Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Einige Jahre darauf reisete D. Halley nach Cambridge, um Newton zu besuchen. Dieser berühmte Gelehrte sahe den Werth von Newtons Entdeckungen sogleich ein, und lag ihm an, sie in den Transactionen bekannt zu machen. Bald darauf aber gieng er noch weiter, und ermunterte ihn in Verbindung mit der königlichen Societär, alles noch mehr zu entwickeln, und seine schönen mechanischen Theorien mit der Erklärung der himmlischen Bewegungen zu verbinden. Halley erbot sich sogar, die Ausgabe zu besorgen. Diese Bitten, und, wenn man so sagen darf, Zunöthigungen überwanden endlich Newtons allzugroße Bescheidenheit, und beschleunigten die Herausgabe seines unsterblichen Werks, welches im Jahre 1687 unter dem Titel: Philosophiae naturalis principia mathematica, Lond. 4. erschien. Newton soll den größten Theil des Inhalts in einer Zeit ven 18 Monaten erfunden und in Ordnung gebracht haben. Dieses vortrefliche Buch fand auf dem festen Lande anfänglich nicht den verdienten Beyfall; man hatte noch kaum die sinnlosen Erklärungen der Scholastiker verlassen, und sich in dem Systeme der cartesianischen Wirbel, das doch wenigstens mechanisch und verständlich war, festgesetzt; es schien also hart, dieses so bald wieder verlassen zu müssen. Die Idee der allgemeinen Schwere ist nicht blos Hypothese; sie ist eine durch Analogie und Untersuchung der Phänomene bestätigte Thatsache. Die ungestörte und ohne Schwächung fortdaurende Bewegung der Planeten zeigt, daß der Himmelsraum keine merklich widerstehende Materie enthalte, und Newton bewieß, daß ein Fluidum, wie Descartes Materie der Wirbel, die Bewegung der Himmelskörper in kurzer Zeit vernichten müßte. Dennoch werden die Räume des Himmels nach allen Richtungen von den Kometen frey durchschnitten; und so fein und aufgelöset man auch ein solches Fluidum annimmt, so bleibt
Einige Jahre darauf reiſete D. Halley nach Cambridge, um Newton zu beſuchen. Dieſer beruͤhmte Gelehrte ſahe den Werth von Newtons Entdeckungen ſogleich ein, und lag ihm an, ſie in den Transactionen bekannt zu machen. Bald darauf aber gieng er noch weiter, und ermunterte ihn in Verbindung mit der koͤniglichen Societaͤr, alles noch mehr zu entwickeln, und ſeine ſchoͤnen mechaniſchen Theorien mit der Erklaͤrung der himmliſchen Bewegungen zu verbinden. Halley erbot ſich ſogar, die Ausgabe zu beſorgen. Dieſe Bitten, und, wenn man ſo ſagen darf, Zunoͤthigungen uͤberwanden endlich Newtons allzugroße Beſcheidenheit, und beſchleunigten die Herausgabe ſeines unſterblichen Werks, welches im Jahre 1687 unter dem Titel: Philoſophiae naturalis principia mathematica, Lond. 4. erſchien. Newton ſoll den groͤßten Theil des Inhalts in einer Zeit ven 18 Monaten erfunden und in Ordnung gebracht haben. Dieſes vortrefliche Buch fand auf dem feſten Lande anfaͤnglich nicht den verdienten Beyfall; man hatte noch kaum die ſinnloſen Erklaͤrungen der Scholaſtiker verlaſſen, und ſich in dem Syſteme der carteſianiſchen Wirbel, das doch wenigſtens mechaniſch und verſtaͤndlich war, feſtgeſetzt; es ſchien alſo hart, dieſes ſo bald wieder verlaſſen zu muͤſſen. Die Idee der allgemeinen Schwere iſt nicht blos Hypotheſe; ſie iſt eine durch Analogie und Unterſuchung der Phaͤnomene beſtaͤtigte Thatſache. Die ungeſtoͤrte und ohne Schwaͤchung fortdaurende Bewegung der Planeten zeigt, daß der Himmelsraum keine merklich widerſtehende Materie enthalte, und Newton bewieß, daß ein Fluidum, wie Descartes Materie der Wirbel, die Bewegung der Himmelskoͤrper in kurzer Zeit vernichten muͤßte. Dennoch werden die Raͤume des Himmels nach allen Richtungen von den Kometen frey durchſchnitten; und ſo fein und aufgeloͤſet man auch ein ſolches Fluidum annimmt, ſo bleibt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0530" xml:id="P.2.524" n="524"/><lb/> Planeten iſt, ſo ſchloß er, daß auch die Planeten durch eine aͤhnliche Schwerkraft gegen die Sonne getrieben wuͤrden, und daß ſich dieſe umgekehrt, wie die Quadratzahl ihres Abſtandes, verhalte.