Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


mit ein wenig Kork auf der Oberfläche des Wassers in einem Gefäße schwimmend erhalten würde. Von diesen beyden Methoden aber würde die erste wegen der Steifheit und des Drehens der Fäden, die zwote wegen der Bewegung gegen die Ränder des Gefäßes sehr unbequem seyn. Das gewöhnlichste und beste Mittel, den Nadeln ein freyes Spiel zu geben, ist also dieses, daß man sie horizontal mit ihrer Mitte auf sehr scharfen Spitzen ruhen läßt. Man giebt ihnen in dieser Absicht in der Mitte ein Hütchen (chape, chapelle), oder eine konische Höhlung, deren Scheitel auf dem Stifte so ruhet, daß der Schwerpunkt der Nadel gerade unter diesen Aufhängungspunkt fällt. Die Nadel wird dabey in der Mitte durchbohrt, in die Oefnung ein Stück geschlagnes Messing gepasset, und in dieses die kegelförmige Höhlung gebohrt. Der Stift ist gewöhnlich von Messing, mit einer stählernen Spitze. Damit diese sich nicht in das Messing einbohre, setzt man bey den desten Nadeln ein Stück Agat auf den obern Theil des Messings, wodurch sie ein sehr freyes und leichtes Spiel erhalten. Dies heissen Nadeln mit Agathüten; s. Taf. XVI. Fig. 37.

Um das Durchbohren der Nadeln zu vermeiden, welches Einige wegen der unregelmäßigen Gestalt sür nachtheilig halten, hat man folgende Aufhängungsart vorgeschlagen. Die Nadel AB, Taf. XVI. Fig. 38. wird an das umgebogne messingne Stück CED befestiget, in dessen Mitte bey E ein Agathütchen angebracht ist. In das Gehäuse KL, Fig. 39. wird ein Stab FH eingelegt; dieser hat auf seiner Mitte einen zugespitzten Stift I, auf welchem E, Fig. 38. ruht; die Nadel AB bewegt sich unter dem Stabe FH, welcher zwischen ihr und CD durchgeht. Hiebey kan aber die Nadel noch nicht völlig eine halbe Umwendung machen. Auch lehren die Versuche, daß das Durchbohren der Richtung der Nadel nicht schadet, daß man sie auch ohne Bedenken in der Mitte etwas breiter machen kan, wenn nur alles wohl abgerundet und auf beyden Seiten gleichförmig gearbeitet wird, wie Taf. XVII. Fig. 63.


mit ein wenig Kork auf der Oberflaͤche des Waſſers in einem Gefaͤße ſchwimmend erhalten wuͤrde. Von dieſen beyden Methoden aber wuͤrde die erſte wegen der Steifheit und des Drehens der Faͤden, die zwote wegen der Bewegung gegen die Raͤnder des Gefaͤßes ſehr unbequem ſeyn. Das gewoͤhnlichſte und beſte Mittel, den Nadeln ein freyes Spiel zu geben, iſt alſo dieſes, daß man ſie horizontal mit ihrer Mitte auf ſehr ſcharfen Spitzen ruhen laͤßt. Man giebt ihnen in dieſer Abſicht in der Mitte ein Huͤtchen (chape, chapelle), oder eine koniſche Hoͤhlung, deren Scheitel auf dem Stifte ſo ruhet, daß der Schwerpunkt der Nadel gerade unter dieſen Aufhaͤngungspunkt faͤllt. Die Nadel wird dabey in der Mitte durchbohrt, in die Oefnung ein Stuͤck geſchlagnes Meſſing gepaſſet, und in dieſes die kegelfoͤrmige Hoͤhlung gebohrt. Der Stift iſt gewoͤhnlich von Meſſing, mit einer ſtaͤhlernen Spitze. Damit dieſe ſich nicht in das Meſſing einbohre, ſetzt man bey den deſten Nadeln ein Stuͤck Agat auf den obern Theil des Meſſings, wodurch ſie ein ſehr freyes und leichtes Spiel erhalten. Dies heiſſen Nadeln mit Agathuͤten; ſ. Taf. XVI. Fig. 37.

