Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Salze, im Wasser aufgelöset, machen, daß dasselbe später gefrieret, ob sie gleich eine größere Kälte hervorbringen. Die Salze schmelzen auch das Eis, und machen es zugleich kälter; daher man durch ihre Hülfe ein Wasser hervorbringen kan, das weit kälter, als der Eispunkt, und dennoch flüßig ist. Fast alle Salze sind hiezu geschickt, vor allen aber der Salmiak, Salpeter und das Kochsalz, durch deren Hülfe man sogar im Sommer oder über dem Feuer eine Kälte hervorbringen kan, bey welcher Wasser gefriert. Es wird von diesem allen bey dem Worte: Kälte, künstliche, umständlicher gehandlet werden.

So kan man künstliches Eis erhalten, wenn man reines Wasser in schicklichen Gefäßen solchen erkältenden Mischungen aussetzt. Auch durch die Ausdünstung lassen sich Grade der Kälte hervorbringen, welche den zum Gefrieren des Wassers nöthigen weit übertreffen.

Das mit Salz oder mit geistigen Liquoren vermischte Wasser gefriert sehr spät und nur bey sehr beträchtlichen Graden der Kälte. Auch ist das Eis desselben bey weitem nicht so fest und compact, als das von reinem Wasser. Es wird blättrig, und seine Theile sind unterbrochen und getrennt durch die Theilchen des geistigen Liquors, der sich von dem Wasser sondert, und gegen die Mitte des Gefässes concentriret. Eben dies geschieht beym Salzwasser und bey dem mit Urin der Thiere vermischten. Vielleicht ist auch daraus zu erklären, warum gefrornes Seewasser süß ist, welches von einigen bezweifelte Phänomen Herr Forster (Bemerkungen rc. auf seiner Reise um die Welt, aus dem Engl. übers. von Ge. Forster, Leipz. 1783. 8. S. 59. u. f.) bestätiget.

Dies sind die vornehmsten Erscheinungen und Eigenschaften des Eises; die Meinungen der Naturforscher über die Ursachen seiner Entstehung, d. i. über die Verwandlung flüßiger Körper in feste, durch die Kälte überhaupt, werden in dem Artikel: Gefrierung, eine schicklichere Stelle finden.

v. Mairan Abhandlung von dem Eise, aus dem Franz. Leipzig 1752. gr. 8.


Salze, im Waſſer aufgeloͤſet, machen, daß daſſelbe ſpaͤter gefrieret, ob ſie gleich eine groͤßere Kaͤlte hervorbringen. Die Salze ſchmelzen auch das Eis, und machen es zugleich kaͤlter; daher man durch ihre Huͤlfe ein Waſſer hervorbringen kan, das weit kaͤlter, als der Eispunkt, und dennoch fluͤßig iſt. Faſt alle Salze ſind hiezu geſchickt, vor allen aber der Salmiak, Salpeter und das Kochſalz, durch deren Huͤlfe man ſogar im Sommer oder uͤber dem Feuer eine Kaͤlte hervorbringen kan, bey welcher Waſſer gefriert. Es wird von dieſem allen bey dem Worte: Kaͤlte, kuͤnſtliche, umſtaͤndlicher gehandlet werden.

So kan man kuͤnſtliches Eis erhalten, wenn man reines Waſſer in ſchicklichen Gefaͤßen ſolchen erkaͤltenden Miſchungen ausſetzt. Auch durch die Ausduͤnſtung laſſen ſich Grade der Kaͤlte hervorbringen, welche den zum Gefrieren des Waſſers noͤthigen weit uͤbertreffen.

Das mit Salz oder mit geiſtigen Liquoren vermiſchte Waſſer gefriert ſehr ſpaͤt und nur bey ſehr betraͤchtlichen Graden der Kaͤlte. Auch iſt das Eis deſſelben bey weitem nicht ſo feſt und compact, als das von reinem Waſſer. Es wird blaͤttrig, und ſeine Theile ſind unterbrochen und getrennt durch die Theilchen des geiſtigen Liquors, der ſich von dem Waſſer ſondert, und gegen die Mitte des Gefaͤſſes concentriret. Eben dies geſchieht beym Salzwaſſer und bey dem mit Urin der Thiere vermiſchten. Vielleicht iſt auch daraus zu erklaͤren, warum gefrornes Seewaſſer ſuͤß iſt, welches von einigen bezweifelte Phaͤnomen Herr Forſter (Bemerkungen rc. auf ſeiner Reiſe um die Welt, aus dem Engl. uͤberſ. von Ge. Forſter, Leipz. 1783. 8. S. 59. u. f.) beſtaͤtiget.

