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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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der Körper, empfinden. Das Werkzeug defselben ist die Schleimhaut (membrana pituitaria, membrane pituitaire) im Innern der Nase, welche aus einem feinen Gewebe von Fibern des Geruchsnerven (nervus olfactorius, nerf olsactif) besteht. Die Nervenspitzen, welche sich an der Oberfläche dieser Haut, wie kleine Wärzchen, endigen, nehmen den Eindruck der riechenden Ausflüsse an, und pflanzen denselben bis zum Gehirn fort. Bey Thieren, welche einen feinen Geruch haben, ist die Schleimhaut sehr weit ausgebreitet, und mit häufigen sehr frey liegenden Nerven versehen.

Der Geruch ist dem Geschmack sehr ähnlich, und oft verlieren sich die Empfindungen beyder Sinne ganz in einander, wie beym|Genuß geistiger und flüchtig-alkalischer Speisen, z. B. eines starken Bieres oder Senfs. Die Thiere pflegen die Beschaffenheit der Nahrungsmittel, die sie vor sich finden, vorher durch den Geruch zu untersuchen. Daher will Le Cat den Geruch für keinen besondern Sinn, sondern für eine Art des Geschmacks halten. Er nennt ihn: le gout des odeurs et l' avant-gout des saveurs. In der That ist auch die Schleimhaut eine Fortsetzung der innern Haut des Gaumens, welche das Werkzeug des Geschmacks ist. Von dem Gegenstande des Geruchs s. den folgenden Artikel: Gerüche.

Der Geruch kan durch Krankheiten oder zufällige Ursachen geschwächt werden. Ein häufiger Gebrauch allzustarker Gerüche macht die Nervenspitzen durch die lange Gewohnheit unempfindlich. Beym Schnupfen wird die Schleimhaut mit einem zähen und häufigen Schleime überzogen, der theils ihre ganze Substanz aufschwellet und sie zur Empfindung der Gerüche unfähig macht, theils auch die Luft abhält, die Ausflüsse der Körper an die Nerven zu bringen.

Nollet Lecons de physique. Paris, 1743. 12. T. I. Lec. 2. p. 164.

Gerüche

Odores, Corporum partes odoriferae, Odeurs. Diejenigen Ausflüsse der Körper, welche durch


der Koͤrper, empfinden. Das Werkzeug defſelben iſt die Schleimhaut (membrana pituitaria, membrane pituitaire) im Innern der Naſe, welche aus einem feinen Gewebe von Fibern des Geruchsnerven (nervus olfactorius, nerf olſactif) beſteht. Die Nervenſpitzen, welche ſich an der Oberflaͤche dieſer Haut, wie kleine Waͤrzchen, endigen, nehmen den Eindruck der riechenden Ausfluͤſſe an, und pflanzen denſelben bis zum Gehirn fort. Bey Thieren, welche einen feinen Geruch haben, iſt die Schleimhaut ſehr weit ausgebreitet, und mit haͤufigen ſehr frey liegenden Nerven verſehen.

Der Geruch iſt dem Geſchmack ſehr aͤhnlich, und oft verlieren ſich die Empfindungen beyder Sinne ganz in einander, wie beym|Genuß geiſtiger und fluͤchtig-alkaliſcher Speiſen, z. B. eines ſtarken Bieres oder Senfs. Die Thiere pflegen die Beſchaffenheit der Nahrungsmittel, die ſie vor ſich finden, vorher durch den Geruch zu unterſuchen. Daher will Le Cat den Geruch fuͤr keinen beſondern Sinn, ſondern fuͤr eine Art des Geſchmacks halten. Er nennt ihn: le goùt des odeurs et l' avant-goùt des ſaveurs. In der That iſt auch die Schleimhaut eine Fortſetzung der innern Haut des Gaumens, welche das Werkzeug des Geſchmacks iſt. Von dem Gegenſtande des Geruchs ſ. den folgenden Artikel: Geruͤche.

Der Geruch kan durch Krankheiten oder zufaͤllige Urſachen geſchwaͤcht werden. Ein haͤufiger Gebrauch allzuſtarker Geruͤche macht die Nervenſpitzen durch die lange Gewohnheit unempfindlich. Beym Schnupfen wird die Schleimhaut mit einem zaͤhen und haͤufigen Schleime uͤberzogen, der theils ihre ganze Subſtanz aufſchwellet und ſie zur Empfindung der Geruͤche unfaͤhig macht, theils auch die Luft abhaͤlt, die Ausfluͤſſe der Koͤrper an die Nerven zu bringen.

Nollet Leçons de phyſique. Paris, 1743. 12. T. I. Leç. 2. p. 164.

Geruͤche

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[459/0465] der Koͤrper, empfinden. Das Werkzeug defſelben iſt die Schleimhaut (membrana pituitaria, membrane pituitaire) im Innern der Naſe, welche aus einem feinen Gewebe von Fibern des Geruchsnerven (nervus olfactorius, nerf olſactif) beſteht. Die Nervenſpitzen, welche ſich an der Oberflaͤche dieſer Haut, wie kleine Waͤrzchen, endigen, nehmen den Eindruck der riechenden Ausfluͤſſe an, und pflanzen denſelben bis zum Gehirn fort. Bey Thieren, welche einen feinen Geruch haben, iſt die Schleimhaut ſehr weit ausgebreitet, und mit haͤufigen ſehr frey liegenden Nerven verſehen. Der Geruch iſt dem Geſchmack ſehr aͤhnlich, und oft verlieren ſich die Empfindungen beyder Sinne ganz in einander, wie beym|Genuß geiſtiger und fluͤchtig-alkaliſcher Speiſen, z. B. eines ſtarken Bieres oder Senfs. Die Thiere pflegen die Beſchaffenheit der Nahrungsmittel, die ſie vor ſich finden, vorher durch den Geruch zu unterſuchen. Daher will Le Cat den Geruch fuͤr keinen beſondern Sinn, ſondern fuͤr eine Art des Geſchmacks halten. Er nennt ihn: le goùt des odeurs et l' avant-goùt des ſaveurs. In der That iſt auch die Schleimhaut eine Fortſetzung der innern Haut des Gaumens, welche das Werkzeug des Geſchmacks iſt. Von dem Gegenſtande des Geruchs ſ. den folgenden Artikel: Geruͤche. Der Geruch kan durch Krankheiten oder zufaͤllige Urſachen geſchwaͤcht werden. Ein haͤufiger Gebrauch allzuſtarker Geruͤche macht die Nervenſpitzen durch die lange Gewohnheit unempfindlich. Beym Schnupfen wird die Schleimhaut mit einem zaͤhen und haͤufigen Schleime uͤberzogen, der theils ihre ganze Subſtanz aufſchwellet und ſie zur Empfindung der Geruͤche unfaͤhig macht, theils auch die Luft abhaͤlt, die Ausfluͤſſe der Koͤrper an die Nerven zu bringen. Nollet Leçons de phyſique. Paris, 1743. 12. T. I. Leç. 2. p. 164. Geruͤche Odores, Corporum partes odoriferae, Odeurs. Diejenigen Ausfluͤſſe der Koͤrper, welche durch

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/465>, abgerufen am 22.11.2024.