inventa accidunt, Aug. Vind. 1611. 4.) die Mittel, die Größe der Brechung zu untersuchen, und leitet daraus ein Gesetz derselben her, welches zwar noch nicht das wahre, aber doch für die von ihm daraus gezognen Folgerungen ohne großen Fehler zureichend ist. Er erklärt hieraus die Eigenschaften der Linsengläser, die wahre Beschaffenheit des Sehens, die Wirkungen verschiedener Zusammensetzungen von Gläsern zu Fernröhren rc. sehr deutlich und richtig, und legt hiedurch die ersten festen Gründe dieser Wissenschaft, welche seitdem den Namen der Dioptrik, den er ihr beylegte, behalten hat. Um eben diese Zeit, oder bald hernach, ward das wahre Gesetz der Stralenbrechung von Willebrord Snellius zu Leiden entdeckt, und zuerst von Descartes in seiner Dioptrik (Discours de la methode etc. plus la Dioptrique, les Meteores et la Geometrie, qui sont des essais de cette methode, a Paris 1637. 4.) öffentlich bekannt gemacht,
Kepler, deſſen Scharfſinn auch hier die Bahn gebrochen hat, war zwar ſchon vor Erfindung der Fernroͤhre mit Verbeſſerung der optiſchen Wiſſenſchaften beſchaͤftiget, wie ſeine 1604 herausgekommene Schrift (Paralipomena ad Vitellionem. Frf. 4.) beweiſet; allein ſeine vornehmſten Entdeckungen in dieſem Fache ſind unſtreitig erſt durch dieſe Erfindung veranlaſſet worden. Er zeigt in ſeiner Dioptrik (Dioptrice ſ. demonſtratio eorum, quae viſui et viſibilibus propter conſpicilla non ita pridem inventa accidunt, Aug. Vind. 1611. 4.) die Mittel, die Groͤße der Brechung zu unterſuchen, und leitet daraus ein Geſetz derſelben her, welches zwar noch nicht das wahre, aber doch fuͤr die von ihm daraus gezognen Folgerungen ohne großen Fehler zureichend iſt. Er erklaͤrt hieraus die Eigenſchaften der Linſenglaͤſer, die wahre Beſchaffenheit des Sehens, die Wirkungen verſchiedener Zuſammenſetzungen von Glaͤſern zu Fernroͤhren rc. ſehr deutlich und richtig, und legt hiedurch die erſten feſten Gruͤnde dieſer Wiſſenſchaft, welche ſeitdem den Namen der Dioptrik, den er ihr beylegte, behalten hat. Um eben dieſe Zeit, oder bald hernach, ward das wahre Geſetz der Stralenbrechung von Willebrord Snellius zu Leiden entdeckt, und zuerſt von Descartes in ſeiner Dioptrik (Diſcours de la methode etc. plus la Dioptrique, les Meteores et la Geometrie, qui ſont des eſſais de cette methode, à Paris 1637. 4.) oͤffentlich bekannt gemacht, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0599" xml:id="P.1.585" n="585"/><lb/> Baco, die Brillen erfunden wurden. Auf dieſe Erfindung folgt aufs neue ein langer Stillſtand bis zu den in der letztern Haͤlfte des ſechszehnten Jahrhunderts herausgekommenen Schriften des <hi rendition="#b">Maurolycus</hi> <hi rendition="#aq">(De lumine et umbra, Venet. 1575. 4.)</hi> und <hi rendition="#b">Porta</hi> <hi rendition="#aq">(Magiae naturalis, Libri IV. Neap. 1558. fol.),</hi> welcher letztere der Erfinder des verfinſterten Zimmers war. Bald (hierauf im Jahre 1609) kam auch die Erfindung der Fernroͤhre aus Holland, und man kan ſagen, daß in der Dioptrik, wie in mehreren andern Wiſſenſchaften, einige der wichtigſten praktiſchen Erfindungen vor der Ausbildung der Theorie vorhergegangen ſind.</p> <p><hi rendition="#b">Kepler,</hi> deſſen Scharfſinn auch hier die Bahn gebrochen hat, war zwar ſchon vor Erfindung der Fernroͤhre mit Verbeſſerung der optiſchen Wiſſenſchaften beſchaͤftiget, wie ſeine 1604 herausgekommene Schrift <hi rendition="#aq">(Paralipomena ad Vitellionem. Frf. 4.)