Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Inzwischen bleibt auch die beste Uhr mancherley Zufällen ausgesetzt, und nie wird man gern Leben und Wohl der Seefahrer ganz allein einer Maschine anvertrauen, bey welcher der geringste unbemerkt eingeschlichene Fehler mit der Zeit einen sich anhäufenden großen Irrthum veranlassen kan. Zudem sind auch die vollkommnen Seeuhren noch nicht so gemein; und man muß daher die astronomischen Beobachtungen noch immer als das allgemeinste und brauchbarste Mittel zur Bestimmung der Meereslänge ansehen. Da die Versinsterungen, Bedeckungen u. dgl. so selten und schwer zu beobachten sind, so hatte schon Johann Werner, ein Nürnberger, in seinen 1519 herausgekommenen Anmerkungen über das erste Buch von Ptolemäus Geographie vorgeschlagen, sich der Distanzen des Monds von der Sonne oder von bekannten Fixsternen zu Erfindung der Längen zu bedienen. Solche Distanzen kan man in den meisten Nächten messen, sie sind wegen der schnellen Bewegung des Monds, welche stündlich fast 1/2° beträgt, sehr veränderlich, und so läßt sich aus ihnen, wenn man den Mondlauf genau kennt, ein Maaß der Zeit hernehmen. Eben diese Vorschläge wurden von Apianus (Cosmographicus liber, Ingolst. 1624. fol.). Kepler, Morin und Andern wiederholt; allein es fehlte damals noch zu sehr an genauen Kenntnissen des Mondlaufs und der Stellen der Fixsterne. Erst durch Flamsteads und Halley's Beobachtungen auf der Sternwarte zu Greenwich, und durch Newton's Mondstheorie ward der Grund zu wichtigen Verbesserungen dieser noch fehlenden Stücke gelegt, und als noch Hadley im Jahre 1731 durch die vortrefliche Erfindung des Spie-
Inzwiſchen bleibt auch die beſte Uhr mancherley Zufaͤllen ausgeſetzt, und nie wird man gern Leben und Wohl der Seefahrer ganz allein einer Maſchine anvertrauen, bey welcher der geringſte unbemerkt eingeſchlichene Fehler mit der Zeit einen ſich anhaͤufenden großen Irrthum veranlaſſen kan. Zudem ſind auch die vollkommnen Seeuhren noch nicht ſo gemein; und man muß daher die aſtronomiſchen Beobachtungen noch immer als das allgemeinſte und brauchbarſte Mittel zur Beſtimmung der Meereslaͤnge anſehen. Da die Verſinſterungen, Bedeckungen u. dgl. ſo ſelten und ſchwer zu beobachten ſind, ſo hatte ſchon Johann Werner, ein Nuͤrnberger, in ſeinen 1519 herausgekommenen Anmerkungen uͤber das erſte Buch von Ptolemaͤus Geographie vorgeſchlagen, ſich der Diſtanzen des Monds von der Sonne oder von bekannten Fixſternen zu Erfindung der Laͤngen zu bedienen. Solche Diſtanzen kan man in den meiſten Naͤchten meſſen, ſie ſind wegen der ſchnellen Bewegung des Monds, welche ſtuͤndlich faſt 1/2° betraͤgt, ſehr veraͤnderlich, und ſo laͤßt ſich aus ihnen, wenn man den Mondlauf genau kennt, ein Maaß der Zeit hernehmen. Eben dieſe Vorſchlaͤge wurden von Apianus (Coſmographicus liber, Ingolſt. 1624. fol.). Kepler, Morin und Andern wiederholt; allein es fehlte damals noch zu ſehr an genauen Kenntniſſen des Mondlaufs und der Stellen der Fixſterne. Erſt durch Flamſteads und Halley's Beobachtungen auf der Sternwarte zu Greenwich, und durch Newton's Mondstheorie ward der Grund zu wichtigen Verbeſſerungen dieſer noch fehlenden Stuͤcke gelegt, und als noch Hadley im Jahre 1731 durch die vortrefliche Erfindung des Spie- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0850" xml:id="P.2.844" n="844"/><lb/> John bis auͤf 6 Sec., und nach einer ziemlich ſtuͤrmiſchen Ruͤckreiſe wiederum bis auf 9 Sec. an <hi rendition="#aq">(Three regiſtres of a pocket-chronometer and the obſervations, from which they were collected by <hi rendition="#i">Count de Brühl</hi> etc. London, 1785. 4.).</hi> Dieſe Genauigkeit uͤberſteigt alles, was man ſonſt zu hoffen wagte, und verſpricht ungemein viel fuͤr die Schiffahrt und Verbeſſerung der geographiſchen Ortsbeſtimmungen.