Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Die Pholaden, eine Art von Muscheln, welche sich in die kalkartigen Felsen, Korallen, Schiffe u. s. w. einbohren, leuchten des Nachts mit einem phosphorischen Scheine. Dies bemerkt schon Plinius (H. N. IX. 6.), der diese Gewürme Dactylos nennt, und dabey anführt, daß sie im Munde dessen, der sie ißt, leuchten, und durch ihre Feuchtigkeit Hände und Kleider glänzend machen. Reaumür (Mem. del'Acad. des Sc. 1723.) und Beccari (Comm. Bonon. Vol. II. p. 232 sqq.) haben die besten Beobachtungen über dieses Licht angestellt. Es hört auf, wenn das Thier in Fäulniß geht, oder eintrocknet, kan aber durch Schütteln im Wasser oder Benetzung wieder hervorgebracht werden. Weingeist oder Essig nimmt es augenblicklich hinweg. Diese Pholaden machen das ganze Wasser oder die Milch, worinn man sie schüttelt, leuchtend. Eine einzige machte 7 Unzen Milch so glänzend, daß man die Gesichtszüge der Umstehenden erkennen konnte. Im luftleeren Raume schien das Leuchten aufzuhören; wenn man das Thier in Honig aufbewahrte, daurete es über ein Jahr. Außerdem leuchten unter den Seegewürmen auch die Nereiden, Medusen, und Seefedern (Pennatulae), die in unzählbarer Menge im Meere herumschwimmen. Daß faules Fleisch leuchte, bemerkte zuerst Fabricius ab Aquapendente (De visione etc. Venet. 1600. fol.) am Lammfleische. Bartholin (De luce animal. p. 184.) beschreibt eine zu Montpellier 1641 gemachte Beobachtung, da ein Stück Fleisch in einzelnen Punkten leuchtete, als ob es mit Diamanten überstreut wäre. Boyle sahe etwas ähnliches 1672 an einem noch eßbaren Stücke Kalbfleisch (Philos. Trans. no. 89.). Ganz vorzüglich aber bemerkt man dieses Leuchten an faulenden Fischen. Hierüber hat Boyle (Phil. Trans. no. 31. p. 581. Ab-
Die Pholaden, eine Art von Muſcheln, welche ſich in die kalkartigen Felſen, Korallen, Schiffe u. ſ. w. einbohren, leuchten des Nachts mit einem phosphoriſchen Scheine. Dies bemerkt ſchon Plinius (H. N. IX. 6.), der dieſe Gewuͤrme Dactylos nennt, und dabey anfuͤhrt, daß ſie im Munde deſſen, der ſie ißt, leuchten, und durch ihre Feuchtigkeit Haͤnde und Kleider glaͤnzend machen. Reaumuͤr (Mém. del'Acad. des Sc. 1723.) und Beccari (Comm. Bonon. Vol. II. p. 232 ſqq.) haben die beſten Beobachtungen uͤber dieſes Licht angeſtellt. Es hoͤrt auf, wenn das Thier in Faͤulniß geht, oder eintrocknet, kan aber durch Schuͤtteln im Waſſer oder Benetzung wieder hervorgebracht werden. Weingeiſt oder Eſſig nimmt es augenblicklich hinweg. Dieſe Pholaden machen das ganze Waſſer oder die Milch, worinn man ſie ſchuͤttelt, leuchtend. Eine einzige machte 7 Unzen Milch ſo glaͤnzend, daß man die Geſichtszuͤge der Umſtehenden erkennen konnte. Im luftleeren Raume ſchien das Leuchten aufzuhoͤren; wenn man das Thier in Honig aufbewahrte, daurete es uͤber ein Jahr. Außerdem leuchten unter den Seegewuͤrmen auch die Nereiden, Meduſen, und Seefedern (Pennatulae), die in unzaͤhlbarer Menge im Meere herumſchwimmen. Daß faules Fleiſch leuchte, bemerkte zuerſt Fabricius ab Aquapendente (De viſione etc. Venet. 1600. fol.) am Lammfleiſche. Bartholin (De luce animal. p. 184.) beſchreibt eine zu Montpellier 1641 gemachte Beobachtung, da ein Stuͤck Fleiſch in einzelnen Punkten leuchtete, als ob es mit Diamanten uͤberſtreut waͤre. Boyle ſahe etwas aͤhnliches 1672 an einem noch eßbaren Stuͤcke Kalbfleiſch (Philoſ. Trans. no. 89.). Ganz vorzuͤglich aber bemerkt man dieſes Leuchten an faulenden Fiſchen. Hieruͤber hat Boyle (Phil. Trans. no. 31. p. 581. Ab- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0884" xml:id="P.2.878" n="878"/><lb/> an, zwo mit Fluͤgeln, zwo ohne Fluͤgel; allein in heißen Laͤndern ſollen nach den Berichten der Reiſenden weit mehrere anzutreffen ſeyn. Es ſind auch einige Arten vom Springkaͤfer <hi rendition="#aq">(Elater),</hi> der Cikade und der Aſſel <hi rendition="#aq">(Oniſcus)</hi> leuchtend.