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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Quecksilbers übersteigen, wobey dieses Metall aufhört ein richtiges Maaß für die Unterschiede der Temperatur zu seyn, und weit stärker zusammen gezogen wird, als seinem regelmäßigen Gange nach geschehen sollte, s. Gefrierung. Nach Hutchins Beobachtungen in der Hudsonsbay sank das Weingeistthermometer nie unter--46°, wenn auch die Quecksilberthermometer -- 300 bis fast -- 500° zeigten.

Man wird übrigens noch vieles hieher gehörige unter den Artikeln: Eis, Ftost, Gefrierung, Klima, Wärme, antreffen.

Kälte, künstliche

Frigus artificiale, factitium, Froid artificiel. Man kan zwar diesen Namen einer jeden durch Menschen veranstalteten Abkühlung oder Entziehung der Wärme beylegen: er wird aber insgemein nur von denjenigen Erkältungen gebraucht, die man durch Auflösungen oder Vermischungen gewisser Substanzen, ingleichen durch Ausdünstung, hervorbringt.

Wenn man Kochsalz, Salpeter oder Salmiak in einer hinreichenden Menge Wasser auflöset, so wird das Gemisch während der Auflösung merklich kälter, und ein hineingesetztes Thermometer sinkt bis unter den Gefrierpunkt, wenn das Wasser schon vorher kalt genug war. Nach Reaumüt's Versuchen (Mem. de l'acad. roy. des sc. 1734.) erkältete ein Pfund Salz in 3-4 Pinten Wasser geschüttet, das letztere um 4-6 reaumürische Grade. Die Auflösung selbst gefrieret nicht, wenn gleich ihre Temperatur unter dem Eispunkte steht: setzt man aber ein gläsernes Gefäß mit reinem Wasser in dieselbe, so kan man letzteres, wenn es schon an sich kalt ist, gar leicht zum Gefrieren bringen. Diese Kälte aber verliert sich wieder, wenn das Salz völlig aufgelößt ist.

Weit stärker ist die Wirkung, wenn man diese Salze mit Schnee oder geschabtem Eise vermischet. Dabey zerschmelzt zwar das Eis zu Wasser, worinn sich das Salz auflößt, es entsteht aber zugleich eine so beträchtliche Erkältung, daß man auf diese Art das in die Mischung gesetzte reine Wasser, selbst im Sommer, und sogar über dem


Queckſilbers uͤberſteigen, wobey dieſes Metall aufhoͤrt ein richtiges Maaß fuͤr die Unterſchiede der Temperatur zu ſeyn, und weit ſtaͤrker zuſammen gezogen wird, als ſeinem regelmaͤßigen Gange nach geſchehen ſollte, ſ. Gefrierung. Nach Hutchins Beobachtungen in der Hudſonsbay ſank das Weingeiſtthermometer nie unter—46°, wenn auch die Queckſilberthermometer — 300 bis faſt — 500° zeigten.

Man wird uͤbrigens noch vieles hieher gehoͤrige unter den Artikeln: Eis, Ftoſt, Gefrierung, Klima, Waͤrme, antreffen.

Kaͤlte, kuͤnſtliche

Frigus artificiale, factitium, Froid artificiel. Man kan zwar dieſen Namen einer jeden durch Menſchen veranſtalteten Abkuͤhlung oder Entziehung der Waͤrme beylegen: er wird aber insgemein nur von denjenigen Erkaͤltungen gebraucht, die man durch Aufloͤſungen oder Vermiſchungen gewiſſer Subſtanzen, ingleichen durch Ausduͤnſtung, hervorbringt.

