Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Heinrich Sully, ein gebohrner Engländer, der sich in Frankreich aufhielt, verfertigte um diese Zeit die erste Seeuhr, starb aber zu Bourdeaux, ohne sie prüfen und verbessern zu können. Ihm folgte John Harrison, ein englischer Zimmermann, der im Jahre 1736 eine Seeuhr zu Stande brachte, die er einen Zeithalter (Time Keeper) benannte. Diese ward auf einer Reise nach Lissabon geprüft, und der Capitain Roger Wills gab ihr ein sehr vortheilhaftes Zeugniß. Man unterstützte hierauf den Künstler, und gab ihm im Jahr 1749 die Cepleysche Medaille, welche jährlich zur Belohnung der nützlichsten Erfindung vertheilt wird. Seit dieser Zeit fuhr er unermüdet fort, an Verbesserung seiner Uhren zu arbeiten, und am 18 Nov. 1761. trat sein Sohn William Harrison mit einer neuen Seeuhr eine Reise nach Iamaica an. Diese Reise dauerte 81 Tage; man fand die Abweichung der Uhr im Hinweg nur 5 Sec., im Rückweg 1 Min. 54 Sec., welches im Bogen nicht mehr als 29' 45", also noch nicht 1/2 Grad Fehler giebt. Harrison machte daher auf den ganzen Preis Anspruch; allein die Commission verwilligte ihm nur 2500 Pfund, und setzte das übrige auf eine zweyte Probe aus. Diese erfolgte 1764 auf einer Reise nach Barbados, wobey die Uhr binnen 6 Wochen um 54 Sec. oder nur 13' 30" im Bogen abwich Das Parlament gab ihm nunmehr 10000 Pfund, und verlangte richtige und eidlich bestärkte Zeichnungen und Beschreibungen von dem Bau und Mechanismus des Zeithalters, die er zwar überreichte, zugleich aber wegen eines entstandnen Verdachts drey Zeithalter zur Prüfung auf die Sternwarte zu Greenwich liefern mußte. Maskelyne (An account of the going of Mr. Harrison's watch at the royal Observatory from May 6. 1766. to March 4. 1767. London, 1767. gr. 4.), fand nun den Gang eben dessen, der die Reise nach Barbados gethan
Heinrich Sully, ein gebohrner Englaͤnder, der ſich in Frankreich aufhielt, verfertigte um dieſe Zeit die erſte Seeuhr, ſtarb aber zu Bourdeaux, ohne ſie pruͤfen und verbeſſern zu koͤnnen. Ihm folgte John Harriſon, ein engliſcher Zimmermann, der im Jahre 1736 eine Seeuhr zu Stande brachte, die er einen Zeithalter (Time Keeper) benannte. Dieſe ward auf einer Reiſe nach Liſſabon gepruͤft, und der Capitain Roger Wills gab ihr ein ſehr vortheilhaftes Zeugniß. Man unterſtuͤtzte hierauf den Kuͤnſtler, und gab ihm im Jahr 1749 die Cepleyſche Medaille, welche jaͤhrlich zur Belohnung der nuͤtzlichſten Erfindung vertheilt wird. Seit dieſer Zeit fuhr er unermuͤdet fort, an Verbeſſerung ſeiner Uhren zu arbeiten, und am 18 Nov. 1761. trat ſein Sohn William Harriſon mit einer neuen Seeuhr eine Reiſe nach Iamaica an. Dieſe Reiſe dauerte 81 Tage; man fand die Abweichung der Uhr im Hinweg nur 5 Sec., im Ruͤckweg 1 Min. 54 Sec., welches im Bogen nicht mehr als 29′ 45″, alſo noch nicht 1/2 Grad Fehler giebt. Harriſon machte daher auf den ganzen Preis Anſpruch; allein die Commiſſion verwilligte ihm nur 2500 Pfund, und ſetzte das uͤbrige auf eine zweyte Probe aus. Dieſe erfolgte 1764 auf einer Reiſe nach Barbados, wobey die Uhr binnen 6 Wochen um 54 Sec. oder nur 13′ 30″ im Bogen abwich Das Parlament gab ihm nunmehr 10000 Pfund, und verlangte richtige und eidlich beſtaͤrkte Zeichnungen und Beſchreibungen von dem Bau und Mechaniſmus des Zeithalters, die er zwar uͤberreichte, zugleich aber wegen eines entſtandnen Verdachts drey Zeithalter zur Pruͤfung auf die Sternwarte zu Greenwich liefern mußte. Maſkelyne (An account of the going of Mr. Harriſon's watch at the royal Obſervatory from May 6. 1766. to March 4. 1767. London, 1767. gr. 4.), fand nun den Gang eben deſſen, der die Reiſe nach Barbados gethan <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0848" xml:id="P.2.842" n="842"/><lb/> den erſten Pendeluhren im Jahre 1669 erfuͤllten auf der See die Erwartungen nicht; allein die Uhrmacherkunſt ſtieg bald ſo hoch, daß man ſchon vom Jahre 1726 an hoffen durfte, dem Zwecke durch Seeuhren von ſehr gleichfoͤrmigem Gange naͤher zu kommen.