Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Nach Braun (Nov. Comm. Petrop. To. X. übers. im neuen Hamburgischen Magazin, B. IV. S. 369. u. f.) und Achard (Beschäftigungen der Berliner naturforsch. Gesellschaft. B. 1. S. 112. u f.) ist die Erkältung des Thermometers desto größer, je geschwinder die Verdünstung ist; in Oele und saure Spiritus getaucht, zeigt das Thermometer gar keine Erkältung, und in die letztern, wenn sie stark sind, vorzüglich in Vitrioloel, getaucht, fängt es in der Luft sogar an zu steigen, weil diese Spiritus die Feuchtigkeit aus der Luft an sich ziehen, und sich damit erhitzen. Unter der Glocke der Luftpumpe fällt das Thermometer, wenn man die Luft auszieht, um 2-3 Grad, kömmt aber bald wieder auf die Temperatur der Atmosphäre zurück, und steigt, wenn man die äußere Luft wieder hinzuläßt, noch um 2-3 Grade höher. Setzt man unter die Glocke ein Gefäß mit Weingeist, und senkt die Kugel des Thermometers in denselben ein, so fällt das Quecksilber beym Ausziehen der Luft um einige Grade, vorzüglich, wenn viel Luft aus dem Weingeiste geht; wenn man alsdann das Thermometer heraus und in den obern Theil der Glocke aufzieht, so fällt es sehr schnell um 8-9 Grade, offenbar darum, weil in der äußerst verdünnten Luft die Ausdünstung sehr schnell und stark von statten geht. Hieher gehört auch der im ersten Theile dieses Wörterbuchs (S. 213.) erwähnte Versuch des D. Franklin. Das Anblasen frischer Luft befördert die Ausdünstung, und vermehrt die dadurch erzeugte Kälte; daher sich Herr Achard bey seinen neusten Versuchen über das Gefrieren des Quecksilbers nicht blos einer Kälte erregenden Mischung bedient, sondern auch die Wirkung derselben durch die Ausdünstung des Vitriolaethers verstärkt, und durch beständiges Blasen mit einem Blasebalge befördert hat.
Nach Braun (Nov. Comm. Petrop. To. X. uͤberſ. im neuen Hamburgiſchen Magazin, B. IV. S. 369. u. f.) und Achard (Beſchaͤftigungen der Berliner naturforſch. Geſellſchaft. B. 1. S. 112. u f.) iſt die Erkaͤltung des Thermometers deſto groͤßer, je geſchwinder die Verduͤnſtung iſt; in Oele und ſaure Spiritus getaucht, zeigt das Thermometer gar keine Erkaͤltung, und in die letztern, wenn ſie ſtark ſind, vorzuͤglich in Vitrioloel, getaucht, faͤngt es in der Luft ſogar an zu ſteigen, weil dieſe Spiritus die Feuchtigkeit aus der Luft an ſich ziehen, und ſich damit erhitzen. Unter der Glocke der Luftpumpe faͤllt das Thermometer, wenn man die Luft auszieht, um 2-3 Grad, koͤmmt aber bald wieder auf die Temperatur der Atmoſphaͤre zuruͤck, und ſteigt, wenn man die aͤußere Luft wieder hinzulaͤßt, noch um 2-3 Grade hoͤher. Setzt man unter die Glocke ein Gefaͤß mit Weingeiſt, und ſenkt die Kugel des Thermometers in denſelben ein, ſo faͤllt das Queckſilber beym Ausziehen der Luft um einige Grade, vorzuͤglich, wenn viel Luft aus dem Weingeiſte geht; wenn man alsdann das Thermometer heraus und in den obern Theil der Glocke aufzieht, ſo faͤllt es ſehr ſchnell um 8-9 Grade, offenbar darum, weil in der aͤußerſt verduͤnnten Luft die Ausduͤnſtung ſehr ſchnell und ſtark von ſtatten geht. Hieher gehoͤrt auch der im erſten Theile dieſes Woͤrterbuchs (S. 213.) erwaͤhnte Verſuch des D. Franklin. Das Anblaſen friſcher Luft befoͤrdert die Ausduͤnſtung, und vermehrt die dadurch erzeugte Kaͤlte; daher ſich Herr Achard bey ſeinen neuſten Verſuchen uͤber das Gefrieren des Queckſilbers nicht blos einer Kaͤlte erregenden Miſchung bedient, ſondern auch die Wirkung derſelben durch die Ausduͤnſtung des Vitriolaethers verſtaͤrkt, und durch beſtaͤndiges Blaſen mit einem Blaſebalge befoͤrdert hat. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0717" xml:id="P.2.711" n="711"/><lb/> der Waͤrme, der die Fluͤßigkeit bewirkt, nicht ſo ſchnell von dem Koͤrper losgemacht werden, daher die zu Bewirkung der Ausduͤnſtung noͤthige Waͤrme dem Queckſilber des Thermometers in ſtaͤrkerm Maaße, als dem Waſſer, worinn jenes ſtehet, entjogen wird.</p> <p>Nach <hi rendition="#b">Braun</hi> <hi rendition="#aq">(Nov. Comm. Petrop. To. X.