Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


eine Kugel mit kleinen Löchern durchbohrt gebrauchen (Chaussier im Journal de phys. Oct. 1777.).

Ist aber die brennbare Luft mit respirabler vermischt, so explodirt sie bey Annäherung einer Flamme mit einem heftigen Knalle, und es entzündet sich das ganze Gemisch auf einmal, wenn ihm auch gleich die Verbindung mit der äußern Luft abgeschnitten ist. Zwey Theile gemeiner und ein Theil brennbarer Luft geben nach Priestley und Lavoisier die stärkste Explosion. Noch weit stärker aber werden die Wirkungen, wenn man dephlogistisirte Luft, statt der gemeinen, nimmt, wobey man nur einen Theil derselben auf zween Theile brennbarer Luft rechnen darf. Alsdann ist der Knall 40 -- 50mal stärker, als bey der gemeinen Luft, und die Explosion übt in verschloßnen Gefäßen eine große Gewalt aus. Man kan eine solche Mischung von dephlogistisirter und brennbarer Luft, eine Knallluft, in Flaschen Jahre lang aufheben, ohne daß sie etwas von ihrer Entzündbarkeit verliert. Die Flaschen scheinen ganz leer zu seyn, man darf sie aber nur öfnen und anzünden, um eine dem Unerfahrnen ganz unbegreifliche Platzung zu erregen.

Durch das Abbrennen solcher Mischungen in verschloßnen Gefäßen wird das Volumen der eingeschloßnen Materie beträchtlich vermindert, und der Ueberrest ist theils phlogistisirte Luft, theils wird nach den Versuchen der Herren Cavendish, Watt, Lavoisier und de la Place (Crells chem. Annalen, Jahr 1785. B. I. S. 47. 304. 499.) eine Quantität Wasser erzeugt, die mit dem Gewichte der abgebrannten Luftarten beynahe übereinstimmt. Hievon s. man die Art. Gas, dephlogistisirtes, Wasser.

Es ist merkwürdig, daß die brennbare Luft mit den Dämpfen der Salpetersäure vermischt, eben so, wie mit gemeiner Luft, explodiret. Füllt man eine in Salpetersäure umgestürzte Glocke mit brennbarer Luft, so wird ihr Volumen durch die Dämpfe der Säure vermehrt, und die Mischung explodirt; aber diese Fähigkeit ist nicht dauerhaft; denn durch langes Stillstehen oder beym Durchgange durch Wasser trennen sich die sauren Dämpfe, und lassen die brennbare Luft in ihrem vorigen Zustande zurück. Uebrigens


eine Kugel mit kleinen Loͤchern durchbohrt gebrauchen (Chauſſier im Journal de phyſ. Oct. 1777.).

Iſt aber die brennbare Luft mit reſpirabler vermiſcht, ſo explodirt ſie bey Annaͤherung einer Flamme mit einem heftigen Knalle, und es entzuͤndet ſich das ganze Gemiſch auf einmal, wenn ihm auch gleich die Verbindung mit der aͤußern Luft abgeſchnitten iſt. Zwey Theile gemeiner und ein Theil brennbarer Luft geben nach Prieſtley und Lavoiſier die ſtaͤrkſte Exploſion. Noch weit ſtaͤrker aber werden die Wirkungen, wenn man dephlogiſtiſirte Luft, ſtatt der gemeinen, nimmt, wobey man nur einen Theil derſelben auf zween Theile brennbarer Luft rechnen darf. Alsdann iſt der Knall 40 — 50mal ſtaͤrker, als bey der gemeinen Luft, und die Exploſion uͤbt in verſchloßnen Gefaͤßen eine große Gewalt aus. Man kan eine ſolche Miſchung von dephlogiſtiſirter und brennbarer Luft, eine Knallluft, in Flaſchen Jahre lang aufheben, ohne daß ſie etwas von ihrer Entzuͤndbarkeit verliert. Die Flaſchen ſcheinen ganz leer zu ſeyn, man darf ſie aber nur oͤfnen und anzuͤnden, um eine dem Unerfahrnen ganz unbegreifliche Platzung zu erregen.

