der Wahl der Ingredienzien, die Härte und Dauer an der Luft und gegen feuchte Auflösungsmittel von dem Verhältnisse derselben ab. Zum weißen oder Krystallglase wählt man reinere und weniger färbende Kiesel und Laugensalze, und benimmt die noch übrige grüne Farbe durch Braunstein, der es aber im Uebermaaße zugesetzt, oder bey zu lang anhaltendem Flusse, wieder röthlich färbt. Sollen künstliche Arbeiten daraus verfertiget werden, so wird es durch einen größern Antheil von Laugensalz, durch Arsenik, Salpeter oder Bleykalk leichtflüßiger gemacht, wodurch es aber auch zugleich weicher und leichter von Auflösungsmitteln angegriffen wird. Durch Bleykalke erhält es eine ansehnliche Schwere, nimmt eine schöne Politur an, bricht die Lichtstralen etwas weniger, zerstreut aber nach Zeihers Entdeckung die Farben weit stärker (s. Flintglas, Achromatische Fernröhre). Künstliche Edelsteine oder Flüsse sind härtere Gläser aus Straß oder feinerer Fritte von gewählten Stoffen, die zur Nachahmung der natürlichen Edelsteine oft auch durch zugesetzte Metallkalke gefärbt werden.
Zur Glasbereitung oder Hyalurgie haben schon im vorigen Jahrhunderte Neri(De arte vitriaria Libri VII. Amst. 1681. 12.) und Kunkel (Vollkommne Glasmacherkunst Frf. 1689. 4. Nürnb. 1756. 4.) sehr schätzbare Anweisungen gegeben, so wie unter den Neuern Halle (Der Glasarbeiter, in der Werkstätte der heutigen Künste, Brandenb. und Leipz. 1761. 4. B. III. S. 141--158.), Hartwig (Die Glashütte, in Sprengels Handwerken in Tabellen, Samml. X. Berlin, 1773. 8. S. 274--309.) und Beckmann (Anleitung zur Technologie, Göttingen, 2te Aufl. 1787. 8. S. 240--254.) zu empfehlen sind.
Das Glas wird zu so vielen im gemeinen Leben brauchbaren Geräthen mit Vortheil angewendet, daß es nächst den Metallen gewiß die nützlichste chymische Erfindung der Menschen ausmacht. Es war schon im höchsten Alterthum bekannt. Plinius(H. N. L. XXXVI. c. 26.) erzählt, es sey von egyptischen Kaufleuten bey einer Reise durch Phönicien am Ufer des Flusses Belus durch einen
der Wahl der Ingredienzien, die Haͤrte und Dauer an der Luft und gegen feuchte Aufloͤſungsmittel von dem Verhaͤltniſſe derſelben ab. Zum weißen oder Kryſtallglaſe waͤhlt man reinere und weniger faͤrbende Kieſel und Laugenſalze, und benimmt die noch uͤbrige gruͤne Farbe durch Braunſtein, der es aber im Uebermaaße zugeſetzt, oder bey zu lang anhaltendem Fluſſe, wieder roͤthlich faͤrbt. Sollen kuͤnſtliche Arbeiten daraus verfertiget werden, ſo wird es durch einen groͤßern Antheil von Laugenſalz, durch Arſenik, Salpeter oder Bleykalk leichtfluͤßiger gemacht, wodurch es aber auch zugleich weicher und leichter von Aufloͤſungsmitteln angegriffen wird. Durch Bleykalke erhaͤlt es eine anſehnliche Schwere, nimmt eine ſchoͤne Politur an, bricht die Lichtſtralen etwas weniger, zerſtreut aber nach Zeihers Entdeckung die Farben weit ſtaͤrker (ſ. Flintglas, Achromatiſche Fernroͤhre). Kuͤnſtliche Edelſteine oder Fluͤſſe ſind haͤrtere Glaͤſer aus Straß oder feinerer Fritte von gewaͤhlten Stoffen, die zur Nachahmung der natuͤrlichen Edelſteine oft auch durch zugeſetzte Metallkalke gefaͤrbt werden.
