Planconvex und Planconcavglase in einem bleyernen Rohre fertig, und fand ungeachtet der schlechten Gläser seine Erwartung erfüllt. Sechs Tage nachher reisete er wieder nach Venedig, und brachte ein anderes besseres Fernrohr mit, das er unterdessen gemacht hatte, und welches mehr als achtmal vergrößerte. Hier zeigte er von einigen erhabnen Orten den Senatoren der Republik zu ihrem größten Erstaunen eine Menge Gegenstände, die dem bloßen Auge undeutlich waren, schenkte auch das Werkzeug dem Doge, Lionardo Donati, und zugleich dem ganzen Senate, nebst einer geschriebenen Nachricht, worinn der Bau desselben erklärt, und der große Nutzen davon gezeigt war. Aus Dankbarkeit für das edle Vergnügen, das er dem Senate dadurch gemacht hatte, erhöhete derselbe am 25 August 1609 seinen Gehalt über das dreyfache. Er bereitete sich hierauf ein noch vollkommneres Fernrohr, richtete dasselbe nach dem Himmel, und machte damit in kurzer Zeit die große Menge wichtiger Entdeckungen, die er im Nuncio sidereo beschreibt, und die so ungemein viel zur Verbesserung der Sternkunde beygetragen haben. So erzählt die Sache Galilei selbst (Nunc. sidereus. Florent. 1610. 8. p. 4--11.) und etwas umständlicher der Verfasser seiner Lebensbeschreibung in der Venetianischen Sammlung seiner Werke vom Jahre 1744. in 4.
So viel Ehre diese Zusammensetzung und Anwendung des Fernrohrs dem Galilei bringt, so kan man ihn doch keinesweges für den Erfinder dieses Werkzeugs halten; ja es ist nicht einmal glaublich, daß er die Einrichtung desselben durch bloße aus der Theorie der Brechung gezogne Schlüsse habe errathen können. Dazu war wohl damals die Dioptrik noch zu unvollkommen; auch hat nicht Galilei, sondern erst Kepler, die Art der Wirkung des Fernrohres gehörig und deutlich erklärt. So viel muste doch wohl bekannt geworden seyn, daß das neue Instrument aus einer Röhre mit Gläsern bestehe; und in diesem Falle waren nur zwo Arten von Gläsern, hohle und erhabne, vorhanden; mithin war die Anzahl der möglichen Combinationen nicht groß, und die Proben damit gaben unstreitig
Planconvex und Planconcavglaſe in einem bleyernen Rohre fertig, und fand ungeachtet der ſchlechten Glaͤſer ſeine Erwartung erfuͤllt. Sechs Tage nachher reiſete er wieder nach Venedig, und brachte ein anderes beſſeres Fernrohr mit, das er unterdeſſen gemacht hatte, und welches mehr als achtmal vergroͤßerte. Hier zeigte er von einigen erhabnen Orten den Senatoren der Republik zu ihrem groͤßten Erſtaunen eine Menge Gegenſtaͤnde, die dem bloßen Auge undeutlich waren, ſchenkte auch das Werkzeug dem Doge, Lionardo Donati, und zugleich dem ganzen Senate, nebſt einer geſchriebenen Nachricht, worinn der Bau deſſelben erklaͤrt, und der große Nutzen davon gezeigt war. Aus Dankbarkeit fuͤr das edle Vergnuͤgen, das er dem Senate dadurch gemacht hatte, erhoͤhete derſelbe am 25 Auguſt 1609 ſeinen Gehalt uͤber das dreyfache. Er bereitete ſich hierauf ein noch vollkommneres Fernrohr, richtete daſſelbe nach dem Himmel, und machte damit in kurzer Zeit die große Menge wichtiger Entdeckungen, die er im Nuncio ſidereo beſchreibt, und die ſo ungemein viel zur Verbeſſerung der Sternkunde beygetragen haben. So erzaͤhlt die Sache Galilei ſelbſt (Nunc. ſidereus. Florent. 1610. 8. p. 4—11.) und etwas umſtaͤndlicher der Verfaſſer ſeiner Lebensbeſchreibung in der Venetianiſchen Sammlung ſeiner Werke vom Jahre 1744. in 4.
