blasenförmiger Dünste überzugehen. Ein Beyspiel hievon ist der Abendthau im Sommer, der gewöhnlich den Boden ohne Nebel befeuchtet, und also ein unmittelbarer Niederschlag der vorher in der wärmern Luft aufgelöseten Feuchtigkeit ist. Es scheint also so wohl zur Bildung, als zur Zerstörung der Dunstbläschen ein eigner uns unbekannter Umstand erforderlich zu seyn. Sie entstehen nie eher, als bis die Luft völlig mit aufgelösten Dünsten gesättiget ist; das Hygrometer zeigt im Nebel jederzeit den äußersten Grad der Feuchtigkeit an; auch verschwinden die Nebel wieder und lösen sich in der Luft auf, sobald die auflösende Kraft derselben verstärkt wird. Aber die Ursache, warum diese aus der gesättigten Luft niedergeschlagne Feuchtigkeit bald in concreter Form, bald in Bläschen erscheint, kan wohl in nichts anderm liegen, als in der Abwesenheit oder Gegenwart derjenigen Materie, welche die Hölung der Bläschen ausfüllt, und ihre Atmosphären bildet. Es ist sehr wahrscheinlich, daß dieses die elektrische Materie sey. Man weiß jetzt, daß mit jedem Dunst Elektricität erzeugt werde, und daß vermuthlich alle Wolken elektrisch sind. Ueberdies würde sich hieraus erklären lassen, warum so oft nach einem heftigen Donnerschlage gleichsam ganze Wolken auf einmal in Platzregen herabstürzen. Dann hätte nemlich die plötzliche Entladung von Elektricität den Bläschen der Wolke das entzogen, was zu ihrer Erhaltung wesentlich nothwendig war, und man sähe nun leicht, warum sich ihre Wasserhäutchen in Tropfen vereinigen und durch ihr Gewicht herabfallen müsten.
Herr de Saussüre fragt noch, ob es nicht Fälle gebe, in welchen die Dunstbläschen sogleich aus den Körpern aufstiegen, und nicht erst aus einem Niederschlage oder aus elastischen Dämpfen gebildet würden. Er ist nicht geneigt, eine unmittelbare Entstehung der Bläschen, sogleich beym Ausgange aus dem ausdünstenden Körper, anzunehmen. Er führt an, daß bey der Aeolipile, selbst bey der mit zwoen Kugeln, Taf. VI. Fig. 103., die Dämpfe des Wassers allezeit in elastischer Form ausgehen, und
blaſenfoͤrmiger Duͤnſte uͤberzugehen. Ein Beyſpiel hievon iſt der Abendthau im Sommer, der gewoͤhnlich den Boden ohne Nebel befeuchtet, und alſo ein unmittelbarer Niederſchlag der vorher in der waͤrmern Luft aufgeloͤſeten Feuchtigkeit iſt. Es ſcheint alſo ſo wohl zur Bildung, als zur Zerſtoͤrung der Dunſtblaͤschen ein eigner uns unbekannter Umſtand erforderlich zu ſeyn. Sie entſtehen nie eher, als bis die Luft voͤllig mit aufgeloͤſten Duͤnſten geſaͤttiget iſt; das Hygrometer zeigt im Nebel jederzeit den aͤußerſten Grad der Feuchtigkeit an; auch verſchwinden die Nebel wieder und loͤſen ſich in der Luft auf, ſobald die aufloͤſende Kraft derſelben verſtaͤrkt wird. Aber die Urſache, warum dieſe aus der geſaͤttigten Luft niedergeſchlagne Feuchtigkeit bald in concreter Form, bald in Blaͤschen erſcheint, kan wohl in nichts anderm liegen, als in der Abweſenheit oder Gegenwart derjenigen Materie, welche die Hoͤlung der Blaͤschen ausfuͤllt, und ihre Atmoſphaͤren bildet. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß dieſes die elektriſche Materie ſey. Man weiß jetzt, daß mit jedem Dunſt Elektricitaͤt erzeugt werde, und daß vermuthlich alle Wolken elektriſch ſind. Ueberdies wuͤrde ſich hieraus erklaͤren laſſen, warum ſo oft nach einem heftigen Donnerſchlage gleichſam ganze Wolken auf einmal in Platzregen herabſtuͤrzen. Dann haͤtte nemlich die ploͤtzliche Entladung von Elektricitaͤt den Blaͤschen der Wolke das entzogen, was zu ihrer Erhaltung weſentlich nothwendig war, und man ſaͤhe nun leicht, warum ſich ihre Waſſerhaͤutchen in Tropfen vereinigen und durch ihr Gewicht herabfallen muͤſten.
