pinquissime, et e converso. Nam possumus sic figurare perspicua, et taliter ea ordinare ratione visus et rerum, ut sub quocunque angulo voluerimus, videbimus rem prope vel longe, et sic ex incredibili distantia legeremus litteras minutissimas, et pulveres ac arenas numeraremus propter magnitudinem anguli, sub quo videremus. -- Et sic posset puer apparere gigas, et unus homo videri mons, et in quacunque quantitate; secundum quod possemus hominem videre sub angulo tanto, sicut montem, et prope, ut volumus. Et sic parvus exercitus videretur maximus, et longe positus appareret prope, et e contra. Sic etiam faceremus solem et lunam et stellas descendere secundum apparentiam hic inferius etc. Diese Gedanken haben unstreitig eine auffallende Aehnlichkeit mit dem, was die Fernröhre wirklich leisten. Beurtheilt man aber die Stelle im Zusammenhange mit dem vorhergehenden Capitel, wo Baco von der Vervielfältigung durch Spiegel redet, und dabey auch sein Possumus braucht, ob er gleich unmögliche Dinge vorschlägt, so sieht man wohl, daß er in beyden Stellen blos aus der Einbildungskraft geschrieben habe, zumal da er nirgends etwas von irgend einer Ausführung der Sache erwähnet. Der Grund, auf den er alles baut, ist auch nur der, daß man durch Spiegel und Gläser die Stralen, wohin man nur wolle, bringen könne; er scheint also kein bewegliches Instrument, sondern hie und da befestigte Gläser gemeint zu haben, ein Gedanke, dessen Ausführung unmöglich ist.
An einer andern Stelle sagt er, Julius Cäsar habe von der Küste Galliens die britannischen Häfen und Städte durch aufgerichtete Spiegel betrachtet. Smith im Lehrbegrif der Optik erklärt dies für ein Misverständniß, wobey statt Warten (speculae), Spiegel (specula) verstanden worden. Aber Wood (Hist. et Antiquitates Vnivers. Oxoniensis L. I. p. 136.) führt noch eine Stelle aus Baco im Buche De perspectivis an, welches sich im Manuscripte in Oxford befindet, wo er sagt, Cäsar habe die britannischen Küsten durch ein Rohr (tubi ope) betrachtet. Dies zeigt doch, daß man im 13ten Jahrhunderte Ideen von
pinquiſſime, et e converſo. Nam poſſumus ſic figurare perſpicua, et taliter ea ordinare ratione viſus et rerum, ut ſub quocunque angulo voluerimus, videbimus rem prope vel longe, et ſic ex incredibili diſtantia legeremus litteras minutiſſimas, et pulveres ac arenas numeraremus propter magnitudinem anguli, ſub quo videremus. — Et ſic poſſet puer apparere gigas, et unus homo videri mons, et in quacunque quantitate; ſecundum quod poſſemus hominem videre ſub angulo tanto, ſicut montem, et prope, ut volumus. Et ſic parvus exercitus videretur maximus, et longe poſitus appareret prope, et e contra. Sic etiam faceremus ſolem et lunam et ſtellas deſcendere ſecundum apparentiam hic inferius etc. Dieſe Gedanken haben unſtreitig eine auffallende Aehnlichkeit mit dem, was die Fernroͤhre wirklich leiſten. Beurtheilt man aber die Stelle im Zuſammenhange mit dem vorhergehenden Capitel, wo Baco von der Vervielfaͤltigung durch Spiegel redet, und dabey auch ſein Poſſumus braucht, ob er gleich unmoͤgliche Dinge vorſchlaͤgt, ſo ſieht man wohl, daß er in beyden Stellen blos aus der Einbildungskraft geſchrieben habe, zumal da er nirgends etwas von irgend einer Ausfuͤhrung der Sache erwaͤhnet. Der Grund, auf den er alles baut, iſt auch nur der, daß man durch Spiegel und Glaͤſer die Stralen, wohin man nur wolle, bringen koͤnne; er ſcheint alſo kein bewegliches Inſtrument, ſondern hie und da befeſtigte Glaͤſer gemeint zu haben, ein Gedanke, deſſen Ausfuͤhrung unmoͤglich iſt.
