Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Erxleben Anfangsgr. der Naturl. §. 318. Gestehen, Erhärten. Man sagt von denjenigen Substanzen, welche bey den gewöhnlichen Temperaturen der Atmosphöre im festen Zustande sind, z. B. von den Metallen, Schwefel rc., daß sie gestehen oder erhärten, wenn sie nach vorhergegangener Schmelzung durch die Abnahme der Wärme aus dem flüßigen Zustande wiederum in den gewöhnlichen festen übergehen. Es gehört das Gestehen in einerley Classe mit dem Gefrieren; beydes sind Gattungen der Gerinnung, s. Gerinnung, Gefrierung. Gestirne, Astra, Sidera, Astres. Unter diesem Namen werden alle Körper begriffen, die wir am Gewölbe des Himmels bey Tag oder Nacht wahrnehmen, und welche der gemeinen oder täglichen Bewegung des ganzen Himmels mit folgen. Sie erscheinen uns alle leuchtend, bis wir erst bey mehrerer Aufmerksamkeit durch Schlüsse entdecken, daß nur einige an sich leuchrend, andere hingegen dunkel, und nur von fremdem Lichte erleuchtet sind. Die an sich leuchtenden sind die Sonne und die Fixsterne; die dunkeln die Planeten, die Monden oder Nebenplaneten und die Kometen. Von allen diesen handlen eigne Artikel dieses Wörterbuchs. Die Lehre von den Gestirnen, s. Astronomie, überzeugt uns davon, daß diese Körper gröstentheils unsere Erdkugel an Größe weit übertreffen, so klein sie uns auch scheinen; daß ihre Entfernungen von einander zum Theil alle Größen übersteigen, die wir messen oder uns vorstellen können, und daß den Bewohnern, mit welchen sie aller
Erxleben Anfangsgr. der Naturl. §. 318. Geſtehen, Erhaͤrten. Man ſagt von denjenigen Subſtanzen, welche bey den gewoͤhnlichen Temperaturen der Atmoſphoͤre im feſten Zuſtande ſind, z. B. von den Metallen, Schwefel rc., daß ſie geſtehen oder erhaͤrten, wenn ſie nach vorhergegangener Schmelzung durch die Abnahme der Waͤrme aus dem fluͤßigen Zuſtande wiederum in den gewoͤhnlichen feſten uͤbergehen. Es gehoͤrt das Geſtehen in einerley Claſſe mit dem Gefrieren; beydes ſind Gattungen der Gerinnung, ſ. Gerinnung, Gefrierung. Geſtirne, Aſtra, Sidera, Aſtres. Unter dieſem Namen werden alle Koͤrper begriffen, die wir am Gewoͤlbe des Himmels bey Tag oder Nacht wahrnehmen, und welche der gemeinen oder taͤglichen Bewegung des ganzen Himmels mit folgen. Sie erſcheinen uns alle leuchtend, bis wir erſt bey mehrerer Aufmerkſamkeit durch Schluͤſſe entdecken, daß nur einige an ſich leuchrend, andere hingegen dunkel, und nur von fremdem Lichte erleuchtet ſind. Die an ſich leuchtenden ſind die Sonne und die Fixſterne; die dunkeln die Planeten, die Monden oder Nebenplaneten und die Kometen. Von allen dieſen handlen eigne Artikel dieſes Woͤrterbuchs. Die Lehre von den Geſtirnen, ſ. Aſtronomie, uͤberzeugt uns davon, daß dieſe Koͤrper groͤſtentheils unſere Erdkugel an Groͤße weit uͤbertreffen, ſo klein ſie uns auch ſcheinen; daß ihre Entfernungen von einander zum Theil alle Groͤßen uͤberſteigen, die wir meſſen oder uns vorſtellen koͤnnen, und daß den Bewohnern, mit welchen ſie aller <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0493" xml:id="P.2.487" n="487"/><lb/> erſcheint. Es finden dabey viele Trugſchluͤſſe ſtatt. Ein eckichter Koͤrper erſcheint in der Ferne rund, weil wir ſeine Ecken nicht mehr bemerken; ein Kreis von der Seite betrachter, ſieht elliptiſch aus, wenn wir alle Theile ſeines Umfangs fuͤr gleich entfernt halten. So kan uns ein Cylinder als ein Viereck, eine Kugel als ein Kreis vorkommen, wenn wir nicht durch Licht und Schatten bemerken, daß jenes ein Cylinder, dieſes eine Kugel ſey.</p> <p><hi rendition="#b">Erxleben</hi> Anfangsgr. der Naturl. §. 318.</p> <p><hi rendition="#b">Geſtehen, Erhaͤrten.