Dies ſind die vornehmſten Erſcheinungen und Eigenſchaften des Eiſes; die Meinungen der Naturforſcher uͤber die Urſachen ſeiner Entſtehung, d. i. uͤber die Verwandlung fluͤßiger Koͤrper in feſte, durch die Kaͤlte uͤberhaupt, werden in dem Artikel: Gefrierung, eine ſchicklichere Stelle finden.

v. Mairan Abhandlung von dem Eiſe, aus dem Franz. Leipzig 1752. gr. 8.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p>
            <pb facs="#f0698" xml:id="P.1.684" n="684"/><lb/>
          </p>
          <p>Salze, im Wa&#x017F;&#x017F;er aufgelo&#x0364;&#x017F;et, machen, daß da&#x017F;&#x017F;elbe &#x017F;pa&#x0364;ter gefrieret, ob &#x017F;ie gleich eine gro&#x0364;ßere Ka&#x0364;lte hervorbringen. Die Salze &#x017F;chmelzen auch das Eis, und machen es zugleich ka&#x0364;lter; daher man durch ihre Hu&#x0364;lfe ein Wa&#x017F;&#x017F;er hervorbringen kan, das weit ka&#x0364;lter, als der Eispunkt, und dennoch flu&#x0364;ßig i&#x017F;t. Fa&#x017F;t alle Salze &#x017F;ind hiezu ge&#x017F;chickt, vor allen aber der Salmiak, Salpeter und das Koch&#x017F;alz, durch deren Hu&#x0364;lfe man &#x017F;ogar im Sommer oder u&#x0364;ber dem Feuer eine Ka&#x0364;lte hervorbringen kan, bey welcher Wa&#x017F;&#x017F;er gefriert. Es wird von die&#x017F;em allen bey dem Worte: <hi rendition="#b">Ka&#x0364;lte, ku&#x0364;n&#x017F;tliche,</hi> um&#x017F;ta&#x0364;ndlicher gehandlet werden.</p>
          <p>So kan man <hi rendition="#b">ku&#x0364;n&#x017F;tliches Eis</hi> erhalten, wenn man reines Wa&#x017F;&#x017F;er in &#x017F;chicklichen Gefa&#x0364;ßen &#x017F;olchen erka&#x0364;ltenden Mi&#x017F;chungen aus&#x017F;etzt. Auch durch die Ausdu&#x0364;n&#x017F;tung la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich Grade der Ka&#x0364;lte hervorbringen, welche den zum Gefrieren des Wa&#x017F;&#x017F;ers no&#x0364;thigen weit u&#x0364;bertreffen.</p>
          <p>Das mit Salz oder mit gei&#x017F;tigen Liquoren vermi&#x017F;chte Wa&#x017F;&#x017F;er gefriert &#x017F;ehr &#x017F;pa&#x0364;t und nur bey &#x017F;ehr betra&#x0364;chtlichen Graden der Ka&#x0364;lte. Auch i&#x017F;t das Eis de&#x017F;&#x017F;elben bey weitem nicht &#x017F;o fe&#x017F;t und compact, als das von reinem Wa&#x017F;&#x017F;er. Es wird bla&#x0364;ttrig, und &#x017F;eine Theile &#x017F;ind unterbrochen und getrennt durch die Theilchen des gei&#x017F;tigen Liquors, der &#x017F;ich von dem Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ondert, und gegen die Mitte des Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;es concentriret. Eben dies ge&#x017F;chieht beym Salzwa&#x017F;&#x017F;er und bey dem mit Urin der Thiere vermi&#x017F;chten. Vielleicht i&#x017F;t auch daraus zu erkla&#x0364;ren, warum gefrornes Seewa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;u&#x0364;ß i&#x017F;t, welches von einigen bezweifelte Pha&#x0364;nomen Herr <hi rendition="#b">For&#x017F;ter</hi> (Bemerkungen rc. auf &#x017F;einer Rei&#x017F;e um die Welt, aus dem Engl. u&#x0364;ber&#x017F;. von <hi rendition="#b">Ge. For&#x017F;ter,</hi> Leipz. 1783. 8. S. 59. u. f.) be&#x017F;ta&#x0364;tiget.</p>
