Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Man hat anfänglich die Größe des Jahres nicht ganz genau gekannt. Die Egypter nahmen nach den Nachrichten des Syncellus zuerst ein Jahr von 360 Tägen an, dem nachher die Thebäer noch fünf Tage zusetzten. Der große Ring des Osymandyas (Diod. Sic. L. I. Sect. 2.) hatte daher einen Umfang von 365 Ellen; jede Elle bezog sich auf einen Tag des Jahres, und es war dabey der Aufund Untergang der Gestirne, mit astrologischen Folgerungen, bemerkt. Weiterhin ward man gewahr, daß dieses Jahr um einen Viertelstag zu kurz sey, daher die Wiedererscheinung des Hundssterns, welche die Ueberschwemmung des Nils verkündigte, alle 4 Jahre um einen Tag später erfolgte, und so erst in 4X365 oder eigentlich in 1461 Jahren, wieder auf denselben Tag des bürgerlichen Jahrs zurückkehrte. Weil sich aber die Festrechnung der Egypter auf das Jahr von 365 Tagen gründete, so war ihnen dasselbe|zu heilig, um etwas daran zu ändern; sie ließen also ihre Feste ungestört durch alle Jahrszeiten rücken, und bemerkten blos die Periode ihrer Wiederkehr auf den vorigen Tag unter dem Namen des Hundssterncyclus (Periodus Sothiaca) bis endlich nach der Schlacht bey Actium Egypten eine Provinz des römischen Reichs ward, und ein Jahr ann<*> men mußte, das an Größe dem julianischen gleich war. Die Griechen nahmen bey ihren Bemühungen, das Sonnenjahr mit dem Mondlaufe zu vereinigen (s. Kalender), jenes zu 365 Tagen 6 Stunden an. Der metonianische Cykel von 19 Jahren oder 6940 Tagen war di<*> Angabe zufolge noch 6 Stunden länger, als 19 Sonnenjahre; aber die hundert Jahr später eingeführte kallippi<*> Periode von 27759 Tagen trifft mit 76 Jahren von 365 1/4 Tagen ganz genau überein. Diese Periode ward bey den Griechen beybehalten, und Sosigenes, mit dessen <*>
Man hat anfaͤnglich die Groͤße des Jahres nicht ganz genau gekannt. Die Egypter nahmen nach den Nachrichten des Syncellus zuerſt ein Jahr von 360 Taͤgen an, dem nachher die Thebaͤer noch fuͤnf Tage zuſetzten. Der große Ring des Oſymandyas (Diod. Sic. L. I. Sect. 2.) hatte daher einen Umfang von 365 Ellen; jede Elle bezog ſich auf einen Tag des Jahres, und es war dabey der Aufund Untergang der Geſtirne, mit aſtrologiſchen Folgerungen, bemerkt. Weiterhin ward man gewahr, daß dieſes Jahr um einen Viertelstag zu kurz ſey, daher die Wiedererſcheinung des Hundsſterns, welche die Ueberſchwemmung des Nils verkuͤndigte, alle 4 Jahre um einen Tag ſpaͤter erfolgte, und ſo erſt in 4X365 oder eigentlich in 1461 Jahren, wieder auf denſelben Tag des buͤrgerlichen Jahrs zuruͤckkehrte. Weil ſich aber die Feſtrechnung der Egypter auf das Jahr von 365 Tagen gruͤndete, ſo war ihnen daſſelbe|zu heilig, um etwas daran zu aͤndern; ſie ließen alſo ihre Feſte ungeſtoͤrt durch alle Jahrszeiten ruͤcken, und bemerkten blos die Periode ihrer Wiederkehr auf den vorigen Tag unter dem Namen des Hundsſterncyclus (Periodus Sothiaca) bis endlich nach der Schlacht bey Actium Egypten eine Provinz des roͤmiſchen Reichs ward, und ein Jahr ann<*> men mußte, das an Groͤße dem julianiſchen gleich war. Die Griechen nahmen bey ihren Bemuͤhungen, das Sonnenjahr mit dem Mondlaufe zu vereinigen (ſ. Kalender), jenes zu 365 Tagen 6 Stunden an. Der metonianiſche Cykel von 19 Jahren oder 6940 Tagen war di<*> Angabe zufolge noch 6 Stunden laͤnger, als 19 Sonnenjahre; aber die hundert Jahr ſpaͤter eingefuͤhrte kallippi<*> Periode von 27759 Tagen trifft mit 76 Jahren von 365 1/4 Tagen ganz genau uͤberein. Dieſe Periode ward bey den Griechen beybehalten, und Soſigenes, mit deſſen <*> <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0686" xml:id="P.2.680" n="680"/><lb/> dies iſt auch der Zeitraum, in welchem die Sonne durch ihre eigne Bewegung die ganze Ekliptik, oder alle zwoͤlf himmliſche Zeichen zu durchlaufen ſcheint, <hi rendition="#b">ſ. Ekliptik.</hi> Er giebt wegen der Wiederkehr aller Verrichtungen, die von der Sonne und den Jahrszeiten abhaͤngen, ein ſehr brauchbares Maaß der Zeit.