An einer andern Stelle ſagt er, Julius Caͤſar habe von der Kuͤſte Galliens die britanniſchen Haͤfen und Staͤdte durch aufgerichtete Spiegel betrachtet. Smith im Lehrbegrif der Optik erklaͤrt dies fuͤr ein Misverſtaͤndniß, wobey ſtatt Warten (ſpeculae), Spiegel (ſpecula) verſtanden worden. Aber Wood (Hiſt. et Antiquitates Vniverſ. Oxonienſis L. I. p. 136.) fuͤhrt noch eine Stelle aus Baco im Buche De perſpectivis an, welches ſich im Manuſcripte in Oxford befindet, wo er ſagt, Caͤſar habe die britanniſchen Kuͤſten durch ein Rohr (tubi ope) betrachtet. Dies zeigt doch, daß man im 13ten Jahrhunderte Ideen von
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="2"><p><hirendition="#aq"><hirendition="#i"><pbfacs="#f0183"xml:id="P.2.177"n="177"/><lb/>
pinquiſſime,</hi> et e converſo. Nam <hirendition="#i">poſſumus</hi>ſic figurare perſpicua, et taliter ea ordinare ratione viſus et rerum, ut ſub quocunque angulo voluerimus, videbimus rem prope vel longe, et ſic ex incredibili diſtantia legeremus litteras minutiſſimas, et pulveres ac arenas numeraremus propter magnitudinem anguli, ſub quo videremus. — Et ſic poſſet puer apparere gigas, et unus homo videri mons, et in quacunque quantitate; ſecundum quod poſſemus hominem videre ſub angulo tanto, ſicut montem, et prope, ut volumus. Et ſic parvus exercitus videretur maximus, et longe poſitus appareret prope, et e contra. Sic etiam faceremus ſolem et lunam et ſtellas deſcendere ſecundum apparentiam hic inferius etc.</hi> Dieſe Gedanken haben unſtreitig eine auffallende Aehnlichkeit mit dem, was die Fernroͤhre wirklich leiſten. Beurtheilt man aber die Stelle im Zuſammenhange mit dem vorhergehenden Capitel, wo <hirendition="#b">Baco</hi> von der Vervielfaͤltigung durch Spiegel redet, und dabey auch ſein <hirendition="#aq">Poſſumus</hi> braucht, ob er gleich unmoͤgliche Dinge vorſchlaͤgt, ſo ſieht man wohl, daß er in beyden Stellen blos aus der Einbildungskraft geſchrieben habe, zumal da er nirgends etwas von irgend einer Ausfuͤhrung der Sache erwaͤhnet. Der Grund, auf den er alles baut, iſt auch nur der, daß man durch Spiegel und Glaͤſer die Stralen, wohin man nur wolle, bringen koͤnne; er ſcheint alſo kein bewegliches Inſtrument, ſondern hie und da befeſtigte Glaͤſer gemeint zu haben, ein Gedanke, deſſen Ausfuͤhrung unmoͤglich iſt.</p><p>An einer andern Stelle ſagt er, Julius Caͤſar habe von der Kuͤſte Galliens die britanniſchen Haͤfen und Staͤdte durch aufgerichtete Spiegel betrachtet. <hirendition="#b">Smith</hi> im Lehrbegrif der Optik erklaͤrt dies fuͤr ein Misverſtaͤndniß, wobey ſtatt <hirendition="#b">Warten</hi> (<hirendition="#aq">ſpeculae</hi>), Spiegel (<hirendition="#aq">ſpecula</hi>) verſtanden worden. Aber <hirendition="#b">Wood</hi> (<hirendition="#aq">Hiſt. et Antiquitates Vniverſ. Oxonienſis L. I. p. 136.</hi>) fuͤhrt noch eine Stelle aus <hirendition="#b">Baco</hi> im Buche <hirendition="#aq">De perſpectivis</hi> an, welches ſich im Manuſcripte in Oxford befindet, wo er ſagt, Caͤſar habe die britanniſchen Kuͤſten durch ein Rohr (<hirendition="#aq">tubi ope</hi>) betrachtet. Dies zeigt doch, daß man im 13ten Jahrhunderte Ideen von<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[177/0183]
pinquiſſime, et e converſo. Nam poſſumus ſic figurare perſpicua, et taliter ea ordinare ratione viſus et rerum, ut ſub quocunque angulo voluerimus, videbimus rem prope vel longe, et ſic ex incredibili diſtantia legeremus litteras minutiſſimas, et pulveres ac arenas numeraremus propter magnitudinem anguli, ſub quo videremus. — Et ſic poſſet puer apparere gigas, et unus homo videri mons, et in quacunque quantitate; ſecundum quod poſſemus hominem videre ſub angulo tanto, ſicut montem, et prope, ut volumus. Et ſic parvus exercitus videretur maximus, et longe poſitus appareret prope, et e contra. Sic etiam faceremus ſolem et lunam et ſtellas deſcendere ſecundum apparentiam hic inferius etc. Dieſe Gedanken haben unſtreitig eine auffallende Aehnlichkeit mit dem, was die Fernroͤhre wirklich leiſten. Beurtheilt man aber die Stelle im Zuſammenhange mit dem vorhergehenden Capitel, wo Baco von der Vervielfaͤltigung durch Spiegel redet, und dabey auch ſein Poſſumus braucht, ob er gleich unmoͤgliche Dinge vorſchlaͤgt, ſo ſieht man wohl, daß er in beyden Stellen blos aus der Einbildungskraft geſchrieben habe, zumal da er nirgends etwas von irgend einer Ausfuͤhrung der Sache erwaͤhnet. Der Grund, auf den er alles baut, iſt auch nur der, daß man durch Spiegel und Glaͤſer die Stralen, wohin man nur wolle, bringen koͤnne; er ſcheint alſo kein bewegliches Inſtrument, ſondern hie und da befeſtigte Glaͤſer gemeint zu haben, ein Gedanke, deſſen Ausfuͤhrung unmoͤglich iſt.
An einer andern Stelle ſagt er, Julius Caͤſar habe von der Kuͤſte Galliens die britanniſchen Haͤfen und Staͤdte durch aufgerichtete Spiegel betrachtet. Smith im Lehrbegrif der Optik erklaͤrt dies fuͤr ein Misverſtaͤndniß, wobey ſtatt Warten (ſpeculae), Spiegel (ſpecula) verſtanden worden. Aber Wood (Hiſt. et Antiquitates Vniverſ. Oxonienſis L. I. p. 136.) fuͤhrt noch eine Stelle aus Baco im Buche De perſpectivis an, welches ſich im Manuſcripte in Oxford befindet, wo er ſagt, Caͤſar habe die britanniſchen Kuͤſten durch ein Rohr (tubi ope) betrachtet. Dies zeigt doch, daß man im 13ten Jahrhunderte Ideen von
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/183>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.