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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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die Jansen gar nicht nennt, da er doch Boreels Brief anführt, ist eine kaum zu verzeihende Unterlassung.

Man sieht hieraus, daß die zusammengesetzten Vergrößerungsgläser bald nach den Fernröhren erfunden und bekannt worden sind. Sie gaben Veranlassung, kleine Gegenstände genauer zu betrachten, und da man in der Folge auch einfache Linsen sehr bequem hiezu fand, so entstand daraus erst nachher die Benennung der erhabnen Glaslinsen mit dem Namen der Mikroskope, und die Eintheilung in einsache und zusammengesetzte. Einfaches Mikroskop.

Wenn man eine kleine Sache CD, Taf. XVI. Fig. 44. durch ein erhabnes Glas AB so betrachtet, daß sie in des Glases Brennpunkte F liegt, so erscheint sie ausrecht, und dem Presbyten deutlich, s. Linsengläser (Th. II. S. 917. Num. 2.). Der Stral CE, welcher des Glases Mitte trift, geht ungebrochen hindurch; die übrigen, welche von eben dem Punkte C auf die Linse fallen, laufen nach der Brechung mit CE parallel. Eben so ist es mit den Stralen aus D beschaffen, welche nach der Brechung mit dem ungebrochenen DG parallel auslaufen. Das Auge in O bekömmt also von jedem Punkte der Sache Parallelstralen, durch welche es ihn, wenn es nicht kurzsichtig ist, deutlich sieht: auch sieht es den Punkt C nach g, den Punkt D nach d zu, mithin den Gegenstand aufrecht.

Was die Vergrößerung betrift, so erscheint die Sache CD unter dem Winkel gOd, welcher dem CcD, oder demjenigen Sehewinkel gleich ist, unter welchem CD vom bloßen Auge würde gesehen werden, wenn dasselbe in c an der Stelle des Glases stünde. Man sieht also in diesem Falle die Körper nur eben so groß, als sie das bloße Auge an der Stelle des Glases sehen würde; und wenn man unter Vergrößerung, wie bey den Fernröhren, das Verhältniß der Winkel gOd und CcD versteht, so erhält man in diesem Sinne des Worts durch ein einfaches Mikroskop gar keinr Vergrößerung.


die Janſen gar nicht nennt, da er doch Boreels Brief anfuͤhrt, iſt eine kaum zu verzeihende Unterlaſſung.

Man ſieht hieraus, daß die zuſammengeſetzten Vergroͤßerungsglaͤſer bald nach den Fernroͤhren erfunden und bekannt worden ſind. Sie gaben Veranlaſſung, kleine Gegenſtaͤnde genauer zu betrachten, und da man in der Folge auch einfache Linſen ſehr bequem hiezu fand, ſo entſtand daraus erſt nachher die Benennung der erhabnen Glaslinſen mit dem Namen der Mikroſkope, und die Eintheilung in einſache und zuſammengeſetzte. Einfaches Mikroſkop.

Wenn man eine kleine Sache CD, Taf. XVI. Fig. 44. durch ein erhabnes Glas AB ſo betrachtet, daß ſie in des Glaſes Brennpunkte F liegt, ſo erſcheint ſie auſrecht, und dem Presbyten deutlich, ſ. Linſenglaͤſer (Th. II. S. 917. Num. 2.). Der Stral CE, welcher des Glaſes Mitte trift, geht ungebrochen hindurch; die uͤbrigen, welche von eben dem Punkte C auf die Linſe fallen, laufen nach der Brechung mit CE parallel. Eben ſo iſt es mit den Stralen aus D beſchaffen, welche nach der Brechung mit dem ungebrochenen DG parallel auslaufen. Das Auge in O bekoͤmmt alſo von jedem Punkte der Sache Parallelſtralen, durch welche es ihn, wenn es nicht kurzſichtig iſt, deutlich ſieht: auch ſieht es den Punkt C nach γ, den Punkt D nach δ zu, mithin den Gegenſtand aufrecht.

Was die Vergroͤßerung betrift, ſo erſcheint die Sache CD unter dem Winkel γOδ, welcher dem CcD, oder demjenigen Sehewinkel gleich iſt, unter welchem CD vom bloßen Auge wuͤrde geſehen werden, wenn daſſelbe in c an der Stelle des Glaſes ſtuͤnde. Man ſieht alſo in dieſem Falle die Koͤrper nur eben ſo groß, als ſie das bloße Auge an der Stelle des Glaſes ſehen wuͤrde; und wenn man unter Vergroͤßerung, wie bey den Fernroͤhren, das Verhaͤltniß der Winkel γOδ und CcD verſteht, ſo erhaͤlt man in dieſem Sinne des Worts durch ein einfaches Mikroſkop gar keinr Vergroͤßerung.

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[217/0223] die Janſen gar nicht nennt, da er doch Boreels Brief anfuͤhrt, iſt eine kaum zu verzeihende Unterlaſſung. Man ſieht hieraus, daß die zuſammengeſetzten Vergroͤßerungsglaͤſer bald nach den Fernroͤhren erfunden und bekannt worden ſind. Sie gaben Veranlaſſung, kleine Gegenſtaͤnde genauer zu betrachten, und da man in der Folge auch einfache Linſen ſehr bequem hiezu fand, ſo entſtand daraus erſt nachher die Benennung der erhabnen Glaslinſen mit dem Namen der Mikroſkope, und die Eintheilung in einſache und zuſammengeſetzte. Einfaches Mikroſkop. Wenn man eine kleine Sache CD, Taf. XVI. Fig. 44. durch ein erhabnes Glas AB ſo betrachtet, daß ſie in des Glaſes Brennpunkte F liegt, ſo erſcheint ſie auſrecht, und dem Presbyten deutlich, ſ. Linſenglaͤſer (Th. II. S. 917. Num. 2.). Der Stral CE, welcher des Glaſes Mitte trift, geht ungebrochen hindurch; die uͤbrigen, welche von eben dem Punkte C auf die Linſe fallen, laufen nach der Brechung mit CE parallel. Eben ſo iſt es mit den Stralen aus D beſchaffen, welche nach der Brechung mit dem ungebrochenen DG parallel auslaufen. Das Auge in O bekoͤmmt alſo von jedem Punkte der Sache Parallelſtralen, durch welche es ihn, wenn es nicht kurzſichtig iſt, deutlich ſieht: auch ſieht es den Punkt C nach γ, den Punkt D nach δ zu, mithin den Gegenſtand aufrecht. Was die Vergroͤßerung betrift, ſo erſcheint die Sache CD unter dem Winkel γOδ, welcher dem CcD, oder demjenigen Sehewinkel gleich iſt, unter welchem CD vom bloßen Auge wuͤrde geſehen werden, wenn daſſelbe in c an der Stelle des Glaſes ſtuͤnde. Man ſieht alſo in dieſem Falle die Koͤrper nur eben ſo groß, als ſie das bloße Auge an der Stelle des Glaſes ſehen wuͤrde; und wenn man unter Vergroͤßerung, wie bey den Fernroͤhren, das Verhaͤltniß der Winkel γOδ und CcD verſteht, ſo erhaͤlt man in dieſem Sinne des Worts durch ein einfaches Mikroſkop gar keinr Vergroͤßerung.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/223>, abgerufen am 21.11.2024.