</p> <p>Man hat anfaͤnglich die Groͤße des Jahres nicht ganz genau gekannt. Die Egypter nahmen nach den Nachrichten des <hi rendition="#b">Syncellus</hi> zuerſt ein Jahr von 360 Taͤgen an, dem nachher die Thebaͤer noch fuͤnf Tage zuſetzten. Der große Ring des Oſymandyas <hi rendition="#aq">(Diod. Sic. L. I. Sect. 2.)</hi> hatte daher einen Umfang von 365 Ellen; jede Elle bezog ſich auf einen Tag des Jahres, und es war dabey der Aufund Untergang der Geſtirne, mit aſtrologiſchen Folgerungen, bemerkt. Weiterhin ward man gewahr, daß dieſes Jahr um einen Viertelstag zu kurz ſey, daher die Wiedererſcheinung des Hundsſterns, welche die Ueberſchwemmung des Nils verkuͤndigte, alle 4 Jahre um einen Tag ſpaͤter erfolgte, und ſo erſt in 4X365 oder eigentlich in 1461 Jahren, wieder auf denſelben Tag des buͤrgerlichen Jahrs zuruͤckkehrte. Weil ſich aber die Feſtrechnung der Egypter auf das Jahr von 365 Tagen gruͤndete, ſo war ihnen daſſelbe|zu heilig, um etwas daran zu aͤndern; ſie ließen alſo ihre Feſte ungeſtoͤrt durch alle Jahrszeiten ruͤcken, und bemerkten blos die Periode ihrer Wiederkehr auf den vorigen Tag unter dem Namen des <hi rendition="#b">Hundsſterncyclus</hi> <hi rendition="#aq">(Periodus Sothiaca)</hi> bis endlich nach der Schlacht bey Actium Egypten eine Provinz des roͤmiſchen Reichs ward, und ein Jahr ann<*> men mußte, das an Groͤße dem julianiſchen gleich war.</p> <p>Die Griechen nahmen bey ihren Bemuͤhungen, das Sonnenjahr mit dem Mondlaufe zu vereinigen (<hi rendition="#b">ſ. Kalender</hi>), jenes zu 365 Tagen 6 Stunden an. Der metonianiſche Cykel von 19 Jahren oder 6940 Tagen war di<*> Angabe zufolge noch 6 Stunden laͤnger, als 19 Sonnenjahre; aber die hundert Jahr ſpaͤter eingefuͤhrte kallippi<*> Periode von 27759 Tagen trifft mit 76 Jahren von 365 1/4 Tagen ganz genau uͤberein. Dieſe Periode ward bey den Griechen beybehalten, und <hi rendition="#b">Soſigenes,</hi> mit deſſen <*><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [680/0686]
dies iſt auch der Zeitraum, in welchem die Sonne durch ihre eigne Bewegung die ganze Ekliptik, oder alle zwoͤlf himmliſche Zeichen zu durchlaufen ſcheint, ſ. Ekliptik. Er giebt wegen der Wiederkehr aller Verrichtungen, die von der Sonne und den Jahrszeiten abhaͤngen, ein ſehr brauchbares Maaß der Zeit.
Man hat anfaͤnglich die Groͤße des Jahres nicht ganz genau gekannt. Die Egypter nahmen nach den Nachrichten des Syncellus zuerſt ein Jahr von 360 Taͤgen an, dem nachher die Thebaͤer noch fuͤnf Tage zuſetzten. Der große Ring des Oſymandyas (Diod. Sic. L. I. Sect. 2.) hatte daher einen Umfang von 365 Ellen; jede Elle bezog ſich auf einen Tag des Jahres, und es war dabey der Aufund Untergang der Geſtirne, mit aſtrologiſchen Folgerungen, bemerkt. Weiterhin ward man gewahr, daß dieſes Jahr um einen Viertelstag zu kurz ſey, daher die Wiedererſcheinung des Hundsſterns, welche die Ueberſchwemmung des Nils verkuͤndigte, alle 4 Jahre um einen Tag ſpaͤter erfolgte, und ſo erſt in 4X365 oder eigentlich in 1461 Jahren, wieder auf denſelben Tag des buͤrgerlichen Jahrs zuruͤckkehrte. Weil ſich aber die Feſtrechnung der Egypter auf das Jahr von 365 Tagen gruͤndete, ſo war ihnen daſſelbe|zu heilig, um etwas daran zu aͤndern; ſie ließen alſo ihre Feſte ungeſtoͤrt durch alle Jahrszeiten ruͤcken, und bemerkten blos die Periode ihrer Wiederkehr auf den vorigen Tag unter dem Namen des Hundsſterncyclus (Periodus Sothiaca) bis endlich nach der Schlacht bey Actium Egypten eine Provinz des roͤmiſchen Reichs ward, und ein Jahr ann<*> men mußte, das an Groͤße dem julianiſchen gleich war.
Die Griechen nahmen bey ihren Bemuͤhungen, das Sonnenjahr mit dem Mondlaufe zu vereinigen (ſ. Kalender), jenes zu 365 Tagen 6 Stunden an. Der metonianiſche Cykel von 19 Jahren oder 6940 Tagen war di<*> Angabe zufolge noch 6 Stunden laͤnger, als 19 Sonnenjahre; aber die hundert Jahr ſpaͤter eingefuͤhrte kallippi<*> Periode von 27759 Tagen trifft mit 76 Jahren von 365 1/4 Tagen ganz genau uͤberein. Dieſe Periode ward bey den Griechen beybehalten, und Soſigenes, mit deſſen <*>
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