</hi> uͤberſ. im neuen Hamburgiſchen Magazin, B. <hi rendition="#aq">IV.</hi> S. 369. u. f.) und <hi rendition="#b">Achard</hi> (Beſchaͤftigungen der Berliner naturforſch. Geſellſchaft. B. 1. S. 112. u f.) iſt die Erkaͤltung des Thermometers deſto groͤßer, je geſchwinder die Verduͤnſtung iſt; in Oele und ſaure Spiritus getaucht, zeigt das Thermometer gar keine Erkaͤltung, und in die letztern, wenn ſie ſtark ſind, vorzuͤglich in Vitrioloel, getaucht, faͤngt es in der Luft ſogar an zu ſteigen, weil dieſe Spiritus die Feuchtigkeit aus der Luft an ſich ziehen, und ſich damit erhitzen.</p> <p>Unter der Glocke der Luftpumpe faͤllt das Thermometer, wenn man die Luft auszieht, um 2-3 Grad, koͤmmt aber bald wieder auf die Temperatur der Atmoſphaͤre zuruͤck, und ſteigt, wenn man die aͤußere Luft wieder hinzulaͤßt, noch um 2-3 Grade hoͤher. Setzt man unter die Glocke ein Gefaͤß mit Weingeiſt, und ſenkt die Kugel des Thermometers in denſelben ein, ſo faͤllt das Queckſilber beym Ausziehen der Luft um einige Grade, vorzuͤglich, wenn viel Luft aus dem Weingeiſte geht; wenn man alsdann das Thermometer heraus und in den obern Theil der Glocke aufzieht, ſo faͤllt es ſehr ſchnell um 8-9 Grade, offenbar darum, weil in der aͤußerſt verduͤnnten Luft die Ausduͤnſtung ſehr ſchnell und ſtark von ſtatten geht. Hieher gehoͤrt auch der im erſten Theile dieſes Woͤrterbuchs (S. 213.) erwaͤhnte Verſuch des <hi rendition="#b">D. Franklin.</hi></p> <p>Das Anblaſen friſcher Luft befoͤrdert die Ausduͤnſtung, und vermehrt die dadurch erzeugte Kaͤlte; daher ſich Herr <hi rendition="#b">Achard</hi> bey ſeinen neuſten Verſuchen uͤber das Gefrieren des Queckſilbers nicht blos einer Kaͤlte erregenden Miſchung bedient, ſondern auch die Wirkung derſelben durch die Ausduͤnſtung des Vitriolaethers verſtaͤrkt, und durch beſtaͤndiges Blaſen mit einem Blaſebalge befoͤrdert hat.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [711/0717]
der Waͤrme, der die Fluͤßigkeit bewirkt, nicht ſo ſchnell von dem Koͤrper losgemacht werden, daher die zu Bewirkung der Ausduͤnſtung noͤthige Waͤrme dem Queckſilber des Thermometers in ſtaͤrkerm Maaße, als dem Waſſer, worinn jenes ſtehet, entjogen wird.
Nach Braun (Nov. Comm. Petrop. To. X. uͤberſ. im neuen Hamburgiſchen Magazin, B. IV. S. 369. u. f.) und Achard (Beſchaͤftigungen der Berliner naturforſch. Geſellſchaft. B. 1. S. 112. u f.) iſt die Erkaͤltung des Thermometers deſto groͤßer, je geſchwinder die Verduͤnſtung iſt; in Oele und ſaure Spiritus getaucht, zeigt das Thermometer gar keine Erkaͤltung, und in die letztern, wenn ſie ſtark ſind, vorzuͤglich in Vitrioloel, getaucht, faͤngt es in der Luft ſogar an zu ſteigen, weil dieſe Spiritus die Feuchtigkeit aus der Luft an ſich ziehen, und ſich damit erhitzen.
Unter der Glocke der Luftpumpe faͤllt das Thermometer, wenn man die Luft auszieht, um 2-3 Grad, koͤmmt aber bald wieder auf die Temperatur der Atmoſphaͤre zuruͤck, und ſteigt, wenn man die aͤußere Luft wieder hinzulaͤßt, noch um 2-3 Grade hoͤher. Setzt man unter die Glocke ein Gefaͤß mit Weingeiſt, und ſenkt die Kugel des Thermometers in denſelben ein, ſo faͤllt das Queckſilber beym Ausziehen der Luft um einige Grade, vorzuͤglich, wenn viel Luft aus dem Weingeiſte geht; wenn man alsdann das Thermometer heraus und in den obern Theil der Glocke aufzieht, ſo faͤllt es ſehr ſchnell um 8-9 Grade, offenbar darum, weil in der aͤußerſt verduͤnnten Luft die Ausduͤnſtung ſehr ſchnell und ſtark von ſtatten geht. Hieher gehoͤrt auch der im erſten Theile dieſes Woͤrterbuchs (S. 213.) erwaͤhnte Verſuch des D. Franklin.
Das Anblaſen friſcher Luft befoͤrdert die Ausduͤnſtung, und vermehrt die dadurch erzeugte Kaͤlte; daher ſich Herr Achard bey ſeinen neuſten Verſuchen uͤber das Gefrieren des Queckſilbers nicht blos einer Kaͤlte erregenden Miſchung bedient, ſondern auch die Wirkung derſelben durch die Ausduͤnſtung des Vitriolaethers verſtaͤrkt, und durch beſtaͤndiges Blaſen mit einem Blaſebalge befoͤrdert hat.
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