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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Verfinsterungen der Trabanten oder Nebenplaneten.

Der Planet Iupiter wird von vier, Saturn von fünf Monden, Trabanten oder Nebenplaneten begleitet, s. Nebenplaneten, welche eben so, wie die Hauptplaneten, an sich dunkle Körper sind, und blos von der Sonne erleuchtet werden. Wenn nun diese Nebenplaneten bey ihrem beständigen Umlauf um den Hauptplaneten in den Schatten des letztern kommen, so ereignen sich Trabantenverfinsterungen (Eclipses Satellitum, Eclipses des Satellites). Wir haben hier blos von den Verfinsterungen der Iupitersmonden zu handeln, weil sie die einzigen sind, welche man beobachten kan.

Die Iupitersmonden laufen sehr geschwind um ihren Hauptplaneten, ihre Bahnen sind nur unter sehr kleinen Winkeln gegen die Bahn des Iupiters und gegen die Ekliptik geneigt, und ihre Größe ist sehr gering gegen die Größe des Iupiters und gegen den Durchmesser seines Schattenkegels. Diese Umstände verursachen, daß die Iupitersmonden bey jedem Umlaufe den Schatten ihres Hauptplaneten durchschneiden müssen, daher die Verfinsterungen derselben sehr häufig sind. Im Iupiter selbst müssen sie sich als Mondfinsternisse zeigen. Gehen aber die Monden zwischen dem Iupiter und der Sonne hindurch, so können sie auch ihren Schatten auf den Hauptplaneten werfen, und Sonnenfinsternisse auf ihm verursachen, wobey wir auf der Erde die Schatten der Trabanten als dunkle runde Flecken über die Scheibe des Iupiters rücken sehen.

Wenn die Erde zur Zeit der Conjunction oder Opposition des Iupiters mit der Sonne, nach Taf. IX. Fig. 30. in C oder D steht, so liegt der Schatten des Iupiters für uns gerade hinter ihm, wird unserm Auge von ihm verdeckt, und wir sehen mehrere Tage nach einander eben so wenig den Eintrit (Immersion) bey e, als den Austritt (Emersion) der Monden bey m, in und aus dem Schatten. Rückt die Erde weiter von C nach B, so wird Iupiter in den Frühstunden sichtbar, und man fängt an die rechte oder Westseite


Verfinſterungen der Trabanten oder Nebenplaneten.

Der Planet Iupiter wird von vier, Saturn von fuͤnf Monden, Trabanten oder Nebenplaneten begleitet, ſ. Nebenplaneten, welche eben ſo, wie die Hauptplaneten, an ſich dunkle Koͤrper ſind, und blos von der Sonne erleuchtet werden. Wenn nun dieſe Nebenplaneten bey ihrem beſtaͤndigen Umlauf um den Hauptplaneten in den Schatten des letztern kommen, ſo ereignen ſich Trabantenverfinſterungen (Eclipſes Satellitum, Eclipſes des Satellites). Wir haben hier blos von den Verfinſterungen der Iupitersmonden zu handeln, weil ſie die einzigen ſind, welche man beobachten kan.

Die Iupitersmonden laufen ſehr geſchwind um ihren Hauptplaneten, ihre Bahnen ſind nur unter ſehr kleinen Winkeln gegen die Bahn des Iupiters und gegen die Ekliptik geneigt, und ihre Groͤße iſt ſehr gering gegen die Groͤße des Iupiters und gegen den Durchmeſſer ſeines Schattenkegels. Dieſe Umſtaͤnde verurſachen, daß die Iupitersmonden bey jedem Umlaufe den Schatten ihres Hauptplaneten durchſchneiden muͤſſen, daher die Verfinſterungen derſelben ſehr haͤufig ſind. Im Iupiter ſelbſt muͤſſen ſie ſich als Mondfinſterniſſe zeigen. Gehen aber die Monden zwiſchen dem Iupiter und der Sonne hindurch, ſo koͤnnen ſie auch ihren Schatten auf den Hauptplaneten werfen, und Sonnenfinſterniſſe auf ihm verurſachen, wobey wir auf der Erde die Schatten der Trabanten als dunkle runde Flecken uͤber die Scheibe des Iupiters ruͤcken ſehen.

Wenn die Erde zur Zeit der Conjunction oder Oppoſition des Iupiters mit der Sonne, nach Taf. IX. Fig. 30. in C oder D ſteht, ſo liegt der Schatten des Iupiters fuͤr uns gerade hinter ihm, wird unſerm Auge von ihm verdeckt, und wir ſehen mehrere Tage nach einander eben ſo wenig den Eintrit (Immerſion) bey e, als den Austritt (Emerſion) der Monden bey m, in und aus dem Schatten. Ruͤckt die Erde weiter von C nach B, ſo wird Iupiter in den Fruͤhſtunden ſichtbar, und man faͤngt an die rechte oder Weſtſeite

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[258/0264] Verfinſterungen der Trabanten oder Nebenplaneten. Der Planet Iupiter wird von vier, Saturn von fuͤnf Monden, Trabanten oder Nebenplaneten begleitet, ſ. Nebenplaneten, welche eben ſo, wie die Hauptplaneten, an ſich dunkle Koͤrper ſind, und blos von der Sonne erleuchtet werden. Wenn nun dieſe Nebenplaneten bey ihrem beſtaͤndigen Umlauf um den Hauptplaneten in den Schatten des letztern kommen, ſo ereignen ſich Trabantenverfinſterungen (Eclipſes Satellitum, Eclipſes des Satellites). Wir haben hier blos von den Verfinſterungen der Iupitersmonden zu handeln, weil ſie die einzigen ſind, welche man beobachten kan. Die Iupitersmonden laufen ſehr geſchwind um ihren Hauptplaneten, ihre Bahnen ſind nur unter ſehr kleinen Winkeln gegen die Bahn des Iupiters und gegen die Ekliptik geneigt, und ihre Groͤße iſt ſehr gering gegen die Groͤße des Iupiters und gegen den Durchmeſſer ſeines Schattenkegels. Dieſe Umſtaͤnde verurſachen, daß die Iupitersmonden bey jedem Umlaufe den Schatten ihres Hauptplaneten durchſchneiden muͤſſen, daher die Verfinſterungen derſelben ſehr haͤufig ſind. Im Iupiter ſelbſt muͤſſen ſie ſich als Mondfinſterniſſe zeigen. Gehen aber die Monden zwiſchen dem Iupiter und der Sonne hindurch, ſo koͤnnen ſie auch ihren Schatten auf den Hauptplaneten werfen, und Sonnenfinſterniſſe auf ihm verurſachen, wobey wir auf der Erde die Schatten der Trabanten als dunkle runde Flecken uͤber die Scheibe des Iupiters ruͤcken ſehen. Wenn die Erde zur Zeit der Conjunction oder Oppoſition des Iupiters mit der Sonne, nach Taf. IX. Fig. 30. in C oder D ſteht, ſo liegt der Schatten des Iupiters fuͤr uns gerade hinter ihm, wird unſerm Auge von ihm verdeckt, und wir ſehen mehrere Tage nach einander eben ſo wenig den Eintrit (Immerſion) bey e, als den Austritt (Emerſion) der Monden bey m, in und aus dem Schatten. Ruͤckt die Erde weiter von C nach B, ſo wird Iupiter in den Fruͤhſtunden ſichtbar, und man faͤngt an die rechte oder Weſtſeite

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/264>, abgerufen am 22.11.2024.