Herr de Sauſſuͤre fragt noch, ob es nicht Faͤlle gebe, in welchen die Dunſtblaͤschen ſogleich aus den Koͤrpern aufſtiegen, und nicht erſt aus einem Niederſchlage oder aus elaſtiſchen Daͤmpfen gebildet wuͤrden. Er iſt nicht geneigt, eine unmittelbare Entſtehung der Blaͤschen, ſogleich beym Ausgange aus dem ausduͤnſtenden Koͤrper, anzunehmen. Er fuͤhrt an, daß bey der Aeolipile, ſelbſt bey der mit zwoen Kugeln, Taf. VI. Fig. 103., die Daͤmpfe des Waſſers allezeit in elaſtiſcher Form ausgehen, und
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blaſenfoͤrmiger Duͤnſte uͤberzugehen. Ein Beyſpiel hievon iſt der Abendthau im Sommer, der gewoͤhnlich den Boden ohne Nebel befeuchtet, und alſo ein unmittelbarer Niederſchlag der vorher in der waͤrmern Luft aufgeloͤſeten Feuchtigkeit iſt. Es ſcheint alſo ſo wohl zur Bildung, als zur Zerſtoͤrung der Dunſtblaͤschen ein eigner uns unbekannter Umſtand erforderlich zu ſeyn. Sie entſtehen nie eher, als bis die Luft voͤllig mit aufgeloͤſten Duͤnſten geſaͤttiget iſt; das Hygrometer zeigt im Nebel jederzeit den aͤußerſten Grad der Feuchtigkeit an; auch verſchwinden die Nebel wieder und loͤſen ſich in der Luft auf, ſobald die aufloͤſende Kraft derſelben verſtaͤrkt wird. Aber die Urſache, warum dieſe aus der geſaͤttigten Luft niedergeſchlagne Feuchtigkeit bald in concreter Form, bald in Blaͤschen erſcheint, kan wohl in nichts anderm liegen, als in der Abweſenheit oder Gegenwart derjenigen Materie, welche die Hoͤlung der Blaͤschen ausfuͤllt, und ihre Atmoſphaͤren bildet. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß dieſes die elektriſche Materie ſey. Man weiß jetzt, daß mit jedem Dunſt Elektricitaͤt erzeugt werde, und daß vermuthlich alle Wolken elektriſch ſind. Ueberdies wuͤrde ſich hieraus erklaͤren laſſen, warum ſo oft nach einem heftigen Donnerſchlage gleichſam ganze Wolken auf einmal in Platzregen herabſtuͤrzen. Dann haͤtte nemlich die ploͤtzliche Entladung von Elektricitaͤt den Blaͤschen der Wolke das entzogen, was zu ihrer Erhaltung weſentlich nothwendig war, und man ſaͤhe nun leicht, warum ſich ihre Waſſerhaͤutchen in Tropfen vereinigen und durch ihr Gewicht herabfallen muͤſten.
Herr de Sauſſuͤre fragt noch, ob es nicht Faͤlle gebe, in welchen die Dunſtblaͤschen ſogleich aus den Koͤrpern aufſtiegen, und nicht erſt aus einem Niederſchlage oder aus elaſtiſchen Daͤmpfen gebildet wuͤrden. Er iſt nicht geneigt, eine unmittelbare Entſtehung der Blaͤschen, ſogleich beym Ausgange aus dem ausduͤnſtenden Koͤrper, anzunehmen. Er fuͤhrt an, daß bey der Aeolipile, ſelbſt bey der mit zwoen Kugeln, Taf. VI. Fig. 103., die Daͤmpfe des Waſſers allezeit in elaſtiſcher Form ausgehen, und
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 633. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/647>, abgerufen am 22.11.2024.
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