Salpetersäure seyn könne. Priestley setzt dazu noch in der Vorrede des dritten Bands seiner Versuche diese Gründe, daß man aus einer erdichten Substanz, aus der man schon dephlogistisirte Luft erhalten hat, durch wiederholtes Aufgießen von Salpetersäure immer mehr dergleichen ausziehen könne, bis der erdichte Stoff ganz erschöpft sey, und daß er bisweilen einen weißen Staub in dieser Luftgattung bemerkt habe. Fontana(Recherches physiques sur la nature de l' air dephlogistique) hat dagegen das Daseyn einer Erde in der dephlogistisirten Luft bestritten, weil bey der Verwandlung des Quecksilbers in rothes Präcipitat, und der Wiederherstellung aus demselben nichts am Gewicht verlohren gehe, und obgleich Priestley einen solchen Verlust wirklich beobachtet zu haben glaubt, so hat er doch bey seinen Versuchen ein so heftiges Feuer angewendet, daß dasselbe leicht einen Theil des Präcipitats hat verflüchtigen und dadurch den Verlust an Gewichte veranlassen können. Es ist also sehr zweifelhaft, und vielmehr unwahrscheinlich, daß ein erdichter Stoff in der dephlogistisirten Luft enthalten sey.
Wenn aber dies nicht statt findet, so wird es auch zugleich unwahrscheinlich, daß diese Luftgattung Salpetersäure enthalte, indem sie nicht die mindesten Spuren einer freyen Säure an sich trägt. Die Verwandlung der Salpetersäure und ihrer Dämpfe in dephlogistisirte Luft läßt sich alsdann auch so erklären, daß man diese Luft für das einfache Wesen, und die Salpetersäure für das zusammengesetzte annimmt. So erklärt Fontana(Exp. sur l' alcali etc. in Rozier Journal de physique. 1778.) die Salpetersäure für ein Gemisch aus dephlogistisirter Luft und Phlogiston. Diese Hypothese erklärt einige Phänomene sehr leicht, z. B. die Reduction des rothen Präcipitats ohne Zusatz von Phlogiston. Dieses Präcipitat ist durch Salpetersäure bereitet, hält also noch etwas von derselben in sich. Wirkt nun das Feuer stark darauf, so wird diese Säure zersetzt, ihr Phlogiston verbindet sich mit dem Kalke, und stellt die metallische Form wieder her, die dephlegistisirte Luft aber wird entwickelt. Auch wird es hiebey
Salpeterſaͤure ſeyn koͤnne. Prieſtley ſetzt dazu noch in der Vorrede des dritten Bands ſeiner Verſuche dieſe Gruͤnde, daß man aus einer erdichten Subſtanz, aus der man ſchon dephlogiſtiſirte Luft erhalten hat, durch wiederholtes Aufgießen von Salpeterſaͤure immer mehr dergleichen ausziehen koͤnne, bis der erdichte Stoff ganz erſchoͤpft ſey, und daß er bisweilen einen weißen Staub in dieſer Luftgattung bemerkt habe. Fontana(Recherches phyſiques ſur la nature de l' air dephlogiſtique) hat dagegen das Daſeyn einer Erde in der dephlogiſtiſirten Luft beſtritten, weil bey der Verwandlung des Queckſilbers in rothes Praͤcipitat, und der Wiederherſtellung aus demſelben nichts am Gewicht verlohren gehe, und obgleich Prieſtley einen ſolchen Verluſt wirklich beobachtet zu haben glaubt, ſo hat er doch bey ſeinen Verſuchen ein ſo heftiges Feuer angewendet, daß daſſelbe leicht einen Theil des Praͤcipitats hat verfluͤchtigen und dadurch den Verluſt an Gewichte veranlaſſen koͤnnen. Es iſt alſo ſehr zweifelhaft, und vielmehr unwahrſcheinlich, daß ein erdichter Stoff in der dephlogiſtiſirten Luft enthalten ſey.
