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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Wolken selbst aus einem Niederschlage dieser Dünste entstehen, so scheint es sehr natürlich, diese Eigenschaft der Dünste, wo nicht für die einzige, doch gewiß für eine Hauptursache der Elektricität der Luft und der Wolken anzunehmen.

Die Luftelektricität hat auf die Gesundheit des menschlichen Körpers, auf die Witterung, und insbesondere auf Vegetation und Fruchtbarkeit einen nicht zu verkennenden Einfluß. Jhre Wirkungen auf die Gesundheit hat Bertholon de St. Lazare (Anwendung und Wirksamkeit der Elektricität zur Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit des menschlichen Körpers, a. d. Frzmit neuen Erfahrungen bereichert von D. C. G. Kühn, Leipzig, 1788. 8.) umständlich aus einander gesetzt. Wie nothwendig es sey, den übrigen meteorologischen Beobachtungen auch Angaben der Luftelektricität beyzufügen, zeigt Herr Achard (Mem. de l'Acad. de Prusse. 1780.), welcher insbesondere erweiset, daß das Aufsteigen und Niederfallen des Thaues durch die Luftelektricität befördert oder verhindert werden könne. Endlich scheint auch ihr Einfluß auf das Wachsthum der Pflanzen außer Zweifel zu seyn. Im Frühlinge, wenn sich die Vegetation erneuert, erscheinen auch von Zeit zu Zeit elektrische Wolken, welche Regen ausgießen. Die Elektricität der Wolken und des Regens nimmt zu bis in die Zeit des Herbsts, in welcher die letzten Früchte eingesammelt werden. Die elektrische Materie scheint die Triebfeder zu seyn, welche die Dünste sammelt, die Wolken bildet und dann wieder gebraucht wird, sie zu zerstören, und in Regen aufzulösen. Die Erfahrung lehrt auch, daß kein Begießen so fruchtbar sey, als der Regen; besonders derjenige, welcher die Gewitter begleitet. Man schloß sonst aus Versuchen mit künstlicher Elektricität, daß das positive Elektrisiren die Vegetation befördere: allein die Herren Ingenhouß (Rozier Observ. sur la physique etc. May. 1788.) und Schwankhard (s. Magaz. für das Neuste aus der Phys. V. B. 1. St. S. 161. u. f.) haben durch sehr sorgfältige Versuche


Wolken ſelbſt aus einem Niederſchlage dieſer Duͤnſte entſtehen, ſo ſcheint es ſehr natuͤrlich, dieſe Eigenſchaft der Duͤnſte, wo nicht fuͤr die einzige, doch gewiß fuͤr eine Haupturſache der Elektricitaͤt der Luft und der Wolken anzunehmen.

Die Luftelektricitaͤt hat auf die Geſundheit des menſchlichen Koͤrpers, auf die Witterung, und insbeſondere auf Vegetation und Fruchtbarkeit einen nicht zu verkennenden Einfluß. Jhre Wirkungen auf die Geſundheit hat Bertholon de St. Lazare (Anwendung und Wirkſamkeit der Elektricitaͤt zur Erhaltung und Wiederherſtellung der Geſundheit des menſchlichen Koͤrpers, a. d. Frzmit neuen Erfahrungen bereichert von D. C. G. Kuͤhn, Leipzig, 1788. 8.) umſtaͤndlich aus einander geſetzt. Wie nothwendig es ſey, den uͤbrigen meteorologiſchen Beobachtungen auch Angaben der Luftelektricitaͤt beyzufuͤgen, zeigt Herr Achard (Mém. de l'Acad. de Pruſſe. 1780.), welcher insbeſondere erweiſet, daß das Aufſteigen und Niederfallen des Thaues durch die Luftelektricitaͤt befoͤrdert oder verhindert werden koͤnne. Endlich ſcheint auch ihr Einfluß auf das Wachsthum der Pflanzen außer Zweifel zu ſeyn. Im Fruͤhlinge, wenn ſich die Vegetation erneuert, erſcheinen auch von Zeit zu Zeit elektriſche Wolken, welche Regen ausgießen. Die Elektricitaͤt der Wolken und des Regens nimmt zu bis in die Zeit des Herbſts, in welcher die letzten Fruͤchte eingeſammelt werden. Die elektriſche Materie ſcheint die Triebfeder zu ſeyn, welche die Duͤnſte ſammelt, die Wolken bildet und dann wieder gebraucht wird, ſie zu zerſtoͤren, und in Regen aufzuloͤſen. Die Erfahrung lehrt auch, daß kein Begießen ſo fruchtbar ſey, als der Regen; beſonders derjenige, welcher die Gewitter begleitet. Man ſchloß ſonſt aus Verſuchen mit kuͤnſtlicher Elektricitaͤt, daß das poſitive Elektriſiren die Vegetation befoͤrdere: allein die Herren Ingenhouß (Rozier Obſerv. ſur la phyſique etc. May. 1788.) und Schwankhard (ſ. Magaz. fuͤr das Neuſte aus der Phyſ. V. B. 1. St. S. 161. u. f.) haben durch ſehr ſorgfaͤltige Verſuche

