Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.Da hiebey der Kolben nur im Herabsteigen das Wasser in der Steigröhre höher hinaufpresset, im Heraufsteigen aber einen Stillstand veranlasset, so pflegt man insgemein die Kolben zweyer Druckwerke so mit einander zu verbinden, daß der eine steigt, indem der andere sinkt, also der eine in der Zeit Wasser schöpft, in welcher der andere es hinaufdrückt. Es können beyde Stiefel mit einer und ebenderselben gemeinschaftlichen Steigröhre zusammenhängen, wobey nur jeder seine eigne Gurgel und Ventil haben muß. Beyde Gurgeln bilden eine sogenannte Gabel, durch die sie sich in eine gemeinschaftliche Steigröhre vereinigen. Diese Einrichtung nennt man ein doppeltes Druckwerk. Sie ist schon den Alten bekannt gewesen, und Vitruv (De architect. X. 12.) schreibt ihre Erfindung dem Ctesibius zu, der etwa 150 Jahr v. C. G. zu Alexandrien lebte, daher sie auch den Namen machina Ctesibiana führt. Ausführliche Beschreibungen und Abbildungen von mancherley Druckwerken findet man beym Belidor (Architect. hydraul. III. Buch. 3. Cap. §. 870. u. f.) und Leupold (Theatrum machin. hydraul. To. I Cap. 12. S. 108. u. f. To. II. Cap. 10. S. 110. u. f.) Die Berechnungen derselben lehren außer Belidor, verschiedene schätzbare Abhandlungen Eulers (Mem. de Berlin, 1752.), und sehr vollständig Herr Karsten an dem zu Ende dieses Artikels angeführten Orte. Die gröste und berühmteste Maschine, welche man je aus Druckwerken zusammengesetzt hat, ist die zu Marly, welche Belidor, Leupold und Weidler (Tr. de machinis hydraulicis, toto terrarum orbe maximis, Marliensi et Lodinensi, Viteb. 1733. 4.) beschreiben. Ludwig XIV. ließ sie erbauen, um die Springbrunnen der Gärten zu Versailles Marly und Trianon mit Wasser aus der Seine zu versorgen. Es haben an derselben 1800 Leute 7 Jahre lang gearbeitet, 1700000 Pf. Kupfer, eben so viel Bley, 20mal so viel Eisen und 100mal so viel Holz darein verbauet, so daß die Kosten auf mehr als 8 Millionen Livres gestiegen sind. Der Baumeister war ein gewisser Ranne- Da hiebey der Kolben nur im Herabſteigen das Waſſer in der Steigroͤhre hoͤher hinaufpreſſet, im Heraufſteigen aber einen Stillſtand veranlaſſet, ſo pflegt man insgemein die Kolben zweyer Druckwerke ſo mit einander zu verbinden, daß der eine ſteigt, indem der andere ſinkt, alſo der eine in der Zeit Waſſer ſchoͤpft, in welcher der andere es hinaufdruͤckt. Es koͤnnen beyde Stiefel mit einer und ebenderſelben gemeinſchaftlichen Steigroͤhre zuſammenhaͤngen, wobey nur jeder ſeine eigne Gurgel und Ventil haben muß. Beyde Gurgeln bilden eine ſogenannte Gabel, durch die ſie ſich in eine gemeinſchaftliche Steigroͤhre vereinigen. Dieſe Einrichtung nennt man ein doppeltes Druckwerk. Sie iſt ſchon den Alten bekannt geweſen, und Vitruv (De architect. X. 12.) ſchreibt ihre Erfindung dem Cteſibius zu, der etwa 150 Jahr v. C. G. zu Alexandrien lebte, daher ſie auch den Namen machina Cteſibiana fuͤhrt. Ausfuͤhrliche Beſchreibungen und Abbildungen von mancherley Druckwerken findet man beym Belidor (Architect. hydraul. III. Buch. 3. Cap. §. 870. u. f.) und Leupold (Theatrum machin. hydraul. To. I Cap. 12. S. 108. u. f. To. II. Cap. 10. S. 110. u. f.) Die Berechnungen derſelben lehren außer Belidor, verſchiedene ſchaͤtzbare Abhandlungen Eulers (Mém. de Berlin, 1752.), und ſehr vollſtaͤndig Herr Karſten an dem zu Ende dieſes Artikels angefuͤhrten Orte. Die groͤſte und beruͤhmteſte Maſchine, welche man je aus Druckwerken zuſammengeſetzt hat, iſt die zu Marly, welche Belidor, Leupold und Weidler (Tr. de machinis hydraulicis, toto terrarum orbe maximis, Marlienſi et Lodinenſi, Viteb. 