Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Außer den angeführten phlogistischen Processen wird auch die Luft durch Schwefel, durch Kalk und Wasser, durch Kalk und Salmiak, durch Kalk und Säuren, durch Eisen mit flüchtigem Alkali, durch Kupfer mit flüchtigem Alkali, durch Bley mit Weinessig, durch Schwefelleber und andere Materien, durch die Vermischung mit nitröser Luft, durch das Abknallen der brennbaren, durch die Fäulniß thierischer und vegetabilischer Substanzen, u. s. w. ja sogar durch darinn geschütteltes Bley, Schrot oder Vogeldunst (s. Lichtenbergs Magazin B. III. St. I. S. 35. und Rozier Journal de physique. 1784. Oct.) verdorben, wobey meistens zugleich mehr oder weniger fixe Luft erzeugt wird. Hiebey sind allezeit Verminderung und Verderbung der Luft unzertrennlich verbunden, so daß sich auch der Grad der Verminderung, wie der Grad der Verderbung, verhält, wenn nicht besondere Umstände Ausnahmen machen, wie z. B. bey den Kohlen, welche im Verlöschen die Luft einschlucken, und also eine stärkere Verminderung verursachen, als nach dem Grade der Phlogistication statt finden sollte. Boyle und die übrigen Naturforscher des vorigen Jahrhunderts erklärten diese Verminderung blos für eine Schwächung der Elasticität, wobey der gewöhnliche Druck der Atmosphäre die Luft in einen engern Raum zusammenpresse. Daraus aber würde folgen, daß die verminderte Luft specifisch schwerer, als die gemeine, seyn müsse, da man sie doch im Gegentheil specifisch leichter findet. Es muß also die Verminderung des Volumens durch die Phlogistication eine andere Ursache haben. Diese kan nun entweder darinn liegen, daß ein Theil der Luft von der phlogistisirenden Substanz verschluckt wird, oder darinn, daß durch das Phlogiston der schwere Theil der Luft, d. i.
Außer den angefuͤhrten phlogiſtiſchen Proceſſen wird auch die Luft durch Schwefel, durch Kalk und Waſſer, durch Kalk und Salmiak, durch Kalk und Saͤuren, durch Eiſen mit fluͤchtigem Alkali, durch Kupfer mit fluͤchtigem Alkali, durch Bley mit Weineſſig, durch Schwefelleber und andere Materien, durch die Vermiſchung mit nitroͤſer Luft, durch das Abknallen der brennbaren, durch die Faͤulniß thieriſcher und vegetabiliſcher Subſtanzen, u. ſ. w. ja ſogar durch darinn geſchuͤtteltes Bley, Schrot oder Vogeldunſt (ſ. Lichtenbergs Magazin B. III. St. I. S. 35. und Rozier Journal de phyſique. 1784. Oct.) verdorben, wobey meiſtens zugleich mehr oder weniger fixe Luft erzeugt wird. Hiebey ſind allezeit Verminderung und Verderbung der Luft unzertrennlich verbunden, ſo daß ſich auch der Grad der Verminderung, wie der Grad der Verderbung, verhaͤlt, wenn nicht beſondere Umſtaͤnde Ausnahmen machen, wie z. B. bey den Kohlen, welche im Verloͤſchen die Luft einſchlucken, und alſo eine ſtaͤrkere Verminderung verurſachen, als nach dem Grade der Phlogiſtication ſtatt finden ſollte. Boyle und die uͤbrigen Naturforſcher des vorigen Jahrhunderts erklaͤrten dieſe Verminderung blos fuͤr eine Schwaͤchung der Elaſticitaͤt, wobey der gewoͤhnliche Druck der Atmoſphaͤre die Luft in einen engern Raum zuſammenpreſſe. Daraus aber wuͤrde folgen, daß die verminderte Luft ſpecifiſch ſchwerer, als die gemeine, ſeyn muͤſſe, da man ſie doch im Gegentheil ſpecifiſch leichter findet. Es muß alſo die Verminderung des Volumens durch die Phlogiſtication eine andere Urſache haben. Dieſe kan nun entweder darinn liegen, daß ein Theil der Luft von der phlogiſtiſirenden Subſtanz verſchluckt wird, oder darinn, daß durch das Phlogiſton der ſchwere Theil der Luft, d. i. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0413" xml:id="P.2.407" n="407"/><lb/> et chym. P. II. ch. 5.)</hi> hat es durch die entſcheidendſten Verſuche außer Zweifel geſetzt, daß bey der Verkalkung der Metalle elaſtiſche Materie eingeſogen werde, und bey der Reduction wieder herausgehe. Dieſe eingeſogne Luft ſcheint aber nach dem, was bey dem Worte: <hi rendition="#b">Gas, dephlogiſtiſirtes,</hi>, angefuͤhrt worden iſt, eher dephlogiſtiſirte, als fixe Luft zu ſeyn.