Um das Durchbohren der Nadeln zu vermeiden, welches Einige wegen der unregelmaͤßigen Geſtalt ſuͤr nachtheilig halten, hat man folgende Aufhaͤngungsart vorgeſchlagen. Die Nadel AB, Taf. XVI. Fig. 38. wird an das umgebogne meſſingne Stuͤck CED befeſtiget, in deſſen Mitte bey E ein Agathuͤtchen angebracht iſt. In das Gehaͤuſe KL, Fig. 39. wird ein Stab FH eingelegt; dieſer hat auf ſeiner Mitte einen zugeſpitzten Stift I, auf welchem E, Fig. 38. ruht; die Nadel AB bewegt ſich unter dem Stabe FH, welcher zwiſchen ihr und CD durchgeht. Hiebey kan aber die Nadel noch nicht voͤllig eine halbe Umwendung machen. Auch lehren die Verſuche, daß das Durchbohren der Richtung der Nadel nicht ſchadet, daß man ſie auch ohne Bedenken in der Mitte etwas breiter machen kan, wenn nur alles wohl abgerundet und auf beyden Seiten gleichfoͤrmig gearbeitet wird, wie Taf. XVII. Fig. 63.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0137" xml:id="P.3.131" n="131"/><lb/>
mit ein wenig Kork auf der Oberfla&#x0364;che des Wa&#x017F;&#x017F;ers in einem Gefa&#x0364;ße &#x017F;chwimmend erhalten wu&#x0364;rde. Von die&#x017F;en beyden Methoden aber wu&#x0364;rde die er&#x017F;te wegen der Steifheit und des Drehens der Fa&#x0364;den, die zwote wegen der Bewegung gegen die Ra&#x0364;nder des Gefa&#x0364;ßes &#x017F;ehr unbequem &#x017F;eyn. Das gewo&#x0364;hnlich&#x017F;te und be&#x017F;te Mittel, den Nadeln ein freyes Spiel zu geben, i&#x017F;t al&#x017F;o die&#x017F;es, daß man &#x017F;ie horizontal mit ihrer Mitte auf &#x017F;ehr &#x017F;charfen Spitzen ruhen la&#x0364;ßt. Man giebt ihnen in die&#x017F;er Ab&#x017F;icht in der Mitte ein <hi rendition="#b">Hu&#x0364;tchen</hi> (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">chape, chapelle</hi></hi>), oder eine koni&#x017F;che Ho&#x0364;hlung, deren Scheitel auf dem Stifte &#x017F;o ruhet, daß der Schwerpunkt der Nadel gerade unter die&#x017F;en Aufha&#x0364;ngungspunkt fa&#x0364;llt. Die Nadel wird dabey in der Mitte durchbohrt, in die Oefnung ein Stu&#x0364;ck ge&#x017F;chlagnes Me&#x017F;&#x017F;ing gepa&#x017F;&#x017F;et, und in die&#x017F;es die kegelfo&#x0364;rmige Ho&#x0364;hlung gebohrt. Der Stift i&#x017F;t gewo&#x0364;hnlich von Me&#x017F;&#x017F;ing, mit einer &#x017F;ta&#x0364;hlernen Spitze. Damit die&#x017F;e &#x017F;ich nicht in das Me&#x017F;&#x017F;ing einbohre, &#x017F;etzt man bey den de&#x017F;ten Nadeln ein Stu&#x0364;ck Agat auf den obern Theil des Me&#x017F;&#x017F;ings, wodurch &#x017F;ie ein &#x017F;ehr freyes und leichtes Spiel erhalten. Dies hei&#x017F;&#x017F;en Nadeln mit <hi rendition="#b">Agathu&#x0364;ten;</hi> &#x017F;. Taf. <hi rendition="#aq">XVI.</hi> Fig. 37.</p>