1733. 4.) beſchreiben. Ludwig XIV. ließ ſie erbauen, um die Springbrunnen der Gaͤrten zu Verſailles Marly und Trianon mit Waſſer aus der Seine zu verſorgen. Es haben an derſelben 1800 Leute 7 Jahre lang gearbeitet, 1700000 Pf. Kupfer, eben ſo viel Bley, 20mal ſo viel Eiſen und 100mal ſo viel Holz darein verbauet, ſo daß die Koſten auf mehr als 8 Millionen Livres geſtiegen ſind. Der Baumeiſter war ein gewiſſer Ranne- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0630" xml:id="P.1.616" n="616"/><lb/> </p> <p>Da hiebey der Kolben nur im Herabſteigen das Waſſer in der Steigroͤhre hoͤher hinaufpreſſet, im Heraufſteigen aber einen Stillſtand veranlaſſet, ſo pflegt man insgemein die Kolben zweyer Druckwerke ſo mit einander zu verbinden, daß der eine ſteigt, indem der andere ſinkt, alſo der eine in der Zeit Waſſer ſchoͤpft, in welcher der andere es hinaufdruͤckt. Es koͤnnen beyde Stiefel mit einer und ebenderſelben gemeinſchaftlichen Steigroͤhre zuſammenhaͤngen, wobey nur jeder ſeine eigne Gurgel und Ventil haben muß. 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Da hiebey der Kolben nur im Herabſteigen das Waſſer in der Steigroͤhre hoͤher hinaufpreſſet, im Heraufſteigen aber einen Stillſtand veranlaſſet, ſo pflegt man insgemein die Kolben zweyer Druckwerke ſo mit einander zu verbinden, daß der eine ſteigt, indem der andere ſinkt, alſo der eine in der Zeit Waſſer ſchoͤpft, in welcher der andere es hinaufdruͤckt. Es koͤnnen beyde Stiefel mit einer und ebenderſelben gemeinſchaftlichen Steigroͤhre zuſammenhaͤngen, wobey nur jeder ſeine eigne Gurgel und Ventil haben muß. Beyde Gurgeln bilden eine ſogenannte Gabel, durch die ſie ſich in eine gemeinſchaftliche Steigroͤhre vereinigen. Dieſe Einrichtung nennt man ein doppeltes Druckwerk. Sie iſt ſchon den Alten bekannt geweſen, und Vitruv (De architect. X. 12.) ſchreibt ihre Erfindung dem Cteſibius zu, der etwa 150 Jahr v. C. G. zu Alexandrien lebte, daher ſie auch den Namen machina Cteſibiana fuͤhrt.
Ausfuͤhrliche Beſchreibungen und Abbildungen von mancherley Druckwerken findet man beym Belidor (Architect. hydraul. III. Buch. 3. Cap. §. 870. u. f.) und Leupold (Theatrum machin. hydraul. To. I Cap. 12. S. 108. u. f. To. II. Cap. 10. S. 110. u. f.) Die Berechnungen derſelben lehren außer Belidor, verſchiedene ſchaͤtzbare Abhandlungen Eulers (Mém. de Berlin, 1752.), und ſehr vollſtaͤndig Herr Karſten an dem zu Ende dieſes Artikels angefuͤhrten Orte.
Die groͤſte und beruͤhmteſte Maſchine, welche man je aus Druckwerken zuſammengeſetzt hat, iſt die zu Marly, welche Belidor, Leupold und Weidler (Tr. de machinis hydraulicis, toto terrarum orbe maximis, Marlienſi et Lodinenſi, Viteb. 1733. 4.) beſchreiben. Ludwig XIV. ließ ſie erbauen, um die Springbrunnen der Gaͤrten zu Verſailles Marly und Trianon mit Waſſer aus der Seine zu verſorgen. Es haben an derſelben 1800 Leute 7 Jahre lang gearbeitet, 1700000 Pf. Kupfer, eben ſo viel Bley, 20mal ſo viel Eiſen und 100mal ſo viel Holz darein verbauet, ſo daß die Koſten auf mehr als 8 Millionen Livres geſtiegen ſind. Der Baumeiſter war ein gewiſſer Ranne-
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