</p> <p>Einige Jahre darauf reiſete D. <hi rendition="#b">Halley</hi> nach Cambridge, um Newton zu beſuchen. Dieſer beruͤhmte Gelehrte ſahe den Werth von Newtons Entdeckungen ſogleich ein, und lag ihm an, ſie in den Transactionen bekannt zu machen. Bald darauf aber gieng er noch weiter, und ermunterte ihn in Verbindung mit der koͤniglichen Societaͤr, alles noch mehr zu entwickeln, und ſeine ſchoͤnen mechaniſchen Theorien mit der Erklaͤrung der himmliſchen Bewegungen zu verbinden. Halley erbot ſich ſogar, die Ausgabe zu beſorgen. Dieſe Bitten, und, wenn man ſo ſagen darf, Zunoͤthigungen uͤberwanden endlich Newtons allzugroße Beſcheidenheit, und beſchleunigten die Herausgabe ſeines unſterblichen Werks, welches im Jahre 1687 unter dem Titel: <hi rendition="#aq">Philoſophiae naturalis principia mathematica, Lond. 4.</hi> erſchien. Newton ſoll den groͤßten Theil des Inhalts in einer Zeit ven 18 Monaten erfunden und in Ordnung gebracht haben. Dieſes vortrefliche Buch fand auf dem feſten Lande anfaͤnglich nicht den verdienten Beyfall; man hatte noch kaum die ſinnloſen Erklaͤrungen der Scholaſtiker verlaſſen, und ſich in dem Syſteme der carteſianiſchen Wirbel, das doch wenigſtens mechaniſch und verſtaͤndlich war, feſtgeſetzt; es ſchien alſo hart, dieſes ſo bald wieder verlaſſen zu muͤſſen.</p> <p>Die Idee der allgemeinen Schwere iſt nicht blos Hypotheſe; ſie iſt eine durch Analogie und Unterſuchung der Phaͤnomene beſtaͤtigte Thatſache. Die ungeſtoͤrte und ohne Schwaͤchung fortdaurende Bewegung der Planeten zeigt, daß der Himmelsraum keine merklich widerſtehende Materie enthalte, und <hi rendition="#b">Newton</hi> bewieß, daß ein Fluidum, wie <hi rendition="#b">Descartes</hi> Materie der Wirbel, die Bewegung der Himmelskoͤrper in kurzer Zeit vernichten muͤßte. Dennoch werden die Raͤume des Himmels nach allen Richtungen von den Kometen frey durchſchnitten; und ſo fein und aufgeloͤſet man auch ein ſolches Fluidum annimmt, ſo bleibt<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [524/0530]
Planeten iſt, ſo ſchloß er, daß auch die Planeten durch eine aͤhnliche Schwerkraft gegen die Sonne getrieben wuͤrden, und daß ſich dieſe umgekehrt, wie die Quadratzahl ihres Abſtandes, verhalte.
Einige Jahre darauf reiſete D. Halley nach Cambridge, um Newton zu beſuchen. Dieſer beruͤhmte Gelehrte ſahe den Werth von Newtons Entdeckungen ſogleich ein, und lag ihm an, ſie in den Transactionen bekannt zu machen. Bald darauf aber gieng er noch weiter, und ermunterte ihn in Verbindung mit der koͤniglichen Societaͤr, alles noch mehr zu entwickeln, und ſeine ſchoͤnen mechaniſchen Theorien mit der Erklaͤrung der himmliſchen Bewegungen zu verbinden. Halley erbot ſich ſogar, die Ausgabe zu beſorgen. Dieſe Bitten, und, wenn man ſo ſagen darf, Zunoͤthigungen uͤberwanden endlich Newtons allzugroße Beſcheidenheit, und beſchleunigten die Herausgabe ſeines unſterblichen Werks, welches im Jahre 1687 unter dem Titel: Philoſophiae naturalis principia mathematica, Lond. 4. erſchien. Newton ſoll den groͤßten Theil des Inhalts in einer Zeit ven 18 Monaten erfunden und in Ordnung gebracht haben. Dieſes vortrefliche Buch fand auf dem feſten Lande anfaͤnglich nicht den verdienten Beyfall; man hatte noch kaum die ſinnloſen Erklaͤrungen der Scholaſtiker verlaſſen, und ſich in dem Syſteme der carteſianiſchen Wirbel, das doch wenigſtens mechaniſch und verſtaͤndlich war, feſtgeſetzt; es ſchien alſo hart, dieſes ſo bald wieder verlaſſen zu muͤſſen.
Die Idee der allgemeinen Schwere iſt nicht blos Hypotheſe; ſie iſt eine durch Analogie und Unterſuchung der Phaͤnomene beſtaͤtigte Thatſache. Die ungeſtoͤrte und ohne Schwaͤchung fortdaurende Bewegung der Planeten zeigt, daß der Himmelsraum keine merklich widerſtehende Materie enthalte, und Newton bewieß, daß ein Fluidum, wie Descartes Materie der Wirbel, die Bewegung der Himmelskoͤrper in kurzer Zeit vernichten muͤßte. Dennoch werden die Raͤume des Himmels nach allen Richtungen von den Kometen frey durchſchnitten; und ſo fein und aufgeloͤſet man auch ein ſolches Fluidum annimmt, ſo bleibt
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