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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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und ein sechs Stunden langes Steigen des Meeres die Fluth (fluxus, flux) veranlasset, wodurch nach zwölf Stunden, d. i. etwa drey Stunden nach dem Durchgange des Monds durch die untere Hälfte des Mittagskreises, die volle See wiederum eintritt. Diese Abwechselung dauret unaufhörlich fort, doch so, daß am folgenden Tage die hohe Fluth um 49 Minuten später, als am vorhergehenden, eintritt, so wie auch der Mond jeden Tage um 49 Min. später durch den Mittagskreis geht.

Während der Fluth tritt das Meerwasser in die Mündungen der ins Meer auslaufenden Flüsse zurück; während der Ebbe aber erhalten die Gewässer dieser Flüsse ihren freyen Ablauf wieder.

Bey der Ebbe und Fluth kommen an den Orten, wo die Bewegung des Wassers nicht durch Inseln, Vorgebirge, Meerengen oder andere Hindernisse aufgehalten wird, drey sehr merkwürdige und regelmäßige Perioden vor, eine tägliche, eine monatliche und eine jährliche.

Die tägliche Periode besteht in der schon angeführten zweymaligen Abwechselung, nach welcher binnen 24 St. 49 Min. zweymal Ebbe und zweymal Fluth ist. Ihre Dauer kömmt überein mit dem Zeitraume zwischen zween auf einander folgenden Durchgängen des Monds durch den Mittagskreis.

Die monatliche Periode zeigt sich darinn, daß diese Bewegung der See jeden Monat zweymal am stärksten und zweymal am schwächsten sind. Die stärksten Fluthen fallen in die Tage des Neumonds und Vollmonds, d. h. der Syzygien, oder richtiger, etwa 1 1/2 Tag nach dem Neuund Vollmonde; die schwächsten in die Zeiten der Quadraturen, oder vielmehr 1 1/2 Tag nach dem ersten und letzten Mondsviertel. Wenn im Neu- oder Vollmonde der Mond zugleich in der Erdnähe ist, so wird die Verstärkung der Fluth sehr beträchtlich.

Die jährliche Periode endlich besteht darinn, daß um die Zeit der Nachtgleichen (21 März und 21 Sept.) die Fluthen in den Syzygien viel stärker, und in den Quadraturen viel schwächer, als sonst, werden; da sie hingegen


und ein ſechs Stunden langes Steigen des Meeres die Fluth (fluxus, flux) veranlaſſet, wodurch nach zwoͤlf Stunden, d. i. etwa drey Stunden nach dem Durchgange des Monds durch die untere Haͤlfte des Mittagskreiſes, die volle See wiederum eintritt. Dieſe Abwechſelung dauret unaufhoͤrlich fort, doch ſo, daß am folgenden Tage die hohe Fluth um 49 Minuten ſpaͤter, als am vorhergehenden, eintritt, ſo wie auch der Mond jeden Tage um 49 Min. ſpaͤter durch den Mittagskreis geht.

Waͤhrend der Fluth tritt das Meerwaſſer in die Muͤndungen der ins Meer auslaufenden Fluͤſſe zuruͤck; waͤhrend der Ebbe aber erhalten die Gewaͤſſer dieſer Fluͤſſe ihren freyen Ablauf wieder.

Bey der Ebbe und Fluth kommen an den Orten, wo die Bewegung des Waſſers nicht durch Inſeln, Vorgebirge, Meerengen oder andere Hinderniſſe aufgehalten wird, drey ſehr merkwuͤrdige und regelmaͤßige Perioden vor, eine taͤgliche, eine monatliche und eine jaͤhrliche.

Die taͤgliche Periode beſteht in der ſchon angefuͤhrten zweymaligen Abwechſelung, nach welcher binnen 24 St. 49 Min. zweymal Ebbe und zweymal Fluth iſt. Ihre Dauer koͤmmt uͤberein mit dem Zeitraume zwiſchen zween auf einander folgenden Durchgaͤngen des Monds durch den Mittagskreis.

