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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Luft gehen muß, wodurch sie in rothe Dämpfe verwandlet wird. Fontana, der sie aus einer Federharzflasche in den von aller Luft ausgeleerten Mund zog, fand sie ganz ohne Geschmack.

Ihre specifische Schwere ist fast eben so groß, als die der gemeinen Luft. Beyde verhalten sich nach Priestley wie 716:717; nach Lafond wie 184:185; nach de la Metherie, wie 349:360; nach Fontana ist sie um etwas schwerer, als die gemeine, im Verhältnisse 399:385.

Sie löscht die Lichter schnell aus, läßt sich aber nach Priestley (Vol. III. p. 17.) durch Berührung mit Eisen in einen Zustand versetzen, in welchem sie die Verbrennung befördert, und den man durch Schütteln im Wasser ihr wieder benehmen kan. Bey einigen Entbindungsprocessen giebt es auch eine Periode, in welcher sie gleich in diesem Zustande übergeht. Sie tödtet die Thiere, sogar die Insecten, augenblicklich, verderbt auch die Pflanzen, welche in ihr verbleichen und zu Grunde gehen. Dennoch hat sie eine ungemein starke fäulnißwidrige Kraft, daher man Fleisch und Früchte sehr lange Zeit in ihr aufbewahren kan, ob sie gleich dadurch einen üblen Geruch und Geschmack bekommen. Sie trübt das Kalkwasser nicht, und macht die ätzenden Laugensalze nicht mild.

Durch die Berührung mit Wasser wird sie langsam zersetzt, und verliert nach 2 -- 3 Monaten ihre ganze Wirksamkeit. Wenn im Wasser noch respirable Luft befindlich ist, so erfolgt diese Zersetzung schneller. Durch Schütteln nimmt das von Luft gereinigte Wasser ohngefähr soviel Salpeterluft in sich, als den zehnten Theil seines Volumens beträgt, welche durchs Kochen oder Gefrieren wieder herausgetrieben werden kan. Das mit Salpeterluft imprägnirte Wasser hat sehr wenig Säure; wenn es aber mit gemeiner Luft in Berührung kömmt, so wird die Salpeterluft darinn zersetzt, und das Wasser imprägnirt sich mit der Salpetersäure. Man kan dies durch Aussetzung von Salpeterluft an das Wasser in Berührung mit gemeiner Luft so weit treiben, daß das Wasser ganz blau und ein wahres Scheidewasser wird.


Luft gehen muß, wodurch ſie in rothe Daͤmpfe verwandlet wird. Fontana, der ſie aus einer Federharzflaſche in den von aller Luft ausgeleerten Mund zog, fand ſie ganz ohne Geſchmack.

Ihre ſpecifiſche Schwere iſt faſt eben ſo groß, als die der gemeinen Luft. Beyde verhalten ſich nach Prieſtley wie 716:717; nach Lafond wie 184:185; nach de la Metherie, wie 349:360; nach Fontana iſt ſie um etwas ſchwerer, als die gemeine, im Verhaͤltniſſe 399:385.

Sie loͤſcht die Lichter ſchnell aus, laͤßt ſich aber nach Prieſtley (Vol. III. p. 17.) durch Beruͤhrung mit Eiſen in einen Zuſtand verſetzen, in welchem ſie die Verbrennung befoͤrdert, und den man durch Schuͤtteln im Waſſer ihr wieder benehmen kan. Bey einigen Entbindungsproceſſen giebt es auch eine Periode, in welcher ſie gleich in dieſem Zuſtande uͤbergeht. Sie toͤdtet die Thiere, ſogar die Inſecten, augenblicklich, verderbt auch die Pflanzen, welche in ihr verbleichen und zu Grunde gehen. Dennoch hat ſie eine ungemein ſtarke faͤulnißwidrige Kraft, daher man Fleiſch und Fruͤchte ſehr lange Zeit in ihr aufbewahren kan, ob ſie gleich dadurch einen uͤblen Geruch und Geſchmack bekommen. Sie truͤbt das Kalkwaſſer nicht, und macht die aͤtzenden Laugenſalze nicht mild.