Durch das Abbrennen ſolcher Miſchungen in verſchloßnen Gefaͤßen wird das Volumen der eingeſchloßnen Materie betraͤchtlich vermindert, und der Ueberreſt iſt theils phlogiſtiſirte Luft, theils wird nach den Verſuchen der Herren Cavendiſh, Watt, Lavoiſier und de la Place (Crells chem. Annalen, Jahr 1785. B. I. S. 47. 304. 499.) eine Quantitaͤt Waſſer erzeugt, die mit dem Gewichte der abgebrannten Luftarten beynahe uͤbereinſtimmt. Hievon ſ. man die Art. Gas, dephlogiſtiſirtes, Waſſer.

Es iſt merkwuͤrdig, daß die brennbare Luft mit den Daͤmpfen der Salpeterſaͤure vermiſcht, eben ſo, wie mit gemeiner Luft, explodiret. Fuͤllt man eine in Salpeterſaͤure umgeſtuͤrzte Glocke mit brennbarer Luft, ſo wird ihr Volumen durch die Daͤmpfe der Saͤure vermehrt, und die Miſchung explodirt; aber dieſe Faͤhigkeit iſt nicht dauerhaft; denn durch langes Stillſtehen oder beym Durchgange durch Waſſer trennen ſich die ſauren Daͤmpfe, und laſſen die brennbare Luft in ihrem vorigen Zuſtande zuruͤck. Uebrigens

