Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Der größte Nutzen einer guten Krystallisirung der Salze besteht darinn, daß man sie sehr rein erhält, wenn man sie durch diese gelassene Operation in ihrer eigenthümlichen Gestalt anschießen läßt. So kan man z. B. Salpeter und Kochsalz, die in einer Auflösung vermischt sind, durch abwechselndes Abrauchen und Abkühlen von einander scheiden. Einige Salze haben eine so große Verwandschaft mit dem Wasser, daß sie sich äußerst schwer krystallisiren; nur bis zur dicken Consistenz abgeraucht, schießen sie durchs Erkalten in kreuzweis über einander liegenden Nadeln an. Wenn man sie an die Luft legt, so ziehen sie die Feuchtigkeit aus derselben an sich, und zerfließen. Dergleichen sind das Kalksalz, der Kalksalpeter, der Kupfersalpeter und Eisensalpeter, die Blättererde u. a. m. Noch eine dritte Art, Salze zu krystallisiren, ist diese, daß man durch Zusätze einer neuen Substanz, die mit dem Wasser in starker Verwandschaft steht, z. B. des Weingeists, den Salzen das zu ihrer Auflösung nöthige Wasser entzieht. So kan man die Auflösungen von Glaubersalz, vitriolisirtem Weinstein und Kochsalz durch zugegoßnen Weingeist sogleich zum Anschießen bringen. Aber die plötzliche Entstehung macht diese Krystallen klein und unregelmäßig. Etwas ähnliches geschieht, wenn die zugesetzte Substanz die Salze verändert, und ihre Auflöslichkeit im Wasser vermindert. So werden z. B. die ätzenden Laugensalze aus dem Wasser durch Zusatz einer Säure in Form von kleinen Krystallen niedergeschlagen, und die fixe Luft oder Luftsäure bringt eben diese Wirkung hervor. Die Gestalten der in der Natur vorkommenden Krystallisationen hat Rome Delisle (Essai de crystallographie, a Paris, 1772. 8. Versuch einer Crystallographie durch Rome Delisle, aus d. Franz. mit Anm. u. Zus. von C. E. Weigel, Greifsw. 1777. 4.) sehr vollständig gesammelt
Der groͤßte Nutzen einer guten Kryſtalliſirung der Salze beſteht darinn, daß man ſie ſehr rein erhaͤlt, wenn man ſie durch dieſe gelaſſene Operation in ihrer eigenthuͤmlichen Geſtalt anſchießen laͤßt. So kan man z. B. Salpeter und Kochſalz, die in einer Aufloͤſung vermiſcht ſind, durch abwechſelndes Abrauchen und Abkuͤhlen von einander ſcheiden. Einige Salze haben eine ſo große Verwandſchaft mit dem Waſſer, daß ſie ſich aͤußerſt ſchwer kryſtalliſiren; nur bis zur dicken Conſiſtenz abgeraucht, ſchießen ſie durchs Erkalten in kreuzweis uͤber einander liegenden Nadeln an. Wenn man ſie an die Luft legt, ſo ziehen ſie die Feuchtigkeit aus derſelben an ſich, und zerfließen. Dergleichen ſind das Kalkſalz, der Kalkſalpeter, der Kupferſalpeter und Eiſenſalpeter, die Blaͤttererde u. a. m. Noch eine dritte Art, Salze zu kryſtalliſiren, iſt dieſe, daß man durch Zuſaͤtze einer neuen Subſtanz, die mit dem Waſſer in ſtarker Verwandſchaft ſteht, z. B. des Weingeiſts, den Salzen das zu ihrer Aufloͤſung noͤthige Waſſer entzieht. So kan man die Aufloͤſungen von Glauberſalz, vitrioliſirtem Weinſtein und Kochſalz durch zugegoßnen Weingeiſt ſogleich zum Anſchießen bringen. Aber die ploͤtzliche Entſtehung macht dieſe Kryſtallen klein und unregelmaͤßig. Etwas aͤhnliches geſchieht, wenn die zugeſetzte Subſtanz die Salze veraͤndert, und ihre Aufloͤslichkeit im Waſſer vermindert. So werden z. B. die aͤtzenden Laugenſalze aus dem Waſſer durch Zuſatz einer Saͤure in Form von kleinen Kryſtallen niedergeſchlagen, und die fixe Luft oder Luftſaͤure bringt eben dieſe Wirkung hervor. Die Geſtalten der in der Natur vorkommenden Kryſtalliſationen hat Romé Delisle (Eſſai de cryſtallographie, à Paris, 1772. 8. Verſuch einer Cryſtallographie durch Romé Delisle, aus d. Franz. mit Anm. u. Zuſ. von C. E. Weigel, Greifsw. 1777. 4.) ſehr vollſtaͤndig geſammelt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0835" xml:id="P.2.829" n="829"/><lb/> (phyſ. Beſchr. der Erdkugel, Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 273. ff.) beſtehen alle prismatiſche Salzkryſtallen aus Trichtern, die ſich mit den Spitzen um einen gemeinſchaſtlichen Mittelpunkt anſetzen, und deren ſechs z. B. einen Wuͤrfel bilden.