Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


und er fand dasselbe, als er die Kugel aus der Mischung nahm, wider alle Erwartung fest oder gefroren. Am 25 Dec. darauf ward der Versuch wiederholt, und die Kugel des Thermometers zerbrochen, wobey sich das Quecksilber als eine feste, glänzende, metallische Masse zeigte, die noch weicher als Bley war, und einen dumpfen Schall gab. (De admirando frigore artisiciali, quo mercurius s. hydrargyrus est congelatus, auct. Ios. Ad. Braunio Petrop. 1760. 4. und in Nov. Comm. Petrop. Vol. XI. p. 268. Additamenta et supplem. ibid. p. 302.) Herr Blumenbach in Göttingen, jetzt Professor daselbst, war der Erste, der seitdem das Gefrieren des Quecksilbers wahrnahm, als er am 11. Jan. 1774 etwas von diesem Metalle mit einer Mischung von Schnee und Salmiak umgeben der Luft aussetzte, in welcher ein Weingeistthermometer --10 Grad nach Fahrenheit zeigte (s. Götting. Anz. von gelehrten Sachen 1774. 13. St. v. 29. Jan.). Inzwischen hatte die königliche Societät zu London dem Herrn Hutchins, welcher als Gouverneur des Albany-Forts nach der Hudsonsbay gieng, dieser Versuche halber Auftrag gethan. Dieser brachte im Iänner und Februar 1775 das Quecksilber zweymal zum Gefrieren; dem D. Bicker in Rotterdam gelang der Versuch nur unvollkommen am 28. Jan. 1776 bey einer Temperatur der Luft von+2°, wobey das Quecksilber schon bey--94° stehen blieb und auf der Oberfläche wie ein Amalgama gerann; der D. Fothergill in Northampton aber brachte es um eben diese Zeit bey einer natürlichen Kälte von+9° zum Gefrieren. Man hatte zwar hiebey den eigentlichen Gefrierpunkt dieses Metalls nicht zuverläßig bestimmen können; Brauns letztere Versuche veranlasseten jedoch die meisten Naturforscher, ihn nicht geringer, als--352 Grad der fahrenheitischen oder 500 der delislischen Scale, anzunehmen.

Hutchins hingegen bediente sich nach dem Vorschlage von Cavendish und D. Black der Methode, in das zum Gefrieren bestimmte Quecksilber ein kleines Thermometer zu setzen, weil zu vermuthen war, es werde das Metall beym Uebergange in den festen Zustand, wie andere


und er fand daſſelbe, als er die Kugel aus der Miſchung nahm, wider alle Erwartung feſt oder gefroren. Am 25 Dec. darauf ward der Verſuch wiederholt, und die Kugel des Thermometers zerbrochen, wobey ſich das Queckſilber als eine feſte, glaͤnzende, metalliſche Maſſe zeigte, die noch weicher als Bley war, und einen dumpfen Schall gab. (De admirando frigore artiſiciali, quo mercurius ſ. hydrargyrus eſt congelatus, auct. Ioſ. Ad. Braunio Petrop. 1760. 4. und in Nov. Comm. Petrop. Vol. XI. p. 268. Additamenta et ſupplem. ibid. p. 302.) Herr Blumenbach in Goͤttingen, jetzt Profeſſor daſelbſt, war der Erſte, der ſeitdem das Gefrieren des Queckſilbers wahrnahm, als er am 11. Jan. 1774 etwas von dieſem Metalle mit einer Miſchung von Schnee und Salmiak umgeben der Luft ausſetzte, in welcher ein Weingeiſtthermometer —10 Grad nach Fahrenheit zeigte (ſ. Goͤtting. Anz. von gelehrten Sachen 1774. 13. St. v. 29. Jan.). Inzwiſchen hatte die koͤnigliche Societaͤt zu London dem Herrn Hutchins, welcher als Gouverneur des Albany-Forts nach der Hudſonsbay gieng, dieſer Verſuche halber Auftrag gethan. Dieſer brachte im Iaͤnner und Februar 1775 das Queckſilber zweymal zum Gefrieren; dem D. Bicker in Rotterdam gelang der Verſuch nur unvollkommen am 28. Jan. 1776 bey einer Temperatur der Luft von+2°, wobey das Queckſilber ſchon bey—94° ſtehen blieb und auf der Oberflaͤche wie ein Amalgama gerann; der D. Fothergill in Northampton aber brachte es um eben dieſe Zeit bey einer natuͤrlichen Kaͤlte von+9° zum Gefrieren. Man hatte zwar hiebey den eigentlichen Gefrierpunkt dieſes Metalls nicht zuverlaͤßig beſtimmen koͤnnen; Brauns letztere Verſuche veranlaſſeten jedoch die meiſten Naturforſcher, ihn nicht geringer, als—352 Grad der fahrenheitiſchen oder 500 der delisliſchen Scale, anzunehmen.

