Zeitlang der Luft aussetzt, wodurch sie ihre Elektricität ebenfalls nach und nach verliert, weil in der Luft viel leitende Theile schweben. Eben daher verlieren die gewöhnlichen Flaschen ihre Ladung in kurzer Zeit von selbst. So erfolgt auch eine stille Entladung, wenn man um die äussere Belegung einen messingnen Ring legt, aus dem ein krummgebogner Drath mit einem Knopfe bis E Taf. IX. Fig. 32. heraufgeht, so daß die Knöpfe A und E sich gegenüber stehen. Wenn man dann einen leichten Körper B an einem Faden aufhängt, so wird er wechselsweise von A und B angezogen, führt nach und nach die Elektricität der einen Seite in die andere über, und entladet die Flasche. Man formt den Körper B, wie eine Spinne, daher der Versuch den Namen der elektrischen Spinne führt.
Wenn man die eine Belegung einer geladnen Flasche allein mit dem Finger oder einer andern Leiter berührt, so zeigt sich dabey nichts Besonders (bisweilen nur ein kleiner Funken am Knopfe), der Schlag erfolgt erst, wenn sich die leitende Verbindung bis an die andere Seite erstreckt. Daher kan man die geladnen Flaschen sicher beym Knopfe oder von außen anfassen und forttragen, wenn man nur damit nicht einen andern Theil des Körpers, oder die Kleider berührt.
Die leitende Verbindung zwischen beyden Seiten der Flasche, der Verbindungs-Kreis, darf nicht eben aus einem einzigen ununterbrochnen Leiter bestehen. Man kan ihn sehr lang machen, und mancherley Körper hineinbringen, wenn diese nur alle Leiter sind. So können sehr viele Personen, die einander anfassen, den Kreis ausmachen. Man glaubte vor nicht langer Zeit in Paris, die Leitung werde unterbrochen, wenn man Castraten oder impotentes einstelle; aber dieser Wahn ward falsch befunden (Sigaud de la Fond Precis historique et experimental des phenomenes electriques. Paris, 1781. 8. p. 285.). Der Schlag nimmt aber immer den Weg durch die besten Leiter, durch die er am leichtesten und mit dem wenigsten Widerstande zum Ziele kommen kan: sind daher mehr Verbindungen vorhanden, so vertheilt er sich selten unter alle, sondern
Zeitlang der Luft ausſetzt, wodurch ſie ihre Elektricitaͤt ebenfalls nach und nach verliert, weil in der Luft viel leitende Theile ſchweben. Eben daher verlieren die gewoͤhnlichen Flaſchen ihre Ladung in kurzer Zeit von ſelbſt. So erfolgt auch eine ſtille Entladung, wenn man um die aͤuſſere Belegung einen meſſingnen Ring legt, aus dem ein krummgebogner Drath mit einem Knopfe bis E Taf. IX. Fig. 32. heraufgeht, ſo daß die Knoͤpfe A und E ſich gegenuͤber ſtehen. Wenn man dann einen leichten Koͤrper B an einem Faden aufhaͤngt, ſo wird er wechſelsweiſe von A und B angezogen, fuͤhrt nach und nach die Elektricitaͤt der einen Seite in die andere uͤber, und entladet die Flaſche. Man formt den Koͤrper B, wie eine Spinne, daher der Verſuch den Namen der elektriſchen Spinne fuͤhrt.
Wenn man die eine Belegung einer geladnen Flaſche allein mit dem Finger oder einer andern Leiter beruͤhrt, ſo zeigt ſich dabey nichts Beſonders (bisweilen nur ein kleiner Funken am Knopfe), der Schlag erfolgt erſt, wenn ſich die leitende Verbindung bis an die andere Seite erſtreckt. Daher kan man die geladnen Flaſchen ſicher beym Knopfe oder von außen anfaſſen und forttragen, wenn man nur damit nicht einen andern Theil des Koͤrpers, oder die Kleider beruͤhrt.
Die leitende Verbindung zwiſchen beyden Seiten der Flaſche, der Verbindungs-Kreis, darf nicht eben aus einem einzigen ununterbrochnen Leiter beſtehen. Man kan ihn ſehr lang machen, und mancherley Koͤrper hineinbringen, wenn dieſe nur alle Leiter ſind. So koͤnnen ſehr viele Perſonen, die einander anfaſſen, den Kreis ausmachen. Man glaubte vor nicht langer Zeit in Paris, die Leitung werde unterbrochen, wenn man Caſtraten oder impotentes einſtelle; aber dieſer Wahn ward falſch befunden (Sigaud de la Fond Precis hiſtorique et experimental des phénomenes électriques. Paris, 1781. 8. p. 285.). Der Schlag nimmt aber immer den Weg durch die beſten Leiter, durch die er am leichteſten und mit dem wenigſten Widerſtande zum Ziele kommen kan: ſind daher mehr Verbindungen vorhanden, ſo vertheilt er ſich ſelten unter alle, ſondern
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Zeitlang der Luft ausſetzt, wodurch ſie ihre Elektricitaͤt ebenfalls nach und nach verliert, weil in der Luft viel leitende Theile ſchweben. Eben daher verlieren die gewoͤhnlichen Flaſchen ihre Ladung in kurzer Zeit von ſelbſt. So erfolgt auch eine ſtille Entladung, wenn man um die aͤuſſere Belegung einen meſſingnen Ring legt, aus dem ein krummgebogner Drath mit einem Knopfe bis E Taf. IX. Fig. 32. heraufgeht, ſo daß die Knoͤpfe A und E ſich gegenuͤber ſtehen. Wenn man dann einen leichten Koͤrper B an einem Faden aufhaͤngt, ſo wird er wechſelsweiſe von A und B angezogen, fuͤhrt nach und nach die Elektricitaͤt der einen Seite in die andere uͤber, und entladet die Flaſche. Man formt den Koͤrper B, wie eine Spinne, daher der Verſuch den Namen der elektriſchen Spinne fuͤhrt.
Wenn man die eine Belegung einer geladnen Flaſche allein mit dem Finger oder einer andern Leiter beruͤhrt, ſo zeigt ſich dabey nichts Beſonders (bisweilen nur ein kleiner Funken am Knopfe), der Schlag erfolgt erſt, wenn ſich die leitende Verbindung bis an die andere Seite erſtreckt. Daher kan man die geladnen Flaſchen ſicher beym Knopfe oder von außen anfaſſen und forttragen, wenn man nur damit nicht einen andern Theil des Koͤrpers, oder die Kleider beruͤhrt.
Die leitende Verbindung zwiſchen beyden Seiten der Flaſche, der Verbindungs-Kreis, darf nicht eben aus einem einzigen ununterbrochnen Leiter beſtehen. Man kan ihn ſehr lang machen, und mancherley Koͤrper hineinbringen, wenn dieſe nur alle Leiter ſind. So koͤnnen ſehr viele Perſonen, die einander anfaſſen, den Kreis ausmachen. Man glaubte vor nicht langer Zeit in Paris, die Leitung werde unterbrochen, wenn man Caſtraten oder impotentes einſtelle; aber dieſer Wahn ward falſch befunden (Sigaud de la Fond Precis hiſtorique et experimental des phénomenes électriques. Paris, 1781. 8. p. 285.). Der Schlag nimmt aber immer den Weg durch die beſten Leiter, durch die er am leichteſten und mit dem wenigſten Widerſtande zum Ziele kommen kan: ſind daher mehr Verbindungen vorhanden, ſo vertheilt er ſich ſelten unter alle, ſondern
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/302>, abgerufen am 22.11.2024.
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