Die monatliche Periode zeigt ſich darinn, daß dieſe Bewegung der See jeden Monat zweymal am ſtaͤrkſten und zweymal am ſchwaͤchſten ſind. Die ſtaͤrkſten Fluthen fallen in die Tage des Neumonds und Vollmonds, d. h. der Syzygien, oder richtiger, etwa 1 1/2 Tag nach dem Neuund Vollmonde; die ſchwaͤchſten in die Zeiten der Quadraturen, oder vielmehr 1 1/2 Tag nach dem erſten und letzten Mondsviertel. Wenn im Neu- oder Vollmonde der Mond zugleich in der Erdnaͤhe iſt, ſo wird die Verſtaͤrkung der Fluth ſehr betraͤchtlich.

Die jaͤhrliche Periode endlich beſteht darinn, daß um die Zeit der Nachtgleichen (21 Maͤrz und 21 Sept.) die Fluthen in den Syzygien viel ſtaͤrker, und in den Quadraturen viel ſchwaͤcher, als ſonſt, werden; da ſie hingegen

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[647/0661] und ein ſechs Stunden langes Steigen des Meeres die Fluth (fluxus, flux) veranlaſſet, wodurch nach zwoͤlf Stunden, d. i. etwa drey Stunden nach dem Durchgange des Monds durch die untere Haͤlfte des Mittagskreiſes, die volle See wiederum eintritt. Dieſe Abwechſelung dauret unaufhoͤrlich fort, doch ſo, daß am folgenden Tage die hohe Fluth um 49 Minuten ſpaͤter, als am vorhergehenden, eintritt, ſo wie auch der Mond jeden Tage um 49 Min. ſpaͤter durch den Mittagskreis geht. Waͤhrend der Fluth tritt das Meerwaſſer in die Muͤndungen der ins Meer auslaufenden Fluͤſſe zuruͤck; waͤhrend der Ebbe aber erhalten die Gewaͤſſer dieſer Fluͤſſe ihren freyen Ablauf wieder. Bey der Ebbe und Fluth kommen an den Orten, wo die Bewegung des Waſſers nicht durch Inſeln, Vorgebirge, Meerengen oder andere Hinderniſſe aufgehalten wird, drey ſehr merkwuͤrdige und regelmaͤßige Perioden vor, eine taͤgliche, eine monatliche und eine jaͤhrliche. Die taͤgliche Periode beſteht in der ſchon angefuͤhrten zweymaligen Abwechſelung, nach welcher binnen 24 St. 49 Min. zweymal Ebbe und zweymal Fluth iſt. Ihre Dauer koͤmmt uͤberein mit dem Zeitraume zwiſchen zween auf einander folgenden Durchgaͤngen des Monds durch den Mittagskreis. Die monatliche Periode zeigt ſich darinn, daß dieſe Bewegung der See jeden Monat zweymal am ſtaͤrkſten und zweymal am ſchwaͤchſten ſind. Die ſtaͤrkſten Fluthen fallen in die Tage des Neumonds und Vollmonds, d. h. der Syzygien, oder richtiger, etwa 1 1/2 Tag nach dem Neuund Vollmonde; die ſchwaͤchſten in die Zeiten der Quadraturen, oder vielmehr 1 1/2 Tag nach dem erſten und letzten Mondsviertel. Wenn im Neu- oder Vollmonde der Mond zugleich in der Erdnaͤhe iſt, ſo wird die Verſtaͤrkung der Fluth ſehr betraͤchtlich. Die jaͤhrliche Periode endlich beſteht darinn, daß um die Zeit der Nachtgleichen (21 Maͤrz und 21 Sept.) die Fluthen in den Syzygien viel ſtaͤrker, und in den Quadraturen viel ſchwaͤcher, als ſonſt, werden; da ſie hingegen

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 647. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/661>, abgerufen am 22.11.2024.