Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Euler hat daher vorgeschlagen, auch zu Mikroskopen achromatische Objectivlinsen aus mehreren Glasarten zu gebrauchen. Die Beschreibung einer solchen Linse von 1/2 Zoll Brennweite findet man in der erst angeführten Schrift des Herrn Fuß (S. 52. u. f.), wobey aber Herr Klügel erinnert, es sey kein Künstler im Stande, so dünne Gläser zu schleifen, als zur Zusammensetzung dieser Objectivlinse erfordert werden. Denn die Dicke der beyden Convergläser müßte nicht über (2/100), und die des Hohlglases nicht über (1/100) Zolle gehen. Es scheint demnach unmöglich, den Vorschlag in dieser Maaße auszuführen. Aepinus in Petersburg (Description des nouveaux microscopes inventes par Mr. Aepinus. a St. Petersb. 1784. 8maj.) versuchte größere achromatische Gläser, wie man sie zu kleinen Fernröhren braucht, etwa von 7 Zoll Brennweite, zu Objectivlinsen zusammengesetzter Vergrößerungsgläser anzuwenden. Freylich geben Objectivgläser von so großen Brennweiten ungemein lange Mikroskope; sie verstatten aber dafür auch, den Gegenstand weit vom Objectivglase zu entfernen, welches für die Erlenchtung desselben kein geringer Vortheil ist. Auch sind die erwähnten Versuche sehr glücklich ausgefallen. Im Grunde ist ein solches Instrument des Herrn Aepinus nichts anders, als ein weiter aus einander gezogenes Fernrohr, dergleichen schon das drebbelsche Mikros kop von 6 Fuß Länge war. Adams (Essay on the microscope, p. 23.) will es lieber ein mikroskopisches Fernrohr nennen, und für keine neue Erfindung gelten lassen, weil es längst bekannt sey, daß weit ausgezogene Fernröhre nahe Gegenstände deutlich vergrößern, und Martin (Description and use of a polydynamic microscope) hiezu schon lange vor Aepinus kleine achromatische Perspective vorgeschlagen habe. Der äußere Bau der zusammengesetzten Mikroskope hat theils die Stellung des Instruments gegen das Object, theils die bequeme Behandlung und Erleuchtung des letztern zum Zwecke. Da die geringste Verrückung des Gegenstands
Euler hat daher vorgeſchlagen, auch zu Mikroſkopen achromatiſche Objectivlinſen aus mehreren Glasarten zu gebrauchen. Die Beſchreibung einer ſolchen Linſe von 1/2 Zoll Brennweite findet man in der erſt angefuͤhrten Schrift des Herrn Fuß (S. 52. u. f.), wobey aber Herr Kluͤgel erinnert, es ſey kein Kuͤnſtler im Stande, ſo duͤnne Glaͤſer zu ſchleifen, als zur Zuſammenſetzung dieſer Objectivlinſe erfordert werden. Denn die Dicke der beyden Converglaͤſer muͤßte nicht uͤber (2/100), und die des Hohlglaſes nicht uͤber (1/100) Zolle gehen. Es ſcheint demnach unmoͤglich, den Vorſchlag in dieſer Maaße auszufuͤhren. Aepinus in Petersburg (Deſcription des nouveaux microſcopes inventés par Mr. Aepinus. à St. Petersb. 1784. 8maj.) verſuchte groͤßere achromatiſche Glaͤſer, wie man ſie zu kleinen Fernroͤhren braucht, etwa von 7 Zoll Brennweite, zu Objectivlinſen zuſammengeſetzter Vergroͤßerungsglaͤſer anzuwenden. Freylich geben Objectivglaͤſer von ſo großen Brennweiten ungemein lange Mikroſkope; ſie verſtatten aber dafuͤr auch, den Gegenſtand weit vom Objectivglaſe zu entfernen, welches fuͤr die Erlenchtung deſſelben kein geringer Vortheil iſt. Auch ſind die erwaͤhnten Verſuche ſehr gluͤcklich ausgefallen. Im Grunde iſt ein ſolches Inſtrument des Herrn Aepinus nichts anders, als ein weiter aus einander gezogenes Fernrohr, dergleichen ſchon das drebbelſche Mikroſ kop von 6 Fuß Laͤnge war. Adams (Eſſay on the microſcope, p. 23.) will es lieber ein mikroſkopiſches Fernrohr nennen, und fuͤr keine neue Erfindung gelten laſſen, weil es laͤngſt bekannt ſey, daß weit ausgezogene Fernroͤhre nahe Gegenſtaͤnde deutlich vergroͤßern, und Martin (Deſcription and uſe of a polydynamic microſcope) hiezu ſchon lange vor Aepinus kleine achromatiſche Perſpective vorgeſchlagen habe. Der aͤußere Bau der zuſammengeſetzten Mikroſkope hat theils die Stellung des Inſtruments gegen das Object, theils die bequeme Behandlung und Erleuchtung des letztern zum Zwecke. Da die geringſte Verruͤckung des Gegenſtands <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0238" xml:id="P.3.232" n="232"/><lb/> zu vereinigen, bey den Mikroſkopen ungleich ſtaͤrker wird, als bey den Fernroͤhren.