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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Mayer unter dem Eispunkte war) 43 fahrenh. Grade giebt. Die tägliche Veränderung betreffend, setzt er die gröste Kälte 1/2 Stunde vor Sonnenaufgang; die größte Wärme zwischen 60° und 45° Breite um 2 1/2 Uhr, zwischen 45 und 35° um 2 Uhr, zwischen 35° und 25° um 1 1/2 Uhr, zwischen 25° und dem Aequator um 1 Uhr Nachmittags.

Es wird aber diese regelmäßige Temperatur durch mancherley Localumstände, durch Höhe, Abstand vom Meere, Nähe weit ausgebreiteter Länder von besonderer Beschaffenheit, benachbarte Seen, Berge, Wälder u. dgl. abgeändert. Wegen der Höhe ist die mittlere Wärme auf jede 200 engl. Fuß um 1/4 -- 1/2 Grad zu vermindern, um 1/4 wenn sie in der Weite einer englischen Meile nur 6 Fuß, um 1/2, wenn sie um 15 Fuß und drüber, ansteigt. Das feste Land ist gewöhnlich im Sommer 8 bis 10 Grad wärmer, im Winter eben soviel kälter, als das Meer. Dies hebt sich zwar in Absicht auf die mittlere Wärme des ganzen Jahres auf; es bleibt aber doch einige Ungleichheit übrig, um deren willen für 50 Meilen Entfernung vom Meere unter der Breite von 70,1/3° Grad abzuziehen, bey 10° hingegen 1 Grad hinzuzusetzen ist, da bey 30° die mittlere Wärme unverändert bleibt. Länder auf der Windseite hoher Berge oder großer Wälder sind wärmer, als die unter gleicher Breite auf der andern Seite liegen. Länder, die einem Meere südwärts liegen, sind in unserer Halbkugel wärmer, als die nordwärts liegenden, u. s. w.

Diese Regeln werden nun auf die Temperaturen einzelner Länder und Orte angewendet, und mit den daselbst angestellten Beobachtungen verglichen. Die Resultate hievon sind in folgenden Sätzen enthalten.

1. Der Iänner ist der kälteste Monat; der wärmste hingegen ist in Breiten über 48° der Iulius, in geringern Breiten der August.

2. December und Iänner, auch Iunius und Iulius sind wenig unterschieden. Ueber 30° Breite weichen August, September, October und November mehr von einander ab, als Februar, März, April und May. In geringern Breiten sind die Unterschiede nicht so groß.


Mayer unter dem Eispunkte war) 43 fahrenh. Grade giebt. Die taͤgliche Veraͤnderung betreffend, ſetzt er die groͤſte Kaͤlte 1/2 Stunde vor Sonnenaufgang; die groͤßte Waͤrme zwiſchen 60° und 45° Breite um 2 1/2 Uhr, zwiſchen 45 und 35° um 2 Uhr, zwiſchen 35° und 25° um 1 1/2 Uhr, zwiſchen 25° und dem Aequator um 1 Uhr Nachmittags.

Es wird aber dieſe regelmaͤßige Temperatur durch mancherley Localumſtaͤnde, durch Hoͤhe, Abſtand vom Meere, Naͤhe weit ausgebreiteter Laͤnder von beſonderer Beſchaffenheit, benachbarte Seen, Berge, Waͤlder u. dgl. abgeaͤndert. Wegen der Hoͤhe iſt die mittlere Waͤrme auf jede 200 engl. Fuß um 1/4 — 1/2 Grad zu vermindern, um 1/4 wenn ſie in der Weite einer engliſchen Meile nur 6 Fuß, um 1/2, wenn ſie um 15 Fuß und druͤber, anſteigt. Das feſte Land iſt gewoͤhnlich im Sommer 8 bis 10 Grad waͤrmer, im Winter eben ſoviel kaͤlter, als das Meer. Dies hebt ſich zwar in Abſicht auf die mittlere Waͤrme des ganzen Jahres auf; es bleibt aber doch einige Ungleichheit uͤbrig, um deren willen fuͤr 50 Meilen Entfernung vom Meere unter der Breite von 70,1/3° Grad abzuziehen, bey 10° hingegen 1 Grad hinzuzuſetzen iſt, da bey 30° die mittlere Waͤrme unveraͤndert bleibt. Laͤnder auf der Windſeite hoher Berge oder großer Waͤlder ſind waͤrmer, als die unter gleicher Breite auf der andern Seite liegen. Laͤnder, die einem Meere ſuͤdwaͤrts liegen, ſind in unſerer Halbkugel waͤrmer, als die nordwaͤrts liegenden, u. ſ. w.