</hi> Man ſagt von denjenigen Subſtanzen, welche bey den gewoͤhnlichen Temperaturen der Atmoſphoͤre im feſten Zuſtande ſind, z. B. von den Metallen, Schwefel rc., daß ſie <hi rendition="#b">geſtehen</hi> oder erhaͤrten, wenn ſie nach vorhergegangener Schmelzung durch die Abnahme der Waͤrme aus dem fluͤßigen Zuſtande wiederum in den gewoͤhnlichen feſten uͤbergehen. Es gehoͤrt das Geſtehen in einerley Claſſe mit dem Gefrieren; beydes ſind Gattungen der Gerinnung, <hi rendition="#b">ſ. Gerinnung, Gefrierung.</hi></p> </div> <div n="2"> <head>Geſtirne, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Aſtra, Sidera</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Aſtres</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Unter dieſem Namen werden alle Koͤrper begriffen, die wir am Gewoͤlbe des Himmels bey Tag oder Nacht wahrnehmen, und welche der gemeinen oder taͤglichen Bewegung des ganzen Himmels mit folgen. Sie erſcheinen uns alle leuchtend, bis wir erſt bey mehrerer Aufmerkſamkeit durch Schluͤſſe entdecken, daß nur einige an ſich <hi rendition="#b">leuchrend,</hi> andere hingegen dunkel, und nur von fremdem Lichte <hi rendition="#b">erleuchtet</hi> ſind. Die an ſich leuchtenden ſind die <hi rendition="#b">Sonne</hi> und die <hi rendition="#b">Fixſterne;</hi> die dunkeln die <hi rendition="#b">Planeten,</hi> die <hi rendition="#b">Monden</hi> oder <hi rendition="#b">Nebenplaneten</hi> und die <hi rendition="#b">Kometen.</hi> Von allen dieſen handlen eigne Artikel dieſes Woͤrterbuchs.</p> <p>Die Lehre von den Geſtirnen, <hi rendition="#b">ſ. Aſtronomie,</hi> uͤberzeugt uns davon, daß dieſe Koͤrper groͤſtentheils unſere Erdkugel an Groͤße weit uͤbertreffen, ſo klein ſie uns auch ſcheinen; daß ihre Entfernungen von einander zum Theil alle Groͤßen uͤberſteigen, die wir meſſen oder uns vorſtellen koͤnnen, und daß den Bewohnern, mit welchen ſie aller<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [487/0493]
erſcheint. Es finden dabey viele Trugſchluͤſſe ſtatt. Ein eckichter Koͤrper erſcheint in der Ferne rund, weil wir ſeine Ecken nicht mehr bemerken; ein Kreis von der Seite betrachter, ſieht elliptiſch aus, wenn wir alle Theile ſeines Umfangs fuͤr gleich entfernt halten. So kan uns ein Cylinder als ein Viereck, eine Kugel als ein Kreis vorkommen, wenn wir nicht durch Licht und Schatten bemerken, daß jenes ein Cylinder, dieſes eine Kugel ſey.
Erxleben Anfangsgr. der Naturl. §. 318.
Geſtehen, Erhaͤrten. Man ſagt von denjenigen Subſtanzen, welche bey den gewoͤhnlichen Temperaturen der Atmoſphoͤre im feſten Zuſtande ſind, z. B. von den Metallen, Schwefel rc., daß ſie geſtehen oder erhaͤrten, wenn ſie nach vorhergegangener Schmelzung durch die Abnahme der Waͤrme aus dem fluͤßigen Zuſtande wiederum in den gewoͤhnlichen feſten uͤbergehen. Es gehoͤrt das Geſtehen in einerley Claſſe mit dem Gefrieren; beydes ſind Gattungen der Gerinnung, ſ. Gerinnung, Gefrierung.
Geſtirne, Aſtra, Sidera, Aſtres.
Unter dieſem Namen werden alle Koͤrper begriffen, die wir am Gewoͤlbe des Himmels bey Tag oder Nacht wahrnehmen, und welche der gemeinen oder taͤglichen Bewegung des ganzen Himmels mit folgen. Sie erſcheinen uns alle leuchtend, bis wir erſt bey mehrerer Aufmerkſamkeit durch Schluͤſſe entdecken, daß nur einige an ſich leuchrend, andere hingegen dunkel, und nur von fremdem Lichte erleuchtet ſind. Die an ſich leuchtenden ſind die Sonne und die Fixſterne; die dunkeln die Planeten, die Monden oder Nebenplaneten und die Kometen. Von allen dieſen handlen eigne Artikel dieſes Woͤrterbuchs.
Die Lehre von den Geſtirnen, ſ. Aſtronomie, uͤberzeugt uns davon, daß dieſe Koͤrper groͤſtentheils unſere Erdkugel an Groͤße weit uͤbertreffen, ſo klein ſie uns auch ſcheinen; daß ihre Entfernungen von einander zum Theil alle Groͤßen uͤberſteigen, die wir meſſen oder uns vorſtellen koͤnnen, und daß den Bewohnern, mit welchen ſie aller
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