Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Es kan die Lage oder die Spannung der Theile auf der Oberfläche, oder auch im Innern eines Körpers, so geändert werden, daß er dem Auge eine andere Farbe, als vorher, zuschickt. Solche Veränderungen der Farben der Körper bringt die Natur täglich hervor, und die Kunst thut es ebenfalls bey dem Färben und Malen, wobey die Oberflächen entweder mit Pigmenten bestrichen, oder durch chymische Mitttel auf eine zweckmäßige Art verändert werden. Ein Hauptbuch hierüber ist Hellors Färbekunst, aus dem Franz. übersetzt von Kästner, Altenburg 1765. 8. Besonders lassen sich durch Vermischungen verschiedener Liquoren viele auffallende Veränderungen der Farben hervorbringen. Daß die blauen Pflanzensäfte, z. B. der Violensyrup, von den Säuren roth, von den Alkalien hingegen grün gefärbt werden, und daß die Vitriolauflösungen mit den zusammenziehenden Decocten aus dem Pflanzenreiche eine schwarze Farbe oder Dinte geben, ist allgemein bekannt. Mehrere Veränderungen dieser Art findet man in Boerhave's Chemie und Musschenbroek (Introd. in Philos. nat. To. II. §. 1845.) angezeigt. Man gieße etwas Weingeist auf rothe Rosen, und lasse ihn nur kurze Zeit darauf stehen, so daß er noch weiß bleibt. Vermischt man ihn alsdann mit einem Tröpfchen von saurem Geiste, z. B. Vitriolöl, Kochsalzgeist, Scheidewasser, in so geringer Menge, daß man es kaum sehen kan, so nimmt der weiße Aufguß augenblicklich die schönste Rosenfarbe an. Tröpfelt man hierauf etwas Potaschenlauge oder Salmiakgeist hinzu, so erhält man ein schönes Grün: vermischt man aber den Rosenaufguß mit aufgelöstem Vitriol, so entsteht eine schwarze Dinte. Dunkelblaues Papier leicht mit Scheidewasser bestrichen, wird roth. Verdünnt man gewöhnlichen Veilchensyrup mit Wasser, vertheilt ihn in zwey Gläser, und thut zn dem einen eine Säure, zum andern ein Laugensalz hinzu, so wird er in jenem roth, in diesem grün. Gießt man aber beyde zusammen, so erhält man einen blanen Liquor. Löset
Es kan die Lage oder die Spannung der Theile auf der Oberflaͤche, oder auch im Innern eines Koͤrpers, ſo geaͤndert werden, daß er dem Auge eine andere Farbe, als vorher, zuſchickt. Solche Veraͤnderungen der Farben der Koͤrper bringt die Natur taͤglich hervor, und die Kunſt thut es ebenfalls bey dem Faͤrben und Malen, wobey die Oberflaͤchen entweder mit Pigmenten beſtrichen, oder durch chymiſche Mitttel auf eine zweckmaͤßige Art veraͤndert werden. Ein Hauptbuch hieruͤber iſt Hellors Faͤrbekunſt, aus dem Franz. uͤberſetzt von Kaͤſtner, Altenburg 1765. 8. Beſonders laſſen ſich durch Vermiſchungen verſchiedener Liquoren viele auffallende Veraͤnderungen der Farben hervorbringen. Daß die blauen Pflanzenſaͤfte, z. B. der Violenſyrup, von den Saͤuren roth, von den Alkalien hingegen gruͤn gefaͤrbt werden, und daß die Vitriolaufloͤſungen mit den zuſammenziehenden Decocten aus dem Pflanzenreiche eine ſchwarze Farbe oder Dinte geben, iſt allgemein bekannt. Mehrere Veraͤnderungen dieſer Art findet man in Boerhave's Chemie und Muſſchenbroek (Introd. in Philoſ. nat. To. II. §. 1845.) angezeigt. Man gieße etwas Weingeiſt auf rothe Roſen, und laſſe ihn nur kurze Zeit darauf ſtehen, ſo daß er noch weiß bleibt. Vermiſcht man ihn alsdann mit einem Troͤpfchen von ſaurem Geiſte, z. B. Vitrioloͤl, Kochſalzgeiſt, Scheidewaſſer, in ſo geringer Menge, daß man es kaum ſehen kan, ſo nimmt der weiße Aufguß augenblicklich die ſchoͤnſte Roſenfarbe an. Troͤpfelt man hierauf etwas Potaſchenlauge oder Salmiakgeiſt hinzu, ſo erhaͤlt man ein ſchoͤnes Gruͤn: vermiſcht man aber den Roſenaufguß mit aufgeloͤſtem Vitriol, ſo entſteht eine ſchwarze Dinte. Dunkelblaues Papier leicht mit Scheidewaſſer beſtrichen, wird roth. Verduͤnnt man gewoͤhnlichen Veilchenſyrup mit Waſſer, vertheilt ihn in zwey Glaͤſer, und thut zn dem einen eine Saͤure, zum andern ein Laugenſalz hinzu, ſo wird er in jenem roth, in dieſem gruͤn. Gießt man aber beyde zuſammen, ſo erhaͤlt man einen blanen Liquor. Loͤſet <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0159" xml:id="P.2.153" n="153"/><lb/> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Veraͤnderungen der Farben.