Hutchins hingegen bediente ſich nach dem Vorſchlage von Cavendiſh und D. Black der Methode, in das zum Gefrieren beſtimmte Queckſilber ein kleines Thermometer zu ſetzen, weil zu vermuthen war, es werde das Metall beym Uebergange in den feſten Zuſtand, wie andere

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0436" xml:id="P.2.430" n="430"/><lb/>
und er fand da&#x017F;&#x017F;elbe, als er die Kugel aus der Mi&#x017F;chung nahm, wider alle Erwartung fe&#x017F;t oder gefroren. Am 25 Dec. darauf ward der Ver&#x017F;uch wiederholt, und die Kugel des Thermometers zerbrochen, wobey &#x017F;ich das Queck&#x017F;ilber als eine fe&#x017F;te, gla&#x0364;nzende, metalli&#x017F;che Ma&#x017F;&#x017F;e zeigte, die noch weicher als Bley war, und einen dumpfen Schall gab. <hi rendition="#aq">(De admirando frigore arti&#x017F;iciali, quo mercurius &#x017F;. hydrargyrus e&#x017F;t congelatus, auct. <hi rendition="#i">Io&#x017F;. Ad. Braunio</hi> Petrop. 1760. 4.</hi> und in <hi rendition="#aq">Nov. Comm. Petrop. Vol. XI. p. 268. Additamenta et &#x017F;upplem. ibid. p. 302.)</hi> Herr <hi rendition="#b">Blumenbach</hi> in Go&#x0364;ttingen, jetzt Profe&#x017F;&#x017F;or da&#x017F;elb&#x017F;t, war der Er&#x017F;te, der &#x017F;eitdem das Gefrieren des Queck&#x017F;ilbers wahrnahm, als er am 11. Jan. 1774 etwas von die&#x017F;em Metalle mit einer Mi&#x017F;chung von Schnee und Salmiak umgeben der Luft aus&#x017F;etzte, in welcher ein Weingei&#x017F;tthermometer &#x2014;10 Grad nach Fahrenheit zeigte (&#x017F;. Go&#x0364;tting. Anz. von gelehrten Sachen 1774. 13. St. v. 29. Jan.). Inzwi&#x017F;chen hatte die ko&#x0364;nigliche Societa&#x0364;t zu London dem Herrn <hi rendition="#b">Hutchins,</hi> welcher als Gouverneur des Albany-Forts nach der Hud&#x017F;onsbay gieng, die&#x017F;er Ver&#x017F;uche halber Auftrag gethan. Die&#x017F;er brachte im Ia&#x0364;nner und Februar 1775 das Queck&#x017F;ilber zweymal zum Gefrieren; dem D. <hi rendition="#b">Bicker</hi> in Rotterdam gelang der Ver&#x017F;uch nur unvollkommen am 28. Jan. 1776 bey einer Temperatur der Luft von+2°, wobey das Queck&#x017F;ilber &#x017F;chon bey&#x2014;94° &#x017F;tehen blieb und auf der Oberfla&#x0364;che wie ein Amalgama gerann; der D. <hi rendition="#b">Fothergill</hi> in Northampton aber brachte es um eben die&#x017F;e Zeit bey einer natu&#x0364;rlichen Ka&#x0364;lte von+9° zum Gefrieren. Man hatte zwar hiebey den eigentlichen Gefrierpunkt die&#x017F;es Metalls nicht zuverla&#x0364;ßig be&#x017F;timmen ko&#x0364;nnen; Brauns letztere Ver&#x017F;uche veranla&#x017F;&#x017F;eten jedoch die mei&#x017F;ten Naturfor&#x017F;cher, ihn nicht geringer, als&#x2014;352 Grad der fahrenheiti&#x017F;chen oder 500 der delisli&#x017F;chen Scale, anzunehmen.</p>
