Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


mit vollkommen gleichförmiger Geschwindigkeit erfolgt, so schieben sich in gleichen Zeiten gleich große Bogen des Aequators durch den Mittagskreis. Da nun alle 360° zu diesem Durchschieben 24 Stunden brauchen, so gehen 15° des Aequators in 1 Stunde, 1° in (1/15) Stunde oder in 4 Minuten, 1' des Aequators in 4 Secunden u. s. f. hindurch. Sind also z.B. in der Zwischenzeit zwischen zween Augenblicken 4 Grade des Aequators durch den Mittagskreis gegangen, so schließt man nach der Regel de Tri und findet diese Zwischenzeit 16 Minuten. Die auf diese Art bestimmte Zeit ist Sternzeit oder Zeit der ersten Bewegüng, s. Sternzeit. Umgekehrt kan man auch leicht berechnen, wie viel Grade, Minuten u. s. w. des Aequators in jeder gegebnen Zeit durch den Mittagskreis gehen. Man nennt dieses: Sternzeit in Bogen des Aequators, und Bogen des Aequators in Sternzeit verwandeln. Da das Verhältniß der Sternzeit zur mittlern Sonnenzeit gegeben ist, s. Sonnenzeit, so läßt sich auch für mittlere Sonnenzeit diese Verwandlung leicht bewerkstelligen. Die Sammlungen astronomischer Tafeln enthalten Tabellen, welche zur Erleichterung solcher Verwandlungen dienen.

Aequator der Erde, die Linie, Aequinoctiallinie, Aequator telluris, Linea aequinoctialis, Equateur de la terre, la Ligne, Ligne equinoxiale, heißt auf der Erdkugel derjenige größte Kreis, welcher von den Polen der Erde überall 90° weit absteht, mithin die Pole der Erde selbst zu seinen Polen, und die Erdaxe zu seiner Axe hat. Alle Mittagskreise stehen, weil sie durch die Pole gehen, auf ihm senkrecht. Die tägliche Umdrehung der Erde um ihre Axe erfolgt nach seiner Richtung, d. i. jeder Ort der Erde beschreibt aller 24 Stunden einen mit dem Aequator parallel laufenden Kreis von Abend gegen Morgen.

Auf der Erdfläche durchschneidet dieser Kreis Afrika, geht unter Asien hinweg durch die Inseln Sumatra, Borneo, Celebes und Gilolo, erstreckt sich hierauf weit durch


mit vollkommen gleichfoͤrmiger Geſchwindigkeit erfolgt, ſo ſchieben ſich in gleichen Zeiten gleich große Bogen des Aequators durch den Mittagskreis. Da nun alle 360° zu dieſem Durchſchieben 24 Stunden brauchen, ſo gehen 15° des Aequators in 1 Stunde, 1° in (1/15) Stunde oder in 4 Minuten, 1′ des Aequators in 4 Secunden u. ſ. f. hindurch. Sind alſo z.B. in der Zwiſchenzeit zwiſchen zween Augenblicken 4 Grade des Aequators durch den Mittagskreis gegangen, ſo ſchließt man nach der Regel de Tri und findet dieſe Zwiſchenzeit 16 Minuten. Die auf dieſe Art beſtimmte Zeit iſt Sternzeit oder Zeit der erſten Beweguͤng, ſ. Sternzeit. Umgekehrt kan man auch leicht berechnen, wie viel Grade, Minuten u. ſ. w. des Aequators in jeder gegebnen Zeit durch den Mittagskreis gehen. Man nennt dieſes: Sternzeit in Bogen des Aequators, und Bogen des Aequators in Sternzeit verwandeln. Da das Verhaͤltniß der Sternzeit zur mittlern Sonnenzeit gegeben iſt, ſ. Sonnenzeit, ſo laͤßt ſich auch fuͤr mittlere Sonnenzeit dieſe Verwandlung leicht bewerkſtelligen. Die Sammlungen aſtronomiſcher Tafeln enthalten Tabellen, welche zur Erleichterung ſolcher Verwandlungen dienen.

Aequator der Erde, die Linie, Aequinoctiallinie, Aequator telluris, Linea aequinoctialis, Equateur de la terre, la Ligne, Ligne équinoxiale, heißt auf der Erdkugel derjenige groͤßte Kreis, welcher von den Polen der Erde uͤberall 90° weit abſteht, mithin die Pole der Erde ſelbſt zu ſeinen Polen, und die Erdaxe zu ſeiner Axe hat. Alle Mittagskreiſe ſtehen, weil ſie durch die Pole gehen, auf ihm ſenkrecht. Die taͤgliche Umdrehung der Erde um ihre Axe erfolgt nach ſeiner Richtung, d. i. jeder Ort der Erde beſchreibt aller 24 Stunden einen mit dem Aequator parallel laufenden Kreis von Abend gegen Morgen.