</p> <p>Inzwiſchen bleibt auch die beſte Uhr mancherley Zufaͤllen ausgeſetzt, und nie wird man gern Leben und Wohl der Seefahrer ganz allein einer Maſchine anvertrauen, bey welcher der geringſte unbemerkt eingeſchlichene Fehler mit der Zeit einen ſich anhaͤufenden großen Irrthum veranlaſſen kan. Zudem ſind auch die vollkommnen Seeuhren noch nicht ſo gemein; und man muß daher die aſtronomiſchen Beobachtungen noch immer als das allgemeinſte und brauchbarſte Mittel zur Beſtimmung der Meereslaͤnge anſehen.</p> <p>Da die Verſinſterungen, Bedeckungen u. dgl. ſo ſelten und ſchwer zu beobachten ſind, ſo hatte ſchon <hi rendition="#b">Johann Werner,</hi> ein Nuͤrnberger, in ſeinen 1519 herausgekommenen Anmerkungen uͤber das erſte Buch von Ptolemaͤus Geographie vorgeſchlagen, ſich der Diſtanzen des Monds von der Sonne oder von bekannten Fixſternen zu Erfindung der Laͤngen zu bedienen. Solche Diſtanzen kan man in den meiſten Naͤchten meſſen, ſie ſind wegen der ſchnellen Bewegung des Monds, welche ſtuͤndlich faſt 1/2° betraͤgt, ſehr veraͤnderlich, und ſo laͤßt ſich aus ihnen, wenn man den Mondlauf genau kennt, ein Maaß der Zeit hernehmen. Eben dieſe Vorſchlaͤge wurden von <hi rendition="#b">Apianus</hi> <hi rendition="#aq">(Coſmographicus liber, Ingolſt. 1624. fol.).</hi> <hi rendition="#b">Kepler, Morin</hi> und Andern wiederholt; allein es fehlte damals noch zu ſehr an genauen Kenntniſſen des Mondlaufs und der Stellen der Fixſterne. Erſt durch <hi rendition="#b">Flamſteads</hi> und <hi rendition="#b">Halley's</hi> Beobachtungen auf der Sternwarte zu Greenwich, und durch <hi rendition="#b">Newton's</hi> Mondstheorie ward der Grund zu wichtigen Verbeſſerungen dieſer noch fehlenden Stuͤcke gelegt, und als noch <hi rendition="#b">Hadley</hi> im Jahre 1731 durch die vortrefliche Erfindung des <hi rendition="#b">Spie-<lb/></hi></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [844/0850]
John bis auͤf 6 Sec., und nach einer ziemlich ſtuͤrmiſchen Ruͤckreiſe wiederum bis auf 9 Sec. an (Three regiſtres of a pocket-chronometer and the obſervations, from which they were collected by Count de Brühl etc. London, 1785. 4.). Dieſe Genauigkeit uͤberſteigt alles, was man ſonſt zu hoffen wagte, und verſpricht ungemein viel fuͤr die Schiffahrt und Verbeſſerung der geographiſchen Ortsbeſtimmungen.
Inzwiſchen bleibt auch die beſte Uhr mancherley Zufaͤllen ausgeſetzt, und nie wird man gern Leben und Wohl der Seefahrer ganz allein einer Maſchine anvertrauen, bey welcher der geringſte unbemerkt eingeſchlichene Fehler mit der Zeit einen ſich anhaͤufenden großen Irrthum veranlaſſen kan. Zudem ſind auch die vollkommnen Seeuhren noch nicht ſo gemein; und man muß daher die aſtronomiſchen Beobachtungen noch immer als das allgemeinſte und brauchbarſte Mittel zur Beſtimmung der Meereslaͤnge anſehen.
Da die Verſinſterungen, Bedeckungen u. dgl. ſo ſelten und ſchwer zu beobachten ſind, ſo hatte ſchon Johann Werner, ein Nuͤrnberger, in ſeinen 1519 herausgekommenen Anmerkungen uͤber das erſte Buch von Ptolemaͤus Geographie vorgeſchlagen, ſich der Diſtanzen des Monds von der Sonne oder von bekannten Fixſternen zu Erfindung der Laͤngen zu bedienen. Solche Diſtanzen kan man in den meiſten Naͤchten meſſen, ſie ſind wegen der ſchnellen Bewegung des Monds, welche ſtuͤndlich faſt 1/2° betraͤgt, ſehr veraͤnderlich, und ſo laͤßt ſich aus ihnen, wenn man den Mondlauf genau kennt, ein Maaß der Zeit hernehmen. Eben dieſe Vorſchlaͤge wurden von Apianus (Coſmographicus liber, Ingolſt. 1624. fol.). Kepler, Morin und Andern wiederholt; allein es fehlte damals noch zu ſehr an genauen Kenntniſſen des Mondlaufs und der Stellen der Fixſterne. Erſt durch Flamſteads und Halley's Beobachtungen auf der Sternwarte zu Greenwich, und durch Newton's Mondstheorie ward der Grund zu wichtigen Verbeſſerungen dieſer noch fehlenden Stuͤcke gelegt, und als noch Hadley im Jahre 1731 durch die vortrefliche Erfindung des Spie-
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