</hi> </hi> </p> <p>Es kan die Lage oder die Spannung der Theile auf der Oberflaͤche, oder auch im Innern eines Koͤrpers, ſo geaͤndert werden, daß er dem Auge eine andere Farbe, als vorher, zuſchickt. Solche Veraͤnderungen der Farben der Koͤrper bringt die Natur taͤglich hervor, und die Kunſt thut es ebenfalls bey dem <hi rendition="#b">Faͤrben</hi> und <hi rendition="#b">Malen,</hi> wobey die Oberflaͤchen entweder mit Pigmenten beſtrichen, oder durch chymiſche Mitttel auf eine zweckmaͤßige Art veraͤndert werden. Ein Hauptbuch hieruͤber iſt <hi rendition="#b">Hellors</hi> Faͤrbekunſt, aus dem Franz. uͤberſetzt von <hi rendition="#b">Kaͤſtner,</hi> Altenburg 1765. 8.</p> <p>Beſonders laſſen ſich durch Vermiſchungen verſchiedener Liquoren viele auffallende Veraͤnderungen der Farben hervorbringen. Daß die blauen Pflanzenſaͤfte, z. B. der Violenſyrup, von den Saͤuren roth, von den Alkalien hingegen gruͤn gefaͤrbt werden, und daß die Vitriolaufloͤſungen mit den zuſammenziehenden Decocten aus dem Pflanzenreiche eine ſchwarze Farbe oder Dinte geben, iſt allgemein bekannt.</p> <p>Mehrere Veraͤnderungen dieſer Art findet man in <hi rendition="#b">Boerhave's</hi> Chemie und <hi rendition="#b">Muſſchenbroek</hi> (<hi rendition="#aq">Introd. in Philoſ. nat. To. II. §. 1845.</hi>) angezeigt. Man gieße etwas Weingeiſt auf rothe Roſen, und laſſe ihn nur kurze Zeit darauf ſtehen, ſo daß er noch weiß bleibt. Vermiſcht man ihn alsdann mit einem Troͤpfchen von ſaurem Geiſte, z. B. Vitrioloͤl, Kochſalzgeiſt, Scheidewaſſer, in ſo geringer Menge, daß man es kaum ſehen kan, ſo nimmt der weiße Aufguß augenblicklich die ſchoͤnſte Roſenfarbe an. Troͤpfelt man hierauf etwas Potaſchenlauge oder Salmiakgeiſt hinzu, ſo erhaͤlt man ein ſchoͤnes Gruͤn: vermiſcht man aber den Roſenaufguß mit aufgeloͤſtem Vitriol, ſo entſteht eine ſchwarze Dinte.</p> <p>Dunkelblaues Papier leicht mit Scheidewaſſer beſtrichen, wird roth. Verduͤnnt man gewoͤhnlichen Veilchenſyrup mit Waſſer, vertheilt ihn in zwey Glaͤſer, und thut zn dem einen eine Saͤure, zum andern ein Laugenſalz hinzu, ſo wird er in jenem roth, in dieſem gruͤn. Gießt man aber beyde zuſammen, ſo erhaͤlt man einen blanen Liquor. Loͤſet<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [153/0159]
Veraͤnderungen der Farben.
Es kan die Lage oder die Spannung der Theile auf der Oberflaͤche, oder auch im Innern eines Koͤrpers, ſo geaͤndert werden, daß er dem Auge eine andere Farbe, als vorher, zuſchickt. Solche Veraͤnderungen der Farben der Koͤrper bringt die Natur taͤglich hervor, und die Kunſt thut es ebenfalls bey dem Faͤrben und Malen, wobey die Oberflaͤchen entweder mit Pigmenten beſtrichen, oder durch chymiſche Mitttel auf eine zweckmaͤßige Art veraͤndert werden. Ein Hauptbuch hieruͤber iſt Hellors Faͤrbekunſt, aus dem Franz. uͤberſetzt von Kaͤſtner, Altenburg 1765. 8.
Beſonders laſſen ſich durch Vermiſchungen verſchiedener Liquoren viele auffallende Veraͤnderungen der Farben hervorbringen. Daß die blauen Pflanzenſaͤfte, z. B. der Violenſyrup, von den Saͤuren roth, von den Alkalien hingegen gruͤn gefaͤrbt werden, und daß die Vitriolaufloͤſungen mit den zuſammenziehenden Decocten aus dem Pflanzenreiche eine ſchwarze Farbe oder Dinte geben, iſt allgemein bekannt.
Mehrere Veraͤnderungen dieſer Art findet man in Boerhave's Chemie und Muſſchenbroek (Introd. in Philoſ. nat. To. II. §. 1845.) angezeigt. Man gieße etwas Weingeiſt auf rothe Roſen, und laſſe ihn nur kurze Zeit darauf ſtehen, ſo daß er noch weiß bleibt. Vermiſcht man ihn alsdann mit einem Troͤpfchen von ſaurem Geiſte, z. B. Vitrioloͤl, Kochſalzgeiſt, Scheidewaſſer, in ſo geringer Menge, daß man es kaum ſehen kan, ſo nimmt der weiße Aufguß augenblicklich die ſchoͤnſte Roſenfarbe an. Troͤpfelt man hierauf etwas Potaſchenlauge oder Salmiakgeiſt hinzu, ſo erhaͤlt man ein ſchoͤnes Gruͤn: vermiſcht man aber den Roſenaufguß mit aufgeloͤſtem Vitriol, ſo entſteht eine ſchwarze Dinte.
Dunkelblaues Papier leicht mit Scheidewaſſer beſtrichen, wird roth. Verduͤnnt man gewoͤhnlichen Veilchenſyrup mit Waſſer, vertheilt ihn in zwey Glaͤſer, und thut zn dem einen eine Saͤure, zum andern ein Laugenſalz hinzu, ſo wird er in jenem roth, in dieſem gruͤn. Gießt man aber beyde zuſammen, ſo erhaͤlt man einen blanen Liquor. Loͤſet
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