Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.Der erste Leiter ist ein isolirter leitender Körper, der an einem Ende die Elektricität des Glases mit einer Spitze, oder mit einem Zuleiter (Collector) von mehrern Spitzen einsaugt. Sonst brauchte man statt des Zuleiters eine Quaste von Goldfäden; aber wenigere Spitzen thun weit bessere Wirkung. Ehedem hieng man den ersten Leiter in seidnen Schnüren auf; er steht aber auf Glasfüßen weit fester und sicherer. Soll er eine mäßige Größe haben, so macht man ihn von Messingblech; sehr große Leiter aber lieber von Holz oder Pappe mit Zinnfolie überzogen. Er muß vollkommen frey von Spitzen und Schärfen seyn; auch die in ihn gebohrten Löcher müssen wohl gerundet und abgeglättet werden. Der von der Maschine abgekehrte Theil, an welchem sich die elektrischen Erscheinungen am stärksten zeigen, wird etwas größer gemacht. Je länger der erste Leiter ist, und je mehr er Fläche hat, desto stärker sind die aus ihm gezognen Funken. Man tadelt an den bisher beschriebnen Maschinen theils ihre unbequeme Größe, theils die Gefahr, in welche sie beym Zerspringen der Glaskugeln und Cylinder versetzen. Nollet sucht die Ursache dieses Zerspringens in einem von der Elektricität herrührenden Zittern der Glastheile, Cavallo darinn, daß sie auf der Glashütte zu plötzlich abgekuhlt worden sind. Bisweilen kan auch wohl die Erwärmung der darinn eingeschloßnen Luft das Zerspringen verursachen; daher es rathsam ist, in der Haube eine kleine Oefnung zu machen. Die Stücken werden bey diesem Zerspringen mit Gewalt und auf beträchtliche Weiten herumgeworfen. Glasscheibenmaschinen. Um das Jahr 1766 wurden die Maschinen mit runden Glasscheiben bekannt, welche Ramsden in London mit vielem Berfalle verfertigte. Dieser englische Künstler gab sich für den Erfinder derselben aus, wofür ihn auch Pristley in der ersten Ausgabe seiner Geschichte der Elektricität erklärt, in der zweyten aber den D. Ingenhouß als Erfinder genannt hat. Der erſte Leiter iſt ein iſolirter leitender Koͤrper, der an einem Ende die Elektricitaͤt des Glaſes mit einer Spitze, oder mit einem Zuleiter (Collector) von mehrern Spitzen einſaugt. Sonſt brauchte man ſtatt des Zuleiters eine Quaſte von Goldfaͤden; aber wenigere Spitzen thun weit beſſere Wirkung. Ehedem hieng man den erſten Leiter in ſeidnen Schnuͤren auf; er ſteht aber auf Glasfuͤßen weit feſter und ſicherer. Soll er eine maͤßige Groͤße haben, ſo macht man ihn von Meſſingblech; ſehr große Leiter aber lieber von Holz oder Pappe mit Zinnfolie uͤberzogen. Er muß vollkommen frey von Spitzen und Schaͤrfen ſeyn; auch die in ihn gebohrten Loͤcher muͤſſen wohl gerundet und abgeglaͤttet werden. Der von der Maſchine abgekehrte Theil, an welchem ſich die elektriſchen Erſcheinungen am ſtaͤrkſten zeigen, wird etwas groͤßer gemacht. Je laͤnger der erſte Leiter iſt, und je mehr er Flaͤche hat, deſto ſtaͤrker ſind die aus ihm gezognen Funken. Man tadelt an den bisher beſchriebnen Maſchinen theils ihre unbequeme Groͤße, theils die Gefahr, in welche ſie beym Zerſpringen der Glaskugeln und Cylinder verſetzen. Nollet ſucht die Urſache dieſes Zerſpringens in einem von der Elektricitaͤt herruͤhrenden Zittern der Glastheile, Cavallo darinn, daß ſie auf der Glashuͤtte zu ploͤtzlich abgekuhlt worden ſind. Bisweilen kan auch wohl die Erwaͤrmung der darinn eingeſchloßnen Luft das Zerſpringen verurſachen; daher es rathſam iſt, in der Haube eine kleine Oefnung zu machen. Die Stuͤcken werden bey dieſem Zerſpringen mit Gewalt und auf betraͤchtliche Weiten herumgeworfen. Glasſcheibenmaſchinen. Um das Jahr 1766 wurden die Maſchinen mit runden Glasſcheiben bekannt, welche Ramsden in London mit vielem Berfalle verfertigte. Dieſer engliſche Kuͤnſtler gab ſich fuͤr den Erfinder derſelben aus, wofuͤr ihn auch Priſtley in der erſten Ausgabe ſeiner Geſchichte der Elektricitaͤt erklaͤrt, in der zweyten aber den D. Ingenhouß als Erfinder genannt hat. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0807" xml:id="P.1.793" n="793"/><lb/> </p> <p>Der <hi rendition="#b">erſte Leiter</hi> iſt ein iſolirter leitender Koͤrper, der an einem Ende die Elektricitaͤt des Glaſes mit <hi rendition="#b">einer</hi> Spitze, oder mit einem <hi rendition="#b">Zuleiter</hi> (Collector) von mehrern Spitzen einſaugt. Sonſt brauchte man ſtatt des Zuleiters eine Quaſte von Goldfaͤden; aber wenigere Spitzen thun weit beſſere Wirkung. Ehedem hieng man den erſten Leiter in ſeidnen Schnuͤren auf; er ſteht aber auf Glasfuͤßen weit feſter und ſicherer. Soll er eine maͤßige Groͤße haben, ſo macht man ihn von Meſſingblech; ſehr große Leiter aber lieber von Holz oder Pappe mit Zinnfolie uͤberzogen. Er muß vollkommen frey von Spitzen und Schaͤrfen ſeyn; auch die in ihn gebohrten Loͤcher muͤſſen wohl gerundet und abgeglaͤttet werden. Der von der Maſchine abgekehrte Theil, an welchem ſich die elektriſchen Erſcheinungen am ſtaͤrkſten zeigen, wird etwas groͤßer gemacht. Je laͤnger der erſte Leiter iſt, und je mehr er Flaͤche hat, deſto ſtaͤrker ſind die aus ihm gezognen Funken.</p> <p>Man tadelt an den bisher beſchriebnen Maſchinen theils ihre unbequeme Groͤße, theils die Gefahr, in welche ſie beym Zerſpringen der Glaskugeln und Cylinder verſetzen. <hi rendition="#b">Nollet</hi> ſucht die Urſache dieſes Zerſpringens in einem von der Elektricitaͤt herruͤhrenden Zittern der Glastheile, <hi rendition="#b">Cavallo</hi> darinn, daß ſie auf der Glashuͤtte zu ploͤtzlich abgekuhlt worden ſind. Bisweilen kan auch wohl die Erwaͤrmung der darinn eingeſchloßnen Luft das Zerſpringen verurſachen; daher es rathſam iſt, in der Haube eine kleine Oefnung zu machen. Die Stuͤcken werden bey dieſem Zerſpringen mit Gewalt und auf betraͤchtliche Weiten herumgeworfen. <hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Glasſcheibenmaſchinen.</hi></hi></p> <p>Um das Jahr 1766 wurden die Maſchinen mit runden Glasſcheiben bekannt, welche <hi rendition="#b">Ramsden</hi> in London mit vielem Berfalle verfertigte. Dieſer engliſche Kuͤnſtler gab ſich fuͤr den Erfinder derſelben aus, wofuͤr ihn auch <hi rendition="#b">Priſtley</hi> in der erſten Ausgabe ſeiner Geſchichte der Elektricitaͤt erklaͤrt, in der zweyten aber den D. <hi rendition="#b">Ingenhouß</hi> als Erfinder genannt hat.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [793/0807]
Der erſte Leiter iſt ein iſolirter leitender Koͤrper, der an einem Ende die Elektricitaͤt des Glaſes mit einer Spitze, oder mit einem Zuleiter (Collector) von mehrern Spitzen einſaugt. Sonſt brauchte man ſtatt des Zuleiters eine Quaſte von Goldfaͤden; aber wenigere Spitzen thun weit beſſere Wirkung. Ehedem hieng man den erſten Leiter in ſeidnen Schnuͤren auf; er ſteht aber auf Glasfuͤßen weit feſter und ſicherer. Soll er eine maͤßige Groͤße haben, ſo macht man ihn von Meſſingblech; ſehr große Leiter aber lieber von Holz oder Pappe mit Zinnfolie uͤberzogen. Er muß vollkommen frey von Spitzen und Schaͤrfen ſeyn; auch die in ihn gebohrten Loͤcher muͤſſen wohl gerundet und abgeglaͤttet werden. Der von der Maſchine abgekehrte Theil, an welchem ſich die elektriſchen Erſcheinungen am ſtaͤrkſten zeigen, wird etwas groͤßer gemacht. Je laͤnger der erſte Leiter iſt, und je mehr er Flaͤche hat, deſto ſtaͤrker ſind die aus ihm gezognen Funken.
Man tadelt an den bisher beſchriebnen Maſchinen theils ihre unbequeme Groͤße, theils die Gefahr, in welche ſie beym Zerſpringen der Glaskugeln und Cylinder verſetzen. Nollet ſucht die Urſache dieſes Zerſpringens in einem von der Elektricitaͤt herruͤhrenden Zittern der Glastheile, Cavallo darinn, daß ſie auf der Glashuͤtte zu ploͤtzlich abgekuhlt worden ſind. Bisweilen kan auch wohl die Erwaͤrmung der darinn eingeſchloßnen Luft das Zerſpringen verurſachen; daher es rathſam iſt, in der Haube eine kleine Oefnung zu machen. Die Stuͤcken werden bey dieſem Zerſpringen mit Gewalt und auf betraͤchtliche Weiten herumgeworfen. Glasſcheibenmaſchinen.
Um das Jahr 1766 wurden die Maſchinen mit runden Glasſcheiben bekannt, welche Ramsden in London mit vielem Berfalle verfertigte. Dieſer engliſche Kuͤnſtler gab ſich fuͤr den Erfinder derſelben aus, wofuͤr ihn auch Priſtley in der erſten Ausgabe ſeiner Geſchichte der Elektricitaͤt erklaͤrt, in der zweyten aber den D. Ingenhouß als Erfinder genannt hat.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |