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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Priestley Geschichte der Optik, durch Klügel, an mehreren Stellen.

Montucla hist. des mathematiques, To. II. P. IV. L. 9.

Erxleben Anfangsgr. der Naturlehre durch Lichtenberg, §. 362 -- 381.

Brisson Dict. rais. de Physique, Art. Couleurs.

Farben, zufällige, Colores accidentales, Couleurs accidentelles.

Erscheinungen von Farben, welche nicht dem Licht eigenthümlich sind, sondern von eiuer besondern Beschaffenheit oder einem besondern Zustande des Auges herkommen. Man setzt sie den natürlichen vom Lichte selbst herrührenden entgegen, von welchen im vorigen Artikel gehandelt worden ist. Herr von Buffon (Diss. sur les couleurs accidentelles, in den Mem. de l'Acad. des Sc. 1743. p. 147. übers. im Hamburgischen Magazin, I. Band, S. 425.) hat diesen Unterschied zuerst gemacht, und die Benennung eingeführet; ob er gleich selbst bemerkt, daß D. Jurin schon einige hieher gehörige Beobachtungen aufgezeichnet habe.

Als er eine lange Zeit ein rothes Viereck auf einem weißen Grunde angesehen hatte, erschien ihm um dasselbe ein blaßgrüner Rand, und da er nun die Augen weg und auf den weißen Grund wendete, sahe er auf demselben ein grünes Viereck. So brachte Gelb auf weißem Grunde ein blasses Blau, Grün ein blasses Purpur, Blau ein blasses Roth, Schwarz ein helleres Weiß, als der Grund selbst, und Weiß auf schwarzem Grunde ein noch dunkleres Schwarz hervor.

Als er das rothe Viereck auf weißem Grunde wiederum unverwandt betrachtete, zeigte sich zuerst der erwähnte blaßgrüne Rand; hierauf ward das Viereck in der Mitte blaß, und an den Rändern stärker roth, so daß gleichsam ein dunkelrother Rahmen die blässere Mitte zu umgeben schien. Als er sich ein wenig entfernte, theilte sich der dunkelrothe Rahmen an allen vier Seiten in zween Theile, daß dadurch über das Viereck ein eben so dunkelrothes Kreuz gezogen zu werden schien. Er fuhr noch immer fort, darauf zu sehen, und das Ganze verwandelte sich in ein Rechteck, von


Prieſtley Geſchichte der Optik, durch Kluͤgel, an mehreren Stellen.

Montucla hiſt. des mathematiques, To. II. P. IV. L. 9.

Erxleben Anfangsgr. der Naturlehre durch Lichtenberg, §. 362 — 381.

Briſſon Dict. raiſ. de Phyſique, Art. Couleurs.

Farben, zufaͤllige, Colores accidentales, Couleurs accidentelles.

Erſcheinungen von Farben, welche nicht dem Licht eigenthuͤmlich ſind, ſondern von eiuer beſondern Beſchaffenheit oder einem beſondern Zuſtande des Auges herkommen. Man ſetzt ſie den natuͤrlichen vom Lichte ſelbſt herruͤhrenden entgegen, von welchen im vorigen Artikel gehandelt worden iſt. Herr von Buffon (Diſſ. ſur les couleurs accidentelles, in den Mém. de l'Acad. des Sc. 1743. p. 147. uͤberſ. im Hamburgiſchen Magazin, I. Band, S. 425.) hat dieſen Unterſchied zuerſt gemacht, und die Benennung eingefuͤhret; ob er gleich ſelbſt bemerkt, daß D. Jurin ſchon einige hieher gehoͤrige Beobachtungen aufgezeichnet habe.

Als er eine lange Zeit ein rothes Viereck auf einem weißen Grunde angeſehen hatte, erſchien ihm um daſſelbe ein blaßgruͤner Rand, und da er nun die Augen weg und auf den weißen Grund wendete, ſahe er auf demſelben ein gruͤnes Viereck. So brachte Gelb auf weißem Grunde ein blaſſes Blau, Gruͤn ein blaſſes Purpur, Blau ein blaſſes Roth, Schwarz ein helleres Weiß, als der Grund ſelbſt, und Weiß auf ſchwarzem Grunde ein noch dunkleres Schwarz hervor.

Als er das rothe Viereck auf weißem Grunde wiederum unverwandt betrachtete, zeigte ſich zuerſt der erwaͤhnte blaßgruͤne Rand; hierauf ward das Viereck in der Mitte blaß, und an den Raͤndern ſtaͤrker roth, ſo daß gleichſam ein dunkelrother Rahmen die blaͤſſere Mitte zu umgeben ſchien. Als er ſich ein wenig entfernte, theilte ſich der dunkelrothe Rahmen an allen vier Seiten in zween Theile, daß dadurch uͤber das Viereck ein eben ſo dunkelrothes Kreuz gezogen zu werden ſchien. Er fuhr noch immer fort, darauf zu ſehen, und das Ganze verwandelte ſich in ein Rechteck, von

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[155/0161] Prieſtley Geſchichte der Optik, durch Kluͤgel, an mehreren Stellen. Montucla hiſt. des mathematiques, To. II. P. IV. L. 9. Erxleben Anfangsgr. der Naturlehre durch Lichtenberg, §. 362 — 381. Briſſon Dict. raiſ. de Phyſique, Art. Couleurs. Farben, zufaͤllige, Colores accidentales, Couleurs accidentelles. Erſcheinungen von Farben, welche nicht dem Licht eigenthuͤmlich ſind, ſondern von eiuer beſondern Beſchaffenheit oder einem beſondern Zuſtande des Auges herkommen. Man ſetzt ſie den natuͤrlichen vom Lichte ſelbſt herruͤhrenden entgegen, von welchen im vorigen Artikel gehandelt worden iſt. Herr von Buffon (Diſſ. ſur les couleurs accidentelles, in den Mém. de l'Acad. des Sc. 1743. p. 147. uͤberſ. im Hamburgiſchen Magazin, I. Band, S. 425.) hat dieſen Unterſchied zuerſt gemacht, und die Benennung eingefuͤhret; ob er gleich ſelbſt bemerkt, daß D. Jurin ſchon einige hieher gehoͤrige Beobachtungen aufgezeichnet habe. Als er eine lange Zeit ein rothes Viereck auf einem weißen Grunde angeſehen hatte, erſchien ihm um daſſelbe ein blaßgruͤner Rand, und da er nun die Augen weg und auf den weißen Grund wendete, ſahe er auf demſelben ein gruͤnes Viereck. So brachte Gelb auf weißem Grunde ein blaſſes Blau, Gruͤn ein blaſſes Purpur, Blau ein blaſſes Roth, Schwarz ein helleres Weiß, als der Grund ſelbſt, und Weiß auf ſchwarzem Grunde ein noch dunkleres Schwarz hervor. Als er das rothe Viereck auf weißem Grunde wiederum unverwandt betrachtete, zeigte ſich zuerſt der erwaͤhnte blaßgruͤne Rand; hierauf ward das Viereck in der Mitte blaß, und an den Raͤndern ſtaͤrker roth, ſo daß gleichſam ein dunkelrother Rahmen die blaͤſſere Mitte zu umgeben ſchien. Als er ſich ein wenig entfernte, theilte ſich der dunkelrothe Rahmen an allen vier Seiten in zween Theile, daß dadurch uͤber das Viereck ein eben ſo dunkelrothes Kreuz gezogen zu werden ſchien. Er fuhr noch immer fort, darauf zu ſehen, und das Ganze verwandelte ſich in ein Rechteck, von

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/161>, abgerufen am 21.11.2024.