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0372" xml:id="P.2.366" n="366"/><lb/>
eine Kugel mit kleinen Lo&#x0364;chern durchbohrt gebrauchen <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">Chau&#x017F;&#x017F;ier</hi></hi> im <hi rendition="#aq">Journal de phy&#x017F;. Oct. 1777.).</hi></p>
            <p>I&#x017F;t aber die brennbare Luft mit re&#x017F;pirabler vermi&#x017F;cht, &#x017F;o <hi rendition="#b">explodirt</hi> &#x017F;ie bey Anna&#x0364;herung einer Flamme mit einem heftigen Knalle, und es entzu&#x0364;ndet &#x017F;ich das ganze Gemi&#x017F;ch auf einmal, wenn ihm auch gleich die Verbindung mit der a&#x0364;ußern Luft abge&#x017F;chnitten i&#x017F;t. Zwey Theile gemeiner und ein Theil brennbarer Luft geben nach <hi rendition="#b">Prie&#x017F;tley</hi> und <hi rendition="#b">Lavoi&#x017F;ier</hi> die &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;te Explo&#x017F;ion. Noch weit &#x017F;ta&#x0364;rker aber werden die Wirkungen, wenn man <hi rendition="#b">dephlogi&#x017F;ti&#x017F;irte</hi> Luft, &#x017F;tatt der gemeinen, nimmt, wobey man nur einen Theil der&#x017F;elben auf zween Theile brennbarer Luft rechnen darf. Alsdann i&#x017F;t der Knall 40 &#x2014; 50mal &#x017F;ta&#x0364;rker, als bey der gemeinen Luft, und die Explo&#x017F;ion u&#x0364;bt in ver&#x017F;chloßnen Gefa&#x0364;ßen eine große Gewalt aus. Man kan eine &#x017F;olche Mi&#x017F;chung von dephlogi&#x017F;ti&#x017F;irter und brennbarer Luft, eine Knallluft, in Fla&#x017F;chen Jahre lang aufheben, ohne daß &#x017F;ie etwas von ihrer Entzu&#x0364;ndbarkeit verliert. Die Fla&#x017F;chen &#x017F;cheinen ganz leer zu &#x017F;eyn, man darf &#x017F;ie aber nur o&#x0364;fnen und anzu&#x0364;nden, um eine dem Unerfahrnen ganz unbegreifliche Platzung zu erregen.</p>
            <p>Durch das Abbrennen &#x017F;olcher Mi&#x017F;chungen in ver&#x017F;chloßnen Gefa&#x0364;ßen wird das Volumen der einge&#x017F;chloßnen Materie betra&#x0364;chtlich vermindert, und der Ueberre&#x017F;t i&#x017F;t theils phlogi&#x017F;ti&#x017F;irte Luft, theils wird nach den Ver&#x017F;uchen der Herren <hi rendition="#b">Cavendi&#x017F;h, Watt, Lavoi&#x017F;ier</hi> und <hi rendition="#b">de la Place</hi> (<hi rendition="#b">Crells</hi> chem. Annalen, Jahr 1785. B. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 47. 304. 499.) eine Quantita&#x0364;t Wa&#x017F;&#x017F;er erzeugt, die mit dem Gewichte der abgebrannten Luftarten beynahe u&#x0364;berein&#x017F;timmt. Hievon &#x017F;. man die Art. <hi rendition="#b">Gas, dephlogi&#x017F;ti&#x017F;irtes, Wa&#x017F;&#x017F;er.</hi></p>
            <p>Es i&#x017F;t merkwu&#x0364;rdig, daß die brennbare Luft mit den <hi rendition="#b">Da&#x0364;mpfen der Salpeter&#x017F;a&#x0364;ure</hi> vermi&#x017F;cht, eben &#x017F;o, wie mit gemeiner Luft, explodiret. Fu&#x0364;llt man eine in Salpeter&#x017F;a&#x0364;ure umge&#x017F;tu&#x0364;rzte Glocke mit brennbarer Luft, &#x017F;o wird ihr Volumen durch die Da&#x0364;mpfe der Sa&#x0364;ure vermehrt, und die Mi&#x017F;chung explodirt; aber die&#x017F;e Fa&#x0364;higkeit i&#x017F;t nicht dauerhaft; denn durch langes Still&#x017F;tehen oder beym Durchgange durch Wa&#x017F;&#x017F;er trennen &#x017F;ich die &#x017F;auren Da&#x0364;mpfe, und la&#x017F;&#x017F;en die brennbare Luft in ihrem vorigen Zu&#x017F;tande zuru&#x0364;ck. Uebrigens<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[366/0372] eine Kugel mit kleinen Loͤchern durchbohrt gebrauchen (Chauſſier im Journal de phyſ. Oct. 1777.). Iſt aber die brennbare Luft mit reſpirabler vermiſcht, ſo explodirt ſie bey Annaͤherung einer Flamme mit einem heftigen Knalle, und es entzuͤndet ſich das ganze Gemiſch auf einmal, wenn ihm auch gleich die Verbindung mit der aͤußern Luft abgeſchnitten iſt. Zwey Theile gemeiner und ein Theil brennbarer Luft geben nach Prieſtley und Lavoiſier die ſtaͤrkſte Exploſion. Noch weit ſtaͤrker aber werden die Wirkungen, wenn man dephlogiſtiſirte Luft, ſtatt der gemeinen, nimmt, wobey man nur einen Theil derſelben auf zween Theile brennbarer Luft rechnen darf. Alsdann iſt der Knall 40 — 50mal ſtaͤrker, als bey der gemeinen Luft, und die Exploſion uͤbt in verſchloßnen Gefaͤßen eine große Gewalt aus. Man kan eine ſolche Miſchung von dephlogiſtiſirter und brennbarer Luft, eine Knallluft, in Flaſchen Jahre lang aufheben, ohne daß ſie etwas von ihrer Entzuͤndbarkeit verliert. Die Flaſchen ſcheinen ganz leer zu ſeyn, man darf ſie aber nur oͤfnen und anzuͤnden, um eine dem Unerfahrnen ganz unbegreifliche Platzung zu erregen. Durch das Abbrennen ſolcher Miſchungen in verſchloßnen Gefaͤßen wird das Volumen der eingeſchloßnen Materie betraͤchtlich vermindert, und der Ueberreſt iſt theils phlogiſtiſirte Luft, theils wird nach den Verſuchen der Herren Cavendiſh, Watt, Lavoiſier und de la Place (Crells chem. Annalen, Jahr 1785. B. I. S. 47. 304. 499.) eine Quantitaͤt Waſſer erzeugt, die mit dem Gewichte der abgebrannten Luftarten beynahe uͤbereinſtimmt. Hievon ſ. man die Art. Gas, dephlogiſtiſirtes, Waſſer. Es iſt merkwuͤrdig, daß die brennbare Luft mit den Daͤmpfen der Salpeterſaͤure vermiſcht, eben ſo, wie mit gemeiner Luft, explodiret. Fuͤllt man eine in Salpeterſaͤure umgeſtuͤrzte Glocke mit brennbarer Luft, ſo wird ihr Volumen durch die Daͤmpfe der Saͤure vermehrt, und die Miſchung explodirt; aber dieſe Faͤhigkeit iſt nicht dauerhaft; denn durch langes Stillſtehen oder beym Durchgange durch Waſſer trennen ſich die ſauren Daͤmpfe, und laſſen die brennbare Luft in ihrem vorigen Zuſtande zuruͤck. Uebrigens

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/372
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/372>, abgerufen am 24.11.2024.