Zur Glasbereitung oder Hyalurgie haben ſchon im vorigen Jahrhunderte Neri(De arte vitriaria Libri VII. Amſt. 1681. 12.) und Kunkel (Vollkommne Glasmacherkunſt Frf. 1689. 4. Nuͤrnb. 1756. 4.) ſehr ſchaͤtzbare Anweiſungen gegeben, ſo wie unter den Neuern Halle (Der Glasarbeiter, in der Werkſtaͤtte der heutigen Kuͤnſte, Brandenb. und Leipz. 1761. 4. B. III. S. 141—158.), Hartwig (Die Glashuͤtte, in Sprengels Handwerken in Tabellen, Samml. X. Berlin, 1773. 8. S. 274—309.) und Beckmann (Anleitung zur Technologie, Goͤttingen, 2te Aufl. 1787. 8. S. 240—254.) zu empfehlen ſind.
Das Glas wird zu ſo vielen im gemeinen Leben brauchbaren Geraͤthen mit Vortheil angewendet, daß es naͤchſt den Metallen gewiß die nuͤtzlichſte chymiſche Erfindung der Menſchen ausmacht. Es war ſchon im hoͤchſten Alterthum bekannt. Plinius(H. N. L. XXXVI. c. 26.) erzaͤhlt, es ſey von egyptiſchen Kaufleuten bey einer Reiſe durch Phoͤnicien am Ufer des Fluſſes Belus durch einen
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der Wahl der Ingredienzien, die Haͤrte und Dauer an der Luft und gegen feuchte Aufloͤſungsmittel von dem Verhaͤltniſſe derſelben ab. Zum weißen oder Kryſtallglaſe waͤhlt man reinere und weniger faͤrbende Kieſel und Laugenſalze, und benimmt die noch uͤbrige gruͤne Farbe durch Braunſtein, der es aber im Uebermaaße zugeſetzt, oder bey zu lang anhaltendem Fluſſe, wieder roͤthlich faͤrbt. Sollen kuͤnſtliche Arbeiten daraus verfertiget werden, ſo wird es durch einen groͤßern Antheil von Laugenſalz, durch Arſenik, Salpeter oder Bleykalk leichtfluͤßiger gemacht, wodurch es aber auch zugleich weicher und leichter von Aufloͤſungsmitteln angegriffen wird. Durch Bleykalke erhaͤlt es eine anſehnliche Schwere, nimmt eine ſchoͤne Politur an, bricht die Lichtſtralen etwas weniger, zerſtreut aber nach Zeihers Entdeckung die Farben weit ſtaͤrker (ſ. Flintglas, Achromatiſche Fernroͤhre). Kuͤnſtliche Edelſteine oder Fluͤſſe ſind haͤrtere Glaͤſer aus Straß oder feinerer Fritte von gewaͤhlten Stoffen, die zur Nachahmung der natuͤrlichen Edelſteine oft auch durch zugeſetzte Metallkalke gefaͤrbt werden.
Zur Glasbereitung oder Hyalurgie haben ſchon im vorigen Jahrhunderte Neri (De arte vitriaria Libri VII. Amſt. 1681. 12.) und Kunkel (Vollkommne Glasmacherkunſt Frf. 1689. 4. Nuͤrnb. 1756. 4.) ſehr ſchaͤtzbare Anweiſungen gegeben, ſo wie unter den Neuern Halle (Der Glasarbeiter, in der Werkſtaͤtte der heutigen Kuͤnſte, Brandenb. und Leipz. 1761. 4. B. III. S. 141—158.), Hartwig (Die Glashuͤtte, in Sprengels Handwerken in Tabellen, Samml. X. Berlin, 1773. 8. S. 274—309.) und Beckmann (Anleitung zur Technologie, Goͤttingen, 2te Aufl. 1787. 8. S. 240—254.) zu empfehlen ſind.
Das Glas wird zu ſo vielen im gemeinen Leben brauchbaren Geraͤthen mit Vortheil angewendet, daß es naͤchſt den Metallen gewiß die nuͤtzlichſte chymiſche Erfindung der Menſchen ausmacht. Es war ſchon im hoͤchſten Alterthum bekannt. Plinius (H. N. L. XXXVI. c. 26.) erzaͤhlt, es ſey von egyptiſchen Kaufleuten bey einer Reiſe durch Phoͤnicien am Ufer des Fluſſes Belus durch einen
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/503>, abgerufen am 22.11.2024.
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