und die bequemen Zeitpunkte dazu abwarten kan, lassen sich zwar alle erwähnte Erscheinungen nützen, um den Unterschied der Länge des Beobachtungsorts von andern nach und nach mit einiger Genauigkeit zu bestimmen. Allein, wie weit man auch hierinn noch zurück sey, lehren die Verzeichnisse, in welche man die gefundenen Längen mehrerer Orte der Erde eingetragen hat. Das vollständigste liefert die Berliner Sammlung astronomischer Tafeln (Berlin, 1776. III. B. 8) im ersten Bande, S. 43 u. f. so, daß die Länge von Paris = 20° gesetzt wird. Die Angaben der Länge von Leipzig sind zwischen 29° 44' 22" und 30° 3' 15", daß man also hiebey noch fast um 19' im Bogen, oder um 1 Min. 16 Sec. Zeit ungewiß ist. Auf Mayers kritischer Karte von Deutschland ist die Länge von Leipzig sogar 30° 13' angenommen.
Noch weit größere Schwierigkeiten hat die Erfindung der Länge zur See, Meereslänge(Longitudo maris s. maritima, Longitude en mer), eine der wichtigsten und berühmtesten Aufgaben, auf deren Auflösung in Spanien, Holland, Frankreich und England beträchtliche Preise gesetzt worden sind. In England wurden durch eine Parlamentsacte vom Jahre 1714 auf die Bestimmung der Meereslänge bis auf einen Grad 10000, bis auf 2/3 Grad 15000 und bis auf 1/2 Grad 20000 Pfund Sterling gesetzt, und zur Beurtheilung der eingereichten Vorschläge und Hülfsmittel beständige Commissarien ernannt. Dies hat so viele Bemühungen um diese Aufgabe veranlasset, daß es ihr fast, wie der Quadratur des Kreises, ergangen ist.
Mond- und Sonnenfinsternisse, Bedeckungen der Firsterne und Durchgänge durch die Sonnenscheibe ereignen sich viel zu selten, als daß der Schiffer bey dem täglichen Bedürfnisse, die Länge seines Orts zu wissen, daraus einen bedeutenden Vortheil ziehen könnte. Die Verfinsterungen der Iupitersmonden kommen zwar öfter vor; allein sie setzen entweder eine gleichzeitige Beobachtung an einem andern Orte, oder sehr richtige Tafeln voraus, aus welchen die Zeit ihrer Erscheinung für einen bestimmten Ort eben
und die bequemen Zeitpunkte dazu abwarten kan, laſſen ſich zwar alle erwaͤhnte Erſcheinungen nuͤtzen, um den Unterſchied der Laͤnge des Beobachtungsorts von andern nach und nach mit einiger Genauigkeit zu beſtimmen. Allein, wie weit man auch hierinn noch zuruͤck ſey, lehren die Verzeichniſſe, in welche man die gefundenen Laͤngen mehrerer Orte der Erde eingetragen hat. Das vollſtaͤndigſte liefert die Berliner Sammlung aſtronomiſcher Tafeln (Berlin, 1776. III. B. 8) im erſten Bande, S. 43 u. f. ſo, daß die Laͤnge von Paris = 20° geſetzt wird. Die Angaben der Laͤnge von Leipzig ſind zwiſchen 29° 44′ 22″ und 30° 3′ 15″, daß man alſo hiebey noch faſt um 19′ im Bogen, oder um 1 Min. 16 Sec. Zeit ungewiß iſt. Auf Mayers kritiſcher Karte von Deutſchland iſt die Laͤnge von Leipzig ſogar 30° 13′ angenommen.