</p> <p>Die <hi rendition="#b">Pholaden,</hi> eine Art von Muſcheln, welche ſich in die kalkartigen Felſen, Korallen, Schiffe u. ſ. w. einbohren, leuchten des Nachts mit einem phosphoriſchen Scheine. Dies bemerkt ſchon <hi rendition="#b">Plinius</hi> <hi rendition="#aq">(H. N. IX. 6.),</hi> der dieſe Gewuͤrme <hi rendition="#aq">Dactylos</hi> nennt, und dabey anfuͤhrt, daß ſie im Munde deſſen, der ſie ißt, leuchten, und durch ihre Feuchtigkeit Haͤnde und Kleider glaͤnzend machen. <hi rendition="#b">Reaumuͤr</hi> <hi rendition="#aq">(Mém. del'Acad. des Sc. 1723.)</hi> und <hi rendition="#b">Beccari</hi> <hi rendition="#aq">(Comm. Bonon. Vol. II. p. 232 ſqq.)</hi> haben die beſten Beobachtungen uͤber dieſes Licht angeſtellt. Es hoͤrt auf, wenn das Thier in Faͤulniß geht, oder eintrocknet, kan aber durch Schuͤtteln im Waſſer oder Benetzung wieder hervorgebracht werden. Weingeiſt oder Eſſig nimmt es augenblicklich hinweg. Dieſe Pholaden machen das ganze Waſſer oder die Milch, worinn man ſie ſchuͤttelt, leuchtend. Eine einzige machte 7 Unzen Milch ſo glaͤnzend, daß man die Geſichtszuͤge der Umſtehenden erkennen konnte. Im luftleeren Raume ſchien das Leuchten aufzuhoͤren; wenn man das Thier in Honig aufbewahrte, daurete es uͤber ein Jahr. Außerdem leuchten unter den Seegewuͤrmen auch die <hi rendition="#b">Nereiden, Meduſen,</hi> und <hi rendition="#b">Seefedern</hi> <hi rendition="#aq">(Pennatulae),</hi> die in unzaͤhlbarer Menge im Meere herumſchwimmen.</p> <p>Daß <hi rendition="#b">faules Fleiſch</hi> leuchte, bemerkte zuerſt <hi rendition="#b">Fabricius ab Aquapendente</hi> <hi rendition="#aq">(De viſione etc. Venet. 1600. fol.)</hi> am Lammfleiſche. <hi rendition="#b">Bartholin</hi> <hi rendition="#aq">(De luce animal. p. 184.)</hi> beſchreibt eine zu Montpellier 1641 gemachte Beobachtung, da ein Stuͤck Fleiſch in einzelnen Punkten leuchtete, als ob es mit Diamanten uͤberſtreut waͤre. <hi rendition="#b">Boyle</hi> ſahe etwas aͤhnliches 1672 an einem noch eßbaren Stuͤcke Kalbfleiſch <hi rendition="#aq">(Philoſ. Trans. no. 89.).</hi> Ganz vorzuͤglich aber bemerkt man dieſes Leuchten an faulenden <hi rendition="#b">Fiſchen.</hi> Hieruͤber hat <hi rendition="#b">Boyle</hi> <hi rendition="#aq">(Phil. Trans. no. 31. p. 581.</hi> Ab-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [878/0884]
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Die Pholaden, eine Art von Muſcheln, welche ſich in die kalkartigen Felſen, Korallen, Schiffe u. ſ. w. einbohren, leuchten des Nachts mit einem phosphoriſchen Scheine. Dies bemerkt ſchon Plinius (H. N. IX. 6.), der dieſe Gewuͤrme Dactylos nennt, und dabey anfuͤhrt, daß ſie im Munde deſſen, der ſie ißt, leuchten, und durch ihre Feuchtigkeit Haͤnde und Kleider glaͤnzend machen. Reaumuͤr (Mém. del'Acad. des Sc. 1723.) und Beccari (Comm. Bonon. Vol. II. p. 232 ſqq.) haben die beſten Beobachtungen uͤber dieſes Licht angeſtellt. Es hoͤrt auf, wenn das Thier in Faͤulniß geht, oder eintrocknet, kan aber durch Schuͤtteln im Waſſer oder Benetzung wieder hervorgebracht werden. Weingeiſt oder Eſſig nimmt es augenblicklich hinweg. Dieſe Pholaden machen das ganze Waſſer oder die Milch, worinn man ſie ſchuͤttelt, leuchtend. Eine einzige machte 7 Unzen Milch ſo glaͤnzend, daß man die Geſichtszuͤge der Umſtehenden erkennen konnte. Im luftleeren Raume ſchien das Leuchten aufzuhoͤren; wenn man das Thier in Honig aufbewahrte, daurete es uͤber ein Jahr. Außerdem leuchten unter den Seegewuͤrmen auch die Nereiden, Meduſen, und Seefedern (Pennatulae), die in unzaͤhlbarer Menge im Meere herumſchwimmen.
Daß faules Fleiſch leuchte, bemerkte zuerſt Fabricius ab Aquapendente (De viſione etc. Venet. 1600. fol.) am Lammfleiſche. Bartholin (De luce animal. p. 184.) beſchreibt eine zu Montpellier 1641 gemachte Beobachtung, da ein Stuͤck Fleiſch in einzelnen Punkten leuchtete, als ob es mit Diamanten uͤberſtreut waͤre. Boyle ſahe etwas aͤhnliches 1672 an einem noch eßbaren Stuͤcke Kalbfleiſch (Philoſ. Trans. no. 89.). Ganz vorzuͤglich aber bemerkt man dieſes Leuchten an faulenden Fiſchen. Hieruͤber hat Boyle (Phil. Trans. no. 31. p. 581. Ab-
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