Auf der Erdflaͤche durchſchneidet dieſer Kreis Afrika, geht unter Aſien hinweg durch die Inſeln Sumatra, Borneo, Celebes und Gilolo, erſtreckt ſich hierauf weit durch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0064" xml:id="P.1.50" n="50"/><lb/>
mit vollkommen gleichfo&#x0364;rmiger Ge&#x017F;chwindigkeit erfolgt, &#x017F;o &#x017F;chieben &#x017F;ich in gleichen Zeiten gleich große Bogen des Aequators durch den Mittagskreis. Da nun alle 360° zu die&#x017F;em Durch&#x017F;chieben 24 Stunden brauchen, &#x017F;o gehen 15° des Aequators in 1 Stunde, 1° in (1/15) Stunde oder in 4 Minuten, 1&#x2032; des Aequators in 4 Secunden u. &#x017F;. f. hindurch. Sind al&#x017F;o z.B. in der Zwi&#x017F;chenzeit zwi&#x017F;chen zween Augenblicken 4 Grade des Aequators durch den Mittagskreis gegangen, &#x017F;o &#x017F;chließt man nach der Regel de Tri
und findet die&#x017F;e Zwi&#x017F;chenzeit 16 Minuten. Die auf die&#x017F;e Art be&#x017F;timmte Zeit i&#x017F;t Sternzeit oder Zeit der er&#x017F;ten Bewegu&#x0364;ng, <hi rendition="#b">&#x017F;. Sternzeit.</hi> Umgekehrt kan man auch leicht berechnen, wie viel Grade, Minuten u. &#x017F;. w. des Aequators in jeder gegebnen Zeit durch den Mittagskreis gehen. Man nennt die&#x017F;es: Sternzeit in Bogen des Aequators, und Bogen des Aequators in Sternzeit <hi rendition="#b">verwandeln.</hi> Da das Verha&#x0364;ltniß der Sternzeit zur mittlern Sonnenzeit gegeben i&#x017F;t, <hi rendition="#b">&#x017F;. Sonnenzeit,</hi> &#x017F;o la&#x0364;ßt &#x017F;ich auch fu&#x0364;r mittlere Sonnenzeit die&#x017F;e Verwandlung leicht bewerk&#x017F;telligen. Die Sammlungen a&#x017F;tronomi&#x017F;cher Tafeln enthalten Tabellen, welche zur Erleichterung &#x017F;olcher Verwandlungen dienen.</p>
          <p><hi rendition="#b">Aequator der Erde, die Linie, Aequinoctiallinie,</hi><hi rendition="#aq">Aequator telluris, Linea aequinoctialis, <hi rendition="#i">Equateur de la terre, la Ligne, Ligne équinoxiale,</hi></hi> heißt auf der Erdkugel derjenige gro&#x0364;ßte Kreis, welcher von den Polen der Erde u&#x0364;berall 90° weit ab&#x017F;teht, mithin die Pole der Erde &#x017F;elb&#x017F;t zu &#x017F;einen Polen, und die Erdaxe zu &#x017F;einer Axe hat. Alle Mittagskrei&#x017F;e &#x017F;tehen, weil &#x017F;ie durch die Pole gehen, auf ihm &#x017F;enkrecht. Die ta&#x0364;gliche Umdrehung der Erde um ihre Axe erfolgt nach &#x017F;einer Richtung, d. i. jeder Ort der Erde be&#x017F;chreibt aller 24 Stunden einen mit dem Aequator parallel laufenden Kreis von Abend gegen Morgen.</p>
          <p>Auf der Erdfla&#x0364;che durch&#x017F;chneidet die&#x017F;er Kreis Afrika, geht unter A&#x017F;ien hinweg durch die In&#x017F;eln Sumatra, Borneo, Celebes und Gilolo, er&#x017F;treckt &#x017F;ich hierauf weit durch<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0064] mit vollkommen gleichfoͤrmiger Geſchwindigkeit erfolgt, ſo ſchieben ſich in gleichen Zeiten gleich große Bogen des Aequators durch den Mittagskreis. Da nun alle 360° zu dieſem Durchſchieben 24 Stunden brauchen, ſo gehen 15° des Aequators in 1 Stunde, 1° in (1/15) Stunde oder in 4 Minuten, 1′ des Aequators in 4 Secunden u. ſ. f. hindurch. Sind alſo z.B. in der Zwiſchenzeit zwiſchen zween Augenblicken 4 Grade des Aequators durch den Mittagskreis gegangen, ſo ſchließt man nach der Regel de Tri und findet dieſe Zwiſchenzeit 16 Minuten. Die auf dieſe Art beſtimmte Zeit iſt Sternzeit oder Zeit der erſten Beweguͤng, ſ. Sternzeit. Umgekehrt kan man auch leicht berechnen, wie viel Grade, Minuten u. ſ. w. des Aequators in jeder gegebnen Zeit durch den Mittagskreis gehen. Man nennt dieſes: Sternzeit in Bogen des Aequators, und Bogen des Aequators in Sternzeit verwandeln. Da das Verhaͤltniß der Sternzeit zur mittlern Sonnenzeit gegeben iſt, ſ. Sonnenzeit, ſo laͤßt ſich auch fuͤr mittlere Sonnenzeit dieſe Verwandlung leicht bewerkſtelligen. Die Sammlungen aſtronomiſcher Tafeln enthalten Tabellen, welche zur Erleichterung ſolcher Verwandlungen dienen. Aequator der Erde, die Linie, Aequinoctiallinie, Aequator telluris, Linea aequinoctialis, Equateur de la terre, la Ligne, Ligne équinoxiale, heißt auf der Erdkugel derjenige groͤßte Kreis, welcher von den Polen der Erde uͤberall 90° weit abſteht, mithin die Pole der Erde ſelbſt zu ſeinen Polen, und die Erdaxe zu ſeiner Axe hat. Alle Mittagskreiſe ſtehen, weil ſie durch die Pole gehen, auf ihm ſenkrecht. Die taͤgliche Umdrehung der Erde um ihre Axe erfolgt nach ſeiner Richtung, d. i. jeder Ort der Erde beſchreibt aller 24 Stunden einen mit dem Aequator parallel laufenden Kreis von Abend gegen Morgen. Auf der Erdflaͤche durchſchneidet dieſer Kreis Afrika, geht unter Aſien hinweg durch die Inſeln Sumatra, Borneo, Celebes und Gilolo, erſtreckt ſich hierauf weit durch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/64
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/64>, abgerufen am 04.12.2024.