Wenn man Kochſalz, Salpeter oder Salmiak in einer hinreichenden Menge Waſſer aufloͤſet, ſo wird das Gemiſch waͤhrend der Aufloͤſung merklich kaͤlter, und ein hineingeſetztes Thermometer ſinkt bis unter den Gefrierpunkt, wenn das Waſſer ſchon vorher kalt genug war. Nach Reaumuͤt's Verſuchen (Mém. de l'acad. roy. des ſc. 1734.) erkaͤltete ein Pfund Salz in 3-4 Pinten Waſſer geſchuͤttet, das letztere um 4-6 reaumuͤriſche Grade. Die Aufloͤſung ſelbſt gefrieret nicht, wenn gleich ihre Temperatur unter dem Eispunkte ſteht: ſetzt man aber ein glaͤſernes Gefaͤß mit reinem Waſſer in dieſelbe, ſo kan man letzteres, wenn es ſchon an ſich kalt iſt, gar leicht zum Gefrieren bringen. Dieſe Kaͤlte aber verliert ſich wieder, wenn das Salz voͤllig aufgeloͤßt iſt.

Weit ſtaͤrker iſt die Wirkung, wenn man dieſe Salze mit Schnee oder geſchabtem Eiſe vermiſchet. Dabey zerſchmelzt zwar das Eis zu Waſſer, worinn ſich das Salz aufloͤßt, es entſteht aber zugleich eine ſo betraͤchtliche Erkaͤltung, daß man auf dieſe Art das in die Miſchung geſetzte reine Waſſer, ſelbſt im Sommer, und ſogar uͤber dem

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[706/0712] Queckſilbers uͤberſteigen, wobey dieſes Metall aufhoͤrt ein richtiges Maaß fuͤr die Unterſchiede der Temperatur zu ſeyn, und weit ſtaͤrker zuſammen gezogen wird, als ſeinem regelmaͤßigen Gange nach geſchehen ſollte, ſ. Gefrierung. Nach Hutchins Beobachtungen in der Hudſonsbay ſank das Weingeiſtthermometer nie unter—46°, wenn auch die Queckſilberthermometer — 300 bis faſt — 500° zeigten. Man wird uͤbrigens noch vieles hieher gehoͤrige unter den Artikeln: Eis, Ftoſt, Gefrierung, Klima, Waͤrme, antreffen. Kaͤlte, kuͤnſtliche Frigus artificiale, factitium, Froid artificiel. Man kan zwar dieſen Namen einer jeden durch Menſchen veranſtalteten Abkuͤhlung oder Entziehung der Waͤrme beylegen: er wird aber insgemein nur von denjenigen Erkaͤltungen gebraucht, die man durch Aufloͤſungen oder Vermiſchungen gewiſſer Subſtanzen, ingleichen durch Ausduͤnſtung, hervorbringt. Wenn man Kochſalz, Salpeter oder Salmiak in einer hinreichenden Menge Waſſer aufloͤſet, ſo wird das Gemiſch waͤhrend der Aufloͤſung merklich kaͤlter, und ein hineingeſetztes Thermometer ſinkt bis unter den Gefrierpunkt, wenn das Waſſer ſchon vorher kalt genug war. Nach Reaumuͤt's Verſuchen (Mém. de l'acad. roy. des ſc. 1734.) erkaͤltete ein Pfund Salz in 3-4 Pinten Waſſer geſchuͤttet, das letztere um 4-6 reaumuͤriſche Grade. Die Aufloͤſung ſelbſt gefrieret nicht, wenn gleich ihre Temperatur unter dem Eispunkte ſteht: ſetzt man aber ein glaͤſernes Gefaͤß mit reinem Waſſer in dieſelbe, ſo kan man letzteres, wenn es ſchon an ſich kalt iſt, gar leicht zum Gefrieren bringen. Dieſe Kaͤlte aber verliert ſich wieder, wenn das Salz voͤllig aufgeloͤßt iſt. Weit ſtaͤrker iſt die Wirkung, wenn man dieſe Salze mit Schnee oder geſchabtem Eiſe vermiſchet. Dabey zerſchmelzt zwar das Eis zu Waſſer, worinn ſich das Salz aufloͤßt, es entſteht aber zugleich eine ſo betraͤchtliche Erkaͤltung, daß man auf dieſe Art das in die Miſchung geſetzte reine Waſſer, ſelbſt im Sommer, und ſogar uͤber dem

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 706. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/712>, abgerufen am 22.11.2024.