in die Theorie der Mechanik zu folgern. Der Gebrauch der einfachsten Rüstzeuge, des Hebels, des Haspels und der schiefen Fläche, wovon die Entdeckung sich dem Menschen so leicht darbieter, war schon vermögend, erstaunliche Dinge zu bewirken, wenn dabey die Kräfte der Menschen in so großer Menge und mit solcher Anstrengung, als es bey den Alren gewöhnlich war, angewendet wurden. Diese Verschwendung der menschlichen Kraft erleichterte ehedem alle mechanischen Unternehmungen, da hingegen die neuere Mechanik fast gänzlich die Ersparung und Verstärkung der menschlichen und thierischen Kräfte zur Absicht hat.
Die Theorie der Mechanik entwickelte sich zuerst bey den Griechen. Zwar sind die mechanischen Fragen des Aristoteles von gar keinem Werthe, wie er denn z. B. die Erscheinungen des Hebels aus den wunderbaren Eigenschaften des Cirkels herleitet: in andern Schriften aber (Phys. L. I. c. vlt.) gedenkt er doch schon des mechanischen Grundgesetzes, daß Kräfte gleich viel wirken, wenn sie sich umgekehrt wie ihre Geschwindigkeiten verhalten. Weit größer sind Archimeds Verdienste um diese Wissenschast. Er demonstrirte zuerst ([fremdsprachliches Material]*isor)r(opikw_n bibl. b.s. de aequiponderantibus libri II.) das Gesetz des Hebels, als den eigentlichen Grundsatz der Statik, und bediente sich dabey der sinnreichen Idee vom Schwerpunkte, von der er der erste Urheber zu seyn scheint. Auch lehrte er die Erfindung des Schwerpunkts mehrerer Figuren, besonders der Parabel, mit vielem Scharfsinn. Unter seine praktischen Erfindungen zählen die Alten die Schraube ohne Ende und die Zusammensetzung der Scheiben im Kloben, oder den Polyspast. Er ließ nach dem Berichte des Athenäus(Deipnosophist. L. V.) den König Hieren ganz allein ein Schiff in Bewegung sctzen, und that dabey den kühnen Ausspruch, daß er die Erde bewegen wolle, wenn man itzm einen Standpunkt außer derselben gäbe, s. Hebel. Er vertheidigte nach den Zeugnissen des Polybins, Livius und Plutanch seine Vaterstadt Syrakus durch neuerfundene Maschinen glücklich gegen die Belagerung der Römer,
in die Theorie der Mechanik zu folgern. Der Gebrauch der einfachſten Ruͤſtzeuge, des Hebels, des Haſpels und der ſchiefen Flaͤche, wovon die Entdeckung ſich dem Menſchen ſo leicht darbieter, war ſchon vermoͤgend, erſtaunliche Dinge zu bewirken, wenn dabey die Kraͤfte der Menſchen in ſo großer Menge und mit ſolcher Anſtrengung, als es bey den Alren gewoͤhnlich war, angewendet wurden. Dieſe Verſchwendung der menſchlichen Kraft erleichterte ehedem alle mechaniſchen Unternehmungen, da hingegen die neuere Mechanik faſt gaͤnzlich die Erſparung und Verſtaͤrkung der menſchlichen und thieriſchen Kraͤfte zur Abſicht hat.
