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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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den Magnetismus des Eisens, und erklärte alles aus ein- und ausströmenden Materien. Kircher (Ars magnetica), Schott (Magia naturalis), de Lanis (Magisterium naturae et artis) haben viele Beobachtungen über den Magnet gesammelt, und Kunststücke angegeben, die sich mit Hülfe desselben bewirken lassen. Aber die damaligen Kenntnisse vom Magnet waren durch eine Menge Fabeln verunstaltet. Man glaubte z. B., daß er durch Reiben mit Knoblauch und durch die Berührung des Diamants seine Kraft verliere, daß Muhammeds Sarg durch zween Magnete in der Luft schwebend erhalten werde, daß nach Galens Behauptung ein Pflaster von Magnetstaub Eisen aus den Wunden ziehe u. dgl.

Descarres gab in seinen Principiis philosophiae eine mechanische Erklärung der magnetischen Erscheinungen durch den doppelten Wirbel einer Materie aus schraubenähnlichen Theilchen. Seitdem hat man fast allgemein eine besondere magnetische Materie angenommen. Weit vortheilhafter aber waren die Erperimentaluntersuchungen, wozu die florentiner Akademie del Cimento, und bald nachher die gelehrten Gesellschaften zu Paris und London Gelegenheit gaben. Diese schätzbaren Erfahrungen hat Musschenbroek (Diss. physica exp. de Magnete, in s. Diss. phys. et geom. Lugd. Bat. 1729. 4. No. 1.) gesammelt, und mit eignen vermehrt. In diesen Zeitraum gehört auch Vallemonts Entdeckung eines ursprünglichen Magnetismus in der Spitze des Kirchthurms zu Chartres (Description de l'aimant, qui s'est forme a la pointe du clocher neuf de Notre Dame de Chartres. a Paris, 1692. 12.), und Halleys sinnreiche Theorie der Abweichungen der Magnetnadel. Was man damals vom Magnete aus Erfahrung wußte, findet sich in Wolfs nützlichen Versuchen (Th. III. Cap. 4.) beysammen.

Descartes Hypothese ward zuerst von Dalence (Traite de l'aimant. Amst. 1687. 8.) verbessert, der den doppelten Wirbel in einen einfachen, und die schrauben förmigen Gänge in Canäle? mit Fasern verwandelte. Diese Gedanken haben nachher dü Fay, Euler und dü Tour weiter


den Magnetismus des Eiſens, und erklaͤrte alles aus ein- und ausſtroͤmenden Materien. Kircher (Ars magnetica), Schott (Magia naturalis), de Lanis (Magiſterium naturae et artis) haben viele Beobachtungen uͤber den Magnet geſammelt, und Kunſtſtuͤcke angegeben, die ſich mit Huͤlfe deſſelben bewirken laſſen. Aber die damaligen Kenntniſſe vom Magnet waren durch eine Menge Fabeln verunſtaltet. Man glaubte z. B., daß er durch Reiben mit Knoblauch und durch die Beruͤhrung des Diamants ſeine Kraft verliere, daß Muhammeds Sarg durch zween Magnete in der Luft ſchwebend erhalten werde, daß nach Galens Behauptung ein Pflaſter von Magnetſtaub Eiſen aus den Wunden ziehe u. dgl.