Durch die Beruͤhrung mit Waſſer wird ſie langſam zerſetzt, und verliert nach 2 — 3 Monaten ihre ganze Wirkſamkeit. Wenn im Waſſer noch reſpirable Luft befindlich iſt, ſo erfolgt dieſe Zerſetzung ſchneller. Durch Schuͤtteln nimmt das von Luft gereinigte Waſſer ohngefaͤhr ſoviel Salpeterluft in ſich, als den zehnten Theil ſeines Volumens betraͤgt, welche durchs Kochen oder Gefrieren wieder herausgetrieben werden kan. Das mit Salpeterluft impraͤgnirte Waſſer hat ſehr wenig Saͤure; wenn es aber mit gemeiner Luft in Beruͤhrung koͤmmt, ſo wird die Salpeterluft darinn zerſetzt, und das Waſſer impraͤgnirt ſich mit der Salpeterſaͤure. Man kan dies durch Ausſetzung von Salpeterluft an das Waſſer in Beruͤhrung mit gemeiner Luft ſo weit treiben, daß das Waſſer ganz blau und ein wahres Scheidewaſſer wird.

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[414/0420] Luft gehen muß, wodurch ſie in rothe Daͤmpfe verwandlet wird. Fontana, der ſie aus einer Federharzflaſche in den von aller Luft ausgeleerten Mund zog, fand ſie ganz ohne Geſchmack. Ihre ſpecifiſche Schwere iſt faſt eben ſo groß, als die der gemeinen Luft. Beyde verhalten ſich nach Prieſtley wie 716:717; nach Lafond wie 184:185; nach de la Metherie, wie 349:360; nach Fontana iſt ſie um etwas ſchwerer, als die gemeine, im Verhaͤltniſſe 399:385. Sie loͤſcht die Lichter ſchnell aus, laͤßt ſich aber nach Prieſtley (Vol. III. p. 17.) durch Beruͤhrung mit Eiſen in einen Zuſtand verſetzen, in welchem ſie die Verbrennung befoͤrdert, und den man durch Schuͤtteln im Waſſer ihr wieder benehmen kan. Bey einigen Entbindungsproceſſen giebt es auch eine Periode, in welcher ſie gleich in dieſem Zuſtande uͤbergeht. Sie toͤdtet die Thiere, ſogar die Inſecten, augenblicklich, verderbt auch die Pflanzen, welche in ihr verbleichen und zu Grunde gehen. Dennoch hat ſie eine ungemein ſtarke faͤulnißwidrige Kraft, daher man Fleiſch und Fruͤchte ſehr lange Zeit in ihr aufbewahren kan, ob ſie gleich dadurch einen uͤblen Geruch und Geſchmack bekommen. Sie truͤbt das Kalkwaſſer nicht, und macht die aͤtzenden Laugenſalze nicht mild. Durch die Beruͤhrung mit Waſſer wird ſie langſam zerſetzt, und verliert nach 2 — 3 Monaten ihre ganze Wirkſamkeit. Wenn im Waſſer noch reſpirable Luft befindlich iſt, ſo erfolgt dieſe Zerſetzung ſchneller. Durch Schuͤtteln nimmt das von Luft gereinigte Waſſer ohngefaͤhr ſoviel Salpeterluft in ſich, als den zehnten Theil ſeines Volumens betraͤgt, welche durchs Kochen oder Gefrieren wieder herausgetrieben werden kan. Das mit Salpeterluft impraͤgnirte Waſſer hat ſehr wenig Saͤure; wenn es aber mit gemeiner Luft in Beruͤhrung koͤmmt, ſo wird die Salpeterluft darinn zerſetzt, und das Waſſer impraͤgnirt ſich mit der Salpeterſaͤure. Man kan dies durch Ausſetzung von Salpeterluft an das Waſſer in Beruͤhrung mit gemeiner Luft ſo weit treiben, daß das Waſſer ganz blau und ein wahres Scheidewaſſer wird.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/420>, abgerufen am 22.11.2024.