            <p>Um das Durchbohren der Nadeln zu vermeiden, welches Einige wegen der unregelma&#x0364;ßigen Ge&#x017F;talt &#x017F;u&#x0364;r nachtheilig halten, hat man folgende Aufha&#x0364;ngungsart vorge&#x017F;chlagen. Die Nadel <hi rendition="#aq">AB,</hi> Taf. <hi rendition="#aq">XVI.</hi> Fig. 38. wird an das umgebogne me&#x017F;&#x017F;ingne Stu&#x0364;ck <hi rendition="#aq">CED</hi> befe&#x017F;tiget, in de&#x017F;&#x017F;en Mitte bey <hi rendition="#aq">E</hi> ein Agathu&#x0364;tchen angebracht i&#x017F;t. In das Geha&#x0364;u&#x017F;e <hi rendition="#aq">KL,</hi> Fig. 39. wird ein Stab <hi rendition="#aq">FH</hi> eingelegt; die&#x017F;er hat auf &#x017F;einer Mitte einen zuge&#x017F;pitzten Stift <hi rendition="#aq">I,</hi> auf welchem <hi rendition="#aq">E,</hi> Fig. 38. ruht; die Nadel <hi rendition="#aq">AB</hi> bewegt &#x017F;ich unter dem Stabe <hi rendition="#aq">FH,</hi> welcher zwi&#x017F;chen ihr und <hi rendition="#aq">CD</hi> durchgeht. Hiebey kan aber die Nadel noch nicht vo&#x0364;llig eine halbe Umwendung machen. Auch lehren die Ver&#x017F;uche, daß das Durchbohren der Richtung der Nadel nicht &#x017F;chadet, daß man &#x017F;ie auch ohne Bedenken in der Mitte etwas breiter machen kan, wenn nur alles wohl abgerundet und auf beyden Seiten gleichfo&#x0364;rmig gearbeitet wird, wie Taf. <hi rendition="#aq">XVII.</hi> Fig. 63.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0137] mit ein wenig Kork auf der Oberflaͤche des Waſſers in einem Gefaͤße ſchwimmend erhalten wuͤrde. Von dieſen beyden Methoden aber wuͤrde die erſte wegen der Steifheit und des Drehens der Faͤden, die zwote wegen der Bewegung gegen die Raͤnder des Gefaͤßes ſehr unbequem ſeyn. Das gewoͤhnlichſte und beſte Mittel, den Nadeln ein freyes Spiel zu geben, iſt alſo dieſes, daß man ſie horizontal mit ihrer Mitte auf ſehr ſcharfen Spitzen ruhen laͤßt. Man giebt ihnen in dieſer Abſicht in der Mitte ein Huͤtchen (chape, chapelle), oder eine koniſche Hoͤhlung, deren Scheitel auf dem Stifte ſo ruhet, daß der Schwerpunkt der Nadel gerade unter dieſen Aufhaͤngungspunkt faͤllt. Die Nadel wird dabey in der Mitte durchbohrt, in die Oefnung ein Stuͤck geſchlagnes Meſſing gepaſſet, und in dieſes die kegelfoͤrmige Hoͤhlung gebohrt. Der Stift iſt gewoͤhnlich von Meſſing, mit einer ſtaͤhlernen Spitze. Damit dieſe ſich nicht in das Meſſing einbohre, ſetzt man bey den deſten Nadeln ein Stuͤck Agat auf den obern Theil des Meſſings, wodurch ſie ein ſehr freyes und leichtes Spiel erhalten. Dies heiſſen Nadeln mit Agathuͤten; ſ. Taf. XVI. Fig. 37. Um das Durchbohren der Nadeln zu vermeiden, welches Einige wegen der unregelmaͤßigen Geſtalt ſuͤr nachtheilig halten, hat man folgende Aufhaͤngungsart vorgeſchlagen. Die Nadel AB, Taf. XVI. Fig. 38. wird an das umgebogne meſſingne Stuͤck CED befeſtiget, in deſſen Mitte bey E ein Agathuͤtchen angebracht iſt. In das Gehaͤuſe KL, Fig. 39. wird ein Stab FH eingelegt; dieſer hat auf ſeiner Mitte einen zugeſpitzten Stift I, auf welchem E, Fig. 38. ruht; die Nadel AB bewegt ſich unter dem Stabe FH, welcher zwiſchen ihr und CD durchgeht. Hiebey kan aber die Nadel noch nicht voͤllig eine halbe Umwendung machen. Auch lehren die Verſuche, daß das Durchbohren der Richtung der Nadel nicht ſchadet, daß man ſie auch ohne Bedenken in der Mitte etwas breiter machen kan, wenn nur alles wohl abgerundet und auf beyden Seiten gleichfoͤrmig gearbeitet wird, wie Taf. XVII. Fig. 63.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/137
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/137>, abgerufen am 21.11.2024.