Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Neuere Gradmessungen, welche ich im folgenden anführen werde, stimmen durchgängig hiemit überein. Man hat auch die genaue Gestalt der Erdmeridiane unter der Voraussetzung, daß sie alle einander gleich sind, zu bestimmen gesucht. Natürlich mußte man zuerst darauf fallen, jeden Meridian als eine Ellipse zu betrachten, wobey sich denn mittelst der Theorie der Kegelschnitte aus Vergleichung zweener gemessenen Grade das Verhältniß CA:CP bestimmen läßt. Dazu haben schon Maupertuis und Bouguer, auch Clairaut und Mallet (Allgemeine oder mathematische Beschreibung der Erdkugel, aus dem Schwed. von Röhl. Greifsw. 1774. 4.) Formeln gegeben. Allein es giebt unter den gemessenen Graden jedes Paar eine andere Ellipse. Sie passen also nicht in eine einzige, und es wird daher unwahrscheinlich, daß die Krümmung der Meridiane elliptisch und die Erdkugel ein Ellipsoid sey. Bouguer, der doch damals nicht mehr, als drey verschiedne Grade vergleichen konnte, fand dies schon, und schrieb also der Erde eine Krümmung von anderer Art zu, welche auch de la Lande (Astronomie §. 2683.) annimmt und Hube (De telluris forma. Varsov. 1780. 8.) genauer zu bestimmen gesucht hat. Des Abt de la Caille Gradmessung am Vorgebirge der guten Hoffnung hat auch Zweifel veranlasset, ob die südliche Helfte der Erde eben so, wie die nördliche, gekrümmt sey. Es sind aber bis jetzt der Beobachtungen noch zu wenig, und der Umstände, welche Fehler darinn veranlassen können, zu viele, als daß man über alle diese Fragen entscheiden könnte. Wir müssen uns begnügen zu wissen, daß zwar die Erdaxe kleiner als der Durchmesser
Neuere Gradmeſſungen, welche ich im folgenden anfuͤhren werde, ſtimmen durchgaͤngig hiemit uͤberein. Man hat auch die genaue Geſtalt der Erdmeridiane unter der Vorausſetzung, daß ſie alle einander gleich ſind, zu beſtimmen geſucht. Natuͤrlich mußte man zuerſt darauf fallen, jeden Meridian als eine Ellipſe zu betrachten, wobey ſich denn mittelſt der Theorie der Kegelſchnitte aus Vergleichung zweener gemeſſenen Grade das Verhaͤltniß CA:CP beſtimmen laͤßt. Dazu haben ſchon Maupertuis und Bouguer, auch Clairaut und Mallet (Allgemeine oder mathematiſche Beſchreibung der Erdkugel, aus dem Schwed. von Roͤhl. Greifsw. 1774. 4.) Formeln gegeben. Allein es giebt unter den gemeſſenen Graden jedes Paar eine andere Ellipſe. Sie paſſen alſo nicht in eine einzige, und es wird daher unwahrſcheinlich, daß die Kruͤmmung der Meridiane elliptiſch und die Erdkugel ein Ellipſoid ſey. Bouguer, der doch damals nicht mehr, als drey verſchiedne Grade vergleichen konnte, fand dies ſchon, und ſchrieb alſo der Erde eine Kruͤmmung von anderer Art zu, welche auch de la Lande (Aſtronomie §. 2683.) annimmt und Hube (De telluris forma. Varſov. 1780. 8.) genauer zu beſtimmen geſucht hat. Des Abt de la Caille Gradmeſſung am Vorgebirge der guten Hoffnung hat auch Zweifel veranlaſſet, ob die ſuͤdliche Helfte der Erde eben ſo, wie die noͤrdliche, gekruͤmmt ſey. Es ſind aber bis jetzt der Beobachtungen noch zu wenig, und der Umſtaͤnde, welche Fehler darinn veranlaſſen koͤnnen, zu viele, als daß man uͤber alle dieſe Fragen entſcheiden koͤnnte. Wir muͤſſen uns begnuͤgen zu wiſſen, daß zwar die Erdaxe kleiner als der Durchmeſſer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0038" xml:id="P.2.32" n="32"/><lb/> cion hiſtorica del viage a la America meridional. Madrid</hi> 1748. 4., das letztere von <hi rendition="#b">Don Georg Juan de Ulloa,</hi> einem ſpaniſchen Officier, der nebſt ſeinem Bruder <hi rendition="#b">Antonio de Ulloa</hi> die Akademiſten begleitet hatte). Sie hatten einen ſuͤdwaͤrts vom Aequator gelegnen Bogen von 3. gemeſſen, und den Grad in Peru 56753 Toiſen, mithin weit kleiner, als die Grade in Frankreich, gefunden, ſo daß nunmehr die abgeplattete Geſtalt der Erde außer allen Zweifel geſetzt, und Newtons Meynung voͤllig beſtaͤtiget war.</p> <p>Neuere Gradmeſſungen, welche ich im folgenden anfuͤhren werde, ſtimmen durchgaͤngig hiemit uͤberein. Man hat auch die genaue Geſtalt der Erdmeridiane unter der Vorausſetzung, daß ſie alle einander gleich ſind, zu beſtimmen geſucht. Natuͤrlich mußte man zuerſt darauf fallen, jeden Meridian als eine Ellipſe zu betrachten, wobey ſich denn mittelſt der Theorie der Kegelſchnitte aus Vergleichung zweener gemeſſenen Grade das Verhaͤltniß <hi rendition="#aq">CA:CP</hi> beſtimmen laͤßt. Dazu haben ſchon <hi rendition="#b">Maupertuis</hi> und <hi rendition="#b">Bouguer,</hi> auch <hi rendition="#b">Clairaut</hi> und <hi rendition="#b">Mallet</hi> (Allgemeine oder mathematiſche Beſchreibung der Erdkugel, aus dem Schwed. von <hi rendition="#b">Roͤhl.</hi> Greifsw. 1774. 4.) Formeln gegeben. Allein es giebt unter den gemeſſenen Graden jedes Paar eine andere Ellipſe. Sie paſſen alſo nicht in eine einzige, und es wird daher unwahrſcheinlich, daß die Kruͤmmung der Meridiane elliptiſch und die Erdkugel ein <hi rendition="#b">Ellipſoid</hi> ſey. <hi rendition="#b">Bouguer,</hi> der doch damals nicht mehr, als drey verſchiedne Grade vergleichen konnte, fand dies ſchon, und ſchrieb alſo der Erde eine Kruͤmmung von anderer Art zu, welche auch <hi rendition="#b">de la Lande</hi> (<hi rendition="#aq">Aſtronomie §. 2683.</hi>) annimmt und <hi rendition="#b">Hube</hi> (<hi rendition="#aq">De telluris forma. Varſov. 1780. 8.</hi>) genauer zu beſtimmen geſucht hat. Des Abt <hi rendition="#b">de la Caille</hi> Gradmeſſung am Vorgebirge der guten Hoffnung hat auch Zweifel veranlaſſet, ob die ſuͤdliche Helfte der Erde eben ſo, wie die noͤrdliche, gekruͤmmt ſey. Es ſind aber bis jetzt der Beobachtungen noch zu wenig, und der Umſtaͤnde, welche Fehler darinn veranlaſſen koͤnnen, zu viele, als daß man uͤber alle dieſe Fragen entſcheiden koͤnnte. Wir muͤſſen uns begnuͤgen zu wiſſen, daß zwar die Erdaxe kleiner als der Durchmeſſer<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [32/0038]
cion hiſtorica del viage a la America meridional. Madrid 1748. 4., das letztere von Don Georg Juan de Ulloa, einem ſpaniſchen Officier, der nebſt ſeinem Bruder Antonio de Ulloa die Akademiſten begleitet hatte). Sie hatten einen ſuͤdwaͤrts vom Aequator gelegnen Bogen von 3. gemeſſen, und den Grad in Peru 56753 Toiſen, mithin weit kleiner, als die Grade in Frankreich, gefunden, ſo daß nunmehr die abgeplattete Geſtalt der Erde außer allen Zweifel geſetzt, und Newtons Meynung voͤllig beſtaͤtiget war.
Neuere Gradmeſſungen, welche ich im folgenden anfuͤhren werde, ſtimmen durchgaͤngig hiemit uͤberein. Man hat auch die genaue Geſtalt der Erdmeridiane unter der Vorausſetzung, daß ſie alle einander gleich ſind, zu beſtimmen geſucht. Natuͤrlich mußte man zuerſt darauf fallen, jeden Meridian als eine Ellipſe zu betrachten, wobey ſich denn mittelſt der Theorie der Kegelſchnitte aus Vergleichung zweener gemeſſenen Grade das Verhaͤltniß CA:CP beſtimmen laͤßt. Dazu haben ſchon Maupertuis und Bouguer, auch Clairaut und Mallet (Allgemeine oder mathematiſche Beſchreibung der Erdkugel, aus dem Schwed. von Roͤhl. Greifsw. 1774. 4.) Formeln gegeben. Allein es giebt unter den gemeſſenen Graden jedes Paar eine andere Ellipſe. Sie paſſen alſo nicht in eine einzige, und es wird daher unwahrſcheinlich, daß die Kruͤmmung der Meridiane elliptiſch und die Erdkugel ein Ellipſoid ſey. Bouguer, der doch damals nicht mehr, als drey verſchiedne Grade vergleichen konnte, fand dies ſchon, und ſchrieb alſo der Erde eine Kruͤmmung von anderer Art zu, welche auch de la Lande (Aſtronomie §. 2683.) annimmt und Hube (De telluris forma. Varſov. 1780. 8.) genauer zu beſtimmen geſucht hat. Des Abt de la Caille Gradmeſſung am Vorgebirge der guten Hoffnung hat auch Zweifel veranlaſſet, ob die ſuͤdliche Helfte der Erde eben ſo, wie die noͤrdliche, gekruͤmmt ſey. Es ſind aber bis jetzt der Beobachtungen noch zu wenig, und der Umſtaͤnde, welche Fehler darinn veranlaſſen koͤnnen, zu viele, als daß man uͤber alle dieſe Fragen entſcheiden koͤnnte. Wir muͤſſen uns begnuͤgen zu wiſſen, daß zwar die Erdaxe kleiner als der Durchmeſſer
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