</p> <p><hi rendition="#b">Euler</hi> hat daher vorgeſchlagen, auch zu Mikroſkopen <hi rendition="#b">achromatiſche Objectivlinſen</hi> aus mehreren Glasarten zu gebrauchen. Die Beſchreibung einer ſolchen Linſe von 1/2 Zoll Brennweite findet man in der erſt angefuͤhrten Schrift des Herrn <hi rendition="#b">Fuß</hi> (S. 52. u. f.), wobey aber Herr <hi rendition="#b">Kluͤgel</hi> erinnert, es ſey kein Kuͤnſtler im Stande, ſo duͤnne Glaͤſer zu ſchleifen, als zur Zuſammenſetzung dieſer Objectivlinſe erfordert werden. Denn die Dicke der beyden Converglaͤſer muͤßte nicht uͤber (2/100), und die des Hohlglaſes nicht uͤber (1/100) Zolle gehen. Es ſcheint demnach unmoͤglich, den Vorſchlag in dieſer Maaße auszufuͤhren.</p> <p><hi rendition="#b">Aepinus</hi> in Petersburg <hi rendition="#aq">(Deſcription des nouveaux microſcopes inventés par Mr. <hi rendition="#i">Aepinus.</hi> à St. Petersb. 1784. 8maj.)</hi> verſuchte groͤßere achromatiſche Glaͤſer, wie man ſie zu kleinen Fernroͤhren braucht, etwa von 7 Zoll Brennweite, zu Objectivlinſen zuſammengeſetzter Vergroͤßerungsglaͤſer anzuwenden. Freylich geben Objectivglaͤſer von ſo großen Brennweiten ungemein lange Mikroſkope; ſie verſtatten aber dafuͤr auch, den Gegenſtand weit vom Objectivglaſe zu entfernen, welches fuͤr die Erlenchtung deſſelben kein geringer Vortheil iſt. Auch ſind die erwaͤhnten Verſuche ſehr gluͤcklich ausgefallen. Im Grunde iſt ein ſolches Inſtrument des Herrn Aepinus nichts anders, als ein weiter aus einander gezogenes Fernrohr, dergleichen ſchon das drebbelſche Mikroſ kop von 6 Fuß Laͤnge war. <hi rendition="#b">Adams</hi> <hi rendition="#aq">(Eſſay on the microſcope, p. 23.)</hi> will es lieber ein <hi rendition="#b">mikroſkopiſches Fernrohr</hi> nennen, und fuͤr keine neue Erfindung gelten laſſen, weil es laͤngſt bekannt ſey, daß weit ausgezogene Fernroͤhre nahe Gegenſtaͤnde deutlich vergroͤßern, und <hi rendition="#b">Martin</hi> <hi rendition="#aq">(Deſcription and uſe of a polydynamic microſcope)</hi> hiezu ſchon lange vor Aepinus kleine achromatiſche Perſpective vorgeſchlagen habe.</p> <p><hi rendition="#b">Der aͤußere Bau</hi> der zuſammengeſetzten Mikroſkope hat theils die Stellung des Inſtruments gegen das Object, theils die bequeme Behandlung und Erleuchtung des letztern zum Zwecke. Da die geringſte Verruͤckung des Gegenſtands<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [232/0238]
zu vereinigen, bey den Mikroſkopen ungleich ſtaͤrker wird, als bey den Fernroͤhren.
Euler hat daher vorgeſchlagen, auch zu Mikroſkopen achromatiſche Objectivlinſen aus mehreren Glasarten zu gebrauchen. Die Beſchreibung einer ſolchen Linſe von 1/2 Zoll Brennweite findet man in der erſt angefuͤhrten Schrift des Herrn Fuß (S. 52. u. f.), wobey aber Herr Kluͤgel erinnert, es ſey kein Kuͤnſtler im Stande, ſo duͤnne Glaͤſer zu ſchleifen, als zur Zuſammenſetzung dieſer Objectivlinſe erfordert werden. Denn die Dicke der beyden Converglaͤſer muͤßte nicht uͤber (2/100), und die des Hohlglaſes nicht uͤber (1/100) Zolle gehen. Es ſcheint demnach unmoͤglich, den Vorſchlag in dieſer Maaße auszufuͤhren.
Aepinus in Petersburg (Deſcription des nouveaux microſcopes inventés par Mr. Aepinus. à St. Petersb. 1784. 8maj.) verſuchte groͤßere achromatiſche Glaͤſer, wie man ſie zu kleinen Fernroͤhren braucht, etwa von 7 Zoll Brennweite, zu Objectivlinſen zuſammengeſetzter Vergroͤßerungsglaͤſer anzuwenden. Freylich geben Objectivglaͤſer von ſo großen Brennweiten ungemein lange Mikroſkope; ſie verſtatten aber dafuͤr auch, den Gegenſtand weit vom Objectivglaſe zu entfernen, welches fuͤr die Erlenchtung deſſelben kein geringer Vortheil iſt. Auch ſind die erwaͤhnten Verſuche ſehr gluͤcklich ausgefallen. Im Grunde iſt ein ſolches Inſtrument des Herrn Aepinus nichts anders, als ein weiter aus einander gezogenes Fernrohr, dergleichen ſchon das drebbelſche Mikroſ kop von 6 Fuß Laͤnge war. Adams (Eſſay on the microſcope, p. 23.) will es lieber ein mikroſkopiſches Fernrohr nennen, und fuͤr keine neue Erfindung gelten laſſen, weil es laͤngſt bekannt ſey, daß weit ausgezogene Fernroͤhre nahe Gegenſtaͤnde deutlich vergroͤßern, und Martin (Deſcription and uſe of a polydynamic microſcope) hiezu ſchon lange vor Aepinus kleine achromatiſche Perſpective vorgeſchlagen habe.
Der aͤußere Bau der zuſammengeſetzten Mikroſkope hat theils die Stellung des Inſtruments gegen das Object, theils die bequeme Behandlung und Erleuchtung des letztern zum Zwecke. Da die geringſte Verruͤckung des Gegenſtands
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