Die Theorie der Mechanik entwickelte ſich zuerſt bey den Griechen. Zwar ſind die mechaniſchen Fragen des Ariſtoteles von gar keinem Werthe, wie er denn z. B. die Erſcheinungen des Hebels aus den wunderbaren Eigenſchaften des Cirkels herleitet: in andern Schriften aber (Phyſ. L. I. c. vlt.) gedenkt er doch ſchon des mechaniſchen Grundgeſetzes, daß Kraͤfte gleich viel wirken, wenn ſie ſich umgekehrt wie ihre Geſchwindigkeiten verhalten. Weit groͤßer ſind Archimeds Verdienſte um dieſe Wiſſenſchaſt. Er demonſtrirte zuerſt ([fremdsprachliches Material]*isor)r(opikw_n bibl. b.ſ. de aequiponderantibus libri II.) das Geſetz des Hebels, als den eigentlichen Grundſatz der Statik, und bediente ſich dabey der ſinnreichen Idee vom Schwerpunkte, von der er der erſte Urheber zu ſeyn ſcheint. Auch lehrte er die Erfindung des Schwerpunkts mehrerer Figuren, beſonders der Parabel, mit vielem Scharfſinn. Unter ſeine praktiſchen Erfindungen zaͤhlen die Alten die Schraube ohne Ende und die Zuſammenſetzung der Scheiben im Kloben, oder den Polyſpaſt. Er ließ nach dem Berichte des Athenaͤus(Deipnoſophiſt. L. V.) den Koͤnig Hieren ganz allein ein Schiff in Bewegung ſctzen, und that dabey den kuͤhnen Ausſpruch, daß er die Erde bewegen wolle, wenn man itzm einen Standpunkt außer derſelben gaͤbe, ſ. Hebel. Er vertheidigte nach den Zeugniſſen des Polybins, Livius und Plutanch ſeine Vaterſtadt Syrakus durch neuerfundene Maſchinen gluͤcklich gegen die Belagerung der Roͤmer,
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in die Theorie der Mechanik zu folgern. Der Gebrauch der einfachſten Ruͤſtzeuge, des Hebels, des Haſpels und der ſchiefen Flaͤche, wovon die Entdeckung ſich dem Menſchen ſo leicht darbieter, war ſchon vermoͤgend, erſtaunliche Dinge zu bewirken, wenn dabey die Kraͤfte der Menſchen in ſo großer Menge und mit ſolcher Anſtrengung, als es bey den Alren gewoͤhnlich war, angewendet wurden. Dieſe Verſchwendung der menſchlichen Kraft erleichterte ehedem alle mechaniſchen Unternehmungen, da hingegen die neuere Mechanik faſt gaͤnzlich die Erſparung und Verſtaͤrkung der menſchlichen und thieriſchen Kraͤfte zur Abſicht hat.
Die Theorie der Mechanik entwickelte ſich zuerſt bey den Griechen. Zwar ſind die mechaniſchen Fragen des Ariſtoteles von gar keinem Werthe, wie er denn z. B. die Erſcheinungen des Hebels aus den wunderbaren Eigenſchaften des Cirkels herleitet: in andern Schriften aber (Phyſ. L. I. c. vlt.) gedenkt er doch ſchon des mechaniſchen Grundgeſetzes, daß Kraͤfte gleich viel wirken, wenn ſie ſich umgekehrt wie ihre Geſchwindigkeiten verhalten. Weit groͤßer ſind Archimeds Verdienſte um dieſe Wiſſenſchaſt. Er demonſtrirte zuerſt (_ ſ. de aequiponderantibus libri II.) das Geſetz des Hebels, als den eigentlichen Grundſatz der Statik, und bediente ſich dabey der ſinnreichen Idee vom Schwerpunkte, von der er der erſte Urheber zu ſeyn ſcheint. Auch lehrte er die Erfindung des Schwerpunkts mehrerer Figuren, beſonders der Parabel, mit vielem Scharfſinn. Unter ſeine praktiſchen Erfindungen zaͤhlen die Alten die Schraube ohne Ende und die Zuſammenſetzung der Scheiben im Kloben, oder den Polyſpaſt. Er ließ nach dem Berichte des Athenaͤus (Deipnoſophiſt. L. V.) den Koͤnig Hieren ganz allein ein Schiff in Bewegung ſctzen, und that dabey den kuͤhnen Ausſpruch, daß er die Erde bewegen wolle, wenn man itzm einen Standpunkt außer derſelben gaͤbe, ſ. Hebel. Er vertheidigte nach den Zeugniſſen des Polybins, Livius und Plutanch ſeine Vaterſtadt Syrakus durch neuerfundene Maſchinen gluͤcklich gegen die Belagerung der Roͤmer,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/174>, abgerufen am 21.11.2024.
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