Metalle, Erze und andere von der Masse des Gebirges, oder der Bergart, unterschiedene Fossilien enthalten sind. Um sich von der gewöhnlichen Gestalt dieser Gänge richtige Begriffe zu machen, stelle man sich durch das Gebirge oder einen Theil desselben zwo parallele Ebnen gesetzt vor, die die über einander liegenden Schichten der Gebirgsmasse, die Gebirgslager, durchschneiden. Wenn man sich nun den Raum zwischen diesen Ebnen entweder leer oder mit einer andern Masse ausgesüllt denkt, so hat man im ersten Falle eine Kluft, im zweyten einen Gang. Haben diese Ebnen einerley Lage mit den Gebirgslagern selbst, und ist ihr Raum ebenfalls mit einer andern Materie ausgefüllt, so heißt er ein Flötz. Man sieht diese Ebnen als Grenzen des Ganges an, und ihr Abstand von einander bestimmt seine Dicke oder Mächtigkeit. Bey den Gängen heißen diese Grenzen Saalbänder, und zwar die obere das Hangende, die untere das Liegende; bey Flötzen wird die obere das Dach, die untere die Sohle genannt.
Die Richtung eines Ganges nach den Weltgegenden, oder der Winkel, welchen die in seinen Ebnen gezognen Horizontallinien mit der Mittagslinie machen, heißt sein Streichen, und wird von den Markscheidern nicht in Graden, sondern in Stunden angegeben. Man theilt zu dem Ende den Horizont in 24 Stunden, welche vom Mittagspunkte und Mitternachtspunkte aus zur Rechten bis XII fortgezählt werden. So fallen die gedachten Punkte selbst in die zwölfte, der Morgen - und Abendpunkt aber in die sechste Stunde, und von einem Gange, welcher von Nordost nach Südwest läuft, sagt man, er streiche in der dritten Stunde. Je nachdem diese Richtung eine solche ist, nach welcher man in eben diesem Gebirge bereits viel oder wenig fündige Gänge angetroffen hat, sagt man, der Gang streiche in einer guten oder schlechten Stunde.
Die Neigung des Ganges gegen die Verticalebne heißt sein Fallen, und wird durch gewöhnliche Grade ausgedrückt. Die Wissenschaft alles dessen, was hiebey auf Abmessung und Berechnung ankömmt, heißt die Mark-
Metalle, Erze und andere von der Maſſe des Gebirges, oder der Bergart, unterſchiedene Foſſilien enthalten ſind. Um ſich von der gewoͤhnlichen Geſtalt dieſer Gaͤnge richtige Begriffe zu machen, ſtelle man ſich durch das Gebirge oder einen Theil deſſelben zwo parallele Ebnen geſetzt vor, die die uͤber einander liegenden Schichten der Gebirgsmaſſe, die Gebirgslager, durchſchneiden. Wenn man ſich nun den Raum zwiſchen dieſen Ebnen entweder leer oder mit einer andern Maſſe ausgeſuͤllt denkt, ſo hat man im erſten Falle eine Kluft, im zweyten einen Gang. Haben dieſe Ebnen einerley Lage mit den Gebirgslagern ſelbſt, und iſt ihr Raum ebenfalls mit einer andern Materie ausgefuͤllt, ſo heißt er ein Floͤtz. Man ſieht dieſe Ebnen als Grenzen des Ganges an, und ihr Abſtand von einander beſtimmt ſeine Dicke oder Maͤchtigkeit. Bey den Gaͤngen heißen dieſe Grenzen Saalbaͤnder, und zwar die obere das Hangende, die untere das Liegende; bey Floͤtzen wird die obere das Dach, die untere die Sohle genannt.
Die Richtung eines Ganges nach den Weltgegenden, oder der Winkel, welchen die in ſeinen Ebnen gezognen Horizontallinien mit der Mittagslinie machen, heißt ſein Streichen, und wird von den Markſcheidern nicht in Graden, ſondern in Stunden angegeben. Man theilt zu dem Ende den Horizont in 24 Stunden, welche vom Mittagspunkte und Mitternachtspunkte aus zur Rechten bis XII fortgezaͤhlt werden. So fallen die gedachten Punkte ſelbſt in die zwoͤlfte, der Morgen - und Abendpunkt aber in die ſechſte Stunde, und von einem Gange, welcher von Nordoſt nach Suͤdweſt laͤuft, ſagt man, er ſtreiche in der dritten Stunde. Je nachdem dieſe Richtung eine ſolche iſt, nach welcher man in eben dieſem Gebirge bereits viel oder wenig fuͤndige Gaͤnge angetroffen hat, ſagt man, der Gang ſtreiche in einer guten oder ſchlechten Stunde.
Die Neigung des Ganges gegen die Verticalebne heißt ſein Fallen, und wird durch gewoͤhnliche Grade ausgedruͤckt. Die Wiſſenſchaft alles deſſen, was hiebey auf Abmeſſung und Berechnung ankoͤmmt, heißt die Mark-
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Metalle, Erze und andere von der Maſſe des Gebirges, oder der Bergart, unterſchiedene Foſſilien enthalten ſind. Um ſich von der gewoͤhnlichen Geſtalt dieſer Gaͤnge richtige Begriffe zu machen, ſtelle man ſich durch das Gebirge oder einen Theil deſſelben zwo parallele Ebnen geſetzt vor, die die uͤber einander liegenden Schichten der Gebirgsmaſſe, die Gebirgslager, durchſchneiden. Wenn man ſich nun den Raum zwiſchen dieſen Ebnen entweder leer oder mit einer andern Maſſe ausgeſuͤllt denkt, ſo hat man im erſten Falle eine Kluft, im zweyten einen Gang. Haben dieſe Ebnen einerley Lage mit den Gebirgslagern ſelbſt, und iſt ihr Raum ebenfalls mit einer andern Materie ausgefuͤllt, ſo heißt er ein Floͤtz. Man ſieht dieſe Ebnen als Grenzen des Ganges an, und ihr Abſtand von einander beſtimmt ſeine Dicke oder Maͤchtigkeit. Bey den Gaͤngen heißen dieſe Grenzen Saalbaͤnder, und zwar die obere das Hangende, die untere das Liegende; bey Floͤtzen wird die obere das Dach, die untere die Sohle genannt.
Die Richtung eines Ganges nach den Weltgegenden, oder der Winkel, welchen die in ſeinen Ebnen gezognen Horizontallinien mit der Mittagslinie machen, heißt ſein Streichen, und wird von den Markſcheidern nicht in Graden, ſondern in Stunden angegeben. Man theilt zu dem Ende den Horizont in 24 Stunden, welche vom Mittagspunkte und Mitternachtspunkte aus zur Rechten bis XII fortgezaͤhlt werden. So fallen die gedachten Punkte ſelbſt in die zwoͤlfte, der Morgen - und Abendpunkt aber in die ſechſte Stunde, und von einem Gange, welcher von Nordoſt nach Suͤdweſt laͤuft, ſagt man, er ſtreiche in der dritten Stunde. Je nachdem dieſe Richtung eine ſolche iſt, nach welcher man in eben dieſem Gebirge bereits viel oder wenig fuͤndige Gaͤnge angetroffen hat, ſagt man, der Gang ſtreiche in einer guten oder ſchlechten Stunde.
Die Neigung des Ganges gegen die Verticalebne heißt ſein Fallen, und wird durch gewoͤhnliche Grade ausgedruͤckt. Die Wiſſenſchaft alles deſſen, was hiebey auf Abmeſſung und Berechnung ankoͤmmt, heißt die Mark-
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/351>, abgerufen am 22.11.2024.
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