Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.Wenn man eine Flasche positiv, eine andere negativ, ladet, sie bey der äußern Belegung anfaßt, und mit dem Knopfe einer jeden einen Buchstaben auf den Harzkuchen schreibt, dann aber die Stellen mit kleingestoßnem Harz, Colophonium oder Hexenmehl bepudert, so zeigen sich die geschriebenen Buchstaben durch den aufgestreuten Staub, der beym positiven mehr blumenartige, beym negativen mehr runde Figuren bildet. Faßt man die Flaschen bey den Knöpfen an, und schreibt die Buchstaben mit ihren äussern Belegungen, so zeigen sie sich bepudert ebenfalls, aber die Figuren des Staubs erscheinen jetzt in verwechselter Ordnung. Herr Lichtenberg in Göttingen (De nova methodo, naturam ac motum fluidi electrici investigandi, in Nov. Comm. Soc. Gott. To. Vlll. ad a. 1777. und in Comment. Soc. Gott. Class. Math. T. l. ad a. 1778.) hat solche Figuren abbilden lassen, und schlägt weitere Versuche hierüber als ein Mittel vor, die Beschaffenheit und Bewegung der elektrischen Materie zu untersuchen. Cavallo sucht diese Figuren dadurch zu erklären, daß der aufgepuderte Harzstaub, durch das Reiben der Theilchen an einander negativ elektrisirt, also von den positiven Stellen des Kuchens angezogen, von den negativen aber zurückgestoßen werde. Der feine Staub, der in den Zimmern aufsteigt, und auf einen geriebnen Harzkuchen niederfällt, bringt eben diese Figuren hervor. Nicht lange nach der Bekanntmachung des Elektrophors in Deutschland behauptete Herr Räth und Professor Schäffer in Regenspurg (Abbildung und Beschreibung des beständigen Elektricitätträgers rc. Regensp. 1776.4. Kräfte, Wirkungen und Bewegungsgesetze des best. Elektricitättr. Regensp. 1776. 4. Fernere Versuche mit dem best. El. Regensp. 1777. 4.) einige sonderbare Versuche mit diesem Werkzeuge angestellt zu haben. Etwas ähnliches, aber auch nicht sehr sicheres kömmt zwar schon unter Grays Versuchen vor (s. Priestley Gesch. der Elektric. durch Krünitz S. 74.). Eine über dem Mittelpunkte des Elektrophors hängende Glocke sollte in eine Schwungbewegung von Norden nach Süden gerathen. Hänge die Wenn man eine Flaſche poſitiv, eine andere negativ, ladet, ſie bey der aͤußern Belegung anfaßt, und mit dem Knopfe einer jeden einen Buchſtaben auf den Harzkuchen ſchreibt, dann aber die Stellen mit kleingeſtoßnem Harz, Colophonium oder Hexenmehl bepudert, ſo zeigen ſich die geſchriebenen Buchſtaben durch den aufgeſtreuten Staub, der beym poſitiven mehr blumenartige, beym negativen mehr runde Figuren bildet. Faßt man die Flaſchen bey den Knoͤpfen an, und ſchreibt die Buchſtaben mit ihren aͤuſſern Belegungen, ſo zeigen ſie ſich bepudert ebenfalls, aber die Figuren des Staubs erſcheinen jetzt in verwechſelter Ordnung. Herr Lichtenberg in Goͤttingen (De nova methodo, naturam ac motum fluidi electrici inveſtigandi, in Nov. Comm. Soc. Gott. To. Vlll. ad a. 1777. und in Comment. Soc. Gott. Claſſ. Math. T. l. ad a. 1778.) hat ſolche Figuren abbilden laſſen, und ſchlaͤgt weitere Verſuche hieruͤber als ein Mittel vor, die Beſchaffenheit und Bewegung der elektriſchen Materie zu unterſuchen. Cavallo ſucht dieſe Figuren dadurch zu erklaͤren, daß der aufgepuderte