          <p>Dies &#x017F;ind die vornehm&#x017F;ten Er&#x017F;cheinungen und Eigen&#x017F;chaften des Ei&#x017F;es; die Meinungen der Naturfor&#x017F;cher u&#x0364;ber die Ur&#x017F;achen &#x017F;einer Ent&#x017F;tehung, d. i. u&#x0364;ber die Verwandlung flu&#x0364;ßiger Ko&#x0364;rper in fe&#x017F;te, durch die Ka&#x0364;lte u&#x0364;berhaupt, werden in dem Artikel: <hi rendition="#b">Gefrierung,</hi> eine &#x017F;chicklichere Stelle finden.</p>
          <p><hi rendition="#b">v. Mairan</hi> Abhandlung von dem Ei&#x017F;e, aus dem Franz. Leipzig 1752. gr. 8.<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[684/0698] Salze, im Waſſer aufgeloͤſet, machen, daß daſſelbe ſpaͤter gefrieret, ob ſie gleich eine groͤßere Kaͤlte hervorbringen. Die Salze ſchmelzen auch das Eis, und machen es zugleich kaͤlter; daher man durch ihre Huͤlfe ein Waſſer hervorbringen kan, das weit kaͤlter, als der Eispunkt, und dennoch fluͤßig iſt. Faſt alle Salze ſind hiezu geſchickt, vor allen aber der Salmiak, Salpeter und das Kochſalz, durch deren Huͤlfe man ſogar im Sommer oder uͤber dem Feuer eine Kaͤlte hervorbringen kan, bey welcher Waſſer gefriert. Es wird von dieſem allen bey dem Worte: Kaͤlte, kuͤnſtliche, umſtaͤndlicher gehandlet werden. So kan man kuͤnſtliches Eis erhalten, wenn man reines Waſſer in ſchicklichen Gefaͤßen ſolchen erkaͤltenden Miſchungen ausſetzt. Auch durch die Ausduͤnſtung laſſen ſich Grade der Kaͤlte hervorbringen, welche den zum Gefrieren des Waſſers noͤthigen weit uͤbertreffen. Das mit Salz oder mit geiſtigen Liquoren vermiſchte Waſſer gefriert ſehr ſpaͤt und nur bey ſehr betraͤchtlichen Graden der Kaͤlte. Auch iſt das Eis deſſelben bey weitem nicht ſo feſt und compact, als das von reinem Waſſer. Es wird blaͤttrig, und ſeine Theile ſind unterbrochen und getrennt durch die Theilchen des geiſtigen Liquors, der ſich von dem Waſſer ſondert, und gegen die Mitte des Gefaͤſſes concentriret. Eben dies geſchieht beym Salzwaſſer und bey dem mit Urin der Thiere vermiſchten. Vielleicht iſt auch daraus zu erklaͤren, warum gefrornes Seewaſſer ſuͤß iſt, welches von einigen bezweifelte Phaͤnomen Herr Forſter (Bemerkungen rc. auf ſeiner Reiſe um die Welt, aus dem Engl. uͤberſ. von Ge. Forſter, Leipz. 1783. 8. S. 59. u. f.) beſtaͤtiget. Dies ſind die vornehmſten Erſcheinungen und Eigenſchaften des Eiſes; die Meinungen der Naturforſcher uͤber die Urſachen ſeiner Entſtehung, d. i. uͤber die Verwandlung fluͤßiger Koͤrper in feſte, durch die Kaͤlte uͤberhaupt, werden in dem Artikel: Gefrierung, eine ſchicklichere Stelle finden. v. Mairan Abhandlung von dem Eiſe, aus dem Franz. Leipzig 1752. gr. 8.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/698
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 684. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/698>, abgerufen am 22.11.2024.