</p> <p><hi rendition="#b">Heinrich Sully,</hi> ein gebohrner Englaͤnder, der ſich in Frankreich aufhielt, verfertigte um dieſe Zeit die erſte Seeuhr, ſtarb aber zu Bourdeaux, ohne ſie pruͤfen und verbeſſern zu koͤnnen. Ihm folgte <hi rendition="#b">John Harriſon,</hi> ein engliſcher Zimmermann, der im Jahre 1736 eine Seeuhr zu Stande brachte, die er einen <hi rendition="#b">Zeithalter</hi> <hi rendition="#aq">(Time Keeper)</hi> benannte. Dieſe ward auf einer Reiſe nach Liſſabon gepruͤft, und der Capitain <hi rendition="#b">Roger Wills</hi> gab ihr ein ſehr vortheilhaftes Zeugniß. Man unterſtuͤtzte hierauf den Kuͤnſtler, und gab ihm im Jahr 1749 die Cepleyſche Medaille, welche jaͤhrlich zur Belohnung der nuͤtzlichſten Erfindung vertheilt wird. Seit dieſer Zeit fuhr er unermuͤdet fort, an Verbeſſerung ſeiner Uhren zu arbeiten, und am 18 Nov. 1761. trat ſein Sohn <hi rendition="#b">William Harriſon</hi> mit einer neuen Seeuhr eine Reiſe nach Iamaica an. Dieſe Reiſe dauerte 81 Tage; man fand die Abweichung der Uhr im Hinweg nur 5 Sec., im Ruͤckweg 1 Min. 54 Sec., welches im Bogen nicht mehr als 29′ 45″, alſo noch nicht 1/2 Grad Fehler giebt. <hi rendition="#b">Harriſon</hi> machte daher auf den ganzen Preis Anſpruch; allein die Commiſſion verwilligte ihm nur 2500 Pfund, und ſetzte das uͤbrige auf eine zweyte Probe aus. Dieſe erfolgte 1764 auf einer Reiſe nach Barbados, wobey die Uhr binnen 6 Wochen um 54 Sec. oder nur 13′ 30″ im Bogen abwich Das Parlament gab ihm nunmehr 10000 Pfund, und verlangte richtige und eidlich beſtaͤrkte Zeichnungen und Beſchreibungen von dem Bau und Mechaniſmus des Zeithalters, die er zwar uͤberreichte, zugleich aber wegen eines entſtandnen Verdachts drey Zeithalter zur Pruͤfung auf die Sternwarte zu Greenwich liefern mußte. <hi rendition="#b">Maſkelyne</hi> <hi rendition="#aq">(An account of the going of Mr. Harriſon's watch at the royal Obſervatory from May 6. 1766. to March 4. 1767. London, 1767. gr. 4.),</hi> fand nun den Gang eben deſſen, der die Reiſe nach Barbados gethan<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [842/0848]
den erſten Pendeluhren im Jahre 1669 erfuͤllten auf der See die Erwartungen nicht; allein die Uhrmacherkunſt ſtieg bald ſo hoch, daß man ſchon vom Jahre 1726 an hoffen durfte, dem Zwecke durch Seeuhren von ſehr gleichfoͤrmigem Gange naͤher zu kommen.
Heinrich Sully, ein gebohrner Englaͤnder, der ſich in Frankreich aufhielt, verfertigte um dieſe Zeit die erſte Seeuhr, ſtarb aber zu Bourdeaux, ohne ſie pruͤfen und verbeſſern zu koͤnnen. Ihm folgte John Harriſon, ein engliſcher Zimmermann, der im Jahre 1736 eine Seeuhr zu Stande brachte, die er einen Zeithalter (Time Keeper) benannte. Dieſe ward auf einer Reiſe nach Liſſabon gepruͤft, und der Capitain Roger Wills gab ihr ein ſehr vortheilhaftes Zeugniß. Man unterſtuͤtzte hierauf den Kuͤnſtler, und gab ihm im Jahr 1749 die Cepleyſche Medaille, welche jaͤhrlich zur Belohnung der nuͤtzlichſten Erfindung vertheilt wird. Seit dieſer Zeit fuhr er unermuͤdet fort, an Verbeſſerung ſeiner Uhren zu arbeiten, und am 18 Nov. 1761. trat ſein Sohn William Harriſon mit einer neuen Seeuhr eine Reiſe nach Iamaica an. Dieſe Reiſe dauerte 81 Tage; man fand die Abweichung der Uhr im Hinweg nur 5 Sec., im Ruͤckweg 1 Min. 54 Sec., welches im Bogen nicht mehr als 29′ 45″, alſo noch nicht 1/2 Grad Fehler giebt. Harriſon machte daher auf den ganzen Preis Anſpruch; allein die Commiſſion verwilligte ihm nur 2500 Pfund, und ſetzte das uͤbrige auf eine zweyte Probe aus. Dieſe erfolgte 1764 auf einer Reiſe nach Barbados, wobey die Uhr binnen 6 Wochen um 54 Sec. oder nur 13′ 30″ im Bogen abwich Das Parlament gab ihm nunmehr 10000 Pfund, und verlangte richtige und eidlich beſtaͤrkte Zeichnungen und Beſchreibungen von dem Bau und Mechaniſmus des Zeithalters, die er zwar uͤberreichte, zugleich aber wegen eines entſtandnen Verdachts drey Zeithalter zur Pruͤfung auf die Sternwarte zu Greenwich liefern mußte. Maſkelyne (An account of the going of Mr. Harriſon's watch at the royal Obſervatory from May 6. 1766. to March 4. 1767. London, 1767. gr. 4.), fand nun den Gang eben deſſen, der die Reiſe nach Barbados gethan
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