Harzſtaub, durch das Reiben der Theilchen an einander negativ elektriſirt, alſo von den poſitiven Stellen des Kuchens angezogen, von den negativen aber zuruͤckgeſtoßen werde. Der feine Staub, der in den Zimmern aufſteigt, und auf einen geriebnen Harzkuchen niederfaͤllt, bringt eben dieſe Figuren hervor. Nicht lange nach der Bekanntmachung des Elektrophors in Deutſchland behauptete Herr Raͤth und Profeſſor Schaͤffer in Regenſpurg (Abbildung und Beſchreibung des beſtaͤndigen Elektricitaͤttraͤgers rc. Regenſp. 1776.4. Kraͤfte, Wirkungen und Bewegungsgeſetze des beſt. Elektricitaͤttr. Regenſp. 1776. 4. Fernere Verſuche mit dem beſt. El. Regenſp. 1777. 4.) einige ſonderbare Verſuche mit dieſem Werkzeuge angeſtellt zu haben. Etwas aͤhnliches, aber auch nicht ſehr ſicheres koͤmmt zwar ſchon unter Grays Verſuchen vor (ſ. Prieſtley Geſch. der Elektric. durch Kruͤnitz S. 74.). Eine uͤber dem Mittelpunkte des Elektrophors haͤngende Glocke ſollte in eine Schwungbewegung von Norden nach Suͤden gerathen. 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Wenn man eine Flaſche poſitiv, eine andere negativ, ladet, ſie bey der aͤußern Belegung anfaßt, und mit dem Knopfe einer jeden einen Buchſtaben auf den Harzkuchen ſchreibt, dann aber die Stellen mit kleingeſtoßnem Harz, Colophonium oder Hexenmehl bepudert, ſo zeigen ſich die geſchriebenen Buchſtaben durch den aufgeſtreuten Staub, der beym poſitiven mehr blumenartige, beym negativen mehr runde Figuren bildet. Faßt man die Flaſchen bey den Knoͤpfen an, und ſchreibt die Buchſtaben mit ihren aͤuſſern Belegungen, ſo zeigen ſie ſich bepudert ebenfalls, aber die Figuren des Staubs erſcheinen jetzt in verwechſelter Ordnung. Herr Lichtenberg in Goͤttingen (De nova methodo, naturam ac motum fluidi electrici inveſtigandi, in Nov. Comm. Soc. Gott. To. Vlll. ad a. 1777. und in Comment. Soc. Gott. Claſſ. Math. T. l. ad a. 1778.) hat ſolche Figuren abbilden laſſen, und ſchlaͤgt weitere Verſuche hieruͤber als ein Mittel vor, die Beſchaffenheit und Bewegung der elektriſchen Materie zu unterſuchen. Cavallo ſucht dieſe Figuren dadurch zu erklaͤren, daß der aufgepuderte Harzſtaub, durch das Reiben der Theilchen an einander negativ elektriſirt, alſo von den poſitiven Stellen des Kuchens angezogen, von den negativen aber zuruͤckgeſtoßen werde. Der feine Staub, der in den Zimmern aufſteigt, und auf einen geriebnen Harzkuchen niederfaͤllt, bringt eben dieſe Figuren hervor.
Nicht lange nach der Bekanntmachung des Elektrophors in Deutſchland behauptete Herr Raͤth und Profeſſor Schaͤffer in Regenſpurg (Abbildung und Beſchreibung des beſtaͤndigen Elektricitaͤttraͤgers rc. Regenſp. 1776.4. Kraͤfte, Wirkungen und Bewegungsgeſetze des beſt. Elektricitaͤttr. Regenſp. 1776. 4. Fernere Verſuche mit dem beſt. El. Regenſp. 1777. 4.) einige ſonderbare Verſuche mit dieſem Werkzeuge angeſtellt zu haben. Etwas aͤhnliches, aber auch nicht ſehr ſicheres koͤmmt zwar ſchon unter Grays Verſuchen vor (ſ. Prieſtley Geſch. der Elektric. durch Kruͤnitz S. 74.). Eine uͤber dem Mittelpunkte des Elektrophors haͤngende Glocke ſollte in eine Schwungbewegung von Norden nach Suͤden gerathen. Haͤnge die
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