Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Dagegen hat die Erfahrung gelehrt, daß bey Abflüssen oder verstärkten natürlichen Abgängen die Elektricität wenig Dienste leiste; wie man denn auch nicht rathsam findet, sie wegen des Reizes, den sie verursacht, bey venerischen Personen und bey Schwangern zu gebrauchen. Kratzenstein wird als der Erste angeführt, der im Jahre 1744. zu Halle die Lähmung eines Fingers durch Elektrisiren geheilt hat. Im Jahre 1748 heilte Iallabert zu Genf eine durch den Schlag eines Hammers entstandene Lähmung des Arms durch Elektrisiren mit Funken und Erschütterungsschlägen verbunden, worauf Sauvages zu Montpellier diese Curen vervielfältigte und berühmter machte. Die unschickliche Wahl der Behandlung verursachte damals, daß die Proben nicht stets so ausfielen, wie man wünschte, unstreitig darum, weil man die Kranken durch allzustarke Funkenund Schläge aufs heftigste angrif und fast mißhandelte. Daher wurden die Meynungen sehr getheilt, und häufige Streitschriften gewechselt. D. Hart (Philos. Trans. Vol. XLVIII. P. 2. S. 786) und Franklin (Phil. Trans. Vol. L. P. 2. S. 481.) führen Fälle an, wo die Elektricität nicht geholfen, oder gar geschadet haben soll; Franklins Art zu elektrisiren, ist aber auch so heftig, daß sie wohl Gesunde krank machen könnte. Lovet (Electricity rendered useful. London. 1760. 8.) schlug zuerst eine gelindere Behandlung durch einfaches Elektrisiren, Funken und höchstens schwache Erschütterungen
Dagegen hat die Erfahrung gelehrt, daß bey Abfluͤſſen oder verſtaͤrkten natuͤrlichen Abgaͤngen die Elektricitaͤt wenig Dienſte leiſte; wie man denn auch nicht rathſam findet, ſie wegen des Reizes, den ſie verurſacht, bey veneriſchen Perſonen und bey Schwangern zu gebrauchen. Kratzenſtein wird als der Erſte angefuͤhrt, der im Jahre 1744. zu Halle die Laͤhmung eines Fingers durch Elektriſiren geheilt hat. Im Jahre 1748 heilte Iallabert zu Genf eine durch den Schlag eines Hammers entſtandene Laͤhmung des Arms durch Elektriſiren mit Funken und Erſchuͤtterungsſchlaͤgen verbunden, worauf Sauvages zu Montpellier dieſe Curen vervielfaͤltigte und beruͤhmter machte. Die unſchickliche Wahl der Behandlung verurſachte damals, daß die Proben nicht ſtets ſo ausfielen, wie man wuͤnſchte, unſtreitig darum, weil man die Kranken durch allzuſtarke Funkenund Schlaͤge aufs heftigſte angrif und faſt mißhandelte. Daher wurden die Meynungen ſehr getheilt, und haͤufige Streitſchriften gewechſelt. D. Hart (Philoſ. Trans. Vol. XLVIII. P. 2. S. 786) und Franklin (Phil. Trans. Vol. L. P. 2. S. 481.) fuͤhren Faͤlle an, wo die Elektricitaͤt nicht geholfen, oder gar geſchadet haben ſoll; Franklins Art zu elektriſiren, iſt aber auch ſo heftig, daß ſie wohl Geſunde krank machen koͤnnte. Lovet (Electricity rendered uſeful. London. 1760. 8.) ſchlug zuerſt eine gelindere Behandlung durch einfaches Elektriſiren, Funken und hoͤchſtens ſchwache Erſchuͤtterungen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0786" xml:id="P.1.772" n="772"/><lb/> vortheilhafte Folgen haben koͤnnen, beſonders bey denen, welche von Verſtopfungen der Gefaͤße und Nervenzufaͤllen herruͤhren, wie z. B. Fluͤſſe, Taubheit, Zahnweh, Geſchwuͤlſte ohne Vereiterung, Entzuͤndungen, beſonders der Augen, ſchwarzer Stahr, Thraͤnenfiſteln, Laͤhmungen, Geſchwuͤre, Hautausſchlaͤge, der Veitstanz, ſcrophuloͤſe Geſchwuͤlſte, Abſceſſe, Lungenentzuͤndungen im erſten Anfange, Nervenkopfſchmerzen, Anſatz zur Waſſerſucht, Podagra, Wechſelfieber, Verhaltung der monatlichen Reinigung u. dgl. ſind, bey welchen man auch die Elektricitaͤt jederzeit heilſam, und bey gehoͤriger Behandlung nie ſchaͤdlich befunden hat.</p> <p>Dagegen hat die Erfahrung gelehrt, daß bey Abfluͤſſen oder verſtaͤrkten natuͤrlichen Abgaͤngen die Elektricitaͤt wenig Dienſte leiſte; wie man denn auch nicht rathſam findet, ſie wegen des Reizes, den ſie verurſacht, bey veneriſchen Perſonen und bey Schwangern zu gebrauchen.</p> <p><hi rendition="#b">Kratzenſtein</hi> wird als der Erſte angefuͤhrt, der im Jahre 1744. zu Halle die Laͤhmung eines Fingers durch Elektriſiren geheilt hat. Im Jahre 1748 heilte <hi rendition="#b">Iallabert</hi> zu Genf eine durch den Schlag eines Hammers entſtandene Laͤhmung des Arms durch Elektriſiren mit Funken und Erſchuͤtterungsſchlaͤgen verbunden, worauf <hi rendition="#b">Sauvages</hi> zu Montpellier dieſe Curen vervielfaͤltigte und beruͤhmter machte. Die unſchickliche Wahl der Behandlung verurſachte damals, daß die Proben nicht ſtets ſo ausfielen, wie man wuͤnſchte, unſtreitig darum, weil man die Kranken durch allzuſtarke Funkenund Schlaͤge aufs heftigſte angrif und faſt mißhandelte. Daher wurden die Meynungen ſehr getheilt, und haͤufige Streitſchriften gewechſelt. D. <hi rendition="#b">Hart</hi> <hi rendition="#aq">(Philoſ. Trans. Vol. XLVIII. P. 2.</hi> S. 786) und <hi rendition="#b">Franklin</hi> <hi rendition="#aq">(Phil. Trans. Vol. L. P. 2.</hi> S. 481.) fuͤhren Faͤlle an, wo die Elektricitaͤt nicht geholfen, oder gar geſchadet haben ſoll; Franklins Art zu elektriſiren, iſt aber auch ſo heftig, daß ſie wohl Geſunde krank machen koͤnnte. <hi rendition="#b">Lovet</hi> <hi rendition="#aq">(Electricity rendered uſeful. London. 1760. 8.)</hi> ſchlug zuerſt eine gelindere Behandlung durch einfaches Elektriſiren, Funken und hoͤchſtens ſchwache Erſchuͤtterungen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [772/0786]
vortheilhafte Folgen haben koͤnnen, beſonders bey denen, welche von Verſtopfungen der Gefaͤße und Nervenzufaͤllen herruͤhren, wie z. B. Fluͤſſe, Taubheit, Zahnweh, Geſchwuͤlſte ohne Vereiterung, Entzuͤndungen, beſonders der Augen, ſchwarzer Stahr, Thraͤnenfiſteln, Laͤhmungen, Geſchwuͤre, Hautausſchlaͤge, der Veitstanz, ſcrophuloͤſe Geſchwuͤlſte, Abſceſſe, Lungenentzuͤndungen im erſten Anfange, Nervenkopfſchmerzen, Anſatz zur Waſſerſucht, Podagra, Wechſelfieber, Verhaltung der monatlichen Reinigung u. dgl. ſind, bey welchen man auch die Elektricitaͤt jederzeit heilſam, und bey gehoͤriger Behandlung nie ſchaͤdlich befunden hat.
Dagegen hat die Erfahrung gelehrt, daß bey Abfluͤſſen oder verſtaͤrkten natuͤrlichen Abgaͤngen die Elektricitaͤt wenig Dienſte leiſte; wie man denn auch nicht rathſam findet, ſie wegen des Reizes, den ſie verurſacht, bey veneriſchen Perſonen und bey Schwangern zu gebrauchen.
Kratzenſtein wird als der Erſte angefuͤhrt, der im Jahre 1744. zu Halle die Laͤhmung eines Fingers durch Elektriſiren geheilt hat. Im Jahre 1748 heilte Iallabert zu Genf eine durch den Schlag eines Hammers entſtandene Laͤhmung des Arms durch Elektriſiren mit Funken und Erſchuͤtterungsſchlaͤgen verbunden, worauf Sauvages zu Montpellier dieſe Curen vervielfaͤltigte und beruͤhmter machte. Die unſchickliche Wahl der Behandlung verurſachte damals, daß die Proben nicht ſtets ſo ausfielen, wie man wuͤnſchte, unſtreitig darum, weil man die Kranken durch allzuſtarke Funkenund Schlaͤge aufs heftigſte angrif und faſt mißhandelte. Daher wurden die Meynungen ſehr getheilt, und haͤufige Streitſchriften gewechſelt. D. Hart (Philoſ. Trans. Vol. XLVIII. P. 2. S. 786) und Franklin (Phil. Trans. Vol. L. P. 2. S. 481.) fuͤhren Faͤlle an, wo die Elektricitaͤt nicht geholfen, oder gar geſchadet haben ſoll; Franklins Art zu elektriſiren, iſt aber auch ſo heftig, daß ſie wohl Geſunde krank machen koͤnnte. Lovet (Electricity rendered uſeful. London. 1760. 8.) ſchlug zuerſt eine gelindere Behandlung durch einfaches Elektriſiren, Funken und hoͤchſtens ſchwache Erſchuͤtterungen
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