            <p><hi rendition="#b">Hutchins</hi> hingegen bediente &#x017F;ich nach dem Vor&#x017F;chlage von <hi rendition="#b">Cavendi&#x017F;h</hi> und <hi rendition="#b">D. Black</hi> der Methode, in das zum Gefrieren be&#x017F;timmte Queck&#x017F;ilber ein kleines Thermometer zu &#x017F;etzen, weil zu vermuthen war, es werde das Metall beym Uebergange in den fe&#x017F;ten Zu&#x017F;tand, wie andere<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[430/0436] und er fand daſſelbe, als er die Kugel aus der Miſchung nahm, wider alle Erwartung feſt oder gefroren. Am 25 Dec. darauf ward der Verſuch wiederholt, und die Kugel des Thermometers zerbrochen, wobey ſich das Queckſilber als eine feſte, glaͤnzende, metalliſche Maſſe zeigte, die noch weicher als Bley war, und einen dumpfen Schall gab. (De admirando frigore artiſiciali, quo mercurius ſ. hydrargyrus eſt congelatus, auct. Ioſ. Ad. Braunio Petrop. 1760. 4. und in Nov. Comm. Petrop. Vol. XI. p. 268. Additamenta et ſupplem. ibid. p. 302.) Herr Blumenbach in Goͤttingen, jetzt Profeſſor daſelbſt, war der Erſte, der ſeitdem das Gefrieren des Queckſilbers wahrnahm, als er am 11. Jan. 1774 etwas von dieſem Metalle mit einer Miſchung von Schnee und Salmiak umgeben der Luft ausſetzte, in welcher ein Weingeiſtthermometer —10 Grad nach Fahrenheit zeigte (ſ. Goͤtting. Anz. von gelehrten Sachen 1774. 13. St. v. 29. Jan.). Inzwiſchen hatte die koͤnigliche Societaͤt zu London dem Herrn Hutchins, welcher als Gouverneur des Albany-Forts nach der Hudſonsbay gieng, dieſer Verſuche halber Auftrag gethan. Dieſer brachte im Iaͤnner und Februar 1775 das Queckſilber zweymal zum Gefrieren; dem D. Bicker in Rotterdam gelang der Verſuch nur unvollkommen am 28. Jan. 1776 bey einer Temperatur der Luft von+2°, wobey das Queckſilber ſchon bey—94° ſtehen blieb und auf der Oberflaͤche wie ein Amalgama gerann; der D. Fothergill in Northampton aber brachte es um eben dieſe Zeit bey einer natuͤrlichen Kaͤlte von+9° zum Gefrieren. Man hatte zwar hiebey den eigentlichen Gefrierpunkt dieſes Metalls nicht zuverlaͤßig beſtimmen koͤnnen; Brauns letztere Verſuche veranlaſſeten jedoch die meiſten Naturforſcher, ihn nicht geringer, als—352 Grad der fahrenheitiſchen oder 500 der delisliſchen Scale, anzunehmen. Hutchins hingegen bediente ſich nach dem Vorſchlage von Cavendiſh und D. Black der Methode, in das zum Gefrieren beſtimmte Queckſilber ein kleines Thermometer zu ſetzen, weil zu vermuthen war, es werde das Metall beym Uebergange in den feſten Zuſtand, wie andere

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/436
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/436>, abgerufen am 01.06.2024.