Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Man weiß aber jetzt mit Zuverläßigkeit, daß die Dunstbläschen vorhanden sind, und de Saussüre giebt, um sie zu beobachten, folgende Anweisung. Man setze heißen Caffee, oder heißes mit Dinte vermischtes Wasser an einem Orte, wo die Luft ruhig ist, an die Sonne oder an das helle Taglicht, so wird man einen Dampf aufsteigen sehen, der eine gewisse Höhe erreicht, und dann verschwindet. Man unterscheidet leicht in diesem Dampfe kleine weiße und von einander getrennte Kügelchen. Ein Vergrößerungsglas von 1--1 1/2 Zoll Brennweite zeigt, daß diese Kügelchen von verschiedenen Größen sind, daß die kleinern sehr schnell aufsteigen, die gröbern hingegen auf den Liquor zurückfallen, und ohne sich mit ihm zu vermischen, so leicht auf seiner Oberfläche schweben, daß man sie durch den Hauch von einer Seite zur andern treiben kan. Oft werden sie durch die geringste Bewegung der Luft losgerissen, und zum Aufsteigen gebracht; bisweilen vermischen sich auch einige wieder mit dem Liquor. Sie sind übrigens holen Kugeln, wie Seifenblasen, so ähnlich, und unterscheiden sich so sehr von soliden Kugeln, daß man sie nur sehen darf, um sie sogleich für Bläschen zu erkennen. Herr de Saussüre bediente sich zu bequemerer Beobachtung dieser Dampfbläschen einer Art von Aeolipile mit zwo Kugeln, Taf. VI. Fig. 103., oder einer bey A verschlossenen, bey D ofnen Glasröhre mit den Kugeln B und C. Er brachte einige Tropfen Wasser in die Kugel B, und erhitzte dieselbe über einer Weingeistlampe. So lange die Kugel C kalt blieb, verdichteten sich die aus B übergehenden Dämpfe in C in Gestalt einer Wolke von lauter Bläschen. Ward aber endlich C selbst erhitzt so sahe man weder Wolke noch Bläschen mehr, C blieb vollkommen durchsichtig, und die Dämpfe strömten durch D, wie aus einer einfachen Aeolipile. Nahm man die Röhre vom Feuer hinweg, und erkältete C mit frischem Wasser, so erschien der blasenförmige Dunst sogleich wieder; man konnte nun die Kugel auf die Unterlage eines Vergrößerungsglases
Man weiß aber jetzt mit Zuverlaͤßigkeit, daß die Dunſtblaͤschen vorhanden ſind, und de Sauſſuͤre giebt, um ſie zu beobachten, folgende Anweiſung. Man ſetze heißen Caffee, oder heißes mit Dinte vermiſchtes Waſſer an einem Orte, wo die Luft ruhig iſt, an die Sonne oder an das helle Taglicht, ſo wird man einen Dampf aufſteigen ſehen, der eine gewiſſe Hoͤhe erreicht, und dann verſchwindet. Man unterſcheidet leicht in dieſem Dampfe kleine weiße und von einander getrennte Kuͤgelchen. Ein Vergroͤßerungsglas von 1—1 1/2 Zoll Brennweite zeigt, daß dieſe Kuͤgelchen von verſchiedenen Groͤßen ſind, daß die kleinern ſehr ſchnell aufſteigen, die groͤbern hingegen auf den Liquor zuruͤckfallen, und ohne ſich mit ihm zu vermiſchen, ſo leicht auf ſeiner Oberflaͤche ſchweben, daß man ſie durch den Hauch von einer Seite zur andern treiben kan. Oft werden ſie durch die geringſte Bewegung der Luft losgeriſſen, und zum Aufſteigen gebracht; bisweilen vermiſchen ſich auch einige wieder mit dem Liquor. Sie ſind uͤbrigens holen Kugeln, wie Seifenblaſen, ſo aͤhnlich, und unterſcheiden ſich ſo ſehr von ſoliden Kugeln, daß man ſie nur ſehen darf, um ſie ſogleich fuͤr Blaͤschen zu erkennen. Herr de Sauſſuͤre bediente ſich zu bequemerer Beobachtung dieſer Dampfblaͤschen einer Art von Aeolipile mit zwo Kugeln, Taf. VI. Fig. 103., oder einer bey A verſchloſſenen, bey D ofnen Glasroͤhre mit den Kugeln B