Noch weit groͤßere Schwierigkeiten hat die Erfindung der Laͤnge zur See, Meereslaͤnge(Longitudo maris ſ. maritima, Longitude en mer), eine der wichtigſten und beruͤhmteſten Aufgaben, auf deren Aufloͤſung in Spanien, Holland, Frankreich und England betraͤchtliche Preiſe geſetzt worden ſind. In England wurden durch eine Parlamentsacte vom Jahre 1714 auf die Beſtimmung der Meereslaͤnge bis auf einen Grad 10000, bis auf 2/3 Grad 15000 und bis auf 1/2 Grad 20000 Pfund Sterling geſetzt, und zur Beurtheilung der eingereichten Vorſchlaͤge und Huͤlfsmittel beſtaͤndige Commiſſarien ernannt. Dies hat ſo viele Bemuͤhungen um dieſe Aufgabe veranlaſſet, daß es ihr faſt, wie der Quadratur des Kreiſes, ergangen iſt.
Mond- und Sonnenfinſterniſſe, Bedeckungen der Firſterne und Durchgaͤnge durch die Sonnenſcheibe ereignen ſich viel zu ſelten, als daß der Schiffer bey dem taͤglichen Beduͤrfniſſe, die Laͤnge ſeines Orts zu wiſſen, daraus einen bedeutenden Vortheil ziehen koͤnnte. Die Verfinſterungen der Iupitersmonden kommen zwar oͤfter vor; allein ſie ſetzen entweder eine gleichzeitige Beobachtung an einem andern Orte, oder ſehr richtige Tafeln voraus, aus welchen die Zeit ihrer Erſcheinung fuͤr einen beſtimmten Ort eben
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und die bequemen Zeitpunkte dazu abwarten kan, laſſen ſich zwar alle erwaͤhnte Erſcheinungen nuͤtzen, um den Unterſchied der Laͤnge des Beobachtungsorts von andern nach und nach mit einiger Genauigkeit zu beſtimmen. Allein, wie weit man auch hierinn noch zuruͤck ſey, lehren die Verzeichniſſe, in welche man die gefundenen Laͤngen mehrerer Orte der Erde eingetragen hat. Das vollſtaͤndigſte liefert die Berliner Sammlung aſtronomiſcher Tafeln (Berlin, 1776. III. B. 8) im erſten Bande, S. 43 u. f. ſo, daß die Laͤnge von Paris = 20° geſetzt wird. Die Angaben der Laͤnge von Leipzig ſind zwiſchen 29° 44′ 22″ und 30° 3′ 15″, daß man alſo hiebey noch faſt um 19′ im Bogen, oder um 1 Min. 16 Sec. Zeit ungewiß iſt. Auf Mayers kritiſcher Karte von Deutſchland iſt die Laͤnge von Leipzig ſogar 30° 13′ angenommen.
Noch weit groͤßere Schwierigkeiten hat die Erfindung der Laͤnge zur See, Meereslaͤnge (Longitudo maris ſ. maritima, Longitude en mer), eine der wichtigſten und beruͤhmteſten Aufgaben, auf deren Aufloͤſung in Spanien, Holland, Frankreich und England betraͤchtliche Preiſe geſetzt worden ſind. In England wurden durch eine Parlamentsacte vom Jahre 1714 auf die Beſtimmung der Meereslaͤnge bis auf einen Grad 10000, bis auf 2/3 Grad 15000 und bis auf 1/2 Grad 20000 Pfund Sterling geſetzt, und zur Beurtheilung der eingereichten Vorſchlaͤge und Huͤlfsmittel beſtaͤndige Commiſſarien ernannt. Dies hat ſo viele Bemuͤhungen um dieſe Aufgabe veranlaſſet, daß es ihr faſt, wie der Quadratur des Kreiſes, ergangen iſt.
Mond- und Sonnenfinſterniſſe, Bedeckungen der Firſterne und Durchgaͤnge durch die Sonnenſcheibe ereignen ſich viel zu ſelten, als daß der Schiffer bey dem taͤglichen Beduͤrfniſſe, die Laͤnge ſeines Orts zu wiſſen, daraus einen bedeutenden Vortheil ziehen koͤnnte. Die Verfinſterungen der Iupitersmonden kommen zwar oͤfter vor; allein ſie ſetzen entweder eine gleichzeitige Beobachtung an einem andern Orte, oder ſehr richtige Tafeln voraus, aus welchen die Zeit ihrer Erſcheinung fuͤr einen beſtimmten Ort eben
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 840. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/846>, abgerufen am 22.11.2024.
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