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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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beyde Quecksilber, sind. Bey Vermischung ungleichartiger Massen aber fallen die Resultate ganz anders aus. Wird 1 Pfund Wasser von 110 Grad Wärme mit 14 Pfunden Quecksilber von 50 Grad Wärme vermischt, so sollte die Mischung den vorigen Regeln zu Folge (110+14.50/15)=54 Grad Wärme haben; sie erhält aber, wenn man den Versuch wirklich anstellt, 86 Grad empfindbare Wärme oder freyes Feuer. Dies zeigt offenbar, daß 4 Pfunde Quecksilber nicht so viel Feuer oder Wärme binden und unthätig machen, als 14 Pfunde Wasser.

Um aus 1 Pfund Wasser von der Temperatur 110 Grad eine Mischung von 86 Grad Temperatur zu bereiten, hätte man, der vorigen Rechnung zu Folge, 2/3 Pfund Wasser von 50 Grad Temperatur hinzuthun müssen. Diese 2/3 Pfund Wasser hätten also eben so viel freyes Feuer gebunden, als 14 Pfund Quecksilber. Mithin nimmt 1 Pfund Wasser eben so viel Wärme an, als 21 Pfund Quecksilber; oder das Vermögen des Wassers, Wärme anzunehmen und zu binden, ist 21mal größer, als das ähnliche Vermögen einer gleichen oder gleich schweren Masse Quecksilber. Dieses wird jedesmal statt finden, wo Wasser und Quecksilber sich zusammen erhitzen und abkühlen. Man nennt die Zahl, welche ausdrückt, wie viel mehr oder weniger Wärme ein bestimmtes Gewicht von einer gewissen Materie dem Wasser mittheilt oder auch wieder von ihm annimmt, als ein gleiches Gewicht Wasser von gleicher Temperatur, die specifische Wärme der Materie. In diesem Sinne ist (1/21) die specifische Wärme des Quecksilbers, wenn die des Wassers = 1 ist. Es ist eigentlich die Fähigkeit des Quecksilbers, Wärme zu binden, 21mal geringer, als eben diese Fähigkeit des Wassers, oder durch eben die Menge Feuer wird Quecksilber 21mal stärker erhitzt, als eine gleiche Masse Wasser; daher man diese specifische Wärme auch Capacität zu nennen pflegt. Von den Untersuchungen über die specifische Wärme der Körper, und den Tabellen, welche Kirwan, Wilke u. a. hierüber mitgetheilt haben,


beyde Queckſilber, ſind. Bey Vermiſchung ungleichartiger Maſſen aber fallen die Reſultate ganz anders aus. Wird 1 Pfund Waſſer von 110 Grad Waͤrme mit 14 Pfunden Queckſilber von 50 Grad Waͤrme vermiſcht, ſo ſollte die Miſchung den vorigen Regeln zu Folge (110+14.50/15)=54 Grad Waͤrme haben; ſie erhaͤlt aber, wenn man den Verſuch wirklich anſtellt, 86 Grad empfindbare Waͤrme oder freyes Feuer. Dies zeigt offenbar, daß 4 Pfunde Queckſilber nicht ſo viel Feuer oder Waͤrme binden und unthaͤtig machen, als 14 Pfunde Waſſer.