Dieſe Regeln werden nun auf die Temperaturen einzelner Laͤnder und Orte angewendet, und mit den daſelbſt angeſtellten Beobachtungen verglichen. Die Reſultate hievon ſind in folgenden Saͤtzen enthalten.

1. Der Iaͤnner iſt der kaͤlteſte Monat; der waͤrmſte hingegen iſt in Breiten uͤber 48° der Iulius, in geringern Breiten der Auguſt.

2. December und Iaͤnner, auch Iunius und Iulius ſind wenig unterſchieden. Ueber 30° Breite weichen Auguſt, September, October und November mehr von einander ab, als Februar, Maͤrz, April und May. In geringern Breiten ſind die Unterſchiede nicht ſo groß.

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[768/0774] Mayer unter dem Eispunkte war) 43 fahrenh. Grade giebt. Die taͤgliche Veraͤnderung betreffend, ſetzt er die groͤſte Kaͤlte 1/2 Stunde vor Sonnenaufgang; die groͤßte Waͤrme zwiſchen 60° und 45° Breite um 2 1/2 Uhr, zwiſchen 45 und 35° um 2 Uhr, zwiſchen 35° und 25° um 1 1/2 Uhr, zwiſchen 25° und dem Aequator um 1 Uhr Nachmittags. Es wird aber dieſe regelmaͤßige Temperatur durch mancherley Localumſtaͤnde, durch Hoͤhe, Abſtand vom Meere, Naͤhe weit ausgebreiteter Laͤnder von beſonderer Beſchaffenheit, benachbarte Seen, Berge, Waͤlder u. dgl. abgeaͤndert. Wegen der Hoͤhe iſt die mittlere Waͤrme auf jede 200 engl. Fuß um 1/4 — 1/2 Grad zu vermindern, um 1/4 wenn ſie in der Weite einer engliſchen Meile nur 6 Fuß, um 1/2, wenn ſie um 15 Fuß und druͤber, anſteigt. Das feſte Land iſt gewoͤhnlich im Sommer 8 bis 10 Grad waͤrmer, im Winter eben ſoviel kaͤlter, als das Meer. Dies hebt ſich zwar in Abſicht auf die mittlere Waͤrme des ganzen Jahres auf; es bleibt aber doch einige Ungleichheit uͤbrig, um deren willen fuͤr 50 Meilen Entfernung vom Meere unter der Breite von 70,1/3° Grad abzuziehen, bey 10° hingegen 1 Grad hinzuzuſetzen iſt, da bey 30° die mittlere Waͤrme unveraͤndert bleibt. Laͤnder auf der Windſeite hoher Berge oder großer Waͤlder ſind waͤrmer, als die unter gleicher Breite auf der andern Seite liegen. Laͤnder, die einem Meere ſuͤdwaͤrts liegen, ſind in unſerer Halbkugel waͤrmer, als die nordwaͤrts liegenden, u. ſ. w. Dieſe Regeln werden nun auf die Temperaturen einzelner Laͤnder und Orte angewendet, und mit den daſelbſt angeſtellten Beobachtungen verglichen. Die Reſultate hievon ſind in folgenden Saͤtzen enthalten. 1. Der Iaͤnner iſt der kaͤlteſte Monat; der waͤrmſte hingegen iſt in Breiten uͤber 48° der Iulius, in geringern Breiten der Auguſt. 2. December und Iaͤnner, auch Iunius und Iulius ſind wenig unterſchieden. Ueber 30° Breite weichen Auguſt, September, October und November mehr von einander ab, als Februar, Maͤrz, April und May. In geringern Breiten ſind die Unterſchiede nicht ſo groß.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 768. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/774>, abgerufen am 22.11.2024.