</hi> beweiſet; allein ſeine vornehmſten Entdeckungen in dieſem Fache ſind unſtreitig erſt durch dieſe Erfindung veranlaſſet worden. Er zeigt in ſeiner Dioptrik <hi rendition="#aq">(Dioptrice ſ. demonſtratio eorum, quae viſui et viſibilibus propter conſpicilla non ita pridem inventa accidunt, Aug. Vind. 1611. 4.)</hi> die Mittel, die Groͤße der Brechung zu unterſuchen, und leitet daraus ein Geſetz derſelben her, welches zwar noch nicht das wahre, aber doch fuͤr die von ihm daraus gezognen Folgerungen ohne großen Fehler zureichend iſt. Er erklaͤrt hieraus die Eigenſchaften der Linſenglaͤſer, die wahre Beſchaffenheit des Sehens, die Wirkungen verſchiedener Zuſammenſetzungen von Glaͤſern zu Fernroͤhren rc. ſehr deutlich und richtig, und legt hiedurch die erſten feſten Gruͤnde dieſer Wiſſenſchaft, welche ſeitdem den Namen der Dioptrik, den er ihr beylegte, behalten hat.</p> <p>Um eben dieſe Zeit, oder bald hernach, ward das wahre Geſetz der Stralenbrechung von <hi rendition="#b">Willebrord Snellius</hi> zu Leiden entdeckt, und zuerſt von <hi rendition="#b">Descartes</hi> in ſeiner Dioptrik <hi rendition="#aq">(Diſcours de la methode etc. plus la Dioptrique, les Meteores et la Geometrie, qui ſont des eſſais de cette methode, à Paris 1637. 4.)</hi> oͤffentlich bekannt gemacht,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [585/0599]
Baco, die Brillen erfunden wurden. Auf dieſe Erfindung folgt aufs neue ein langer Stillſtand bis zu den in der letztern Haͤlfte des ſechszehnten Jahrhunderts herausgekommenen Schriften des Maurolycus (De lumine et umbra, Venet. 1575. 4.) und Porta (Magiae naturalis, Libri IV. Neap. 1558. fol.), welcher letztere der Erfinder des verfinſterten Zimmers war. Bald (hierauf im Jahre 1609) kam auch die Erfindung der Fernroͤhre aus Holland, und man kan ſagen, daß in der Dioptrik, wie in mehreren andern Wiſſenſchaften, einige der wichtigſten praktiſchen Erfindungen vor der Ausbildung der Theorie vorhergegangen ſind.
Kepler, deſſen Scharfſinn auch hier die Bahn gebrochen hat, war zwar ſchon vor Erfindung der Fernroͤhre mit Verbeſſerung der optiſchen Wiſſenſchaften beſchaͤftiget, wie ſeine 1604 herausgekommene Schrift (Paralipomena ad Vitellionem. Frf. 4.) beweiſet; allein ſeine vornehmſten Entdeckungen in dieſem Fache ſind unſtreitig erſt durch dieſe Erfindung veranlaſſet worden. Er zeigt in ſeiner Dioptrik (Dioptrice ſ. demonſtratio eorum, quae viſui et viſibilibus propter conſpicilla non ita pridem inventa accidunt, Aug. Vind. 1611. 4.) die Mittel, die Groͤße der Brechung zu unterſuchen, und leitet daraus ein Geſetz derſelben her, welches zwar noch nicht das wahre, aber doch fuͤr die von ihm daraus gezognen Folgerungen ohne großen Fehler zureichend iſt. Er erklaͤrt hieraus die Eigenſchaften der Linſenglaͤſer, die wahre Beſchaffenheit des Sehens, die Wirkungen verſchiedener Zuſammenſetzungen von Glaͤſern zu Fernroͤhren rc. ſehr deutlich und richtig, und legt hiedurch die erſten feſten Gruͤnde dieſer Wiſſenſchaft, welche ſeitdem den Namen der Dioptrik, den er ihr beylegte, behalten hat.
Um eben dieſe Zeit, oder bald hernach, ward das wahre Geſetz der Stralenbrechung von Willebrord Snellius zu Leiden entdeckt, und zuerſt von Descartes in ſeiner Dioptrik (Diſcours de la methode etc. plus la Dioptrique, les Meteores et la Geometrie, qui ſont des eſſais de cette methode, à Paris 1637. 4.) oͤffentlich bekannt gemacht,
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