</p> <p>Der groͤßte Nutzen einer guten Kryſtalliſirung der Salze beſteht darinn, daß man ſie ſehr rein erhaͤlt, wenn man ſie durch dieſe gelaſſene Operation in ihrer eigenthuͤmlichen Geſtalt anſchießen laͤßt. So kan man z. B. Salpeter und Kochſalz, die in einer Aufloͤſung vermiſcht ſind, durch abwechſelndes Abrauchen und Abkuͤhlen von einander ſcheiden.</p> <p>Einige Salze haben eine ſo große Verwandſchaft mit dem Waſſer, daß ſie ſich aͤußerſt ſchwer kryſtalliſiren; nur bis zur dicken Conſiſtenz abgeraucht, ſchießen ſie durchs Erkalten in kreuzweis uͤber einander liegenden Nadeln an. Wenn man ſie an die Luft legt, ſo ziehen ſie die Feuchtigkeit aus derſelben an ſich, und zerfließen. Dergleichen ſind das Kalkſalz, der Kalkſalpeter, der Kupferſalpeter und Eiſenſalpeter, die Blaͤttererde u. a. m.</p> <p>Noch eine dritte Art, Salze zu kryſtalliſiren, iſt dieſe, daß man durch Zuſaͤtze einer neuen Subſtanz, die mit dem Waſſer in ſtarker Verwandſchaft ſteht, z. B. des Weingeiſts, den Salzen das zu ihrer Aufloͤſung noͤthige Waſſer entzieht. So kan man die Aufloͤſungen von Glauberſalz, vitrioliſirtem Weinſtein und Kochſalz durch zugegoßnen Weingeiſt ſogleich zum Anſchießen bringen. Aber die ploͤtzliche Entſtehung macht dieſe Kryſtallen klein und unregelmaͤßig. Etwas aͤhnliches geſchieht, wenn die zugeſetzte Subſtanz die Salze veraͤndert, und ihre Aufloͤslichkeit im Waſſer vermindert. So werden z. B. die aͤtzenden Laugenſalze aus dem Waſſer durch Zuſatz einer Saͤure in Form von kleinen Kryſtallen niedergeſchlagen, und die fixe Luft oder Luftſaͤure bringt eben dieſe Wirkung hervor.</p> <p>Die Geſtalten der in der Natur vorkommenden Kryſtalliſationen hat <hi rendition="#b">Rom</hi><hi rendition="#aq">é</hi> <hi rendition="#b">Delisle</hi> <hi rendition="#aq">(Eſſai de cryſtallographie, à Paris, 1772. 8.</hi> Verſuch einer Cryſtallographie durch Rom<hi rendition="#aq">é</hi> Delisle, aus d. Franz. mit Anm. u. Zuſ. von <hi rendition="#b">C. E. Weigel,</hi> Greifsw. 1777. 4.) ſehr vollſtaͤndig geſammelt<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [829/0835]
(phyſ. Beſchr. der Erdkugel, Th. II. S. 273. ff.) beſtehen alle prismatiſche Salzkryſtallen aus Trichtern, die ſich mit den Spitzen um einen gemeinſchaſtlichen Mittelpunkt anſetzen, und deren ſechs z. B. einen Wuͤrfel bilden.
Der groͤßte Nutzen einer guten Kryſtalliſirung der Salze beſteht darinn, daß man ſie ſehr rein erhaͤlt, wenn man ſie durch dieſe gelaſſene Operation in ihrer eigenthuͤmlichen Geſtalt anſchießen laͤßt. So kan man z. B. Salpeter und Kochſalz, die in einer Aufloͤſung vermiſcht ſind, durch abwechſelndes Abrauchen und Abkuͤhlen von einander ſcheiden.
Einige Salze haben eine ſo große Verwandſchaft mit dem Waſſer, daß ſie ſich aͤußerſt ſchwer kryſtalliſiren; nur bis zur dicken Conſiſtenz abgeraucht, ſchießen ſie durchs Erkalten in kreuzweis uͤber einander liegenden Nadeln an. Wenn man ſie an die Luft legt, ſo ziehen ſie die Feuchtigkeit aus derſelben an ſich, und zerfließen. Dergleichen ſind das Kalkſalz, der Kalkſalpeter, der Kupferſalpeter und Eiſenſalpeter, die Blaͤttererde u. a. m.
Noch eine dritte Art, Salze zu kryſtalliſiren, iſt dieſe, daß man durch Zuſaͤtze einer neuen Subſtanz, die mit dem Waſſer in ſtarker Verwandſchaft ſteht, z. B. des Weingeiſts, den Salzen das zu ihrer Aufloͤſung noͤthige Waſſer entzieht. So kan man die Aufloͤſungen von Glauberſalz, vitrioliſirtem Weinſtein und Kochſalz durch zugegoßnen Weingeiſt ſogleich zum Anſchießen bringen. Aber die ploͤtzliche Entſtehung macht dieſe Kryſtallen klein und unregelmaͤßig. Etwas aͤhnliches geſchieht, wenn die zugeſetzte Subſtanz die Salze veraͤndert, und ihre Aufloͤslichkeit im Waſſer vermindert. So werden z. B. die aͤtzenden Laugenſalze aus dem Waſſer durch Zuſatz einer Saͤure in Form von kleinen Kryſtallen niedergeſchlagen, und die fixe Luft oder Luftſaͤure bringt eben dieſe Wirkung hervor.
Die Geſtalten der in der Natur vorkommenden Kryſtalliſationen hat Romé Delisle (Eſſai de cryſtallographie, à Paris, 1772. 8. Verſuch einer Cryſtallographie durch Romé Delisle, aus d. Franz. mit Anm. u. Zuſ. von C. E. Weigel, Greifsw. 1777. 4.) ſehr vollſtaͤndig geſammelt
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