Descarres gab in ſeinen Principiis philoſophiae eine mechaniſche Erklaͤrung der magnetiſchen Erſcheinungen durch den doppelten Wirbel einer Materie aus ſchraubenaͤhnlichen Theilchen. Seitdem hat man faſt allgemein eine beſondere magnetiſche Materie angenommen. Weit vortheilhafter aber waren die Erperimentalunterſuchungen, wozu die florentiner Akademie del Cimento, und bald nachher die gelehrten Geſellſchaften zu Paris und London Gelegenheit gaben. Dieſe ſchaͤtzbaren Erfahrungen hat Muſſchenbroek (Diſſ. phyſica exp. de Magnete, in ſ. Diſſ. phyſ. et geom. Lugd. Bat. 1729. 4. No. 1.) geſammelt, und mit eignen vermehrt. In dieſen Zeitraum gehoͤrt auch Vallemonts Entdeckung eines urſpruͤnglichen Magnetismus in der Spitze des Kirchthurms zu Chartres (Deſcription de l'aimant, qui s'eſt formé à la pointe du clocher neuf de Notre Dame de Chartres. à Paris, 1692. 12.), und Halleys ſinnreiche Theorie der Abweichungen der Magnetnadel. Was man damals vom Magnete aus Erfahrung wußte, findet ſich in Wolfs nuͤtzlichen Verſuchen (Th. III. Cap. 4.) beyſammen.

Descartes Hypotheſe ward zuerſt von Dalencé (Traité de l'aimant. Amſt. 1687. 8.) verbeſſert, der den doppelten Wirbel in einen einfachen, und die ſchrauben foͤrmigen Gaͤnge in Canaͤle? mit Faſern verwandelte. Dieſe Gedanken haben nachher duͤ Fay, Euler und duͤ Tour weiter

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[117/0123] den Magnetismus des Eiſens, und erklaͤrte alles aus ein- und ausſtroͤmenden Materien. Kircher (Ars magnetica), Schott (Magia naturalis), de Lanis (Magiſterium naturae et artis) haben viele Beobachtungen uͤber den Magnet geſammelt, und Kunſtſtuͤcke angegeben, die ſich mit Huͤlfe deſſelben bewirken laſſen. Aber die damaligen Kenntniſſe vom Magnet waren durch eine Menge Fabeln verunſtaltet. Man glaubte z. B., daß er durch Reiben mit Knoblauch und durch die Beruͤhrung des Diamants ſeine Kraft verliere, daß Muhammeds Sarg durch zween Magnete in der Luft ſchwebend erhalten werde, daß nach Galens Behauptung ein Pflaſter von Magnetſtaub Eiſen aus den Wunden ziehe u. dgl. Descarres gab in ſeinen Principiis philoſophiae eine mechaniſche Erklaͤrung der magnetiſchen Erſcheinungen durch den doppelten Wirbel einer Materie aus ſchraubenaͤhnlichen Theilchen. Seitdem hat man faſt allgemein eine beſondere magnetiſche Materie angenommen. Weit vortheilhafter aber waren die Erperimentalunterſuchungen, wozu die florentiner Akademie del Cimento, und bald nachher die gelehrten Geſellſchaften zu Paris und London Gelegenheit gaben. Dieſe ſchaͤtzbaren Erfahrungen hat Muſſchenbroek (Diſſ. phyſica exp. de Magnete, in ſ. Diſſ. phyſ. et geom. Lugd. Bat. 1729. 4. No. 1.) geſammelt, und mit eignen vermehrt. In dieſen Zeitraum gehoͤrt auch Vallemonts Entdeckung eines urſpruͤnglichen Magnetismus in der Spitze des Kirchthurms zu Chartres (Deſcription de l'aimant, qui s'eſt formé à la pointe du clocher neuf de Notre Dame de Chartres. à Paris, 1692. 12.), und Halleys ſinnreiche Theorie der Abweichungen der Magnetnadel. Was man damals vom Magnete aus Erfahrung wußte, findet ſich in Wolfs nuͤtzlichen Verſuchen (Th. III. Cap. 4.) beyſammen. Descartes Hypotheſe ward zuerſt von Dalencé (Traité de l'aimant. Amſt. 1687. 8.) verbeſſert, der den doppelten Wirbel in einen einfachen, und die ſchrauben foͤrmigen Gaͤnge in Canaͤle? mit Faſern verwandelte. Dieſe Gedanken haben nachher duͤ Fay, Euler und duͤ Tour weiter

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/123>, abgerufen am 21.11.2024.