Wenn aber dies nicht ſtatt findet, ſo wird es auch zugleich unwahrſcheinlich, daß dieſe Luftgattung Salpeterſaͤure enthalte, indem ſie nicht die mindeſten Spuren einer freyen Saͤure an ſich traͤgt. Die Verwandlung der Salpeterſaͤure und ihrer Daͤmpfe in dephlogiſtiſirte Luft laͤßt ſich alsdann auch ſo erklaͤren, daß man dieſe Luft fuͤr das einfache Weſen, und die Salpeterſaͤure fuͤr das zuſammengeſetzte annimmt. So erklaͤrt Fontana(Exp. ſur l' alcali etc. in Rozier Journal de phyſique. 1778.) die Salpeterſaͤure fuͤr ein Gemiſch aus dephlogiſtiſirter Luft und Phlogiſton. Dieſe Hypotheſe erklaͤrt einige Phaͤnomene ſehr leicht, z. B. die Reduction des rothen Praͤcipitats ohne Zuſatz von Phlogiſton. Dieſes Praͤcipitat iſt durch Salpeterſaͤure bereitet, haͤlt alſo noch etwas von derſelben in ſich. Wirkt nun das Feuer ſtark darauf, ſo wird dieſe Saͤure zerſetzt, ihr Phlogiſton verbindet ſich mit dem Kalke, und ſtellt die metalliſche Form wieder her, die dephlegiſtiſirte Luft aber wird entwickelt. Auch wird es hiebey
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Salpeterſaͤure ſeyn koͤnne. Prieſtley ſetzt dazu noch in der Vorrede des dritten Bands ſeiner Verſuche dieſe Gruͤnde, daß man aus einer erdichten Subſtanz, aus der man ſchon dephlogiſtiſirte Luft erhalten hat, durch wiederholtes Aufgießen von Salpeterſaͤure immer mehr dergleichen ausziehen koͤnne, bis der erdichte Stoff ganz erſchoͤpft ſey, und daß er bisweilen einen weißen Staub in dieſer Luftgattung bemerkt habe. Fontana (Recherches phyſiques ſur la nature de l' air dephlogiſtique) hat dagegen das Daſeyn einer Erde in der dephlogiſtiſirten Luft beſtritten, weil bey der Verwandlung des Queckſilbers in rothes Praͤcipitat, und der Wiederherſtellung aus demſelben nichts am Gewicht verlohren gehe, und obgleich Prieſtley einen ſolchen Verluſt wirklich beobachtet zu haben glaubt, ſo hat er doch bey ſeinen Verſuchen ein ſo heftiges Feuer angewendet, daß daſſelbe leicht einen Theil des Praͤcipitats hat verfluͤchtigen und dadurch den Verluſt an Gewichte veranlaſſen koͤnnen. Es iſt alſo ſehr zweifelhaft, und vielmehr unwahrſcheinlich, daß ein erdichter Stoff in der dephlogiſtiſirten Luft enthalten ſey.
Wenn aber dies nicht ſtatt findet, ſo wird es auch zugleich unwahrſcheinlich, daß dieſe Luftgattung Salpeterſaͤure enthalte, indem ſie nicht die mindeſten Spuren einer freyen Saͤure an ſich traͤgt. Die Verwandlung der Salpeterſaͤure und ihrer Daͤmpfe in dephlogiſtiſirte Luft laͤßt ſich alsdann auch ſo erklaͤren, daß man dieſe Luft fuͤr das einfache Weſen, und die Salpeterſaͤure fuͤr das zuſammengeſetzte annimmt. So erklaͤrt Fontana (Exp. ſur l' alcali etc. in Rozier Journal de phyſique. 1778.) die Salpeterſaͤure fuͤr ein Gemiſch aus dephlogiſtiſirter Luft und Phlogiſton. Dieſe Hypotheſe erklaͤrt einige Phaͤnomene ſehr leicht, z. B. die Reduction des rothen Praͤcipitats ohne Zuſatz von Phlogiſton. Dieſes Praͤcipitat iſt durch Salpeterſaͤure bereitet, haͤlt alſo noch etwas von derſelben in ſich. Wirkt nun das Feuer ſtark darauf, ſo wird dieſe Saͤure zerſetzt, ihr Phlogiſton verbindet ſich mit dem Kalke, und ſtellt die metalliſche Form wieder her, die dephlegiſtiſirte Luft aber wird entwickelt. Auch wird es hiebey
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/385>, abgerufen am 24.11.2024.
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