und C. Er brachte einige Tropfen Waſſer in die Kugel B, und erhitzte dieſelbe uͤber einer Weingeiſtlampe. So lange die Kugel C kalt blieb, verdichteten ſich die aus B uͤbergehenden Daͤmpfe in C in Geſtalt einer Wolke von lauter Blaͤschen. Ward aber endlich C ſelbſt erhitzt ſo ſahe man weder Wolke noch Blaͤschen mehr, C blieb vollkommen durchſichtig, und die Daͤmpfe ſtroͤmten durch D, wie aus einer einfachen Aeolipile. Nahm man die Roͤhre vom Feuer hinweg, und erkaͤltete C mit friſchem Waſſer, ſo erſchien der blaſenfoͤrmige Dunſt ſogleich wieder; man konnte nun die Kugel auf die Unterlage eines Vergroͤßerungsglaſes <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0642" xml:id="P.1.628" n="628"/><lb/> und will lieber das Aufſteigen aus der durch die Elektricitaͤt entſtehenden Repulſion der Waſſertheile herleiten.</p> <p>Man weiß aber jetzt mit Zuverlaͤßigkeit, daß die Dunſtblaͤschen vorhanden ſind, und <hi rendition="#b">de Sauſſuͤre</hi> giebt, um ſie zu beobachten, folgende Anweiſung. Man ſetze heißen Caffee, oder heißes mit Dinte vermiſchtes Waſſer an einem Orte, wo die Luft ruhig iſt, an die Sonne oder an das helle Taglicht, ſo wird man einen Dampf aufſteigen ſehen, der eine gewiſſe Hoͤhe erreicht, und dann verſchwindet. Man unterſcheidet leicht in dieſem Dampfe kleine weiße und von einander getrennte Kuͤgelchen. Ein Vergroͤßerungsglas von 1—1 1/2 Zoll Brennweite zeigt, daß dieſe Kuͤgelchen von verſchiedenen Groͤßen ſind, daß die kleinern ſehr ſchnell aufſteigen, die groͤbern hingegen auf den Liquor zuruͤckfallen, und ohne ſich mit ihm zu vermiſchen, ſo leicht auf ſeiner Oberflaͤche ſchweben, daß man ſie durch den Hauch von einer Seite zur andern treiben kan. Oft werden ſie durch die geringſte Bewegung der Luft losgeriſſen, und zum Aufſteigen gebracht; bisweilen vermiſchen ſich auch einige wieder mit dem Liquor. Sie ſind uͤbrigens holen Kugeln, wie Seifenblaſen, ſo aͤhnlich, und unterſcheiden ſich ſo ſehr von ſoliden Kugeln, daß man ſie nur ſehen darf, um ſie ſogleich fuͤr Blaͤschen zu erkennen.</p> <p>Herr <hi rendition="#b">de Sauſſuͤre</hi> bediente ſich zu bequemerer Beobachtung dieſer Dampfblaͤschen einer Art von Aeolipile mit zwo Kugeln, Taf. <hi rendition="#aq">VI.</hi> Fig. 103., oder einer bey <hi rendition="#aq">A</hi> verſchloſſenen, bey <hi rendition="#aq">D</hi> ofnen Glasroͤhre mit den Kugeln <hi rendition="#aq">B</hi> und <hi rendition="#aq">C.</hi> Er brachte einige Tropfen Waſſer in die Kugel <hi rendition="#aq">B,</hi> und erhitzte dieſelbe uͤber einer Weingeiſtlampe. So lange die Kugel <hi rendition="#aq">C</hi> kalt blieb, verdichteten ſich die aus <hi rendition="#aq">B</hi> uͤbergehenden Daͤmpfe in <hi rendition="#aq">C</hi> in Geſtalt einer Wolke von lauter Blaͤschen. Ward aber endlich <hi rendition="#aq">C</hi> ſelbſt erhitzt ſo ſahe man weder Wolke noch Blaͤschen mehr, <hi rendition="#aq">C</hi> blieb vollkommen durchſichtig, und die Daͤmpfe ſtroͤmten durch <hi rendition="#aq">D,</hi> wie aus einer einfachen Aeolipile. Nahm man die Roͤhre vom Feuer hinweg, und erkaͤltete <hi rendition="#aq">C</hi> mit friſchem Waſſer, ſo erſchien der <hi rendition="#b">blaſenfoͤrmige</hi> Dunſt ſogleich wieder; man konnte nun die Kugel auf die Unterlage eines Vergroͤßerungsglaſes<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [628/0642]
und will lieber das Aufſteigen aus der durch die Elektricitaͤt entſtehenden Repulſion der Waſſertheile herleiten.
