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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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verfliegen bey weit geringerer Hitze, daher die Flecke, die sie auf Papier zurücklassen, durch Erwärmung vergehen, auch die Oele selbst leicht und ohne Dacht entzündlich sind.

Diese Oele haben einen scharfen brennenden Geschmack, und geben Merkmale einer Säure, von der sie durchdrungen sind. Wenn sie lang an der Luft stehen, verlieren sie viel von ihrem flüchtigen Theile, und nehmen die Consistenz und den Geruch des Terpentins an. Durch eine neue Destillation kan man alsdann das noch übrige fluchtige Oel wieder ausscheiden und frisch erhalten. Auch das harzige Rückbleibsel wird durch wiederholte Destillationen wieder flüchtig, erhält aber den vorigen gewürzhaften Geruch nie wieder. Es bestehen also diese Oele aus einem harzigen Theile, und einem flüchtigen, der der Pflanze, die ihn hergab, eigenthümlich ist, und den Boerhave den belebenden Geist (Spiritus rector) der Pslanze genannt hat.

Im Weingeiste lösen sie sich auf, auch einigermaaßen im Wasser, dem sie ihren Geruch und Geschmack mittheilen, daher der Spiritus rector im Wasser völlig auflöslich zu seyn scheint. Mit den Säuren verbinden sie sich leichter, als die fetten Oele, weit schwerer aber mit den Laugensalzen, mit denen sie bey der Glühhitze vereiniget die starkeyische Seife geben, die man gewöhnlich aus dem Gewächslaugensalze und Terpentinöl bereitet.

Die meisten ätherischen Oele sind specifisch leichter, als das Wasser. Nur einige sehr gewürzhafte, z. B. Nelkenöl, Zimmetöl rc. fallen zu Boden. Einige, wie Terpentinöl, Citronenöl, sind sehr flüßig; andere, z. B. Anisöl, Rosenöl, sind consistenter und gerinnen bald im Kühlen.

Mit der rauchenden Salpetersäure bringen die meisten eine freywillige und sehr lebhafte Entzündung hervor, ein Phänomen, das Borrichius (Acta Hafniensia ann. 1671. p. 133.) zuerst am Terpentinöle entdeckte, und dessen Prüfung und Erklärung den Chymikern sehr viele Mühe gemacht hat.

Brenzliche, empyrevmatische Oele (olea adusta, foetida, empyrevmatica, huiles fetides empyreumatiques) heißen alle durch die Destillation mit einer größern Hitze,


verfliegen bey weit geringerer Hitze, daher die Flecke, die ſie auf Papier zuruͤcklaſſen, durch Erwaͤrmung vergehen, auch die Oele ſelbſt leicht und ohne Dacht entzuͤndlich ſind.

Dieſe Oele haben einen ſcharfen brennenden Geſchmack, und geben Merkmale einer Saͤure, von der ſie durchdrungen ſind. Wenn ſie lang an der Luft ſtehen, verlieren ſie viel von ihrem fluͤchtigen Theile, und nehmen die Conſiſtenz und den Geruch des Terpentins an. Durch eine neue Deſtillation kan man alsdann das noch uͤbrige fluchtige Oel wieder ausſcheiden und friſch erhalten. Auch das harzige Ruͤckbleibſel wird durch wiederholte Deſtillationen wieder fluͤchtig, erhaͤlt aber den vorigen gewuͤrzhaften Geruch nie wieder. Es beſtehen alſo dieſe Oele aus einem harzigen Theile, und einem fluͤchtigen, der der Pflanze, die ihn hergab, eigenthuͤmlich iſt, und den Boerhave den belebenden Geiſt (Spiritus rector) der Pſlanze genannt hat.

Im Weingeiſte loͤſen ſie ſich auf, auch einigermaaßen im Waſſer, dem ſie ihren Geruch und Geſchmack mittheilen, daher der Spiritus rector im Waſſer voͤllig aufloͤslich zu ſeyn ſcheint. Mit den Saͤuren verbinden ſie ſich leichter, als die fetten Oele, weit ſchwerer aber mit den Laugenſalzen, mit denen ſie bey der Gluͤhhitze vereiniget die ſtarkeyiſche Seife geben, die man gewoͤhnlich aus dem Gewaͤchslaugenſalze und Terpentinoͤl bereitet.

Die meiſten aͤtheriſchen Oele ſind ſpecifiſch leichter, als das Waſſer. Nur einige ſehr gewuͤrzhafte, z. B. Nelkenoͤl, Zimmetoͤl rc. fallen zu Boden. Einige, wie Terpentinoͤl, Citronenoͤl, ſind ſehr fluͤßig; andere, z. B. Anisoͤl, Roſenoͤl, ſind conſiſtenter und gerinnen bald im Kuͤhlen.

Mit der rauchenden Salpeterſaͤure bringen die meiſten eine freywillige und ſehr lebhafte Entzuͤndung hervor, ein Phaͤnomen, das Borrichius (Acta Hafnienſia ann. 1671. p. 133.) zuerſt am Terpentinoͤle entdeckte, und deſſen Pruͤfung und Erklaͤrung den Chymikern ſehr viele Muͤhe gemacht hat.

Brenzliche, empyrevmatiſche Oele (olea aduſta, foetida, empyrevmatica, huiles fétides empyreumatiques) heißen alle durch die Deſtillation mit einer groͤßern Hitze,

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[383/0389] verfliegen bey weit geringerer Hitze, daher die Flecke, die ſie auf Papier zuruͤcklaſſen, durch Erwaͤrmung vergehen, auch die Oele ſelbſt leicht und ohne Dacht entzuͤndlich ſind. Dieſe Oele haben einen ſcharfen brennenden Geſchmack, und geben Merkmale einer Saͤure, von der ſie durchdrungen ſind. Wenn ſie lang an der Luft ſtehen, verlieren ſie viel von ihrem fluͤchtigen Theile, und nehmen die Conſiſtenz und den Geruch des Terpentins an. Durch eine neue Deſtillation kan man alsdann das noch uͤbrige fluchtige Oel wieder ausſcheiden und friſch erhalten. Auch das harzige Ruͤckbleibſel wird durch wiederholte Deſtillationen wieder fluͤchtig, erhaͤlt aber den vorigen gewuͤrzhaften Geruch nie wieder. Es beſtehen alſo dieſe Oele aus einem harzigen Theile, und einem fluͤchtigen, der der Pflanze, die ihn hergab, eigenthuͤmlich iſt, und den Boerhave den belebenden Geiſt (Spiritus rector) der Pſlanze genannt hat. Im Weingeiſte loͤſen ſie ſich auf, auch einigermaaßen im Waſſer, dem ſie ihren Geruch und Geſchmack mittheilen, daher der Spiritus rector im Waſſer voͤllig aufloͤslich zu ſeyn ſcheint. Mit den Saͤuren verbinden ſie ſich leichter, als die fetten Oele, weit ſchwerer aber mit den Laugenſalzen, mit denen ſie bey der Gluͤhhitze vereiniget die ſtarkeyiſche Seife geben, die man gewoͤhnlich aus dem Gewaͤchslaugenſalze und Terpentinoͤl bereitet. Die meiſten aͤtheriſchen Oele ſind ſpecifiſch leichter, als das Waſſer. Nur einige ſehr gewuͤrzhafte, z. B. Nelkenoͤl, Zimmetoͤl rc. fallen zu Boden. Einige, wie Terpentinoͤl, Citronenoͤl, ſind ſehr fluͤßig; andere, z. B. Anisoͤl, Roſenoͤl, ſind conſiſtenter und gerinnen bald im Kuͤhlen. Mit der rauchenden Salpeterſaͤure bringen die meiſten eine freywillige und ſehr lebhafte Entzuͤndung hervor, ein Phaͤnomen, das Borrichius (Acta Hafnienſia ann. 1671. p. 133.) zuerſt am Terpentinoͤle entdeckte, und deſſen Pruͤfung und Erklaͤrung den Chymikern ſehr viele Muͤhe gemacht hat. Brenzliche, empyrevmatiſche Oele (olea aduſta, foetida, empyrevmatica, huiles fétides empyreumatiques) heißen alle durch die Deſtillation mit einer groͤßern Hitze,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/389>, abgerufen am 21.11.2024.