Um aus 1 Pfund Waſſer von der Temperatur 110 Grad eine Miſchung von 86 Grad Temperatur zu bereiten, haͤtte man, der vorigen Rechnung zu Folge, 2/3 Pfund Waſſer von 50 Grad Temperatur hinzuthun muͤſſen. Dieſe 2/3 Pfund Waſſer haͤtten alſo eben ſo viel freyes Feuer gebunden, als 14 Pfund Queckſilber. Mithin nimmt 1 Pfund Waſſer eben ſo viel Waͤrme an, als 21 Pfund Queckſilber; oder das Vermoͤgen des Waſſers, Waͤrme anzunehmen und zu binden, iſt 21mal groͤßer, als das aͤhnliche Vermoͤgen einer gleichen oder gleich ſchweren Maſſe Queckſilber. Dieſes wird jedesmal ſtatt finden, wo Waſſer und Queckſilber ſich zuſammen erhitzen und abkuͤhlen. Man nennt die Zahl, welche ausdruͤckt, wie viel mehr oder weniger Waͤrme ein beſtimmtes Gewicht von einer gewiſſen Materie dem Waſſer mittheilt oder auch wieder von ihm annimmt, als ein gleiches Gewicht Waſſer von gleicher Temperatur, die ſpecifiſche Waͤrme der Materie. In dieſem Sinne iſt (1/21) die ſpecifiſche Waͤrme des Queckſilbers, wenn die des Waſſers = 1 iſt. Es iſt eigentlich die Faͤhigkeit des Queckſilbers, Waͤrme zu binden, 21mal geringer, als eben dieſe Faͤhigkeit des Waſſers, oder durch eben die Menge Feuer wird Queckſilber 21mal ſtaͤrker erhitzt, als eine gleiche Maſſe Waſſer; daher man dieſe ſpecifiſche Waͤrme auch Capacitaͤt zu nennen pflegt. Von den Unterſuchungen uͤber die ſpecifiſche Waͤrme der Koͤrper, und den Tabellen, welche Kirwan, Wilke u. a. hieruͤber mitgetheilt haben,

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[220/0226] beyde Queckſilber, ſind. Bey Vermiſchung ungleichartiger Maſſen aber fallen die Reſultate ganz anders aus. Wird 1 Pfund Waſſer von 110 Grad Waͤrme mit 14 Pfunden Queckſilber von 50 Grad Waͤrme vermiſcht, ſo ſollte die Miſchung den vorigen Regeln zu Folge (110+14.50/15)=54 Grad Waͤrme haben; ſie erhaͤlt aber, wenn man den Verſuch wirklich anſtellt, 86 Grad empfindbare Waͤrme oder freyes Feuer. Dies zeigt offenbar, daß 4 Pfunde Queckſilber nicht ſo viel Feuer oder Waͤrme binden und unthaͤtig machen, als 14 Pfunde Waſſer. Um aus 1 Pfund Waſſer von der Temperatur 110 Grad eine Miſchung von 86 Grad Temperatur zu bereiten, haͤtte man, der vorigen Rechnung zu Folge, 2/3 Pfund Waſſer von 50 Grad Temperatur hinzuthun muͤſſen. Dieſe 2/3 Pfund Waſſer haͤtten alſo eben ſo viel freyes Feuer gebunden, als 14 Pfund Queckſilber. Mithin nimmt 1 Pfund Waſſer eben ſo viel Waͤrme an, als 21 Pfund Queckſilber; oder das Vermoͤgen des Waſſers, Waͤrme anzunehmen und zu binden, iſt 21mal groͤßer, als das aͤhnliche Vermoͤgen einer gleichen oder gleich ſchweren Maſſe Queckſilber. Dieſes wird jedesmal ſtatt finden, wo Waſſer und Queckſilber ſich zuſammen erhitzen und abkuͤhlen. Man nennt die Zahl, welche ausdruͤckt, wie viel mehr oder weniger Waͤrme ein beſtimmtes Gewicht von einer gewiſſen Materie dem Waſſer mittheilt oder auch wieder von ihm annimmt, als ein gleiches Gewicht Waſſer von gleicher Temperatur, die ſpecifiſche Waͤrme der Materie. In dieſem Sinne iſt (1/21) die ſpecifiſche Waͤrme des Queckſilbers, wenn die des Waſſers = 1 iſt. Es iſt eigentlich die Faͤhigkeit des Queckſilbers, Waͤrme zu binden, 21mal geringer, als eben dieſe Faͤhigkeit des Waſſers, oder durch eben die Menge Feuer wird Queckſilber 21mal ſtaͤrker erhitzt, als eine gleiche Maſſe Waſſer; daher man dieſe ſpecifiſche Waͤrme auch Capacitaͤt zu nennen pflegt. Von den Unterſuchungen uͤber die ſpecifiſche Waͤrme der Koͤrper, und den Tabellen, welche Kirwan, Wilke u. a. hieruͤber mitgetheilt haben,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/226>, abgerufen am 24.11.2024.