Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Die farbigen Ringe DEF und GHI erklärt Huygens zwar nicht aus Kügelchen, wie die Höfe, aber doch aus den halbkugelförmig abgerundeten Enden der Cylinder, welche die Nebensonnen bilden. Die hintern Nebensonnen L und M leitet er ebenfalls aus einer Brechung der Stralen in den Eisnadeln dieser Gegend her, beweiset daraus, daß sie in dem horizontalen Kreise 90° von einander abstehen müssen, und daß sie bey 25° Sonnenhöhe gar nicht erscheinen, wenn der Durchmesser des Kerns gegen den Durchmesser des ganzen Cylinders größer als 59 gegen 100 ist. Huygens führt das ganze römische Phänomen und Hevels Beobachtung sehr glücklich auf diese Theorie zurück. Weidler (Diss. de Parheliis a. 1736. visis. Viteb. 1738. 4.) will zwar Huygens Erklärung der Höfe nicht gelten lassen, billigt aber doch seine Vorstellungsart von der Entstehung des weißen horizontalen Kreises durch die Reflerion des Lichts von cylindrischen Eisnadeln. Musschenbroek führt auch an, daß nach Maraldi, Weidlers und Krafts Bemerkung solche Eisnadeln nach Verschwindung der Nebensonnen wirklich aus der Luft gesallen sind, nur daß man sie nicht in der Mitte undurchstchtig gesunden hat, und daß nach Ellis und Middleron in Nordamerika die Luft bisweilen mit sichtbaren Ei<*>nadeln angefüllt sey. Einige Einwendungen gegen Huygens Hypothese aus Beobachtungen, theilt Mallet mit (Abhdl. der schwed. Akad. der Wiss. XXV. Band. S. 47.). So gekünstelt auch die hugenianische Erklärung scheinen mag, so kan man sich doch die Sache schwerlich anders vorstellen, als daß die Kreise, sie mögen weiß oder farbig seyn, in bloßen Nebeln und Dünsten entspringen, die entweder aus kleinen Wassertröpschen oder aus Dunstbläschen bestehen.
Die farbigen Ringe DEF und GHI erklaͤrt Huygens zwar nicht aus Kuͤgelchen, wie die Hoͤfe, aber doch aus den halbkugelfoͤrmig abgerundeten Enden der Cylinder, welche die Nebenſonnen bilden. Die hintern Nebenſonnen L und M leitet er ebenfalls aus einer Brechung der Stralen in den Eisnadeln dieſer Gegend her, beweiſet daraus, daß ſie in dem horizontalen Kreiſe 90° von einander abſtehen muͤſſen, und daß ſie bey 25° Sonnenhoͤhe gar nicht erſcheinen, wenn der Durchmeſſer des Kerns gegen den Durchmeſſer des ganzen Cylinders groͤßer als 59 gegen 100 iſt. Huygens fuͤhrt das ganze roͤmiſche Phaͤnomen und Hevels Beobachtung ſehr gluͤcklich auf dieſe Theorie zuruͤck. Weidler (Diſſ. de Parheliis a. 1736. viſis. Viteb. 1738. 4.) will zwar Huygens Erklaͤrung der Hoͤfe nicht gelten laſſen, billigt aber doch ſeine Vorſtellungsart von der Entſtehung des weißen horizontalen Kreiſes durch die Reflerion des Lichts von cylindriſchen Eisnadeln. Muſſchenbroek fuͤhrt auch an, daß nach Maraldi, Weidlers und Krafts Bemerkung ſolche Eisnadeln nach Verſchwindung der Nebenſonnen wirklich aus der Luft geſallen ſind, nur daß man ſie nicht in der Mitte undurchſtchtig geſunden hat, und daß nach Ellis und Middleron in Nordamerika die Luft bisweilen mit ſichtbaren Ei<*>nadeln angefuͤllt ſey. Einige Einwendungen gegen Huygens Hypotheſe aus Beobachtungen, theilt Mallet mit (Abhdl. der ſchwed. Akad. der Wiſſ. XXV. Band. S. 47.). So gekuͤnſtelt auch die hugenianiſche Erklaͤrung ſcheinen mag, ſo kan man ſich doch die Sache ſchwerlich anders vorſtellen, als daß die Kreiſe, ſie moͤgen weiß oder farbig ſeyn, in bloßen Nebeln und Duͤnſten entſpringen, die entweder aus kleinen Waſſertroͤpſchen oder aus Dunſtblaͤschen beſtehen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0350" xml:id="P.3.344" n="344"/><lb/><hi rendition="#aq">KN</hi> deſto groͤßer wird, je dicker der Schneekern gegen den ganzen Cylinder iſt. Am hel<*>ſten ſcheint die Sonne durch die an <hi rendition="#aq">K</hi> und <hi rendition="#aq">N</hi> zunaͤchſt anliegenden Cylinder, etwas auch noch durch die darauf folgenden, aber immer ſchwaͤcher. Daher kommen dieſe Nebenſonnen und ihr Schweif, der nach der Richtung des weißen Kreiſes hinlaͤuft, und ſo weit er reicht, denſelben heller macht.</p> <p>Die farbigen Ringe <hi rendition="#aq">DEF</hi> und <hi rendition="#aq">GHI</hi> erklaͤrt <hi rendition="#b">Huygens</hi> zwar nicht aus Kuͤgelchen, wie die Hoͤfe, aber doch aus den halbkugelfoͤrmig abgerundeten Enden der Cylinder, welche die Nebenſonnen bilden. Die hintern Nebenſonnen <hi rendition="#aq">L</hi> und <hi rendition="#aq">M</hi> leitet er ebenfalls aus einer Brechung der Stralen in den Eisnadeln dieſer Gegend her, beweiſet daraus, daß ſie in dem horizontalen Kreiſe 90° von einander abſtehen muͤſſen, und daß ſie bey 25° Sonnenhoͤhe gar nicht erſcheinen, wenn der Durchmeſſer des Kerns gegen den Durchmeſſer des ganzen Cylinders groͤßer als 59 gegen 100 iſt. <hi rendition="#b">Huygens</hi> fuͤhrt das ganze roͤmiſche Phaͤnomen und Hevels Beobachtung ſehr gluͤcklich auf dieſe Theorie zuruͤck.</p> <p><hi rendition="#b">Weidler</hi><hi rendition="#aq">(Diſſ. de Parheliis a. 1736. viſis. Viteb. 1738. 4.)</hi> will zwar <hi rendition="#b">Huygens</hi> Erklaͤrung der Hoͤfe nicht gelten laſſen, billigt aber doch ſeine Vorſtellungsart von der Entſtehung des weißen horizontalen Kreiſes durch die Reflerion des Lichts von cylindriſchen Eisnadeln. <hi rendition="#b">Muſſchenbroek</hi> fuͤhrt auch an, daß nach <hi rendition="#b">Maraldi, Weidlers</hi> und <hi rendition="#b">Krafts</hi> Bemerkung ſolche Eisnadeln nach Verſchwindung der Nebenſonnen wirklich aus der Luft geſallen ſind, nur daß man ſie nicht in der Mitte undurchſtchtig geſunden hat, und daß nach <hi rendition="#b">Ellis</hi> und <hi rendition="#b">Middleron</hi> in Nordamerika die Luft bisweilen mit ſichtbaren Ei<*>nadeln angefuͤllt ſey. Einige Einwendungen gegen Huygens Hypotheſe aus Beobachtungen, theilt <hi rendition="#b">Mallet</hi> mit (Abhdl. der ſchwed. Akad. der Wiſſ. <hi rendition="#aq">XXV.</hi> Band. S. 47.).</p> <p>So gekuͤnſtelt auch die hugenianiſche Erklaͤrung ſcheinen mag, ſo kan man ſich doch die Sache ſchwerlich anders vorſtellen, als daß die Kreiſe, ſie moͤgen weiß oder farbig ſeyn, in bloßen Nebeln und Duͤnſten entſpringen, die entweder aus kleinen Waſſertroͤpſchen oder aus Dunſtblaͤschen beſtehen.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [344/0350]
KN deſto groͤßer wird, je dicker der Schneekern gegen den ganzen Cylinder iſt. Am hel<*>ſten ſcheint die Sonne durch die an K und N zunaͤchſt anliegenden Cylinder, etwas auch noch durch die darauf folgenden, aber immer ſchwaͤcher. Daher kommen dieſe Nebenſonnen und ihr Schweif, der nach der Richtung des weißen Kreiſes hinlaͤuft, und ſo weit er reicht, denſelben heller macht.
Die farbigen Ringe DEF und GHI erklaͤrt Huygens zwar nicht aus Kuͤgelchen, wie die Hoͤfe, aber doch aus den halbkugelfoͤrmig abgerundeten Enden der Cylinder, welche die Nebenſonnen bilden. Die hintern Nebenſonnen L und M leitet er ebenfalls aus einer Brechung der Stralen in den Eisnadeln dieſer Gegend her, beweiſet daraus, daß ſie in dem horizontalen Kreiſe 90° von einander abſtehen muͤſſen, und daß ſie bey 25° Sonnenhoͤhe gar nicht erſcheinen, wenn der Durchmeſſer des Kerns gegen den Durchmeſſer des ganzen Cylinders groͤßer als 59 gegen 100 iſt. Huygens fuͤhrt das ganze roͤmiſche Phaͤnomen und Hevels Beobachtung ſehr gluͤcklich auf dieſe Theorie zuruͤck.
Weidler (Diſſ. de Parheliis a. 1736. viſis. Viteb. 1738. 4.) will zwar Huygens Erklaͤrung der Hoͤfe nicht gelten laſſen, billigt aber doch ſeine Vorſtellungsart von der Entſtehung des weißen horizontalen Kreiſes durch die Reflerion des Lichts von cylindriſchen Eisnadeln. Muſſchenbroek fuͤhrt auch an, daß nach Maraldi, Weidlers und Krafts Bemerkung ſolche Eisnadeln nach Verſchwindung der Nebenſonnen wirklich aus der Luft geſallen ſind, nur daß man ſie nicht in der Mitte undurchſtchtig geſunden hat, und daß nach Ellis und Middleron in Nordamerika die Luft bisweilen mit ſichtbaren Ei<*>nadeln angefuͤllt ſey. Einige Einwendungen gegen Huygens Hypotheſe aus Beobachtungen, theilt Mallet mit (Abhdl. der ſchwed. Akad. der Wiſſ. XXV. Band. S. 47.).
So gekuͤnſtelt auch die hugenianiſche Erklaͤrung ſcheinen mag, ſo kan man ſich doch die Sache ſchwerlich anders vorſtellen, als daß die Kreiſe, ſie moͤgen weiß oder farbig ſeyn, in bloßen Nebeln und Duͤnſten entſpringen, die entweder aus kleinen Waſſertroͤpſchen oder aus Dunſtblaͤschen beſtehen.
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