Man weiß aber jetzt mit Zuverlaͤßigkeit, daß die Dunſtblaͤschen vorhanden ſind, und de Sauſſuͤre giebt, um ſie zu beobachten, folgende Anweiſung. Man ſetze heißen Caffee, oder heißes mit Dinte vermiſchtes Waſſer an einem Orte, wo die Luft ruhig iſt, an die Sonne oder an das helle Taglicht, ſo wird man einen Dampf aufſteigen ſehen, der eine gewiſſe Hoͤhe erreicht, und dann verſchwindet. Man unterſcheidet leicht in dieſem Dampfe kleine weiße und von einander getrennte Kuͤgelchen. Ein Vergroͤßerungsglas von 1—1 1/2 Zoll Brennweite zeigt, daß dieſe Kuͤgelchen von verſchiedenen Groͤßen ſind, daß die kleinern ſehr ſchnell aufſteigen, die groͤbern hingegen auf den Liquor zuruͤckfallen, und ohne ſich mit ihm zu vermiſchen, ſo leicht auf ſeiner Oberflaͤche ſchweben, daß man ſie durch den Hauch von einer Seite zur andern treiben kan. Oft werden ſie durch die geringſte Bewegung der Luft losgeriſſen, und zum Aufſteigen gebracht; bisweilen vermiſchen ſich auch einige wieder mit dem Liquor. Sie ſind uͤbrigens holen Kugeln, wie Seifenblaſen, ſo aͤhnlich, und unterſcheiden ſich ſo ſehr von ſoliden Kugeln, daß man ſie nur ſehen darf, um ſie ſogleich fuͤr Blaͤschen zu erkennen.
Herr de Sauſſuͤre bediente ſich zu bequemerer Beobachtung dieſer Dampfblaͤschen einer Art von Aeolipile mit zwo Kugeln, Taf. VI. Fig. 103., oder einer bey A verſchloſſenen, bey D ofnen Glasroͤhre mit den Kugeln B und C. Er brachte einige Tropfen Waſſer in die Kugel B, und erhitzte dieſelbe uͤber einer Weingeiſtlampe. So lange die Kugel C kalt blieb, verdichteten ſich die aus B uͤbergehenden Daͤmpfe in C in Geſtalt einer Wolke von lauter Blaͤschen. Ward aber endlich C ſelbſt erhitzt ſo ſahe man weder Wolke noch Blaͤschen mehr, C blieb vollkommen durchſichtig, und die Daͤmpfe ſtroͤmten durch D, wie aus einer einfachen Aeolipile. Nahm man die Roͤhre vom Feuer hinweg, und erkaͤltete C mit friſchem Waſſer, ſo erſchien der blaſenfoͤrmige Dunſt ſogleich wieder; man konnte nun die Kugel auf die Unterlage eines Vergroͤßerungsglaſes
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |