athmen zu lassen. Diesem Mangel scheint jetzt durch die Erfindung der leichten Art, sie aus Braunstein und Salpeter zu ziehen, und durch die bequemen Vorrichtungen, welche zum Athmen derselben von einigen Aerzten und Physikern, insbesondere von D. Ingenhouß (Ueber die Natur der dephlogistisirten Luft, in s. Vermischten Schriften, Band II. S. 69. u. f.) und von Achard (Sammlungen phys. und chem. Abhandl. B. I. S. 63.) angegeben worden sind, ziemlich abgeholfen zu seyn. Man hat das Einathmen derselben insbesondere bey Lungenkrankheiten, und ihr Einblasen als das wirksamste Rettungsmittel für Personen empfohlen, die von schädlichen Luftgattungen bis zur Ohnmacht (Asphyxia) erstickt sind. Man hat auch vorgeschlagen, denen, die sich in schädliche Luftgattungen wagen müssen, Blasen oder Gefäße mit dephlogistisirter Luft, als ein Verwahrungsmittel, mitzugeben. Daß es inzwischen beym Gebrauche dieser Luft in Krankheiten ein gewisses Größtes gebe, das man nicht überschreiten darf, ohne dem Kranken zu schaden, hat Herr Lichtenberg (Vorrede zur vierten Aufl. der Erxlebenschen Anfangsgr. der Naturl. Gött. 1787. 8. S. XXIX. u. f.) sehr richtig bemerkt. In gewissen Krankheiten, z. B. faulen Fiebern, ist die reine Luft eine Arzney, die wie der Wein, in Maaße gegeben, nützt, im Uebermaaße schädlich und tödtlich werden kan, weil sich die Hitze, die ihr Einathmen verursacht, durch den ohnehin äußerst erhitzten Körper des Kranken nicht so schnell, als durch einen gesunden Körper, zu vertheilen im Stande ist.
Da die dephlogistisirte Luft die Hitze der Flamme so beträchtlich verstärkt, so hat man sie auch auf das zu so vielen Absichten nützliche Löthrohr und die Schmelzung angewendet. Man kan zu dem Ende diese reine Luft aus einer ans Löthrohr gebundnen Blase ausdrücken, oder sich eigner Vorrichtungen bedienen, dergleichen Gallisch (Versuch einer Anwendung der dephlog. Luft aufs Löthrohr, in Crells chem. Annal. 1784. S. 31.), Göttling (Beschreibung verschiedener Blasenmaschinen, Erfurt, 1784. 4.), und Geijer (Schmelzungsversuche mit Feuerluft in den Schwed. Abhandl. von 1784. V. Band.) angegeben haben,
athmen zu laſſen. Dieſem Mangel ſcheint jetzt durch die Erfindung der leichten Art, ſie aus Braunſtein und Salpeter zu ziehen, und durch die bequemen Vorrichtungen, welche zum Athmen derſelben von einigen Aerzten und Phyſikern, insbeſondere von D. Ingenhouß (Ueber die Natur der dephlogiſtiſirten Luft, in ſ. Vermiſchten Schriften, Band II. S. 69. u. f.) und von Achard (Sammlungen phyſ. und chem. Abhandl. B. I. S. 63.) angegeben worden ſind, ziemlich abgeholfen zu ſeyn. Man hat das Einathmen derſelben insbeſondere bey Lungenkrankheiten, und ihr Einblaſen als das wirkſamſte Rettungsmittel fuͤr Perſonen empfohlen, die von ſchaͤdlichen Luftgattungen bis zur Ohnmacht (Aſphyxia) erſtickt ſind. Man hat auch vorgeſchlagen, denen, die ſich in ſchaͤdliche Luftgattungen wagen muͤſſen, Blaſen oder Gefaͤße mit dephlogiſtiſirter Luft, als ein Verwahrungsmittel, mitzugeben. Daß es inzwiſchen beym Gebrauche dieſer Luft in Krankheiten ein gewiſſes Groͤßtes gebe, das man nicht uͤberſchreiten darf, ohne dem Kranken zu ſchaden, hat Herr Lichtenberg (Vorrede zur vierten Aufl. der Erxlebenſchen Anfangsgr. der Naturl. Goͤtt. 1787. 8. S. XXIX. u. f.) ſehr richtig bemerkt. In gewiſſen Krankheiten, z. B. faulen Fiebern, iſt die reine Luft eine Arzney, die wie der Wein, in Maaße gegeben, nuͤtzt, im Uebermaaße ſchaͤdlich und toͤdtlich werden kan, weil ſich die Hitze, die ihr Einathmen verurſacht, durch den ohnehin aͤußerſt erhitzten Koͤrper des Kranken nicht ſo ſchnell, als durch einen geſunden Koͤrper, zu vertheilen im Stande iſt.
Da die dephlogiſtiſirte Luft die Hitze der Flamme ſo betraͤchtlich verſtaͤrkt, ſo hat man ſie auch auf das zu ſo vielen Abſichten nuͤtzliche Loͤthrohr und die Schmelzung angewendet. Man kan zu dem Ende dieſe reine Luft aus einer ans Loͤthrohr gebundnen Blaſe ausdruͤcken, oder ſich eigner Vorrichtungen bedienen, dergleichen Galliſch (Verſuch einer Anwendung der dephlog. Luft aufs Loͤthrohr, in Crells chem. Annal. 1784. S. 31.), Goͤttling (Beſchreibung verſchiedener Blaſenmaſchinen, Erfurt, 1784. 4.), und Geijer (Schmelzungsverſuche mit Feuerluft in den Schwed. Abhandl. von 1784. V. Band.) angegeben haben,
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athmen zu laſſen. Dieſem Mangel ſcheint jetzt durch die Erfindung der leichten Art, ſie aus Braunſtein und Salpeter zu ziehen, und durch die bequemen Vorrichtungen, welche zum Athmen derſelben von einigen Aerzten und Phyſikern, insbeſondere von D. Ingenhouß (Ueber die Natur der dephlogiſtiſirten Luft, in ſ. Vermiſchten Schriften, Band II. S. 69. u. f.) und von Achard (Sammlungen phyſ. und chem. Abhandl. B. I. S. 63.) angegeben worden ſind, ziemlich abgeholfen zu ſeyn. Man hat das Einathmen derſelben insbeſondere bey Lungenkrankheiten, und ihr Einblaſen als das wirkſamſte Rettungsmittel fuͤr Perſonen empfohlen, die von ſchaͤdlichen Luftgattungen bis zur Ohnmacht (Aſphyxia) erſtickt ſind. Man hat auch vorgeſchlagen, denen, die ſich in ſchaͤdliche Luftgattungen wagen muͤſſen, Blaſen oder Gefaͤße mit dephlogiſtiſirter Luft, als ein Verwahrungsmittel, mitzugeben. Daß es inzwiſchen beym Gebrauche dieſer Luft in Krankheiten ein gewiſſes Groͤßtes gebe, das man nicht uͤberſchreiten darf, ohne dem Kranken zu ſchaden, hat Herr Lichtenberg (Vorrede zur vierten Aufl. der Erxlebenſchen Anfangsgr. der Naturl. Goͤtt. 1787. 8. S. XXIX. u. f.) ſehr richtig bemerkt. In gewiſſen Krankheiten, z. B. faulen Fiebern, iſt die reine Luft eine Arzney, die wie der Wein, in Maaße gegeben, nuͤtzt, im Uebermaaße ſchaͤdlich und toͤdtlich werden kan, weil ſich die Hitze, die ihr Einathmen verurſacht, durch den ohnehin aͤußerſt erhitzten Koͤrper des Kranken nicht ſo ſchnell, als durch einen geſunden Koͤrper, zu vertheilen im Stande iſt.
Da die dephlogiſtiſirte Luft die Hitze der Flamme ſo betraͤchtlich verſtaͤrkt, ſo hat man ſie auch auf das zu ſo vielen Abſichten nuͤtzliche Loͤthrohr und die Schmelzung angewendet. Man kan zu dem Ende dieſe reine Luft aus einer ans Loͤthrohr gebundnen Blaſe ausdruͤcken, oder ſich eigner Vorrichtungen bedienen, dergleichen Galliſch (Verſuch einer Anwendung der dephlog. Luft aufs Loͤthrohr, in Crells chem. Annal. 1784. S. 31.), Goͤttling (Beſchreibung verſchiedener Blaſenmaſchinen, Erfurt, 1784. 4.), und Geijer (Schmelzungsverſuche mit Feuerluft in den Schwed. Abhandl. von 1784. V. Band.) angegeben haben,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/388>, abgerufen am 24.11.2024.
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