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[35/0041] Wolken ſelbſt aus einem Niederſchlage dieſer Duͤnſte entſtehen, ſo ſcheint es ſehr natuͤrlich, dieſe Eigenſchaft der Duͤnſte, wo nicht fuͤr die einzige, doch gewiß fuͤr eine Haupturſache der Elektricitaͤt der Luft und der Wolken anzunehmen. Die Luftelektricitaͤt hat auf die Geſundheit des menſchlichen Koͤrpers, auf die Witterung, und insbeſondere auf Vegetation und Fruchtbarkeit einen nicht zu verkennenden Einfluß. Jhre Wirkungen auf die Geſundheit hat Bertholon de St. Lazare (Anwendung und Wirkſamkeit der Elektricitaͤt zur Erhaltung und Wiederherſtellung der Geſundheit des menſchlichen Koͤrpers, a. d. Frzmit neuen Erfahrungen bereichert von D. C. G. Kuͤhn, Leipzig, 1788. 8.) umſtaͤndlich aus einander geſetzt. Wie nothwendig es ſey, den uͤbrigen meteorologiſchen Beobachtungen auch Angaben der Luftelektricitaͤt beyzufuͤgen, zeigt Herr Achard (Mém. de l'Acad. de Pruſſe. 1780.), welcher insbeſondere erweiſet, daß das Aufſteigen und Niederfallen des Thaues durch die Luftelektricitaͤt befoͤrdert oder verhindert werden koͤnne. Endlich ſcheint auch ihr Einfluß auf das Wachsthum der Pflanzen außer Zweifel zu ſeyn. Im Fruͤhlinge, wenn ſich die Vegetation erneuert, erſcheinen auch von Zeit zu Zeit elektriſche Wolken, welche Regen ausgießen. Die Elektricitaͤt der Wolken und des Regens nimmt zu bis in die Zeit des Herbſts, in welcher die letzten Fruͤchte eingeſammelt werden. Die elektriſche Materie ſcheint die Triebfeder zu ſeyn, welche die Duͤnſte ſammelt, die Wolken bildet und dann wieder gebraucht wird, ſie zu zerſtoͤren, und in Regen aufzuloͤſen. Die Erfahrung lehrt auch, daß kein Begießen ſo fruchtbar ſey, als der Regen; beſonders derjenige, welcher die Gewitter begleitet. Man ſchloß ſonſt aus Verſuchen mit kuͤnſtlicher Elektricitaͤt, daß das poſitive Elektriſiren die Vegetation befoͤrdere: allein die Herren Ingenhouß (Rozier Obſerv. ſur la phyſique etc. May. 1788.) und Schwankhard (ſ. Magaz. fuͤr das Neuſte aus der Phyſ. V. B. 1. St. S. 161. u. f.) haben durch ſehr ſorgfaͤltige Verſuche

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/41>, abgerufen am 21.11.2024.