</p> <p>Außer den angefuͤhrten phlogiſtiſchen Proceſſen wird auch die Luft durch Schwefel, durch Kalk und Waſſer, durch Kalk und Salmiak, durch Kalk und Saͤuren, durch Eiſen mit fluͤchtigem Alkali, durch Kupfer mit fluͤchtigem Alkali, durch Bley mit Weineſſig, durch Schwefelleber und andere Materien, durch die Vermiſchung mit nitroͤſer Luft, durch das Abknallen der brennbaren, durch die Faͤulniß thieriſcher und vegetabiliſcher Subſtanzen, u. ſ. w. ja ſogar durch darinn geſchuͤtteltes Bley, Schrot oder Vogeldunſt (<hi rendition="#b">ſ. Lichtenbergs</hi> Magazin B. <hi rendition="#aq">III.</hi> St. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 35. und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Rozier</hi> Journal de phyſique. 1784. Oct.)</hi> verdorben, wobey meiſtens zugleich mehr oder weniger fixe Luft erzeugt wird.</p> <p>Hiebey ſind allezeit <hi rendition="#b">Verminderung</hi> und <hi rendition="#b">Verderbung</hi> der Luft unzertrennlich verbunden, ſo daß ſich auch der Grad der Verminderung, wie der Grad der Verderbung, verhaͤlt, wenn nicht beſondere Umſtaͤnde Ausnahmen machen, wie z. B. bey den Kohlen, welche im Verloͤſchen die Luft einſchlucken, und alſo eine ſtaͤrkere Verminderung verurſachen, als nach dem Grade der Phlogiſtication ſtatt finden ſollte. <hi rendition="#b">Boyle</hi> und die uͤbrigen Naturforſcher des vorigen Jahrhunderts erklaͤrten dieſe Verminderung blos fuͤr eine Schwaͤchung der Elaſticitaͤt, wobey der gewoͤhnliche Druck der Atmoſphaͤre die Luft in einen engern Raum zuſammenpreſſe. Daraus aber wuͤrde folgen, daß die verminderte Luft ſpecifiſch ſchwerer, als die gemeine, ſeyn muͤſſe, da man ſie doch im Gegentheil ſpecifiſch leichter findet.</p> <p>Es muß alſo die Verminderung des Volumens durch die Phlogiſtication eine andere Urſache haben. Dieſe kan nun entweder darinn liegen, daß ein Theil der Luft von der phlogiſtiſirenden Subſtanz verſchluckt wird, oder darinn, daß durch das Phlogiſton der ſchwere Theil der Luft, d. i.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [407/0413]
et chym. P. II. ch. 5.) hat es durch die entſcheidendſten Verſuche außer Zweifel geſetzt, daß bey der Verkalkung der Metalle elaſtiſche Materie eingeſogen werde, und bey der Reduction wieder herausgehe. Dieſe eingeſogne Luft ſcheint aber nach dem, was bey dem Worte: Gas, dephlogiſtiſirtes,, angefuͤhrt worden iſt, eher dephlogiſtiſirte, als fixe Luft zu ſeyn.
Außer den angefuͤhrten phlogiſtiſchen Proceſſen wird auch die Luft durch Schwefel, durch Kalk und Waſſer, durch Kalk und Salmiak, durch Kalk und Saͤuren, durch Eiſen mit fluͤchtigem Alkali, durch Kupfer mit fluͤchtigem Alkali, durch Bley mit Weineſſig, durch Schwefelleber und andere Materien, durch die Vermiſchung mit nitroͤſer Luft, durch das Abknallen der brennbaren, durch die Faͤulniß thieriſcher und vegetabiliſcher Subſtanzen, u. ſ. w. ja ſogar durch darinn geſchuͤtteltes Bley, Schrot oder Vogeldunſt (ſ. Lichtenbergs Magazin B. III. St. I. S. 35. und Rozier Journal de phyſique. 1784. Oct.) verdorben, wobey meiſtens zugleich mehr oder weniger fixe Luft erzeugt wird.
Hiebey ſind allezeit Verminderung und Verderbung der Luft unzertrennlich verbunden, ſo daß ſich auch der Grad der Verminderung, wie der Grad der Verderbung, verhaͤlt, wenn nicht beſondere Umſtaͤnde Ausnahmen machen, wie z. B. bey den Kohlen, welche im Verloͤſchen die Luft einſchlucken, und alſo eine ſtaͤrkere Verminderung verurſachen, als nach dem Grade der Phlogiſtication ſtatt finden ſollte. Boyle und die uͤbrigen Naturforſcher des vorigen Jahrhunderts erklaͤrten dieſe Verminderung blos fuͤr eine Schwaͤchung der Elaſticitaͤt, wobey der gewoͤhnliche Druck der Atmoſphaͤre die Luft in einen engern Raum zuſammenpreſſe. Daraus aber wuͤrde folgen, daß die verminderte Luft ſpecifiſch ſchwerer, als die gemeine, ſeyn muͤſſe, da man ſie doch im Gegentheil ſpecifiſch leichter findet.
Es muß alſo die Verminderung des Volumens durch die Phlogiſtication eine andere Urſache haben. Dieſe kan nun entweder darinn liegen, daß ein Theil der Luft von der phlogiſtiſirenden Subſtanz verſchluckt wird, oder darinn, daß durch das Phlogiſton der ſchwere Theil der Luft, d. i.
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