So viel Ehre dieſe Zuſammenſetzung und Anwendung des Fernrohrs dem Galilei bringt, ſo kan man ihn doch keinesweges fuͤr den Erfinder dieſes Werkzeugs halten; ja es iſt nicht einmal glaublich, daß er die Einrichtung deſſelben durch bloße aus der Theorie der Brechung gezogne Schluͤſſe habe errathen koͤnnen. Dazu war wohl damals die Dioptrik noch zu unvollkommen; auch hat nicht Galilei, ſondern erſt Kepler, die Art der Wirkung des Fernrohres gehoͤrig und deutlich erklaͤrt. So viel muſte doch wohl bekannt geworden ſeyn, daß das neue Inſtrument aus einer Roͤhre mit Glaͤſern beſtehe; und in dieſem Falle waren nur zwo Arten von Glaͤſern, hohle und erhabne, vorhanden; mithin war die Anzahl der moͤglichen Combinationen nicht groß, und die Proben damit gaben unſtreitig
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Planconvex und Planconcavglaſe in einem bleyernen Rohre fertig, und fand ungeachtet der ſchlechten Glaͤſer ſeine Erwartung erfuͤllt. Sechs Tage nachher reiſete er wieder nach Venedig, und brachte ein anderes beſſeres Fernrohr mit, das er unterdeſſen gemacht hatte, und welches mehr als achtmal vergroͤßerte. Hier zeigte er von einigen erhabnen Orten den Senatoren der Republik zu ihrem groͤßten Erſtaunen eine Menge Gegenſtaͤnde, die dem bloßen Auge undeutlich waren, ſchenkte auch das Werkzeug dem Doge, Lionardo Donati, und zugleich dem ganzen Senate, nebſt einer geſchriebenen Nachricht, worinn der Bau deſſelben erklaͤrt, und der große Nutzen davon gezeigt war. Aus Dankbarkeit fuͤr das edle Vergnuͤgen, das er dem Senate dadurch gemacht hatte, erhoͤhete derſelbe am 25 Auguſt 1609 ſeinen Gehalt uͤber das dreyfache. Er bereitete ſich hierauf ein noch vollkommneres Fernrohr, richtete daſſelbe nach dem Himmel, und machte damit in kurzer Zeit die große Menge wichtiger Entdeckungen, die er im Nuncio ſidereo beſchreibt, und die ſo ungemein viel zur Verbeſſerung der Sternkunde beygetragen haben. So erzaͤhlt die Sache Galilei ſelbſt (Nunc. ſidereus. Florent. 1610. 8. p. 4—11.) und etwas umſtaͤndlicher der Verfaſſer ſeiner Lebensbeſchreibung in der Venetianiſchen Sammlung ſeiner Werke vom Jahre 1744. in 4.
So viel Ehre dieſe Zuſammenſetzung und Anwendung des Fernrohrs dem Galilei bringt, ſo kan man ihn doch keinesweges fuͤr den Erfinder dieſes Werkzeugs halten; ja es iſt nicht einmal glaublich, daß er die Einrichtung deſſelben durch bloße aus der Theorie der Brechung gezogne Schluͤſſe habe errathen koͤnnen. Dazu war wohl damals die Dioptrik noch zu unvollkommen; auch hat nicht Galilei, ſondern erſt Kepler, die Art der Wirkung des Fernrohres gehoͤrig und deutlich erklaͤrt. So viel muſte doch wohl bekannt geworden ſeyn, daß das neue Inſtrument aus einer Roͤhre mit Glaͤſern beſtehe; und in dieſem Falle waren nur zwo Arten von Glaͤſern, hohle und erhabne, vorhanden; mithin war die Anzahl der moͤglichen Combinationen nicht groß, und die Proben damit gaben unſtreitig
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/188>, abgerufen am 21.11.2024.
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